erstens / die Mission

❝ 𝙝𝙚𝙡𝙡, 𝙨𝙝𝙚'𝙨 𝙖 𝙖𝙨𝙨𝙖𝙨𝙞𝙣❞

𝐈𝐓𝐀𝐋𝐈𝐄𝐍/𝐏𝐈𝐀𝐙𝐙𝐀 𝐃𝐄𝐋 𝐌𝐈𝐆𝐔𝐄𝐋:  Leise huschte ich von Dach zu Dach, im stetigen Kontakt mit den Scharfschützinnen, welche meine Mission aus der Ferne beobachten würden. Doch mir war so oder so klar, dass jeder meiner Schritte vom Red Room überwacht wurde. So wie sie es immer taten. Sprich: ich hatte ein Problem weniger. Mit leichtfertigen Sprüngen tänzelte ich durch die hohen Hausmauern hindurch, bis ich endlich auf einer steinigen Dachterasse landete. Mit einem geübten Satz verschmolz mein Schatten mit denen der Häuser. Nur wenige Meter davor entdeckte ich mein Ziel: Hellblonde Haare, zu einem Zopf gebunden, schwarze Kleidung und gut versteckt einige Waffen darunter. Yelena Belova - eine Abtrünnige des Red Rooms. Sie schickten uns jedes Mal mit solch unmöglichen Missionen fort.

Schließlich war es ziemlich unmöglich, dem Red Room überhaupt zu entkommen, doch diese Entflohenen wieder zu ergreifen war ein noch höheres Level. Es erforderte Präzision, weit mehr als eine unter uns beherrschen würde. Und abgesehen davon, handelten unsere Ziele, bis auf einige Ausnahmen, aus freien Willen. Im Gegensatz zu den Mitgliedern des Red Rooms...



Während ich mich an meine Umgebung anpasste und praktisch unsichtbar wurde, sog ich die kalte Nachtluft in mich hinein. Es fühlte sich nach Freiheit an. Nach einem Gefühl, welches ich niemals erfahren werde. Dann ertönte ein grelles Signal in meinem Ohr: Das Zeichen des Angriffs, des Mordes. Es ging los.

Geschickt zog ich mich auf das betonierte Flachdach und bemühte mich keine Geräusche von mir zu geben. Die Blicke der Scharfschützinnen brannten mir im Rücken, doch dies war nichts Neues in. Zu oft hatte ich schon Missionen geleitet, zu oft war ich gescheitert. Genauso, wie es dieses Mal enden würde. Als Fehler im System. Und ich wollte mir wirklich ungern ausmalen, welche Strafe sie sich dieses Mal ausdenken würden.

Zwischen den herumstehenden Mülltonnen huschte ich umher und scannte meine Umgebung nach jeder Kleinigkeit ab. Geschütze, Bomben, Granaten. Doch glücklicherweise schien es, als hätte Belova keines dieser Dinge mit sich gebracht. Doch erst nach dem zweiten Scan, der über meine Linsen lief, verließ ich meine Deckung und landete mit einer geübten Pose auf dem Boden.

Mit schnellen, jedoch fast lautlosen Schritten rannte ich auf mein Ziel zu. Noch während ich lief, zog ich meine Waffe und schoss auf die Frau. Doch zu meinem Bedauern hatte Belova, bereits eine seit längere Ausbildung hinter sich.  Ungefähr das doppelte, was mir noch bevorstand. Blitzschnell drehte sie sich um und zog ebenfalls ihre Schusswaffe. Einige Schüsse fielen ihrerseits, denen ich jedoch mit einer flüchtigen Leichtigkeit ausweichen konnte. Doch mir - und vermutlich auch Yelena - war klar, dass wir diese Angelegenheit nicht mit Pistolenschüssen regeln konnten. So umkreisten wir uns, wie zwei hungrige Löwinnen, in tiefster Nacht, inmitten einer italienischen Piazza.

„Okay, lass mich raten: Du bist vom Red Room, um ums herum sitzen in etwa sieben Scharfschützen und du möchtest mich besiegen." 

Ich wollte lieber gar nicht erfahren, aus welchen Gründen sie all das wusste. Okay, eigentlich war es ziemlich klar.

„Nicht wirklich. Acht, um genau zu sein."

Humor konnte nie schaden, oder?

Verbissen zog ich meine Kapfstäbe und versuchte Belova mit komplizierten Sprüngen außer Gefecht zu setzen.

„Gleich ist es nur noch eine."

Belovas hinterhältiges Lächeln sollte sicherlich keinen guten Eindruck hinterlassen, doch ich ließ meine Maske nicht fallen. Mit einer tänzerischen Darbietung verhinderte ich flüchtig, dass sie mich erreichen konnte. Ich schöpfte all die Möglichkeiten und Kampfgeräte, welche der Hightech Anzug mir bot, aus und, wenn auch nur für einen kleinen Moment, hatte ich tatsächlich daran geglaubt, dass das hier gut ausgehen könnte. Dass ich einmal ohne Strafe davon kommen würde. Dummerweise zerstörte die Agentin meine Gleichung, als sie plötzlich die Überhand gewann. Mit schnellen und offenbar gezielten Schlägen, zwang sie mich auf die Knie und ein schmerzvolles Stöhnen verließ meine Lunge, während mein Kopf nur dumpf auf dem Pflasterboden aufschlug. Mein Blut kochte, doch ich hatte noch lange nicht mein letztes Ass gezogen. Mit einer fließenden Bewegung ließ ich einen kleinen Dolch aus den Tiefen meiner Stiefel gleiten, sprang auf und versuchte ihn, der auf mich zu stürmenden Yelena in die Schulter zu rammen.

