Kapitel 6. Schläfrige Schüler
Als Federpfote am nächsten Morgen aufwachte, war sie noch sehr müde von ihrem nächtlichen Ausflug aus dem Lager. Sie blinzelte in die einfallenden Sonnenstrahlen, die ihr das silbergraue Fell wärmten. Gähnend streckte sie eine Pfote aus ihrem Nest, um sich zu dehnen. "Aua, pass doch auf!", fauchte eine Katze plötzlich.
Federpfote zog schnell ihre Pfote zurück als sie realisierte, dass sie Lachpfote mit ihren ausgefahrenen Krallen über den Schwanz gefahren war. Die junge Kätzin hatte noch geschlafen und hatte nun hellwach ihren Kopf erhoben, die Ohren angelehnt und die grün-gelben Augen verschlafen um sich blitzend. Entschuldigend stotterte Federpfote: "Es tut mir leid, Lachpfote! Ich achte beim nächsten Mal besser darauf, wie weit ich meine Pfote aus dem Nest strecke..."
Die orangefarbene Schülerin mit den weißen Flecken blinzelte Federpfote an. "Ach, du warst das. Entschuldigung, das ich dich so angefahren habe. Wenn man mich aus meinem Schlaf weckt, kann ich erst einmal grummelig wie ein Dachs sein." Sie schien der hellgrauen Schülerin nicht sonderlich böse, worüber diese sehr erleichtert war. Waldpfote hob ihren Kopf und miaute: "Der Schülerbau ist einfach ziemlich voll, da treten wir uns alle mal auf die Schwänze." Sie blickte Federpfote freundschaftlich an, die sich sofort besser, und nicht mehr so schuldig, fühlte.
Waldpfote stieß Lachpfote freundschaftlich in die Seite, und wollte gerade etwas miauen, da hielt sie inne. "Lachpfote? Warum hast du wieder Waldgeruch in deinem Fell? Warst du wieder...?" Sie beendete den Satz nicht. Lachpfote wand sich unter dem prüfenden Blick ihrer Freundin. Dann miaute sie mit vor Verlegenheit gesenktem Blick und leiser Stimme: "Ja, war ich. Es tut mir leid. Ich weiß, du hast gesagt es ist gefährlich, nachts das Lager zu verlassen. Aber es war solch eine schöne Nacht, du hättest die Sterne sehen sollen - da konnte ich nicht einfach in meinem Nest bleiben!", seufzte sie sehnsüchtig.
Waldpfote schüttelte ärgerlich den Kopf. "Wie doof, dass ich dir nie böse sein kann! Manchmal denke ich, du hast echt nur Moos im Kopf. Nachts rausgehen um sich die Sterne anzuschauen...", miaute sie verzweifelt. Doch dann leckte sie ihrer Freundin übers Ohr und man konnte das starke Band der Freundschaft deutlich spüren, das zwischen den beiden herrschte.
Federpfote, die so getan hatte, als wäre sie mit ihrer Pfote beschäftigt, war bloß erleichtert, das Lachpfote sie nicht erwähnt hatte, und sie war gerührt von der schönen Freundschaft zwischen den beiden Kätzinnen.
Die beiden wachen Kätzinnen begannen nun sich zu putzen, sie achteten sehr auf ihre morgendliche Fellpflege. Auch Federpfote setzte sich auf und fuhr sich mit der Zunge über das Fell, um die kleinen Moosflöckchen aus dem Pelz zu kämmen. Sanftpfote wurde von dem geschäftigen Putzen der drei Kätzinnen nun ebenfalls wach, sie murmelte einen Morgengruß und leckte dann ihre Pfoten, um sie anschließend mit grazilen Bewegungen über den Kopf zu ziehen und damit ihre Ohren und die Stirn zu säubern.
Sie hielt kurz inne und miaute in den hinteren, noch stillen, Teil des Schülerbaus: "Flammenpfote, weck Silberpfote auf!" Der Angesprochene öffnete schläfrig seine Augen: "Ist es schon Morgens?" Sanftpfote nickte ihm zu.
Flammenpfote erhob sich seufzend, und Federpfote konnte nicht anders als zu staunen. Die beiden Kater trainierten mit Lachpfote zwar schon länger als die anderen Schüler, weshalb sie allgemein kräftiger aussahen als die anderen drei Kätzinnen, dennoch war Flammenpfote ein besonders stämmiger Kater. Unter seinem orangegetigerten Fell zeichneten sich schon feste Muskeln ab, fast so wie bei den Kriegern des Clans. Seine Schultern und sein Kiefer waren breit und gut ausgebaut, seine Pfoten sahen längst nicht mehr klein und schmal aus, sondern groß und schwer. Das beeindruckte Federpfote sehr, die selbst noch flauschiges Fell und kleine Pfoten besaß, ihr Körper war von Natur aus zart und zierlich.
