𝐏𝐚𝐫𝐭 𝟕
Tu çavreşamin î
[Du bist meine schwarzäugige]
~ Yadê
~𒀭~
Unknown Person
Irgendetwas stimmte nicht. Ich wusste es. Seit wann geht Miran jeden Tag in die Bibliothek? Das war nicht möglich. Ich kenne Miran und ich weiß dass er viel lernt und auch zielstrebig ist, aber so zielstrebig, nein, so ist er nicht.
Zudem sagte er uns irgendwie auch nie in welche Bibliothek er ging. Wenn er nichts zu verheimlichen hat, wieso sagt er uns denn nicht einfach in welche Bibliothek er geht? Wieso verheimlicht er uns immer so vieles?
Meine Gedanken fraßen mich auf, weswegen ich mich auf den Weg machte, bereit um alle Bibliotheken in dieser Stadt abzusuchen, denn ich will wissen, was Miran wirklich tut.
Mit klopfendem Herzen lief ich bereits in die zweite Bibliothek. In der ersten waren keine Studierenden zu sehen, weswegen ich relativ schnell wieder gehen konnte. Ich glaube ich war gerade in der Stadtbibliothek oder so.
Mit leisen Schritten lief ich durch die Regale, die Blicke starr auf die Tische gerichtet, an denen Menschen saßen und ihr Ding machten. Ich versank in meine Zeit. Ich hätte auch studiert, ich habe es auch, doch plötzlich, ganz plötzlich wurde mir alles zu viel.
Das was ich jeden Tag erarbeitet, brachte nichts mehr, denn meine Psyche spielte nicht mehr mit. Ich weiß noch wie meine Eltern versucht hatten mich vom abbrechen abzuhalten, doch es hatte nichts gebracht.
Ich konnte einfach nicht mehr, wie ausgewechselt war ich. Von dem einen, auf den anderen Tag, wollte ich nichts mehr mit meinem Studium zutun haben. Also brach ich es ab. Stattdessen habe ich eine Ausbildung begonnen. Selbstverständlich war mir bewusst, dass ein Studium mehr wert ist, als eine einfache Ausbildung, aber meine Gesundheit ist mir mehr Wert, als ein dämliches Studium.
Mittlerweile bin ich durch mit der Ausbildung und sieh an, jeden Tag arbeite ich da wo ich immer arbeiten wollte. Ich habe keine Beschwerden, mir geht es gut.
Gerade wollte ich weitergehen, als ich ein herzhaftes lachen hörte. Sofort blieb ich hinter dem Regal stehen und lugte leicht durch das Regal hindurch. Dort saß er, Miran, aber nicht alleine. Er saß dort mit einem Mädchen.
Das erste was ich sah, war ihr yezidisches Armband, ein Bazimbar, eine Yezidin also. Er wusste doch das Yadê [Mama] und Jabo [Papa] nicht wollten dass er eine Freundin hat! Was versteht er denn daran nicht?
Ja, er sah glücklich aus, aber es war nicht das, was unsere Eltern wollten. Wütend trete ich mich wieder um und trat aus der Bibliothek heraus.
Wenn unsere Eltern das erfahren , dann würden sie durchdrehen. Eigentlich will ich Miran seine Chance nicht kaputt machen, aber andererseits bin ich gezwungen dazu.
Die ganze Zeit lang dachte ich darüber nach, was ich tun könnte. Sollte ich ihn verraten oder doch lieber meinen Mund halten?
Ich war nervös. Wieso wusste ich eigentlich selbst nicht. Es fühlte sich so unbeschreiblich verboten an, dass ich das gerade gesehen hatte.
Aber es war irgendwo auch meine Schuld, denn ich hatte mich so selbstbewusst gefühlt und auf den Weg gemacht um Miran zu suchen.
Ich hätte auch einfach ruhig bleiben und ihn darauf ansprechen können, wenn er am Abend wiedergekommen wäre.
Kopfschüttelnd lief ich nach Hause. Unwissend öffnete ich die Tür und wurde im nächsten Moment lautstark von meinen Eltern begrüßt.
»Kurê min, tu ku dere mayî bu?«
[Mein Sohn/Junge, wo bist du geblieben?]
Meine Augen flimmerten, meine Hände schwitzen, ich wusste absolut nicht was ich antworten sollte. Mein Herz raste und ich hatte das Gefühl dass es im nächsten Moment zerplatzen könnte, wenn ich etwas sagen würde.
Die Angst etwas falsches auszusprechen, erdrückte mich. Das Gefühl jemandem mit meinem Wissen verletzen zu können, brachte mich an meine Grenzen.
Ich bin Mirans Bruder. Ich sollte nicht derjenige sein der ihn verrät, sondern derjenige der ihm zur Seite steht und ihn beschützt, wenn er es an dringendsten braucht.