Sie wich aus und überraschte mich mit dieser Reaktion. Aber noch war mein Job nicht erledigt. Ein Lächeln huschte über meine kalte Maske, zwang mich daraufhin aber sofort wieder in den Killer-Modus zu wechseln. Meine Hand wanderte an meine Gürteltaschen und ich tastete nach meinem modifizierten Taser - er verteilte statt Stromstößen, eine Dosis Schlafmittel. Doch ich konnte ihn nicht ertasten. Sofort ging ich die Möglichkeiten durch, wo ich ihn verloren haben könnte und scannte, ohne meinen Blick endgültig von der Frau abzuwenden, den Boden. Nichts. Gut, dann musste ich wohl oder übel mein Ziel sofort umbringen. Allerdings konnte ich auch meine Waffe nicht finden. Langsam breitete sich Panik in mir aus - sollte ich deswegen scheitern, würde die Strafe des Red Rooms alles andere als gnädig ausfallen. Jedoch durfte ich mich jetzt nicht davon einschüchtern lassen. Tief sog ich die Luft ein, aber zum Ausatmen des überschüssigen CO2's kam ich nicht mehr, denn eine schwarzgekleidete Gestalt sprang auf mich zu und katapultierte mich rücklings auf den Boden.

Es folgten weitere harte Hiebe, welchen ich schutzlos ausgeliefert war. Mit dem folgenden Tritt, schlug ich unangenehm gegen die Hauswand und vernahm zeitgleich ein leises Knacken - meine Rippen. Benommen rappelte ich mich auf und stürmte auf die Gestalt zu, während ich verbissen versuchte die enormen Schmerzen zu unterdrücken. Auch Belova war währenddessen wieder auf die Beine gekommen und hinderte mich jetzt daran ihrer Retterin ein Haar zu krümmen. Also eigentlich könnte ich diese Mission jetzt schon als "gescheitert" markieren. Gerade begann ich mich zu fragen, warum die Scharfschützinnen eigentlich nicht eingriffen und mir den ungebetenen Gast vom Hals hielten, als bereits die ersten Schüsse fielen. Doch sie kamen nicht, wie ich gehofft hatte, von unserer Seite, sondern aus den dunklen Gassen, welche sich quer durch die Häuser am Rande der Piazza zogen. Auch Belovas Beschützerin schoss auf die Dächer der Flachen Häuser. Noch bevor ich wirklich begriff, was eben passiert war, stürzte ich hinter die nächstbeste Deckung. Gut, eine Mülltonne war zugegebenermaßen keine gute Deckung, doch besser das als nichts. Dann schrie ich, zwischen den schon fast regelmäßig fallenden Schüssen, in meine Ohrstöpsel hinein. „S1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8?! Melden! Jetzt!" Die Stille, die danach in meinem Kommunikationsgerät herrschte, war schon fast einschüchternd. Okay, dann musste ich es anders regeln. Mit gezogenem Kampfstab sprang ich hinter der Tonne heraus und rannte in die nächste Gasse. Schüsse erfüllten die Luft und fast sekündlich schlugen Kugeln knapp neben mir ein.

Schnaufend versteckte ich mich in der Dunkelheit. Ich wollte nochmal versuchen jemanden zu erreichen. „An alle Einheiten: Agentin LR05 fordert Feuerschutz! Ist noch jemand am Leben?" Meine Stimme sackte immer weiter ab, doch da ertönte endlich eine Stimme in meinem Ohr: „Hier S-..." So schnell wie meine Hoffnung gekommen war, so schnell verlor ich sie wieder. Die Verbindung war unterbrochen. Super, jetzt blieb mir nur noch die Möglichkeit mich zu verstecken, wenn ich nicht sterben wollte. Dennoch ging ich einige Schritte in Richtung der Piazza, um alle Anwesenden zu erfassen können. Dummerweise kam ich nicht mehr dazu, als eine Kugel mich endlich traf. Und als ich aufblickte, sah ich nur die geheimnisvolle Retterin mit erhobenen Waffe - sie hatte geschossen. Die Patrone bohrte sich in meinen Bauch, in dem augenblicklich Wellen des Schmerzes ausgesandt wurden, und ich sackte langsam weg. Benommen erblickte ich die beiden Frauen, welche sich nun siegreich abklatschten.

„Danke, Nat", murmelte Yelena Belova, woraufhin sie eine unverständliche Antwort ihrer Partnerin erhielt. Noch bevor ich endgültig aus der Gegenwart verschwand, erfüllte ein Windstoß den Platz und das Letzte, was meine Augen erblickten, waren die strahlend roten Haare, welche sich unter der Kapuze der Frau verborgen hatten. Dann ein weiterer Schuss und es wurde ruhig.

Zu ruhig.



happy july 9th! wer wird den Film in Kino schauen? Ich hehe
Danke an die liebe Magical_Who
für die Verbesserung bzw. das Beta Lesen!

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