Flammenpfote knuffte nun das zusammengerollte, silberfarbene Knäuel, welches still neben ihm lag. "Silberpfote du Langschläfer, steh auf! Mach es mir wenigstens heute nicht wieder so schwer dich aufzuwecken", miaute der Orangegetigerte dem Silberknäuel zu. Lachpfote hielt während des Putzens kurz inne, um Federpfote schnurrend mitzuteilen: "Einmal mussten wir Fleckenpelz holen, um Silberpfote aufzuwecken! Er liebt das Schlafen wirklich sehr." Sie schaute belustigt zu dem sich nun allmählich regenden Kater.
Silberpfote öffnete seine blaugrünen Augen zur Hälfte und murrte: "Lasst mich doch einfach noch ein bisschen weiter hier liegen. Wenn ich für eine Patrouille gebraucht werde, stehe ich ja schon auf. Bitte, nur noch ein wenig." Flammenpfote stupste ihm mit der Pfote in die Seite: "Nichts da. Steh jetzt auf, du großer Faulpelz, dein Fell könnte eine kleine Wäsche vertragen." Silberpfote klagte: "Aber mein Nest ist so schön warm und weich, ich kann mich noch nicht davon trennen!"
Flammenpfote schnurrte bloß, und packte den silbergrauen Kater dann mit seinen Zähnen am Nackenfell. Der fauchte erschrocken: "Hey, was beim heiligen SternenClan soll das!? Du bist doch nicht Glanzfell, lass mich los!" Federpfote wurde bewusst, das Silberpfote mit ihr verwandt war, da sie dieselbe Mutter besaßen. Eine seltsame Vorstellung, wer war im DonnerClan noch mit ihr verwandt?, fragte sie sich. "Schüler des DonnerClans, werdet ihr euch wohl aus euren Nestern bequemen?", rief eine Stimme durch die Haselsträucher.
Flammenpfote ließ Silberpfotes Nackenfell los und miaute belustigt: "Ha, das ist Fleckenpelz! Er weiß schon, was hier los ist. Komm, Silberpfote, auf deinen eigenen Mentor wirst du doch wohl hören?" Der Silbergraue murmelte etwas Unverständliches, rappelte sich dann aber auf und schlurfte hinter den anderen Schülern aus dem Bau. Der schwarzweiß gefleckte Kater stand zufrieden davor, er miaute fröhlich: "Na also, geht doch! Morgenröte teilt gerade die Patrouillen ein, ihr solltet besser aufpassen."
Die Schüler setzten sich zu den versammelten Kriegern, die ebenfalls darauf warteten, in eine Patrouille für den Morgen eingeteilt zu werden. Morgenröte stand selbstbewusst vor den Katzen des DonnerClans, ihre Präsenz war auf der ganzen Lichtung zu spüren. Mit dem Schwanz zeigte sie auf Fleckenpelz und miaute: "Du führst eine Grenzpatrouille zur SchattenClan Grenze an, nimm Tigerstreif und Schwarzfleck mit dir."
Federpfote hörte Silberpfote murren: "Na toll, direkt am Morgen diesen Marsch zum SchattenClan. Und nicht Mal Flammenpfote kommt mit, nichts Schönes darf ich haben!" Federpfote musste Widerwillen ein Schnurren unterdrücken.
Fleckenpelz neigte den Kopf vor der Zweiten Anführerin und sammelte seine Katzengruppe um sich, die dann das Lager verließ. Auch wenn Silberpfote dabei so aussah, als würde er noch immer auf den Pfoten schlafen, mit seinen halbgeschlossenen Augen. Morgenröte erstellte nun die Grenzpatrouille zur WindClan Grenze hin. "Kastanienpelz, führe eine Gruppe von Kurzkralle und Glanzfell zum WindClan. Windsturm wird euch begleiten, da sie uns heute verlassen wird."
Federpfote horchte beim Namen der WindClan Heilerin auf, sie hatte ihr Eintreffen ja völlig vergessen! Weswegen hatte sie denn nun mit Graufell gesprochen, und was kam dabei heraus? Sie beugte sich ein Stückchen vor, als Spinnenbein genau die Fragen aussprach, die ihr in den Krallen juckten. Er miaute laut und deutlich: "Und was hat ihr Aufenthalt im DonnerClan nun gebracht? Wir wollen wissen, was die Heilerin des WindClans mit unserer Heilerin zu besprechen hatte!"
