𝐏𝐚𝐫𝐭 𝟗

Dilê min şikest
[Mein Herz ist zerbrochen]
~ CCsFavCake

~𒀭~

Seit zwei Tagen konnte ich mich nicht bei Evîn melden. Sie hat mich abgeschottet von ihr. Anfangs bekam ich noch mit wie sie mich anrief, weil Agit es mir sagte.

Doch jetzt, jetzt kam nichts mehr. Sie rief nicht mehr an, sie schrieb mir nicht mehr, gar nichts. Wurde ihr auch das Handy weggenommen? Weiß ihr Vater etwa auch davon?

Ich knibbelte an der Haut die an meinen Nägeln war. Ich knibbelte sie auf. Das tat ich immer wenn ich negativ nachdachte.

Kaum war ich nach Hause gekommen, fing das Drama an. Mein Vater hatte mich wütend empfangen und zusammengeschrieen. Danach sollte ich Agit mein Handy geben und in mein Zimmer gehen.

Ich tat es und wurde hintergangen.
Er hat mich eingesperrt, damit ich bloß nicht auf die Idee kam zu Evîn zu laufen. Das Fenster hatte er aber nicht abgeschlossen - sehr schlau Jabo, wirklich sehr schlau.

Plötzlich wurde ein Zettel unter meiner Tür hervor geschoben. Ich bewegte mich nicht. Da keine Reaktion von mir kam, haute die Person gegen die Tür.

Wahrscheinlich war es Agit. Seufzend stand ich auf und hob den Zettel auf.

»Es tut mir leid«

Dein »Es tut mir leid« bringt mir meine Beziehung nicht zurück. Direkt zerstörte ich den Brief. Ich habe keine Lust auf sein Mitleid. Er hätte darüber nachdenken sollen, bevor er mich verraten hat.

Eine Entschuldigung bringt in manchen Situationen nichts. Diese hier ist eine. Egal, wie oft er sich entschuldigen würde, Jabo würde mir nicht erlauben wieder mit Evîn zusammenzukommen.

Es brach mich. Ich war normalerweise ein starker Mann. Das mag daran liegen dass ich nicht wirklich viel verloren habe im Leben. Zumindest nichts, was mir nah am Herzen liegt.

Menschen kommen und gehen, dass ist der Sinn des Lebens. Das ist normal. Ein Omen Xwedês. Doch ich frage mich, wird das mein Omen sein?

Xwedê sag mir, wird das meine Zukunft sein?
Eine Zukunft ohne Evîn?
Ist das wirklich mein Omen?

So viele Fragen, so viele Antworten, doch welche war richtig?

Ich wusste es nicht. Es war so hoffnungslos. Seit gestern Abend saß ich in meinem Bett, zusammengekauert, starrte in irgendeine Ecke. Meine Mutter hat mir Essen gebracht, doch ich hatte es nicht angerührt.

Mir war der Appetit vergangen. Ich wollte weder essen, noch trinken. Schlafen konnte ich auch nicht. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen.

Ich dachte nach. Die ganze Zeit. Ich versuchte meine Antworten von Xwedê zu bekommen. Doch nicht mal es antwortete mir. Ich betete alle Gebete durch. Selbst wenn ich die Pflichgebete durch hatte, bettete ich weiter.

Ich betete, in der Hoffnung dass Xwedê mir antworten würde. Ich versuchte mit Xwedê zu reden, in der Hoffnung dass es mir zuhörte.

Xwedê hört immer zu. Das weiß ich. Xwedê ist barmherzig, auch das weiß ich. Doch wenn Xwedê so barmherzig ist, wieso musste es uns in so einem Schicksal hin und her Schwänken?

Es war Zuviel.

Wieder stand ich auf.
Wieder stand ich vor meinem Qub.
Wieder faltete ich meine Hände vor meinem Gesicht.
Wieder schloss ich meine Augen.
Wieder hörte man nur das leise Murmeln im Raum.
Wieder gab ich leise Hilferufe von mir, die keiner hörte.

Ya Xwedê û Tausî Melek,
Çima ev tişt çe dibin?
Ma min çi dikir?
Çima ez û Evîn nikarin bi hev re bin?
Xwedêo, çarenûsa min ê çi be?
Ez dua dikim ji ber te, Evîn vegerîne jiyan a min!

[Oh Gott und Engel Pfau,
Wieso passieren diese Dinge?
Was habe ich denn getan?
Wieso können Evîn und ich nicht zusammen sein?
Oh Gott, was wird mein Schicksal sein?
Ich bete wegen dir, bring Evîn wieder in mein Leben!]

Mein Gemurmel war nicht mehr zu hören. Es wurde von meinem Schluchzen übertroffen. Ich weine nicht. Ich bin allgemein kein emotionaler Mensch gewesen. Mit Evîn habe ich das weinen und lachen gelernt.

Ich bin stolz darauf es heute zu können, aber ich will nicht das andere sehen wie gebrochen ich zurzeit bin, wie zerstört ich bin.

