Kapitel 16. Flamme und Silber
Es war der vorletzte Tag vor der Großen Versammlung, übermorgen Nacht würden sich die Clans wieder treffen, um die neuesten Nachrichten untereinander auszutauschen. Momentan befand sich Federpfote im Lager und wechselte die Nester des Ältestenbaus mit frischem Moos aus, welches sie zuvor mit Hilfe von Sanftpfote gesammelt hatten. Gemeinsam arbeiteten sie Seite an Seite, Aufregung kribbelte in ihren Pelzen. Denn während sie hier ihre Schülerpflichten absolvierten, wurden Lachpfote, Silberpfote und Flammenpfote gerade ihrer Prüfung unterzogen. Wenn sie diese bestehen würden, würden sie noch an diesem Abend zu Kriegern ernannt werden und müssten dann die Nacht über schweigend Wache halten. So sagt es das Gesetz der Krieger, und Federpfote war schon sehr aufgeregt.
Ihre eigene Prüfung schien noch in unerreichbarer Ferne, doch dieses Ereignis zeigte ihr, dass die Zeit immer weiter voranschritt, und sie sich gut vorbereiten sollte. Pflichtbewusst und sorgfältig kümmerte sie sich nun also ihrer Aufgabe, denn auch das Auswechseln der Nestpolster würde am Ende zählen. Arrogante Schüler, die sich für solche Arbeiten zu fein waren, wurden sicherlich nicht gerne gesehen.
Zudem freute es Federpfote immer, die Ältesten nach dem Polsterwechsel ihre neuen Nester betreten zu sehen. Sandschatten lobte sie dann immer so freundlich, und nicht einmal Krähenpelz konnte etwas an ihrer Arbeit bemäkeln, wenn sie sich Mühe gab das beste Moos zu sammeln und jeden Dorn vorher auszusortieren.
Im Bau war es schön behaglich, während sich auf der Lichtung der Blattfall bemerkbar machte. Der kühle Wind fuhr durch die Pelze der Katzen und die bunter werdenden Blätter raschelten über ihren Köpfen. Ahornschweifs Junge waren sehr angetan von diesem Spektakel, wann immer ein Blatt sich von seinem Ast löste und herab auf den Boden segelte, quiekten die Jungen vergnügt los und spielten mit dem Blatt. Sie probten erste Schleichtaktiken und fixierten ihre Beute mit den großen blauen Augen, wackelten mit dem Hinterteil und rutschten mit ihren unbeholfenen Pfötchen auf dem unebenen Boden aus.
In diesen Zeiten, in denen die Prophezeiung des SternenClans und die kommende Blattleere mit den einhergehenden vermehrt aufkommenden Krankheiten und den Beuteknappheit den Clan so beunruhigte, schienen die kleinen Fellbälle wie das leuchtende Herz des DonnerClans.
"Sie sind zurück!", miaute Sanftpfote von außerhalb aufgeregt. Federpfote, die noch im inneren des Ältestenbaus das letzte Nest mit Moos zurechtstopfte, ließ sofort ihr Nestpolster liegen und rannte aus dem Bau. Lachpfote, Silberpfote und Flammenpfote schritten hintereinander an der Seite ihrer Stolz blickenden Mentoren in das Lager. Ihren leuchtenden Augen war zu entnehmen, das sie ihre Sache sehr gut gemacht hatten. Staunend betrachtete Federpfote die viele Beute, die alle Katzen trugen und auf dem Frischbeutehaufen ablegten. Es waren Unmengen an Beutestücken! Die junge Schülerin konnte sich ein leises Jubeln über diesen offensichtlichen Erfolg ihrer Baugefährten nicht verkneifen, dies hörte Lachpfote und zwinkerte ihnen zu.
Die Mentoren betraten nun zusammen den Anführerbau, um gemeinsam mit Buchenstern die Prüfung der Schüler auszuwerten, während besagte Katzen im Lager auf das Ergebnis warten würden. Lachpfote kam zu ihnen gesprungen, nach dem ihre Mentorin Sonnenstreif sie verließ. "Wie wars?", wollte Sanftpfote neugierig wissen.
