・𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟗・

Alana Rickman  08:12 Uhr  Samstag, der 09.05.1998

Zurück in unserem Schlafsaal setzte ich mich auf mein Bett, während die anderen drei sich gleichermaßen auf ihren Betten verteilt hatte, alle mit ihren neugierigen Blicken zu mir. Mir die Augen reibend, begann ich zu erzählen:

„Ich war wie besprochen in dieser Kneipe. Snape war schon da, als ich hereinkam. Ich hab das Gleiche bestellt wie er und hatte seine Aufmerksamkeit. Wir saßen nebeneinander an der Bar. Er hat mich angesehen und ich hab ihn angesprochen. Er ging mehr oder weniger auf meine Fragen ein. Meinte, die Story mit Lily stimme nicht und wollte nicht weiter darüber sprechen", begann ich und ließ möglichst viele Details aus. Wie viel konnte ich den drei Klatschtanten anvertrauen, ohne dass die ganze Schule davon Wind bekam.

„Es stimmt also nicht? Hm... warum hat er Harry dann beschützt?", stellte Lia die Frage, die ich Severus auch gestellt hatte.

„Befehl von Dumbledore", antwortete ich knapp.

„Und wie ging es weiter?", drängte Sophie nach mehr Informationen.

„Er sprang tatsächlich auf die Todessernummer an, dass meine Eltern tot seien und mit dem Waisenhaus und so weiter." Es schmerzte tief in mir, dass ich gerade die drei anlog und nicht Severus, so wie in fast allen anderen Punkten. Eigentlich war ich zu Severus ehrlicher gewesen als nun hier. Ich war schon länger ein Waisenkind, hatte im Heim neue Freunde und den Sinn des Lebens zurückerlangt, doch die Todesser hatten mir all dies binnen weniger Minuten genommen. Und so hatte ich mich tatsächlich von ihren mitnehmen lassen, um die übrigen Heimbewohner zu schützen. Seitdem hatte ich nichts mehr von ihnen gehört. Ich hatte es auch nicht gewollt, hatte neu beginnen wollen. Doch diese Geschichte hier gerade riss alte Wunden wieder auf und ließ mich innerlich bluten. „Jedenfalls habe ich ernsthaft versucht, sein Vertrauen zu gewinnen, aber er misstraute mir und so konnte ich ihn nicht rumkriegen. Addison war wohl nicht ganz sein Geschmack", endete ich völlig unehrlich. Und wie Addison seinen Geschmack getroffen hatte. Immerhin steckte auch viel Arbeit in ihrer Aufmachung. An sich hatte ich mich schnell in Addison verwandelt, aber die Arbeit vorher, herauszufinden, welche Augenfarbe und Frisur ihm gefiel. Welche Figur er mochte und welche Kleidung. Es hatte gedauert, Monate vielleicht. Ich wusste es schon gar nicht mehr, wusste nur, dass es jede Sekunde wert gewesen war. Die letzte Nacht war so unvergesslich gewesen, dass ich selbst davon geträumt hatte. Ich, die sonst nie träumte, hatte einen verdammt realitätsnahen Traum gehabt.

„Es hat nicht funktioniert?", hackte Lia enttäuscht nach.

„Nein, leider nicht", antwortete ich. „Na ja, so bin ich wenigstens darum gekommen, mit der Fledermaus zu schlafen", fügte ich lachend hinzu. Sofort stimmten die drei in mein Gelächter mit ein.

„Aber du hattest die Wette verloren", sagte Callie, um die drei zu verteidigen.

„Ja, ich weiß", erwiderte ich immer noch lachend. Es war ein scheinbar normales Lachen, doch in meinen Ohren klang es fürchterlich falsch.

„Also, haben wir unser Ziel erreicht?", fragte Lia mit der Mine einer Wissenschaftlerin, die den Tatsachen genau auf den Grund gehen wollte.

„Ich würde sagen so halb", antwortete ich.

„Wir wissen jetzt, dass die Sache mit Lily nicht wahr ist. Nicht nur, weil er es gesagt hat, auch weil er weder auf deine zurechtgemachten roten Haare noch auf deine grünen Augen angesprungen ist." Und wie er darauf angesprungen ist. „Außerdem wissen wir, dass er völlig vereinsamt ist, aber trotzdem keine Chance ergreift, eine hübsche Frau aufzureißen, die sich ihm indirekt anbietet." Doch, diese Chance hat er ergriffen, regelrecht an sich gerissen. „Aber leider konnten wir die eigentliche Frage, nämlich ob er noch eine andere Seite hat als die kalte aus dem Unterricht, nicht wirklich klären. Dafür war Alana nicht nah genug an ihm dran." Die hat er...

„Tja, das war's dann wohl mit unserem Experiment", seufzte ich.

„Und wenn wir es noch einmal versuchen? Wenn Addison plötzlich noch einmal da ist und ihn erneut anspricht?", schlug plötzlich Sophie vor.

„Nein", entfuhr es mir sofort. Ich konnte und wollte dieses falsche Spiel nicht weiter mit ihm treiben, so sehr mir die Nacht auch gefallen hatte. Ich konnte ihn nicht einfach so danach fallen lassen, so wie ich es zwar jetzt schon tat, aber es war nur eine Nacht gewesen. Nach mehreren würde es ihm und auch mir nur noch immer schwerer fallen, wieder zurück in die Wirklichkeit zu finden. „Das geht eher nicht so gut", fügte ich schnell auf die fragenden Blicke hinzu. „Er hat mich ziemlich deutlich abgewiesen."

„Schade... dann müssen wir uns an dieser Stelle wohl geschlagen geben", gab Lia nach. Erleichtert lächelte ich.

„Gut. Meine Rolle als Addison war doch sehr krampfhaft zu spielen. Ist gut, wenn ich damit aufhören kann", sagte ich schnell, um auch die anderen beiden zu überzeugen. Dann nickten glücklicherweise auch sie.

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