» 𝟠 «

Jungkook

Nervös zupfte ich am Ärmel meines Hemdes.

Ich starrte mich schon seit fast einer halben Stunde im Spiegel an. Nachdem Jin und Hobi heute Morgen vorgeschlagen hatten, dass ich auf der Party doch jemanden Neues kennenlernen könnte, hatte ich den halben Tag drüber nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, tatsächlich mal ein wenig aus meiner Komfortzone zu kommen.

Also war ich schon seit fast einer halben Stunde am verzweifeln, wie ich auf die Party gehen sollte. Was sollte ich anziehen? Wie sollte ich meine Haare machen? Sollte ich ein bisschen Make-up auftragen?

Frustriert schmiss ich mich auf mein Bett. „Warum ist das so kompliziert...", murmelte ich und starrte die Decke an.

So unsicher bin ich doch sonst auch nicht... Warum macht mich der Gedanke, jemanden zum Daten kennenzulernen, dann auf einmal so nervös? Ist ja anstrengend.

Ich griff zu meinem Nachttisch und schnappte mir den mysteriösen Zettel von der Uni und hielt ihn in die Luft. Starrte die Notiz an.

» Gegen den Stress ;) «

Aus irgendeinem Grund beruhigte mich diese kleine Nachricht, sobald ich sie laß. Es war so etwas Simples aber Nettes, es brachte mich einfach zum Lächeln.

Dann klingelte es.

„Aah~! Die ersten Gäste sind da! Ich mache auf!", rief Hoseok durch die halbe Wohnung und kurz darauf hörte ich auch, wie die Tür geöffnet wurde und Hobi lautstark durch das halbe Treppenhaus die ersten Gäste begrüßte.

Gott sei Dank hatte Jin schon vor einer Weile unsere Nachbarn informiert, dass bei uns heute Abend ein Geburtstag gefeiert wird und es deswegen laut werden könnte. Auf irgendwelche klagenden Nachbarn, die auch noch die Polizei wegen Ruhestörung rufen würden oder so, hatte ich nämlich wirklich keine Lust.

Ich erhob mich von meinem Bett, um noch schnell ins Badezimmer zu huschen, bevor noch mehr Gäste kamen und ich kaum noch die Gelegenheit haben würde, in dieses reinzukommen.
Drinnen schloss ich die Tür hinter mir ab und machte mich daran, meine Haare zu stylen. Ich entschied mich auch für ein wenig Make-up, bevor ich vor der Badezimmertür stand und einmal tief durchatmete.

Du schaffst das, Jungkook. Es ist nur eine Party mit Leuten, die feiern wollen.

Mit diesem Gedanken verließ ich das Bad und erkannte, dass in der Zwischenzeit bereits einige Gäste mehr gekommen waren. Auch Musik lief inzwischen über die Boxen im Wohnzimmer.
Ich schlängelte mich zwischen den Leuten hindurch in das Wohnzimmer, wo Hobi heut Mittag unseren Wohnzimmertisch an den Rand gestellt hatte, um darauf das Buffet und eine kleine Bar bereitzustellen. Mit einem frischen Bier in der Hand rutschte ich dann zur Seite und blickte durch unser gefülltes Wohnzimmer.

Mir kam kein einziges Gesicht bekannt vor und bei jedem erneuten Klingeln fragte ich mich, woher Hobi so viele Menschen kannte und wie zum Teufel er mit ihnen allen den Kontakt aufrecht erhalten konnte.

Das war doch nicht normal, oder war ich einfach zu introvertiert?

Seufzend nahm ich einen Schluck vom Bier und beschloss mich in die Küche zurückzuziehen, in der Hoffnung, dort sei etwas weniger los als im Wohnzimmer. Also schlüpfte ich durch die Menschenmenge zurück in den Hausflur und in die Küche.

Darin lehnte ich mich mit der Schulter gegen die Wand und blickte durch das kleine Fenster auf die Straße hinunter. Gelangweilt beobachtete ich die Autos, die vorbeifuhren und nippte immer wieder an meinem Bier.

Ich begann schon wieder über mein Kunstprojekt nachzudenken und machte mir Sorgen. Was ist, wenn ich in einer tiefen, künstlerischen Blockade steckte? Es war so schwer, aus sowas herauszukommen, aber so ein Projekt sausen zu lassen konnte ich mir nicht erlauben.

Bevor ich jedoch weiter drüber nachdenken konnte, hörte ich jemanden meinen Namen rufen.

Ich drehte meinen Kopf in Richtung der Tür und erblickte einen breit lächelnden Jin, der mit Namjoon und einem kleineren, mir unbekannten Mann auf mich zu kam.

„Jungkook! Ich will, dass du Min Yoongi, einen guten Freund von Namjoon, kennenlernst. Er arbeitet in einem Plattenladen!", meinte Seokjin fröhlich und deutete auf den fremden Mann mit schwarzen Haaren, der jetzt höflich seinen Kopf vor mir neigte. „Freut mich, Jungkook."