Die Schülerin mit dem orangegemustertem Fell putzte sich stolz die Pfote. "Es war fantastisch! Wir sollten uns aufteilen und jagen gehen, ich bin in Richtung SchattenClan Grenze gegangen und habe so viel fangen können! Ein Eichhörnchen, zwei Wühlmäuse und eine große Amsel! Es ist einfach unglaublich. Und einmal habe ich Sonnenstreif sogar gesehen, wie sie mir unauffällig gefolgt war. Natürlich habe ich nichts gesagt, da wir unsere Mentoren während der Prüfung eigentlich nicht sehen sollten, aber wir haben uns zugezwinkert. Das war schon witzig. Ich hoffe nur, das meine Techniken gut genug waren, sodass ich bestanden habe."
Federpfote lauschte gespannt. "Also wird nur das Jagen überprüft?"
Lachpfote nickte. "Genau, das wichtigste ist das Jagen. Damit wird schließlich der Clan ernährt. Die Kampffertigkeiten werden nicht extra geprüft, da kann der Mentor selbst entscheiden ob sein Schüler genügend Ausbildung erhalten hat."
Federpfote war fasziniert, sie wünschte sich plötzlich, selbst schon ihre Kriegerprüfung machen zu können. Doch bis es so weit war, würde sie hart trainieren müssen und sich anstrengen, um eine gute Kriegerin werden zu können.
"Und was macht ihr hier gerade?", fragte Lachpfote. Sanftpfote erklärte: "Wir haben die Nester der Ältesten ausgewechselt, noch gibt es schönes trockenes Moos im Wald. Sobald jedoch der Blattfall mit dem vielen Regen da ist, werden wir Schwierigkeiten haben, gute Nestpolster zu finden."
Lachpfote verzog das Gesicht. "Stimmt, bin ich froh, das bald nicht mehr machen zu müssen. Ich erinnere mich noch an letzten Blattfall, da mussten wir Nestpolster mit in den Schülerbau nehmen um es vor der Nässe zu schützen und trocknen zu lassen."
Sanftpfote stimmte zu: "Das habe ich ja beinahe verdrängt! Damals konntest du dich kaum bewegen, eine Pfote in die falsche Richtung ausgestreckt, und schon hattest du feuchtes Moos im Fell hängen. Bäh." Die sandfarbene Kätzin schüttelte sich, ihr war ihre Fellpflege sehr wichtig, und sie verbrachte viel Zeit damit ihr Fell ordentlich und sauber zu halten. Feuchtes Moos im Pelz musste ein Albtraum sein.
Federpfote hörte den beiden älteren Schülern einfach bloß zu. Sie überlegte, ob sie zu der Zeit des Blattfalls, von dem sie erzählten, überhaupt schon geboren war. Das machte ihr noch einmal bewusst, wie viel jünger sie als die anderen Schüler war.
Die drei Kätzinnen plauderten noch ein wenig, während sie zusammen das alte Moos der Nester entsorgten, bis sie etwas hörten. Buchenstern verließ gemeinsam mit den drei Mentoren Fleckenpelz, Sonnenstreif und Kurzkralle den Anführerbau. Die Schüler eilten sofort zu ihren Mentoren zurück, auch Lachpfote lief geschwind an die Seite ihrer Mentorin. Sonnenstreif, eine orangefarbene Kätzin mit bemerkenswerten dunklen Streifen an den Seiten, beugte sich zu Lachpfote hinunter. Die beiden schienen sich über die Auswertung zu unterhalten, denn Lachpfote wurde immer aufgeregter. Auch Silberpfote und Flammenpfote wechselten unruhige Blicke der Vorfreude.
Buchenstern sprang auf den Baumstumpf, der übrig geblieben war, nachdem der dort ehemals stehende Baum von einem Blitz getroffen wurde. Mit den splitterartig zurückgebliebenen Rindenstücken am Rand sah Buchenstern imposant aus, wie er dort stand und majestätisch über die Lichtung blickte. "Ich fordere alle Katzen, die alt genug sind, um selbst Beute zu machen, dazu auf, sich hier zu einem Clan-Treffen zu versammeln!", jaulte er.
Und als hätte der DonnerClan nur auf diese Worte gewartet, füllte sich die Lichtung mit Kriegern. Die Ältesten erhoben sich von ihrem Sonnenplatz und setzten sich dazu, Minzfell tappte vor die Kinderstube, um teilzuhaben, und die restlichen Schülerinnen versammelten sich aufgeregt um die drei auserwählten Schüler. "Das wird das letzte Mal sein, das ich zu dir spreche, während du noch deinen Schülernamen trägst.", miaute Waldpfote Lachpfote aufgeregt zu.
