𝐏𝐚𝐫𝐭 𝟏𝟗

Jiyana min derbas dibe
[Mein Leben vergeht]
~ CCsFavCake

~𒀭~

Ich laufe durch den Supermarkt. Ich kenne diesen Supermarkt. Besser als meine Westentasche. Bewusst laufe ich zu der großen Snack Abteilung.

Hm, Chips oder doch lieber Cracker? Ich glaube ich nehme die Chips. Nichts geht doch über ein paar geriffelte Sunday Chips, oder?

Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und griff mit der rechten Hand nach der Chips Tüte. Mit der anderen hielt ich meine Tasche und mein Portmonee bereit.

Glücklich lief ich zur Kasse und schnappte mir noch eine Packung Kaugummis. Natürlich die grünen. Die Schlange war heute mal wieder etwas länger also warte ich geduldig, denn heute war ich gut drauf.

Das passiert nicht oft, aber wenn es passiert, dann sollten die Menschen um mich herum glücklich sein und nicht urteilen.

Als ich dann war, begrüßte ich lächelnd, die Kassiererin und bezahlte. Ich nahm meine Sachen, packte sie in meine kleine Tasche und machte mich auf den Weg nach draußen.

Vom weiten sah ich einen Mann auf mich zukommen. Na ja, auf mich kommt er bestimmt nicht zu. Ich denke mal das er mir vorbei möchte. Ich meine, warum sollte er etwas von mir wollen?

Ich dachte, mir ist dabei und ging weiter. Mein Handy vibriert, weswegen ich es aus meiner Hosentasche heraus nahm und nachzugucken, was los war.

Es war eine Nachricht von meiner Tante. Sie hatte mir Bescheid gegeben, dass sie bereits zu Hause war und schon gekocht hatte.

Morgen wäre der Todestag meiner Eltern. Ich vermisse sie immer noch sehr. Sie waren vor zwei Jahren an einem Autounfall gestorben. Bis heute kann mir keiner sagen, wie dieser Unfall passiert ist.

Dennoch bin ich glücklich darüber, dass man ihre Leichen hat und sie normal begraben konnte. Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn man ihre Körper nicht gefunden hätte.

Plötzlich stieß ich gegen jemanden. Meine Tasche fiel mir auf dem Boden sowie ein Portmonee. Doch war es nicht meins.

Schnurstracks bückte ich mich hoch, meine Tasche und das Portmonee auf und blickte nach oben. Vor mir stand ein Mann, der Mann. Der Mann, der vorhin auf mich zugelaufen war.

Lautlos übergab ich ihm sein Portmonee und starte ihn weiterhin an. Er hatte dunkelbraune Haare und Augen. Kakao, braune Augen. Ich kannte diese Augen.

Doch woher?

Der Mann blickte mich verwirrt an. Vielleicht, weil ich nicht mit ihm redete?

Ich schüttelte einmal meinen Kopf und betrachtete ihn von oben bis unten. Er trug eine breite Jeans mit einem Wollpulli sowie weißen Schuhen.

An seinem linken Handgelenk sah ich ein yezidisches Armband. Ein Bazimbar. Ich hatte das auch!

Er war also Yezide. Vielleicht hatte ich ihn schon mal irgendwo gesehen, auf irgendeiner Feier. Nein, er erinnerte mich nicht an eine Feier.

Er erinnerte mich- an wen bloß?
Warum fiel mir das jetzt gerade nicht ein?

»Eh, Entschuldigung. Ich wollte nicht, dass deine Sachen runterfallen. Ist alles okay? Du starrst mich so an«, über viel, der Fremde mich mit so vielen Fragen.

»J-ja, alles okay, du kommst mir nur bekannt vor. Ich weiß nicht, wieso«, antwortete ich leicht verwirrt zurück.

Der Fremde begann zu lachen und in meinem Kopf wurde das Chaos nur noch größer. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen vor den Augen.

Miran.
Es war  Miran.
Mein Miran.

»Miran?«, frag dich unglaublich auffallend, so dass ich schon ein paar fremde zu uns umdrehten. Der junge Mann schaute mir ungläubig in die Augen.

