𝟏𝟎 | 𝐚𝐬𝐠𝐚𝐫𝐝

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ALS ICH MEINE AUGEN wieder öffnete, konnte ich mich kaum auf den Beinen halten, fühlte mich noch ein wenig schummrig, immerhin waren wir gerade in binnen von Sekunden durch das Universum gereist.

Doch dieses Gefühl der Benommenheit verschwand direkt, als ich mich umsah. Das was dort vor mir lag, übertraf all meine Vorstellungen, die ich von diesem Ort hatte. Dieser Planet war nicht einmal vergleichbar mit der Erde. Wir befanden uns in einem kuppelähnlichen Gebäude, bewacht von einem Mann, der ein riesiges Schwert in der Hand hielt, uns mit seinen bernsteinfarbenen Augen betrachtete.

Aber das war nicht der Grund, der mich so zum staunen brachte. Hinter der langen Brücke, die sich über mehrere Kilometer ausstreckte, lag Asgard. Eine so prachtvolle Stadt, die in der Ferne beinahe goldend glänzte.

Erst als sich Thor langsam aus meinem noch immer verkrampften Griff befreite, konnte ich meine Augen von der Stadt vor uns lassen. Noch immer konnte ich nicht realisieren, dass wir wirklich auf einem anderen Planeten, fernab von der Erde und all dem was ich vorher kannte, waren.

,,Heimdall, ich wäre dir dankbar, wenn das unter uns bleiben würde, okay?", sprach er zu dem Mann, der uns die ganze Zeit über beobachtete. Sein Blick verriet mir, dass er bedenken wegen mir hatte, doch er sagte nichts, nickte Thor nur zu. Dieser bildete mit seinem Lippen ein kurzes Danke, bevor wir beide das Gebäude verließen und über die riesige Brücke gingen. Noch immer war ich von dem Anblick vor uns beeindruckt, als wir der glitzernden Stadt immer näher kamen.

,,Layla?", fragte mich Thor, ließ damit meine Aufmerksamkeit wieder auf ihm ruhen. ,,Wir müssen uns gedeckt halten, okay? Wenn wir Asgard erreichen, werde ich dir neue Kleidung geben, damit du nicht so sehr auffällst. Es ist wichtig, dass der Allvater nicht mitbekommt, dass du hier bist", sprach er zu mir. Ich nickte ihm zustimmend zu, bevor ich meinen Blick wieder auf die Gebäude legte, die uns langsam immer näher kamen.

Um ehrlich zu sein wollte ich, auch wenn Asgard so wunderschön war, dass ich mir am liebsten jeden Fleck der Stadt angesehen hätte, gar nicht lang hier bleiben. Ich wollte nur zu Loki, wissen ob das was er mir erzählt hatte der Wahrheit entsprach und dann wieder von hier verschwinden.

Aber ich hatte mir noch keine Gedanken darüber gemacht was ich machen würde, wenn ich wirklich aus Asgard käme. Würde ich dann nicht doch bleiben wollen um mehr über mich zu erfahren? Ich wusste es selbst nicht.

Tief in mir glaubte ich noch immer nicht daran, dass ich hier her gehörte. Nichts was ich sah, gab mir eine Erinnerung. Alles hier war so neu für mich, so unbekannt. Wenn ich wirklich aus Asgard käme, würden dann meine Erinnerungen nicht vielleicht doch zurückkommen?

Meine Muskeln spannten sich an, als wir den Toren der Stadt immer näher kamen. Thor schien meine Anspannung zu merken, weshalb er mir seinen Arm anbot, an dem ich mich einhakte. Mein Herz schlug schneller, als ich die ersten Blicke in die Stadt werfen konnte.

Ich war nun wirklich hier in Asgard. Auf einem fremden Planeten, fernab von meinem eigenen, zusammen mit dem Gott des Donners. Hätte mir jemand vor einem Jahr erzählt wo ich heute wäre, dann hätte ich diese Person wohl für verrückt erklärt.

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,,Können eure Leute wirklich den ganzen Tag in solcher Kleidung rumlaufen?", fragte ich Thor, als ich mir das Kleid, welches aus mehreren Lagen Stoff bestand, übergezogen hatte. Ich hätte mir wirklich etwas komfortableres gewünscht, aber zuerst war es wohl wichtig nicht erkannt zu werden.

