𝟏𝟏 | 𝐩𝐫𝐢𝐬𝐨𝐧 𝐜𝐞𝐥𝐥
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LOKI SCHIEN ZIEMLICH unruhig zu werden, jetzt wo ich mit ihm hier zusammen in dieser Zelle stand. Wahrscheinlich war er in der Sorge, dass ich ihn ein zweites Mal umhauen würde, aber das war diesmal gar nicht meine Absicht.. auch wenn er es verdient hätte.
Doch ich bemerkte noch andere Veränderungen an seinem Auftreten. Seine sonst so starke Selbstsicherheit, die sich schon eher in Arroganz äußerte, schien verblasst zu sein. Er wich meinen Blicken aus, anstatt mir standhaft gegenüber zu stehen, setzte er sich auf sein Bett, wartete scheinbar darauf, dass ich etwas sagte.
Ich war jedoch nicht hier um mich um seine Probleme zu kümmern. Um ehrlich zu sein, waren diese mir auch vollkommen egal.
,,Was ist? Du weißt warum ich hier bin, also schau in meine Erinnerungen, oder was auch immer du dafür tun musst und gib mir meine Antworten", sprach ich mit deutlich genervter Stimme als noch zuvor. Loki sah mich kurz an, runzelte seine Stirn. ,,Hast du keine Angst, dass dich hier jemand erwischt? Vor allem bei mir, einem Gefangenen?", fragte mich der Gott des Schabernacks, schien dabei beinahe wirklich besorgt um mich, so gut konnte er sich verstellen. Natürlich wusste ich, dass er es nur tat um abzulenken, um sich Zeit zu verschaffen.
Meine Hoffnung, dass ich meine Antworten endlich von ihm bekommen würden, schwanden von Sekunde zu Sekunde. Nervosität breitete sich in mir aus. Ich musste ihn dazu bringen, mir die Antworten zu geben, bevor noch jemand mitbekam das ich hier war.
Schnellen Schrittes ging ich auf ihn zu, zog ihn vom Bett herunter, schubste ihn gegen die Wand hinter sich, Griff nach dem Messer, welches ich die ganze Zeit über gut versteckt hatte. Bedrohlich hielt ich es ihm gegen die Kehle.
,,Erzähl mir endlich das, weswegen ich hier her gekommen bin oder ich tue das, was ich schon in New York hätte tun müssen", drohte ich ihm. Natürlich hätte ich ihm jetzt nicht wirklich etwas angetan.. auch wenn es mir beinahe in den Fingern kitzelte.
Sein Blick wurde beinahe ängstlich, als ich ihm in die Augen sah. Doch entgegen meiner Erwartung, dass er mich aus Eigenschutz selbst angriff, legte er sanft seine kühlen Hände auf meine, brachte mich dazu, das Messer wieder herunter zu nehmen.
Was geschah hier? Warum zur Hölle wirkte Loki so verändert? War das sein Plan um hier irgendwie herauszukommen? Mich zu überlisten?
,,Ich werde es tun.. aber hast du dir auch gut überlegt, dass du vielleicht etwas erfahren wirst, was dich schockieren könnte? Immerhin wird es seine Gründe haben, warum du an einer Amnesie leidest", fragte er mich, ließ mich damit noch mehr verwirren, so, dass ich mich von ihm löste, ein paar Schritte durch seine Zelle ging, mich erst einmal sammeln musste. Darauf war ich wirklich nicht vorbereitet. Nicht auf einen Loki der so tat, als würde er sich Sorgen um mich machen.
Ich schmunzelte bei diesem Gedanken. Dieser Mann war unberechenbar, er würde alles tun um mich auszuspielen, was hatte ich also erwartet? Wieder ging ich auf ihn zu, blieb kurz vor ihm stehen.
,,Ich glaube nicht, dass es dich zu interessieren hat wie ich damit umgehen werde", antworte ich ihm mit unterdrückter Stimme, wollte das Thema damit gut sein lassen, doch ich konnte nicht. Aus irgendeinem verdammten Grund konnte ich es nicht dabei belassen.