Ich lächelte schief und ahmte seine Kopfbewegung nach. „Die Freude ist ganz meinerseits."
Jin drehte sich jetzt zu seinem Freund und schloss sanft seine Hand um dessen. „Du sag mal, Joonie, wo bleiben eigentlich die anderen beiden?"

Doch meine Aufmerksamkeit lenkte sich von dem Gespräch auf einen Mann, der so stark an unserer Balkontür rüttelte, dass ich Angst hatte, sie würde gleich aus den Angeln fliegen.

Ich entschuldigte mich kurz bei den dreien, stellte mein Bier auf der Theke ab und eilte aus der Küche den Flur hinunter zu unserem Balkon. „Hey, stopp! Sonst geht die Tür noch am Arsch!", rief ich, woraufhin der Typ in seiner Bewegung innehielt und verwundert zu mir sah.

„Du musst erst kurz ordentlich dran ziehen, bevor du sie dann aufdrückst.", erklärte ich ihm, sobald ich bei ihm ankam. Der Kerl blinzelte kurz, bevor er das tat, was ich ihm sagte und die Balkontür öffnete sich.

„Danke für den Tipp.", bedankte er sich grinsend, bevor er nach draußen tappte und sich eine Kippe anmachte.
Leise seufzte ich und drehte mich wieder zum Flur. Ich ging zurück in die Küche, nur um zu sehen, dass Namjoon und Jin verschwunden sind.
Verwirrt lief ich zu Yoongi, der meinen Platz am Küchenfenster eingenommen hatte. „Wo sind die beiden hin?"

Der Ältere zuckte mit den Schultern. „Kein Plan. Seokjin hat sich, kurz nachdem du raus bist, Namjoon geschnappt und is davongezischt.", antwortete er gelangweilt, woraufhin ich die Augen verdrehte.

War ja wieder klar.

Ich griff nach meinem Bier von vorhin und lehnte mich gegenüber von Yoongi an die Wand. Wir schwiegen beide eine Weile, bis ich den kleineren Mann vor mir ein wenig musterte.

Er schien sich nicht besonders wohl hier zu fühlen, weshalb ich mich wunderte, was er hier überhaupt tat. „Du bist nicht so der Fan von Parties, kann das sein?"

Yoongi blinzelte und sah zu mir, bevor ich sich den Nacken rieb. „Nicht wirklich, nein."
Ich lächelte. „Ich auch nicht. Aber Hoseok ist mein bester Freund, da komme ich um diese Party nicht rum.", meinte ich und legte mir theatralisch die Hand aufs Herz. Yoongi erwiderte mein Lächeln einfach nur stumm.

„Also, wie kommt es dann, dass du auf dieser Party bist?", fragte ich und sah den Schwarzhaarigen neugierig an. Dieser seufzte auf diese Frage leicht auf. „Ein Freund von mir und Namjoon, Jimin, hat mich dazu überredet. Ursprünglich war ich nämlich gar nicht mit in Namjoons Rechnung, hierzu eingeladen zu werden, aber sobald Jimin sich etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt er einfach nicht locker. Und dabei war ich am Anfang sogar noch ziemlich standhaft. Aber Jimin kann man einfach nichts abschlagen. Keine Ahnung, wo dieser Sturkopf jetzt allerdings abbleibt."

Ich musste schmunzeln. Ein wenig erinnerte mich das an Hobi. Bestimmt würden er und dieser Jimin sich blendend verstehen.

„Und woher kennst du Joon?", stellte ich schließlich die nächste Frage, woraufhin sich ein leichtes Grinsen auf Yoongis Lippen schlich. „Wie Seokjin ja schon erwähnt hat, arbeite ich in einem Plattenladen. Namjoon hat den mal besucht und dabei ein Regal umgestoßen und fast mehrere Schallplatten zerstört. Mein Chef hat ihn daraufhin rausgeschmissen, aber er tat mir ein wenig leid und ich bin kurz raus, um mit ihm zu reden. Wir haben uns angefreundet und Nummern ausgetauscht."

Meine Augen wurden groß und ich musste leicht kichern. „Oh man, ja, das klingt nach Namjoon. Aber wie cool, dass du in einem Plattenladen arbeitest. Wie heißt der denn? Ich liebe Vinyl, ich würde den nur zu gern mal besuchen!", meinte ich eifrig und holte mein Handy raus, um mir den Namen aufzuschreiben.

Yoongi schmunzelte. „Jimins bester Freund ist auch ein großer Fan von Vinyl. Er kommt mich regelmäßig im Laden besuchen, allein, um all die Platten zu bestaunen und nach neuen zu stöbern.", meinte er lächelnd und sagte mir den Ladennamen, den ich mir daraufhin schnell notierte.

Wir unterhielten uns danach noch eine Ewigkeit über Musik und welche Künstler wir am liebsten hörten und ich war richtig froh, Yoongi kennengelernt zu haben. Ich hatte endlich jemanden zum Reden auf dieser Party gefunden und wir tauschten relativ schnell auch unsere Nummern aus.