Morgenröte erklärte: "Noch geben uns die beiden Heilerinnen keine Informationen und Einblicke in den Traum, den sie vom SternenClan erhalten haben. Jedoch deuteten sie an, das wohl auch der Fluss- und der SchattenClan eine ähnliche Botschaft erhalten haben muss. Deswegen hoffe ich doch sehr, das uns die Große Versammlung morgen Nacht mehr Klarheit erbringen wird."
Spinnenbein setzte sich wieder, jedoch nicht ohne noch unzufrieden zu murmeln: "Immer diese Heiler mit ihren Geheimnissen." Morgenröte warf ihm einen scharfen Blick zu, sagte jedoch nichts. Windsturm lief, ohne Spinnenbein eines Blickes zu würdigen, zu Kastanienpelz und seiner Patrouille. Sie verabschiedete sich herzlich von Sandschatten, Graufell und der Zweiten Anführerin, dann ging sie mit der DonnerClan Patrouille. Nachdem nun auch Kastanienpelz mit seiner Gruppe das Lager verlassen hatte, sah die Lichtung schon viel leerer aus.
Die orangefarbene Zweite Anführerin nickte Sonnenstreif zu: "Führ du die Jagdpatrouille an, der Frischbeutehaufen ist bloß spärlich bestückt, unsere Katzen werden Hunger haben. Nimm Jagdkralle und Spinnenbein mit dir." Jagdkralle erhob sich und miaute mit einem abschätzigen Unterton in seinen Worten: "Ich weiß nicht, ob Federpfote schon gut genug ist um mitzukommen. Wir sind noch bei den Grundlagen, also beim Kauern und Anschleichen von Blättern." Federpfote zog den Kopf ein, sie fühlte sich schlecht, nachdem ihr Mentor ihre Jagdfähigkeiten so offen als mangelhaft bezeichnet hatte.
Morgenröte miaute in einem freundlichen Ton, der jedoch keine Widerworte zuließ: "Katzen lernen beim Versuchen und Scheitern. Nimm sie mit und vielleicht überrascht sie uns ja mit einer leckeren Maus." Jagdkralle neigte seinen Kopf vor der Zweiten Anführerin und setzte sich wieder, jedoch mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck.
Lachpfote, die neben der hellgrauen Schülerin saß, miaute leise: "Wer hat dem denn in den Schwanz gebissen? Du machst das sicher gut, hör einfach nicht auf dieses Fuchsherz. Als ich Schülerin geworden war, war er immer freundlich und unterstützend zu mir und den anderen Schülern. Ich weiß echt nicht, warum er so fies zu dir sein muss."
Federpfotes Tag verlief ansonsten ereignislos. Zwar fing sie nichts während der Jagdpatrouille, allerdings lobte Spinnenbein sie für ihr tadelloses Anschleichen. Das machte die junge Schülerin sehr glücklich, da Jagdkralle sehr sparsam mit Lob und Komplimenten umging und sie normalerweise keine Gelegenheit bekam, Lob von anderen Katzen entgegenzunehmen. Am Abend kümmerte sie sich noch gemeinsam mit Sanftpfote um die Ältesten, die in der Blattfrische immer viel mit den Zecken zu kämpfen hatten. Dabei lauschte sie wieder den Geschichten, welche die drei zu erzählen hatten.
Am nächsten Tag verkündeten Buchenstern und Morgenröte, wer mit auf die kommende Große Versammlung kommen würde.
Federpfote saß angespannt zwischen den anderen Schülern, sie betete, von Buchenstern mit ausgewählt zu werde, zumal es ihre erste Große Versammlung sein würde. Buchenstern miaute: "Auf die Große Versammlung werden mich Fleckenpelz, Kurzkralle, Spinnenbein, Blattfall und Jagdkralle, gemeinsam mit ihren Schülern, begleiten. Außerdem wird Glanzfell der Großen Versammlung zum ersten Mal seit ihres Auszugs aus der Kinderstube beiwohnen."
Federpfote drehte sich begeistert zu Sanftpfote um. "Ich darf mitkommen, ich darf mitkommen!" Sanftpfote schnurrte: "Deine erste Große Versammlung, nicht wahr? Das wird sicher sehr aufregend für dich sein, die anderen drei Clans kennenzulernen. Es wird wundervoll, das verspreche ich dir!" Federpfote warf auch Lachpfote und Waldpfote einen begeisterten Blick zu, bis ihr einfiel, das die beiden Kätzinnen nicht mitkommen würden.
