𝐏𝐚𝐫𝐭 𝟏𝟎

Triggerwarnung ⚠️:
In diesem Kapitel kommen trigger vor, wie
• Panikattacken
• Erwähnung der Is (Daeshs)
• Selbstzweifel
• Trauma

Für dieses Kapitel würde ich euch empfehlen das Lied »Lovely« von Billie Eilish & Khalid anzuhören

Çima ew dilê me diêşînin?
[Wieso verletzten sie unsere Herzen?]
~ by CCsFavCake

~𒀭~

Jabo redet nicht mehr mit mir. Es tat weh. Ich konnte jede Art von Strafe akzeptieren. Ich verstand es. Egal was er tun würde, ich würd es hinnehmen. Er bestraft mich jedoch, indem er nicht mehr mit mir redete und irgendwie tat das mehr weh, als alles andere.

Ich bin schockiert. Ich wusste nie, dass er Mirans Familie hasst und wenn schon, wie kann man eine Familie so sehr hassen? Ich frage mich, würde er für mich, sich mit ihnen vertragen oder nicht?

Na ja, wir haben gesehen, dass er sich niemals mit ihnen vertragen wird...

Ich kann das alles nicht mehr.
Dilê min mirîye, ez mirî me!
Dîsa mirîye...
Ez hew karim.
Gotin "Evîn xweşe" bes Evîn agir nav Dilê min ê!

[Mein Herz ist gestorben, ich bin gestorben!
Wieder gestorben...
Ich kann nicht mehr.
Sie sagten „die Liebe ist schön" doch die Liebe ist Feuer in meinem Herzen!]

Ich frage mich Jabo, wieso hasst du sie? Wieso klärst du das Ganze nicht einfach? Wieso lässt du das alles so stehen?

Ist das deine Art mit Problemen umzugehen? Ist das deine Art Probleme zu »klären«? Wenn ja, dann hat es bis hier gereicht. Weiter will ich nicht.

Das Gefühl von Unterdrückung in meiner Seele, macht sich in jedem Moment wieder aufs Neue  breit.

Meine Seele fühlt sich belastet an. Ich spüre die Schmerzen auf ihr. Es fühlt sich an wie ein Haufen von kleinen Kieselsteinen, die zusammen einen Riesen Brocken ergeben.

Kleine Sünden, Sünden, die immer schwerer auf meiner Seele lasteten. Auf der Seele, welche eigentlich nicht einmal mehr vorhanden war.

Mit in Yadês Grab, war auch meine Seele verschwunden. Ich fühlte mich seitdem einfach nur noch leer. Innerlich redete ich mir jeden Tag ein, dass sie noch hier war, denn ich wusste ganz genau, dass ich es anders nicht verkraften würde.

Ich weiß, dass das nicht wirklich gut ist. Aber wie soll ich das sonst überleben? Als ich von ihrem Tod mitbekam, hatte ich das Gefühl in dem Moment selbst zu sterben.

Wahrscheinlich bin ich das auch, nur eben nicht real. Hier spricht man von einem psychologischem Tod. Damit beschreibt man in der Psychologie, den Zustand einer Person, die emotional nicht mehr vernünftig da ist oder innerlich »abgestorben« ist.

Ich hatte es schon einmal. Miran hatte mir herausgeholfen. Doch dieses Mal ist es passiert, gerade, weil Miran nicht mehr da ist.

Es macht keinen Sinn in meinem Gehirn. Sehen sie es denn alle nicht? Sehen sie diesen Schmerz in meinen Augen nicht? Sehen sie mein SOS Zeichen nicht? Das Zeichen, dass beweist, dass ich alleine nicht kann?

Ich wurde krank in diesem Zimmer. Die Wände kamen immer näher und meine Blicke glitten panisch über mein ganzes Zimmer. Immer und immer wieder drehte sich mein Kopf in jede Richtung, hilfeblickend nach irgendetwas was mich beschützen konnte.

Meine Hände zitterten unkontrollierbar in meinem Schoß. Die Gedanken kamen näher. Ein leiser Schrei verließ meine Kehle. Ich hielt mir schmerzhaft die Ohren zu, in der Hoffnung dass alles wieder zurückgehen würde.

Doch nein. Die Gedanken kamen immer näher, so wie die Wände. Ich hatte zwar meine Augen geschlossen, doch trotzdem fühlte es sich so an, als würde man mich in jener Sekunde erwürgen.

Und dann geschah es. Ich ließ los. Ich ließ alles fallen, was ich die ganze Zeit versucht hatte zu halten.

༺✽༻
Hayat!
Hayat!
Komm zurück zu mir, Hayat!
Ich kann doch nicht ohne dich!
Hayat, bitte!
Verlass mich nicht, mein Herz!

Evîn tu etwas!
Evîn!
Deine Mutter wird sterben!
Tu etwas, mein Kind!
Lass uns nicht im Stich!
༺✽༻

Ich schrie. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Es war alles meine Schuld. Ich hätte sie retten können, doch ich habe es nicht getan.