»Woher kennst du meinen Namen?«, fragte er leicht panisch.

Woher ich seinen Namen kenne?

»Ich, also, wir sind doch verheiratet oder hast du das vergessen?«, fragte ich ihn leicht empört.

Doch wo war denn mein Ehering wenn ich doch verheiratet war?

Fuck.
Irgendwas stimmt hier gewaltig nicht.

Miran schaute mich komisch an: »Ne, tatsächlich sind wir das nicht«

Ich schüttelte meinen Körper: » Natürlich, natürlich. Tut mir leid, ich glaube ich habe dich mit jemandem verwechselt«

Schnell lief ich an ihm vorbei und hörte hinter mir nur noch ein »das will ich hoffen für dich« bevor ich mein Auto stieg und so schnell wie ich konnte, nach Hause fuhr.

Zu Hause angelangt, lief ich zu meiner Tante in die Küche.

»Xaltikê!«, rief ich den kurdischen Begriff für Tante.

Sie drehte sich lächelnd um und begrüßte du mich. Ich setzte mich schnell neben sie und drehte mich zu ihr.

»Xaltikê, ich war gerade einkaufen und dann bin ich wieder rausgekommen und habe plötzlich einen Mann gesehen. Also eigentlich ist er mein Mann. Miran heißt er. Als ich ihn dann darauf angesprochen habe, meinte er, wir seien nicht verheiratet, und ich habe auch an meiner Hand keinen Ehering gefunden. Aber ich weiß, dass ich mich nicht irre. Was ist passiert?«, ich weiß nicht mal, ob sie mich verstanden hatte, da ich so schnell geredet hatte.

»Evîn, ich glaube du vertauschst da gerade vieles«, fing sie an mich aufzuklären.

Was meinte sie denn? Verdutzt blickte ich sie an. Mein Wein wackelte hin und her, vor lauter Adrenalin, welche ich nicht kontrollieren konnte.

»Erinnerst du dich an den Autounfall und somit den Todesfall deiner Eltern?«, fragte sie mich stichelnd.

Natürlich!
Es sind meine Eltern, verdammt!
Ich nickte hastig.
Sie soll weiter reden.

»Als wir es dir gesagt haben, bist du umgekippt, Evîn. Du warst doch im Koma für vier Monate!«, sagte sie mit trauriger Stimme

Ya Xwedê. Bitte sag mir dass es nicht dass ist, woran ich denke. Möge es nicht das sein!

»Ich war jeden Tag bei dir. Kurz bevor du aufgewacht bist, hast du ebenfalls von einem Miran gemurmelt. Evîn, dieser Miran, alles was du mit ihm ‚erlebt' hast, war in diesem Koma. Es war ein Traum, welcher vier monatelang angehalten hatte!«, spuckte sie den entscheidenden Punkt aus.

Lüge.
Alles eine Lüge.

Jabo hatte sich nicht entschieden zu sterben.
Yadê hatte sich nicht selbst getötet.
Miran hatte mich nie angesprochen.

Tränen stiegen mir in die Augen und ich schluchzte. Es war so schön gewesen. So unglaublich schön. Wir hatten geheiratet. Wir waren glücklich. Doch es war alles eine Lüge.

Das schlimme ist nicht dass es nur ein Traum war. Das schlimme ist, dass es Miran wirklich gibt, wir aber uns niemals kannten.

******

Meine Tante nahm mich in den Arm und tröstete mich.

»Es ist okay, dilê min«, flüsterte sie leise.

Dilê min
Das hatte mein Miran auch immer gesagt...

~𒀭~

„Das Leben ist kein ponyhof, nur, weil hier'n Pferd steht" ~ tja in real life wäre es vielleicht auch so gewesen wer weiß 😁

An all meine Yeziden, die gerade fasten: die erste Woche haben wir geschafft. Inshallah schaffen wir alle 💪💪💪

Ich werde wahrscheinlich noch eine Danksagung droppen, aber dilê min ist einfach fertig 🤭 Das wars eif mir Evîn in Miran, oh nooooo

1111 Wörter
8 Seiten

[Emoji des Kapitels 💪]

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