Lachpfote bemerkte dies und miaute unbeschwert: "Schau nicht so bekümmert, Federpfote. Ich war schon auf mehreren Großen Versammlungen dabei, wenn ich eine verpasse, ist das nicht so schlimm." Waldpfote stimmte ihr zu: "Genau, allerdings wäre ich schon gerne dabei, wenn die anderen Clans dich als neue Schülerin des DonnerClans willkommen heißen."
Federpfotes Ohren zuckten nervös. "Was? Wie meint ihr das?" Lachpfote erklärte: "Wenn die vier Anführer Neuigkeiten austauschen, werden sie auch neue Schüler oder neu ernannte Krieger verkünden. Normalerweise rufen dann Katzen aus allen Clans den Namen dieser Katze, und heißen diese willkommen."
Silberpfote mischte sich schnaubend ein: "Auch wenn der SchattenClan sich da meist raushält. Die Hälfte des SchattenClans besteht aus neidischen Flohpelzen, die es einem anderen Clan nicht gönnen neue Krieger oder Schüler zu ernennen." Bestürzt fragte Federpfote nach: "Stimmt das wirklich?" Silberpfote miaute bloß: "Nun, als Buchenstern mich und Flammenpfote als neue Schüler des DonnerClans verkündet hat, hat kaum eine SchattenClan- Katze auch nur ein Schnurrhaar bewegt. Die sind viel zu griesgrämig und fuchsherzig dafür."
Sanftpfote miaute diplomatisch: "Mag sein, das Katzen wie Eibenpfote, Nadelfall oder Rattenschweif so sind. Aber im SchattenClan gibt es auch sehr freundliche Katzen!" Silberpfote runzelte die Haut zwischen seinen Augen. "Nenne mir ein Beispiel", forderte er. Sanftpfote dachte verzweifelt nach. Der silbergraue Schüler miaute rechthaberisch: "Sogar die Zweite Anführerin ist ein feiges Fuchsherz, nicht umsonst heißt sie Fuchsflug!"
"Silberpfote, was soll das? Redest du wieder schlecht über den SchattenClan?"
Fleckenpelz, der die Unterhaltung wohl teilweise mitbekommen hatte, stand nun hinter seinem Schüler und starrte ihn streng an. Der wirbelte herum und stammelte, auf einmal verlegen: "Ähm, also, ich... Ich wollte doch bloß-" Doch sein Mentor unterbrach ihn, indem er leise und eindringlich miaute: "Hör endlich auf damit und vergiss die Sache mit Eibenpfote. Sie wird ihre Lektion gelernt haben, also lern du deine. Wenn du der Meinung bist, das nicht zu schaffen, kann ich auch Buchenstern bitten, dich im Lager zu lassen." Silberpfote beeilte sich zu sagen: "Nein, alles gut! Das musst du nicht, wirklich. Ich habe meine Lektion gelernt, ehrlich, an Eibenpfote denke ich überhaupt nicht mehr!"
Sanftpfote murmelte zweifelnd: "Behauptet er..." Federpfote spitzte die Ohren und fragte ahnungslos: "Wer ist denn überhaupt Eibenpfote, und warum regt sich Silberpfote so über sie auf?" Sanftpfote überlegte, dann meinte sie: "Auf der Großen Versammlung wirst du sie wohl eh kennenlernen, also ist es sicher besser, ich warne dich jetzt schon vor ihr. Sie ist so ungefähr die gemeinste Katze die ich je kennengelernt habe, und Silberpfote hat jedes Recht dazu, auf sie wütend zu sein."
Sie winkte die hellgraue Schülerin mit dem Schwanz zur Seite, von den anderen Katzen weg, und begann dann zu erzählen. Was Federpfote über die SchattenClan Schülerin hörte, konnte sie erst gar nicht glauben...
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- 2100 Wörter
Naaa, was wird Sanftpfote Federpfote wohl über die Schülerin des SchattenClans erzählen? ;D
Und, was denkt ihr, könnte das bisher so gut gehütete Geheimnis der Heiler beinhalten? ^^
Kommen wir zur Katze des Kapitels: Wer kann die süße, sandfarbene junge Kätzin wohl sein? xD Ich würde sagen, dieses Mal ist es ziemlich leicht zu erraten, nicht wahr? :D
Ich möchte mich hier noch einmal über all das liebe Feedback und die wundervollen Leser bedanken, die mich immer dazu motivieren, an dieser Geschichte so aktiv weiterzuschreiben! Ich probiere in dieser Fanfiction viele neue Dinge aus (Er/Sie-Perspektive, Formate wie die "Katze des Kapitels", Wortanzahl bloß 1000-2000...) und es macht mich sehr glücklich, das diese neuen Element so gut bei euch ankommen <3
Hab euch lieb, möge der SternenClan Deinen Pfad erleuchten!
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