Das einzigste was ich getan hatte, war vor meiner Mutter zu stehen und sie anzustarren. Mehr hatte ich nicht geleistet und das brach auf mich ein.

༺✽༻
»Du schaffst es auch ohne mich, keçam«
»Yadê, bitte«
»Vertrau mir, Evîn«
»Lass mich nicht los, Yadê«
»Xwedê wartet auf mich«
»Ich brauche dich aber«
»Du schaffst das, dilê min«
༺✽༻

Ich schrie. Mein Puls war rasend und meine Ohren schmerzten von dem Druck, welchem ich mir selbst zufügte. Doch ich brauchte es. Ich musste das tun. Das war meine Strafe, ausgesucht von Xwedê.

Unerwartet wurde ich auf mein Bett gedrückt. Meine Hände wurden von mit voller Wucht von meinen Ohren weggezogen und irgendjemand schrie meinen Namen. Es waren zwei Stimmen.

Jabo und...?
Wer ist das?!

Schlagartig öffnete ich meine Augen, nur um in graue zu blicken. Meine Augen verengten sich. Mein Atem nahm mir jegliche Chance nachzudenken. Sein Blick war eindringlich, als würde er versuchen in mein Gedächtnis einzudringen.

Doch nicht mit mir. Niemals. Das würde auf gar keinen Fall passieren!

»Alles gut?«, hauchte er mir ins Gesicht.
»Seh ich so aus, du Bastard?«, zischte ich genervt zurück.

Seine Gesichtszüge veränderten sich ins beleidigte, zumindest sah es so aus.

»Ich helfe dir und das ist dein Dank?«, er drückte meine Handgelenke tiefer in mein Bett.

Es verletzte mich.
Körperlich.

»Ich kenne dich nicht. Woher soll ich deine Absichten wissen? Lass mich gefälligst los? Du tust mir weh!«, warf ich ihm abwertend vor die Füße.

Sein Blick blieb stumm an meinem Gesicht hängen. Er beobachtete mich. Schweigsam glitt sein Blick über mein Gesicht, hinauf zu meinen Armen.

An meinem linken Handgelenk blieb sein Blick hängen. Wieder drückte er zu. Was war seine Scheiß Mission?

»Lass mich los, du Scheiß Wichser!«, flüsterte ich.

»Warum habe ich dir noch mal geholfen?«, hauchte er mir wütend entgegen.

»Das war keine Hilfe! Ich weiß jetzt noch weniger, wie mir geschieht! Was verstehst du daran nicht?«, versuchte ich es noch einmal.

»Jaja, kaum hilft man solchen wie dir und man bekommt nichts zurück. Typisch!«, zickte er und ließ mich los.

Wütend stand ich auf: »Was soll das heißen, huh? Was meinst du mit ‚typisch'?«

Der Unbekannte dreht sich weg von mir. Ich zog ihn an seinem Ärmel zurück zu mir: »Los, sprich es aus! Was meinst du?«

Ich wusste was er meinte, doch ich wollte es hören. Er sollte mir ruhig seine rassistische Beleidigung ins Gesicht knallen, denn dann habe ich einen vernünftigen Grund ihn aus meinem Haus zu werfen.

Bebend drehte er sich zu mir um und schlug auf den Tisch neben mir: »Wenn ich gewusst hätte, dass du eine Scheiß Teu!elsanbeterin bist, hätte ich dir niemals geholfen! Die Daesh's sollen zurück an die Macht!«

Ich wusste es. Langsam schloss ich meine Augen und sprach ein Gebet für diesen jungen Mann, in der Hoffnung dass Xwedê ihn doch etwas verschont.

Kaum hatte ich meine Augen geöffnet, flog meine Faust in sein Gesicht und er taumelte nach hinten.

»Scheiß Teu!elsanbeterin schon mal gar nicht und jetzt verpisst du dich aus meinem Haus, du Scheiß  Daesh«

Er stricht durch seinen langen schwarzen Bart und starrte mir wütend ins Gesicht, bevor er mein Zimmer und somit auch mein Haus verließ.

Sekunden später kam Jabo ins Zimmer.

»Was sollte das denn, keçe? Wieso hast du den armen Mann aus dem Haus geworfen! Er hat dir geholfen, ich habe ihn reingelassen!«

»Pass nächstes mal auf, wen du reinlässt. Ich möchte in Zukunft auf Anhänger des islamischen Staates verzichten, danke«, waren meine letzten Worte, bevor ich die Tür schloss und mich an der Wand herunterließ...

~𒀭~

Daeshs sind Anhänger des islamischen Staates btw. So nennen wir es auf kurdisch ✌🏼

#FreeYazidis ✌🏼

-Cece
Wörter: 1273 Wörter
9 Seiten

[Emoji des Kapitels ✌🏼]

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