,,Kannst du dir vorstellen wie es ist, seit Jahren auf der Suche nach seinem wahren Leben zu sein?! Sich nie richtig dazugehörig zu fühlen, weil dir diese Sache immer im Weg stand? Du dich nie getraut hast Beziehungen einzugehen weil die Angst, irgendwann wieder aufzuwachen und nichts mehr zu wissen, jeden vergessen zu haben und die Menschen die dir wichtig waren zurückzulassen, zu groß ist?! Und dann hast du endlich doch jemanden gefunden, den du endlich an deinem Leben Teilhaben ließt, jede Bedenken und Probleme anvertrauen konntest und dann wird dir genau diese Person genommen?! Du siehst wie sie von jemanden getötet wird, den du jetzt auch noch Wiedersehen musst, weil er vielleicht deine einzige Chance ist endlich zu wissen wer du bist?! K-Kannst du dir das verdammt nochmal vorstellen?!", auch wenn ich ihn die ganze Zeit über angeschrien hatte, wurde meine Stimme zum Ende hin immer brüchiger, ich hatte selbst nicht einmal mitbekommen, dass ich angefangen hatte zu weinen.
Sofort versuchte ich die Tränen aus meinem Gesicht zu wischen, doch es klappte nicht. Immer wieder liefen mir neue über die Wangen. Ich drehte mich von Loki weg, versuchte mich zu beruhigen, bis ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Sofort spannte sich mein Körper an, ich drehte mich wieder zu ihm, sah in sein Gesicht, dass mich besorgt anblickte, auch er schien beinahe den Tränen nah zu sein.
,,E-Es tut mir Leid.. das was ich getan habe.. dir angetan habe.. ich hatte keine andere Wahl", stotterte er, hatte noch immer seine Hand auf meiner Schulter.
Doch ich schnaufte nur auf, schlug sie von mir herunter und entfernte mich ein paar Schritte von ihm. Ich hatte langsam genug davon. Ich wollte nicht, dass er sich entschuldigte, denn es nützte nichts. Es würde den Schaden den er verursacht hatte, nicht mehr rückgängig machen, weder würde es Coulson zurückbringen.
Doch auch wenn ich ihn am Liebsten zum Schweigen gebracht hätte, verwunderte mich eine Aussage. ,,Was meinst du mit, du hattest keine Wahl?", fragte ich, blickte durchdringend in seine Augen. Es war beinahe so er hätte ich Angst in ihnen sehen können.
Doch er löste sich von meinem Blick als er es scheinbar nicht mehr aussieht, setzte sich zurück auf sein Bett. Was war nur los mit ihm? Warum wirkte er so verändert? So langsam war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob er das alles so spielen konnte.
Ich hatte sonst immer die Fähigkeit die Emotionen und Gefühle meines Gegenübers zu erkennen, regelrecht lesen zu können, selbst wenn er sie überspielen wollte, doch bei Loki war ich mir nie sicher. Ich konnte einfach nicht erkennen, ob er mich nur anlog oder wirklich die Wahrheit sagte.
Aber auch wenn er gerade wirklich ehrlich war, konnte es mir egal sein. Er war ein schrecklicher Mensch, oder Gott.. oder was er auch immer war. Ich würde ihm nicht verzeihen können, egal was auch immer er dafür tun würde. Warum auch? Wenn ich meine Antworten hatte, würde ich ihn nie wieder sehen. Es reichte mir schon, ihm gerade jetzt noch gegenüber stehen zu müssen.
Noch immer saß Loki auf dem Bett, hatte meine Frage ignoriert, doch als er meinen erwartungsvollen Blick bemerkte, seufzte er, zeigte neben sich, damit ich mich neben ihn setzte. Scheinbar war er jetzt endlich dazu bereit mir zu helfen. Angespannt setzte ich mich zu ihm, atmete tief ein, sah noch einmal zu ihm. Es war so, als wolle er noch ein letztes Mal sicher gehen, ob ich es wirklich wollte. Ohne ihn noch einmal anzumachen, nickte ich erschöpft, wollte einfach nur, dass er mir endlich meine Antworten gab.
Langsam legte er seine Finger an meine Schläfen, drückte leicht gegen diese, während ich meine Augen schloss. Doch gerade als ich spürte, dass er in meinem Gedächtnis suchte, hörte ich mehrere laute Schritte, die scheinbar aus dem Gang kamen.