"Es wird so schwer sein, ohne dich in einem Bau zu schlafen..." Waldpfote versuchte ihre Baugefährtin zu trösten. "Ich werde mein Bestes beim Training geben und so schnell wie möglich nachkommen, du wirst sehen. In ein paar Monden liegen wir wieder nebeneinander." "Trotzdem wird erst einmal alles ganz anders sein!", miaute Lachpfote. Waldpfote knuffte sie in die Seite. "Veränderung ist nichts Schlimmes. Genieß es doch, wir sehen uns ja immer noch den ganzen Tag, auch wenn wir nicht mehr alles gemeinsam machen können."
Buchenstern unterbrach die beiden leise miauenden Kätzinnen indem er die Zeremonie begann.
"Fleckenpelz, bist du davon überzeugt, dass dein Schüler dazu bereit ist ein Krieger zu werden?" Fleckenpelz trat vor, sein weißes Fell mit den großen, schwarzen Flecken wurde von den nachmittäglichen Sonnenstrahlen angeleuchtet. Mit fester Stimme bestätigte er: "Ja, das ist er."
Buchenstern nickte wohlwollend und fuhr fort, die traditionellen Worte vorzutragen. "Ich, Buchenstern, Anführer des DonnerClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diesen Schüler herabzublicken. Er hat hart trainiert, um eure edlen Gesetze zu erlernen, und ich empfehle ihn euch nun als Krieger."
Nun senkte er den Blick auf Silberpfote, dessen grüne Augen vor Aufregung zu leuchten schienen. "Silberpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den zu Clan beschützen und zu verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?"
Der silberfarbene Schüler schien sich kurz zu sammeln, dann antwortete er mit feierlicher und gut verständlicher Stimme: "Ja, ich verspreche es."
Daraufhin miaute Buchenstern andächtig: "Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Silberpfote, von diesem Augenblick an wirst du Silberzunge heißen. Der SternenClan ehrt deinen Eifer und deine Intelligenz, und wir heißen dich nun als vollwertigen Krieger im DonnerClan willkommen."
Dann sprang der braune Anführer vom Baumstumpf und legte dem neu ernannten Krieger seine Schnauze auf dem Kopf. Nachdem Silberzunge ihm im Gegenzug als Zeichen des Respekts über die Schulter geleckt hatte, schritt er wieder zurück auf seinen erhöhten Platz.
Silberzunge hatte die Brust stolz herausgestreckt, als er wieder zurück auf seinen Platz ging. Da Buchenstern gleich mit dem nächsten Schüler fortfuhr, mussten sich die Katzen zusammenreißen. Dennoch kamen von allen Seiten leise gezischelte Glückwünsche, die der frisch ernannte Krieger mit Freuden in Empfang nahm.
"Kurzkralle", begann Buchenstern und richtete seinen Blick feierlich auf den älteren Kater mit dem orangefarbenen Fell, "Bist du davon überzeugt, dass dein Schüler bereit ist, ein Krieger zu werden?" Kurzkralle, dessen warme Augen zu jeder Zeit mit Liebe gefüllt zu sein schienen, ob die Liebe zu seiner Gefährtin, zu seinen Jungen, seinem Schüler oder seinen Clangefährten, antwortete ohne jeden Zweifel in seiner Stimme: "Absolut."
Federpfote bemerkte, wie sich Flammenpfote zu erden schien. Der Glaube seines Mentors in seine Fähigkeiten schien ihm die nötige Sicherheit und den Mut zu geben, sein Schicksal als Krieger anzunehmen.
"Ich, Buchenstern, Anführer des DonnerClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diesen Schüler herabzublicken. Er hat hart trainiert, um eure edlen Gesetze zu erlernen, und ich empfehle ihn euch nun als Krieger", wiederholte er die zeremoniellen Worte. Sie klangen feierlich und gefüllt von neuem Potenzial, welches sich an den Schüler richtete, der seinen alten Rang hinter sich lassen würde.
"Flammenpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?", richtete sich Buchenstern direkt an den flammenfarbenen Kater, der nicht einmal blinzelte bevor er fest antwortete: "Ich verspreche es."
Der gesamte Clan schien erwartungsvoll den folgenden Worten zu lauschen, in denen Flammenpfotes neuer Name zum Leben erwachen würde. "Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Flammenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Flammenglut heißen. Der SternenClan ehrt deinen Mut und deine Entschlossenheit, und wir heißen dich nun als vollwertigen Krieger im DonnerClan willkommen."