Ich sank hinab auf den Boden. Vor meinem Qub. Mein Gesicht lag auf dem kalten Marmor und meine Tränen bildeten eine kleine Pfütze.

Ich hatte keine Kraft mehr. Für gar nichts. Ich wusste nicht wie mir geschah, aber es tat weh. Alles tat weh. Ich hatte akzeptiert. Alles akzeptiert was meine Eltern von mir wollten, doch das ging nicht.

Ich konnte mir kein Leben ohne Evîn vorstellen, nie und nimmer. Dort lag ich. Sekunden, vielleicht Minuten, vielleicht aber auch Stunden, ich wusste es nicht.

Selbst als sich die Tür öffnete, erhob ich mich nicht. Sie sollten ruhig sehen, was sie mit ihrem eigenen Sohn, mit ihrem Fleisch und Blut taten.

»Jabo will mit dir reden, Miran«, wisperte Berfîn leise.

Ich will nicht.
Ich kann nicht.

»Mhm«, schniefte ich nur.

Die Tür schloss sich wieder und ich hoffte dass Berfîn das Zimmer verlassen hatte, doch ich lag falsch.

»Bitte Bruder, steh auf. Ich kann dich nicht so sehen«, weinte Berfîn mich zu.

»Berfîn geh«, ich hatte keine Mühe mehr, um mich um sie zu kümmern.

Ich hörte wie Berfîn auf mich zukam und sich neben mich setzte. Sie nahm meine Hand und strich liebevoll darüber. Ich war zu schwach, um sie wieder wegzuziehen.

»Es tut uns leid, Miran«

Ich schloss die Augen.
Ich wollte das nicht hören, verdammt!
Was verstehen sie daran nicht?

»Berfîn bês! Ez naxwasim hez a te bikim! Bês ê!«

[Berfîn stopp! Ich will deine Stimme nicht hören! Es reicht!]

Berfîns Schluchzen wurden lauter. Ich wollte meine kleine Schwester nicht verletzten, auf gar keinen Fall, aber ich will es nicht hören.

Eine Entschuldigung wird das Ganze hier nicht rückgängig machen. Das wusste sie. Warum heult sie mich dann voll?

»Okay, ich werde dich nicht mehr drauf ansprechen. Ich weiß dass du verletzt bist und das nicht hören möchtest. Vergiss nicht gleich ins Wohnzimmer zu kommen«, sagte sie bevor sie das Zimmer verließ.

Danke, Gula min
[Meine Blume]

Das war Berfîns Kosename. So nannte ich sie immer. Egal was Befîn auch tun würde, ich könnte ihr nie wirklich extrem böse sein. So wie auch in diesem Fall.

Nach weiteren 10 Minuten stand ich endlich auf und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Mein Vater saß bereits dort. Sein Blick war gesenkt.

Ich senkte meinen Blick ebenfalls, setzte mich auf das Sofa und wartete bis er mit seiner Rede begann.

»Ich habe etwas beschlossen, Kure min«
[Mein Sohn]

Ich bin also noch sein Sohn, wunderbar.

»Mhm?«, mehr musste ich nicht dazusagen, dass wusste ich auch.

»Em ê te bizewicînin«
[Wir werden dich verheiraten]

Mein Herz entsprang mir fast aus der Brust. Was wollten sie?
Ging es ihnen psychisch gut?
Warte, vielleicht verheiraten sie mich mit Evîn!

»Bi Evîn re?«, fragte ich hoffnungsvoll
[Mit Evîn?]

»Belkî di xewnên te de, lê ne li vê dinyayê, kure min«, lachte mein Vater.
[Vielleicht in deinen Träumen, aber nicht auf dieser Welt, mein Sohn]

Mein Mund klappte auf. Ich war nicht fähig dazu etwas zu sagen. Vor meinem Auge spielte sich gerade der größte Albtraum ab und ich konnte nichts, rein gar nichts dagegen tun.

Mein Vater schickte mich wieder zurück in mein Zimmer, doch ich erhob mich erst nachdem er es mindestens vier mal gesagt hatte.

In meinem Zimmer, schloss ich die Tür hinter mir ab und brach auf meinem Bett zusammen. Ich lag auf dem Rücken, mit dem Blick zur Decke und fragte mich ob es dieses Leben noch wert war.

Doch in meinen Gedanken gab es noch diese klitzekleine Hoffnung, die mir sagte dass alles gut werden würde. Die Hoffnung, die mich letztendlich doch in den Schlaf wiegen konnte.

Ach Jabo ach, du siehst dabei zu, wie dein Sohn immer mehr bricht. Doch anstatt einzugreifen, lässt du es zu, nur, weil du ein verbitterter Mensch bist.

~𒀭~

Jo
Lebe auch noch oder so

Viel Spaß mit dem Kapitel & so 💋
Verbesserungen etc. In die Kommis 💋

Bis zum nächsten mal, inşallah 💋
-Cece
1321 Wörter
9 Seiten

[Emoji des Kapitels 💋]

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top