»Kurê min?«
[Mein Sohn/Junge?]
Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Misstrauisch beugte mich meine Mutter. Ich sammelte mich, um mit einem festen Ton antworten zu können.
»E-ez çu bûm eh, dikan ê«
[I-ich war eh, einkaufen gegangen]
Ganz schlau.
Wirklich ganz schlau.
Ich bin zum Laden gegangen und ohne nichts wiedergekommen. Wenn sie mir das abkauft- wir müssen nicht einmal daran denken, denn sie wird es mir nicht abkaufen.
»Xwedê te qebûl neke, erê, zaroke min derew li min dikin û difikirin ez nisanim. Kur kurê kera, navê wê çi ye?«
[Möge Gott dich nicht akzeptieren, ja, meine Kinder lügen mich an und denken dass ich es nicht weiß. Sohn eines Esels, wie heißt sie?]
Oh Gott, nein, jetzt sie ich bin der Sohn mit der Freundin. Na ja, bei mir wäre es nicht so schlimm. Bei mir haben sie sowieso keine Hoffnung mehr.
Bei Miran wären die ausgerastet...
»Kusura min afu bike, Yadê. Ez- ez lê Miran geriyam, ji ber go ew ne malê bû«
[Verzeih mir meinen Fehler, Mama. I-ich habe Miran gesucht, weil er nicht zuhause war]
Bitte, bitte, bitte, stell keine Nachfragen.
Ya Xwedê, bitte entzieh mich dieser Situation.
[Oh Gott]
»Ma Miran ku dere ê?«
[Wo ist Miran denn?]
Nichts falsches sagen.
Bloß nix falsches sagen.
Wenn ich es jetzt vermassle, dann ist alles vorbei.
Bevor ich antworten konnte, kam meine Schwester lachend aus ihrem Zimmer.
»Belki Miran bi hevala xwere çu li derva?!«
[Vielleicht ist Miran mit seiner Freundin rausgegangen?!]
Was zum-
Woher-?
Woher weiß sie das jetzt?
Bei dem Wort »Freundin« verspannte sich der ganze Körper meiner Mutter. Anscheinend hatte mein Vater es auch gehört, denn auch er kam aus dem Wohnzimmer zu uns.
»Çi heval he? Hevala kî?«
[Was Freundin, huh? Wessen Freundin?]
Der Gesichtsausdruck meiner Schwester versteinerte sich.
»Eh, Jabo [Papa], Yadê [Mama], das war nur ein Spaß von mir. Woher soll ich wissen, ob Miran eine Freundin hat?«
Meine Mutter atmete laut hörbar aus und fasste sich an ihr Herz.
»Mala Xwedê ava be«
[Gottes Haus soll gesegnet sein]
Während meine Mutter sich von uns abwandte, um in die Küche zugehen, schaute unser Vater uns noch einmal misstrauisch um und wandte sich zum gehen zu.
Berfîn schluckte laut.
»War das jetzt so schlimm? Ich habe doch nur einen Spaß gemacht!«
Ich schlug mir an die Stirn: »Berfîn, keçe [Mädchen], du weißt doch dass Yadê [Mama] und Jabo [Papa] nicht wollen dass Miran eine Freundin hat!«
»Oh, eh, hat er denn eine Freundin? Yanî gotina min rast bû an çi?«
[Ich meine, stimmt es was ich gesagt habe oder was?]
Ich seufzte: »Erê, min wî îro li pirtûkxaneyê bi wê re dît«
[Ja, ich habe in heute in der Bibliothek mit ihr gesehen]
Berfîn nickte nur und wir machten uns bereit auf unsere Zimmer zu gehen. Als wir uns umdrehten, erfror das Blut in meinen Adern.
Dort standen sie.
Unsere Eltern.
Sie hatten alles gehört.
Es war vorbei.
»Jabo, Yadê-«, ich hob meine Hand, doch mein Vater winkte ab.
»Bês, heren odeyên xwe, haydê! Ez îro hewxwazim we bibinîm«, brüllte er uns entgegen
[Es reicht, geht auf eure Zimmer, los! Ich will ich heute nicht mehr sehen]
Mit gesenkten Köpfen gingen wir auf unsere Zimmer. Ich hasste mich selbst. Wieso musste ich es dort sagen. Wieso musste Berfîn diesen Spruch bringen?
Es tut mir leid, Miran
~𒀭~
Hi...
Das Kapitel hat mich gebrochen, aber yolo 💩
Liebe es meine Muttersprache einzubringen ahhhhh 🤭
Verbesserungen, Meinungen, Kritik & Ratschläge gerne in die Kommis 🙏🏼
Passt auf euch auf 🙏🏼
Bis zum nächsten mal
-Cece
1239 Wörter/ 8 Seiten
[Emoji des Kapitels ➜ 🙏🏼]
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