Panisch sah ich zu Loki, wusste nicht genau was ich tun sollte. Das Alles konnte nichts Gutes bedeuten. Wenn mich hier jemand erwischte, dann könnte ich wirklich in Gefahr sein. Ich wusste nicht genau was meine Strafe sein würde, aber wenn selbst Thor sich darüber Sorgen machte, dann würde ich wohl nicht nur mit einer Verwarnung zurück zur Erde reisen. Wie erstarrt saß ich auf dem Bett, immerhin war die Zelle offen, es gab keine Möglichkeit mich zu verstecken.
Doch Loki reagierte schnell. Er stand von dem Bett auf, bewegte beinahe elegant seine Hand vor mir bevor er sich an das magnetische Feld stellte, an dem in diesem Moment auch schon die Wachen vor standen. Ich beobachtete, wie sie Loki kurz verwirrt ansahen, jedoch nicht zu mir blickten, als sahen sie mich gar nicht. Er musste eine Illusion erschaffen haben, die mich vor den Männern versteckte. Ich versuchte ruhig zu bleiben, mich keinen Millimeter zu bewegen, aus Angst, ich könnte die Illusion zerstören.
,,Wir wissen, dass sie nicht allein sind, Prinz Loki", sagte einer der Wächter zu ihm, während Loki seine Hände unschuldig nach oben hob, versuchte die Situation ins lächerliche zu ziehen. ,,Wieso sollte jemand hier sein? Ihr seht doch, dass ich allein bin", antwortete er ihnen selbstbewusst, doch die Männer ließen sich nicht verunsichern.
Plötzlich öffneten sie das Magnetfeld, bedrohten Loki mit ihren Sperren, ließen ihn in seiner Zelle zurücktreten, soweit, bis er seine eigene Illusion durchbrach, ich somit auch vor den Wachen sichtbar wurde.
Panisch sah ich zu Loki, doch bevor er mir irgendein Zeichen geben konnte, griffen uns die Wachen an, wollten mich festnehmen. Blitzschnell sprang ich vom Bett auf, versuchte mich von den in Rüstung umhüllen Männern zu verteidigen, es irgendwie aus dieser Zelle zu schaffen, doch je länger wir gegen sie kämpften, desto mehr Verstärkung holten sie. Ich versuchte ihre Schläge abzublocken, schaffte es einige von ihnen sogar zu verwunden, doch irgendwann schafften es weder Loki, noch ich gegen die bewaffneten Männer anzukommen.
Mehrere von ihnen mussten uns festhalten, während Loki sie anschrie, uns frei zu lassen, beobachtete ich ihn nur, musste feststellen, dass wir keine Chance mehr gegen sie hatten. Es waren mittlerweile zu viele, da würde meine Klinge auch nichts mehr anrichten können.
Ohne mich noch weiter zu wehren, ließ ich mich aus der Zelle ziehen, blickte noch ein letztes Mal zu Loki, der auch mich panisch anblickte, mir etwas zurief, was ich durch die lauten Stimmen der Wachen nicht mehr verstand, bevor ich wieder zurück in den modrigen Gang gezogen wurde.
Auch wenn das, was mich jetzt eventuell erwarten würde Angst bereitete, machte es mich noch viel unruhiger, dass Loki gerade beinahe sein Leben riskiert hatte, nur damit ich nicht gefangen genommen wurde. Für einen Moment hatte ich wirklich den Gedanken daran verschwendet, dass er vielleicht doch ein gar nicht so schlimmes Wesen war, das etwas ihn ihm sogar ganz nett und sympathisch wirkte.
Doch sofort verdrängte ich diesen Gedanken wieder, schlug ihn mir beinahe schon aus dem Kopf. Loki war der Gott des Schabernacks, natürlich würde er alles dafür tun um mein Vertrauen zu gelangen. Denn wahrscheinlich war ich nicht die einzige, die noch immer tief in ihr nach Rache aus war. Denn ich hatte ihn geschnappt, hatte ihn den Avengers ausgeliefert. Ohne mich, wäre er vielleicht nie in diese Zelle gekommen.
Auch wenn er nicht den Anschein machte, würde er wahrscheinlich alles dafür tun, nur um mich ebenfalls hinter Gittern zu sehen. Zumindest war es das einzige, was ich mir in diesem Moment vorstellen konnte.. auch wenn er mir gerade helfen wollte, ohne, dass ich ihn darum bat.
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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! Über Feedback von euch würde ich mich sehr freuen :)
lea <3
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