85 - [Widerspruch]

Überfordert, weil ich die letzten Tage nur im Bett lag und absolut nichts getan habe, sah ich die Tür an, die gerade geöffnet wurde. Als ich gehört habe, dass jemand Schlüssel in die Tür steckt, hat mich das aus dem Bett gebracht. Ach ja, der jemand, der jetzt die Tür öffnet, ist Taehyung. Er sah mich sofort an, als er die Tür weit genug offen hatte.

"Tae", sagte ich und merkte, wie mich sein Darsein erleichtert. "Du bist hier..."

Er kam in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. "Klar, wir sind doch Freunde." Er kam zu mir und umarmte mich, was mich überraschte. Warum werde ich in den letzten Tagen von so vielen Leuten umarmt? Na ja, nur Taehyung und Namjoon, doch das ist trotzdem mehr als normalerweise. Normalerweise ist es nur Jimin. Vielleicht denken die, dass ich diese Umarmungen brauche? Wahrscheinlich, sonst würden sie es nicht tun. "Lass uns kurz reden."

"Okay. Aber trinken wir dabei. Ich habe seit... seit-", ich schluckte mir die aufkommenden Tränen herunter. "Seit dem Tag nicht mehr getrunken." Taehyung nickte verständnisvoll und ging mit mir in die Küche, wo er aber Blut ablehnte.

"Habe sozusagen eben erst", erklärte er. Ich setzte mich also mit einem Glas Blut an den Tisch, zu ihm. "Wie geht es dir?"

Ich trank einen Schluck. "Spürst du das nicht?"

"Doch, aber ich will wissen, was du denkst, wie es dir geht." Er versuchte zu lächeln, doch ich sah, dass er wirklich fertig war. Die letzten Tage waren wahrscheinlich auch für ihn nicht gerade toll.

"Schlecht. Ich... ich kann einfach nicht- Ich fühle mich so schrecklich. Ich habe Jimin... umgebracht."

"Du hast ihn nicht umgebracht. Tests haben und ergeben, dass beide Männer im Auto verdammt alkoholisiert waren. Die beiden haben das verursacht. Du hast... Jimin ist dank dir noch bei uns. Wenn hast du sein Leben..." Taehyung seufzte. "Er ist noch hier."

Taehyung kann nicht "gerettet" sagen. Auch nicht, dass ich die Situation verbessert habe. Die Sache ist die, dass das Vampirdasein am Anfang und vor allem, wenn man es gar nicht haben wollte, wirklich nicht angenehm ist.

"Er ist noch hier. Aber zu welchem Preis?" Ich trank das Blut leer und stand auf, um mir noch mehr in das Glas zu füllen. "Wie geht es Jimin? Du hast ihn die letzten Tage wahrscheinlich begleitet."

"Ja, habe ich. Und... er redet nicht wirklich. Nur sehr wenig. Hat er vielleicht von dir. Das zurückziehen. Und von dem, was ich spüren kann, ist er emotional einfach sehr... instabil. Wütend, verwirrt, traurig, überfordert, verängstigt... Alles ist drin." Taehyung sah mich ein paar Momente still an. "Er hat aber nichts dagegen gesagt, wieder hierherzukommen."

Ich verschluckte mich am Blut. "Was?"

"Er ist unten im Auto."

Eine Welle der Panik überfiel mich. "Mir ist schlecht."

"Yoongi-"

"Nein, ich kann ihn nicht sehen! Ich will ihn nicht sehen! Er- er ist ein Monster! Ich habe ein Monster erschaffen! Ich bin ein Monster! Er hasst mich! Nein! Ich werde ihn nicht sehen!" Rief ich aufgewühlt und merkte, wie mein Körper weinen wollte, doch ich bekam es nicht hin. Ich will nicht sehen, wie er mich hasst. Ich kann es einfach nicht. Jimin ist doch mein letzter Halt, hier in meinem verdammten Leben.

Taehyung sah mich ernst an. "Dazu hast du nicht das Recht."

"Was?"

"Du hast ihn verwandelt. Du wirst jetzt nicht wieder stumm werden und dich zurückziehen. Nein, du wirst dich um Jimin kümmern, denn er ist deine Verantwortung. Deine Erschaffung. Deine Konsequenzen."

Ich schüttelte meinen Kopf. "Du verstehst nicht-" Wenn ich merke, wie sehr er mich hasst, habe ich keinen Grund mehr froh zu sein. Ich kann diese Konfrontation nicht haben.

"Yoongi, Jimin braucht dich gerade so, wie du ihn vor ein paar Monaten noch gebraucht hast."

Und mit diesem Satz hat Taehyung mich in eine Ecke gedrängt, aus der ich nicht mehr herauskonnte. Denn ja, ich weiß auch so, dass er recht hat. Aber dieser Satz hat wirklich jeglichen Widerspruch, denn ich noch hätte geben können, unwirksam gemacht.

Jimin hat sich um mich gekümmert.

Jetzt bin ich an der Reihe, mich um ihn zu kümmern.

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So. Seitdem ich diese Geschichte veröffentlicht habe, habe ich kein Kapitel mehr geschrieben, obwohl nur noch das letzte gebraucht wurde.
Jedenfalls habe ich das letzte Kapitel eben fertig geschrieben und joa, jetzt habe ich endlich ein Ende für diese Geschichte, was mich endlich ausatmen lässt, puh.
(btw: ich kann immer noch keine Enden schreiben. Wtf, warum ist das so schwer, ahh. Aber na ja, könnt ihr am Ende dann selbst beurteilen hui)

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