Ich wusste nicht wie es auf diesem Planeten ablief, aber selbst Thor wurde schon auf der Erde nicht sonderlich höflich begrüßt. Und wenn sein Vater nichts von meiner Ankunft wissen sollte, dann sollte es wohl besser sein, unentdeckt zu bleiben und schnellstmöglich wieder zurück zu reisen.

,,Du wirst es schon überleben", witzelte er, als wir durch die Flure des Königshauses liefen. Auch hier sah alles so prachtvoll aus, noch nie hatte ich solch eine Art der Baukunst betrachten können. Okay, wie auch, wenn die meisten Gebäude in denen ich mich früher aufhielt, irgendwelche heruntergekommenen Lagerhallen oder unterirdische Bunker waren.

Vorsichtshalber legte ich mir ein Samttuch über die Haare, bedeckte mir damit noch ein wenig das Gesicht.

,,Was möchtest du eigentlich von Loki? Ich meine, bist du nicht froh gewesen, ihn nie wieder sehen zu müssen, nach dem was er getan hat?", fragte mich Thor, als wir gerade in einen anderen Flügel des Gebäudes hineinbogen. Sofort spannte ich mich wieder an. Ich wusste genau auf was er hinaus wollte. Oder besser auf wen. Scheinbar hatte Thor meinen plötzlichen Stimmungswechsel bemerkt.

,,Oh.. ich meine.. Entschuldigung. Ich wollte dich nicht daran erinnern", sprach er, sah besorgt zu mir, doch ich schenkte ihm ein müdes Lächeln. ,,Ist schon in Ordnung..", versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich verstand ja, warum ihn das alles sichtlich verwirrte. Aber ich konnte es ihm noch nicht sagen. Nicht, wenn ich nicht selbst endlich eine Antwort hatte. Deshalb versuchte ich mich irgendwie herauszureden.

,,Ich habe einfach ein paar Fragen an ihn, die mich die ganze Zeit über beschäftigen.. das ist alles", antwortete ich ihm, sah dabei starr nach Vorne, denn ich bemerkte seinen noch immer verwirrten Blick.

Glücklicherweise schienen wir endlich beim Eingang des Gefängnisses angekommen zu sein, was mich vor weiteren Fragen verschont bleiben ließ.

,,Wir wollen zu Loki, gewährt uns Eintritt", sprach Thor, mit beinahe schon absurd heorischer Stimme zu den Wachen vor uns, die das Tor bewachten. Ich bemerkte wie ihre Augen dabei auf mir lagen. ,,Wer ist sie?", fragte uns einer der Männer. Während ich schon glaubte, dass der ganze Plan hier scheitern würde, blieb Thor ganz entspannt. ,,Wer gibt euch die Erlaubnis das zu fragen?", antwortete er, kam ihnen einen Schritt näher. Ohne das sie etwas darauf erwiderten, öffneten sie uns das Tor, traten zur Seite. Ich musste mir ein Lächeln unterdrücken, als wir an ihnen vorbei gingen um die Zellen zu betreten.

Es war kühl hier unten. Ein langer Gang erstreckte sich vor uns, an denen all die Zellen lagen. Anders als ich es sonst von der Erde kannte, waren es keine Eisenstäbe die uns trennten, sondern eine Art Magnetfeld, durch das man die Gefangenen aus beobachten konnte. Unsicher blickte ich zu ihnen, spürte die Blicke die sie mir gaben. Scheinbar sahen sie nicht oft Frauen hier unten. Ich drehte mich zu Thor um, als dieser plötzlich stehen blieb.

,,Ab hier solltest du allein gehen. Lokis Zelle ist die letzte auf der rechten Seite", sagte er, lächelte mir zu und wollte zurückgehen, doch ich hielt seinen Arm fest, zog ihn in eine Umarmung. Als er seine Arme um mich legte, hatte ich kurz das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, so stark war er.

,,D-Danke dir.. wirklich. Ich bin dir etwas schuldig", flüsterte ich, bevor wir uns wieder lösten und er mich nun endgültig allein ließ.

Ich atmete tief durch, versuchte die Nervosität aus meinem Körper zu verbannen. Ich konnte es mir jetzt um keinen Fall erlauben unsicher zu wirken. Nicht hier. Nicht vor Loki. Langsamen Schrittes ging ich den restlichen Weg des dunklen und modrigen Ganges entlang, bis ich vor seiner Zelle stand.