Wieder verließ Buchenstern seinen erhöhten Platz mit einem anmutigen Sprung und führte die Zeichen des Respekts aus. Flammenglut stand fest auf seinen Beinen da, nur seine aufgewühlten Augen schienen das Gefühlschaos, das in seinem Inneren stürmte, zu enthüllen. Respektvoll senkte er den Kopf vor dem braunen Anführer und setzte sich wieder zurück an seinen Platz. Kurzkralle beugte sich zu seinem ehemaligen Schüler, leise beglückwünschte er Flammenglut zu seinem Namen und Rang.
Doch nun kam die letzte Schülerin zu ihrem Kriegernamen, und Federpfote richtete ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Lachpfote, die im Gegensatz zu ihrem Wurfgefährten alles andere als fest auf dem Boden stand. Sie tippelte nervös hin und her, verlagerte ihr Gewicht von einer Pfote auf die andere und ihre grün-gelben Augen flackerten über die Lichtung. "Oh, lieber SternenClan, mir ist schlecht!", jammerte sie leise. "Was passiert, wenn ich Buchenstern meine Mahlzeit vor die Pfoten erbreche?" Federpfote konnte ein Schnurren nicht unterdrücken und versuchte, es in einem plötzlichen Husten zu tarnen.
"Sonnenstreif, du hast deine erste Schülerin erfolgreich ausgebildet. Bist du überzeugt, dass sie nun alle Fähigkeiten erhalten hat, um eine Kriegerin zu werden?" Die orangefarbene Kätzin streckte ihren Kopf stolz in die Höhe, sodass die schwarzen Streifen über ihre Flanken huschten. "Ja, sie ist bereit." In ihren Augen glühte das Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Schülerin.
"Ich, Buchenstern, Anführer des DonnerClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schülerin herabzublicken. Sie hat hart trainiert, um eure edlen Gesetze zu erlernen, und ich empfehle sie euch nun als Krieger. Lachpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den zu Clan beschützen und zu verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?"
Lachpfote trat nun direkt vor, ihre Krallen bohrten sich in den Boden, sie schien nach Halt zu suchen. Ihre Augen flackerten noch immer über die Lichtung, beim Anblick der vielen Katzen die sie erwartungsvoll betrachteten, schien sich ihr die Kehle zuzuschnüren. Verzweiflung schimmerte in den grün-gelben Augen, sie blickte auf den Boden.
"Oh nein, Lachpfote bekommt Panik! Sie mag diese Art von Aufmerksamkeit gar nicht, wahrscheinlich machen ihr all die Katzen Angst", befürchtete Waldpfote. Sie schien einen Augenblick mit sich zu ringen, doch dann miaute sie leise: "Lachpfote!" Die Schülerin schien das Miauen ihrer Freundin wahrgenommen zu haben, sie hob den Kopf und sah Waldpfote an.
Nachdem Lachpfote die Augen von Waldpfote gefunden hatte, schien ein zaghaftes Selbstbewusstsein in ihr zu Erwachen. Sie wurde ruhiger, fuhr die Krallen ein, und blickte schließlich wieder gleichmäßig atmend zu Buchenstern hoch.
"Ja, ich verspreche es."
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- 2100 Wörter
Das war mal ein vergleichsweise langes Kapitel! Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen - und auch der Tatsache zum Trotz, dass ich dieses Kapitel mit einem kleinen Cliffhanger beendet habe xD
Den Namen der lieben Lachpfote werden ihr also leider erst beim nächsten Mal herausfinden. Dennoch, was sagt ihr denn zu den bisherigen Namen, Silberzunge und Flammenglut? :D
Und auch wenn man bei dieser Katze des Kapitels nur den Kopf sehen kann, was denkt ihr, könnte ihr/sein Name sein? ;D Ich finde das Bild wunderschön und passend, auch zum Charakter bzw. der Persönlichkeit die ich mir für diese Katze ausgesucht habe. ^^
Mit dem warmen Licht hat das Bild etwas Beständiges, Ruhiges und Sicheres an sich. Und das überträgt sich auch auf die Katze, findet ihr nicht auch?
Bis zum nächsten Mal, ich wünsche euch noch einen schönen Tag/ Nacht/ whatever, möge der SternenClan deinen Pfad erleuchten! <3
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