Ein Schauer durchfuhr meinen Körper, als ich ihn sah. Er stand zuerst mit dem Rücken zu mir, schien gelangweilt in einem Buch zu blättern, doch schlug es zu, als er bemerkte, dass er Besuch bekam. Von jemanden, mit dem er wohl nie gerechnet hätte, sie je wieder zu sehen. Das dachte ich zumindest, als er sich zu mir drehte und ich seinen überraschten Blick sah.

All meine Muskeln im Körper verspannten sich, als sich unsere Blicke trafen. Meine Atmung wurde schneller, mein Herz schien vor Aufregung fast zu exportieren. Aber warum? War es wirklich nur der Gedanke daran, endlich etwas über meine Vergangenheit zu erfahren? Oder steckte mehr dahinter?

Nachdem wir uns für einige Momente nur ansahen, begann er der Scheibe immer dichter zu kommen, setzte dabei ein Grinsen auf. ,,Womit habe ich die Ehre verdient solch ein überraschenden Besuch zu bekommen?", fragte er schelmisch, analysierte dabei meinen ganzen Körper. Ich musste in diesem Kleid gerade mehr als nur lachhaft aussehen.

Doch ich musste mir gerade fast selbst ein Schmunzeln unterdrücken, immerhin waren wir doch fast schon in genau der gleichen Situation gewesen. Nur das ich diesmal nicht dafür verantwortlich war, auf ihn aufzupassen.

,,Ich denke du weißt ganz genau warum ich zu dir gekommen bin, Laufeyson", sprach ich selbstsicher, beobachtete dabei jede Veränderung in seinem Gesicht. Er ging ein paar Schritte durch die Zelle, nur um letztendlich wieder vor mir zu stehen.

,,Anscheinend war es dir also doch nicht so egal was ich über dich erzählt habe. Du musst wahrlich verzweifelt sein um mich um Hilfe zu bitten", sprach er, runzelte dabei seine Stirn, wollte mich scheinbar mit seinen Worten aus der Fassung bringen. Doch das würde er nicht. Ich hatte mir die letzten Tage sämtliche Szenarien, jede Möglichkeit, wie Loki auf mich reagieren würde durchgespielt, mich konnte nichts mehr schockieren.

,,Wenn es jemand anderen geben würde, dann wäre ich nicht hier", antwortete ich deshalb, schenkte ihm ein ironischen Lächeln. Für einen Moment musterte er mich, bevor er weiter sprach.

,,Ich würde dir ja wirklich gern helfen, aber wie du siehst bin ich in dieser Zelle gefangen und..", wollte er mir zu verstehen geben, doch ich unterbrach ihn, in dem ich mich auf die magnetische Wand vor mir konzentrierte, die Stelle die ich durchbrechen wollte, vorsichtig mit meinem Zeigefinger berührte. Ich spürte ein deutlichen Widerstand, jedoch schaffte ich es mit mehr Kraft die ich aufwand, das Magnetfeld zu brechen und schlüpfte mit einem großen Schritt zu Loki in die Zelle.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an, wusste anscheinend nicht wie er reagieren sollte. ,,W-Wie hast du das geschafft? Diese Zellen sind für jede Macht undurchlässig", stotterte er. Es war beinahe niedlich, wie ich ihn verunsichert hatte. Noch immer schien er meine Kräfte zu unterschätzen.

Das Durchbrechen von Atomen nutzte ich nur selten, um durch verschlossen Räume zu gehen, meistens bei Missionen, in denen ich geheime Akten stehlen sollte oder eine Geisel unbemerkt befreien konnte, jedoch war es jedes Mal aufs neue auch eine unglaublich anstrengende Fähigkeit die ich besaß. Immerhin hatte ich meinen Körper gerade durch irgendein magnetisches Feld gepresst, von dem ich nicht einmal genau wusste was es war, noch, ob ich das auch noch ein zweites Mal schaffen würde.

Von außen ließ ich mir meine Kraftlosigkeit nicht anmerken, sondern schmunzelte nur. ,,Scheinbar kennt Asgard meine Fähigkeiten noch nicht", antwortete ich ihm und ging langsamen Schrittes durch seine Zelle.

Meine Nervosität versuchte ich zu überspielen. Nicht nur, würde ich jetzt endlich erfahren, ob mich Loki angelogen oder wirklich die Wahrheit gesagt hatte, sondern selbst seine Präsenz ließ mich unruhig werden.

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, über Feedback würde ich mich wie immer sehr freuen. :)

lea <3

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