Irgendwann verabschiedete ich mich auf die Toilette, in der ich mich einschloss und mich dann kurz mit dem Rücken gegen die Tür lehnte. Ich schnaufte tief durch, bevor ich dann aufs Klo ging. Während ich meine Hände danach wusch, starrte ich gedankenverloren in den Spiegel.

Neben Yoongi hatte ich bisher nicht wirklich jemanden sonst kennengelernt. Außerdem hatte ich Hobi auch noch nicht die versprochene Karaoke-Session gegeben.
Hoseok wusste gut mit Menschen umzugehen und er kannte die Leute, die hier auf der Party waren. Vielleicht konnte er mich ja wem vorstellen.

Mit diesem Gedanken im Kopf verließ ich wieder das Bad, entschlossen, Hobi in dieser Menschenmenge zu finden.

Als ich jedoch sah, wie ein Typ gefährlich nah an einer Kommode hier im Flur tanzte, auf der eine Blumenvase stand, vergaß ich den Gedanken ganz schnell wieder.
Ich ahnte nichts Gutes und lief auf den Braunhaarigen zu, als er auch schon gegen die Kommode stieß. Schnell beugte ich mich nach unten und fing die Vase noch auf, bevor sie auf dem Boden zerschellte.

Der Mann drehte sich mit großen Augen um und entschuldigte sich eilig bei mir, woraufhin ich nur seufzend abwinkte und zu meinem Zimmer tappte, um die Blumenvase darin in Sicherheit zu bringen.

Als ich mein Zimmer wieder verließ, machte ich eine kurze Runde durch die Wohnung, um zu checken, dass sonst nichts kaputt gegangen war. Nachdem ich jedoch nichts entdeckte, begann ich mich wieder nach Hobi umzusehen, den ich dann auch kurz darauf im Wohnzimmer beim Just Dance spielen sah.

Doch als ich auf ihn zugehen wollte, wurde ich angerempelt und spürte, wie sich etwas Nasses über mich verteilte. Ein wenig erschrocken wich ich nach hinten und sah auf.

Ein Mädchen mit wasserstoffblondem Haar schlug sich schockiert eine Hand auf den Mund, in ihrer anderen Hand ruhte ein nun leeres Glas.
„Oh Gott, es tut mir so leid! Das war keine Absicht!", rief sie fast schon ein wenig hysterisch und blickte an mir rauf und runter.

Ich atmete tief durch und schluckte meinen Ärger runter. „Ist schon okay, ich wohne hier, ich zieh mich einfach kurz um."
Mit diesen Worten drehte ich mich wieder um und lief zurück zu meinem Zimmer. Ich spürte, wie mein klatschnasses Hemd an meiner Brust klebte und rümpfte ein wenig die Nase. Das Getränk war klebrig und roch fast schon ekelhaft süß.

In meinem Zimmer angekommen zog ich mir das Hemd direkt über den Kopf und machte mir gar nicht erst die Mühe, es aufzuknöpfen. Ein wenig angewidert schmiss ich das klebrige Kleidungsstück einfach in eine Ecke.

Als ich gerade meinen Schrank nach einem neuen Oberteil durchforsten wollte, sprang meine Zimmertür auf und ein knutschendes Pärchen stolperte herein.

Erschrocken zuckte ich zusammen, bevor mein Ärger dann die Oberhand gewann.
„Sag mal, gehts noch?! Das ist mein Zimmer, verpisst euch wieder!", fauchte ich den Typen und das Mädchen wütend an, die mich beide mit großen Augen anstarrten. Ich stampfte auf das Pärchen zu und jagte sie lautstark aus meinem Zimmer, dessen Tür ich danach abschloss.

Wieso hab ich das eigentlich nicht schon gleich getan?

Genervt griff ich jetzt einfach nur noch nach einem simplen, schwarzen Shirt.
Die Lust nach Menschen und jemanden kennenzulernen war mir inzwischen definitiv vergangen, also warum mich noch irgendwie schick anziehen?

Als ich mein Zimmer verließ, schloss ich es direkt wieder ab und ging zum Badezimmer.
Dass ich mich gerade oberkörperfrei durch die Menschenmenge bewegte, war mir grad egal. Ich hatte so kein Bock mehr auf diese Party und ich würde ganz sicher nicht den restlichen Abend mit klebriger Haut verbringen.

Im Badezimmer angekommen schloss ich die Tür hinter mir ab, lief zum Waschbecken und begann meinen Oberkörper zu waschen.

Das ist viel zu umständlich.

Ich drehte den Wasserhahn wieder ab, entledigte mich einfach meiner restlichen Klamotten und hüpfte unter die Dusche.
Das warme Wasser prasselte auf meinen Kopf und dämpfte die Geräusche der Party. Ich schloss meine Augen und atmete durch.

Es ist Hoseoks Geburtstag. Du überlebst den Abend schon, Jungkook.
Versuchs optimistisch zu sehen, du hast Yoongi kennengelernt. Er schien doch super nett zu sein und du brauchst mit ihm nicht das Gefühl zu haben, als Einziger sich hier völlig fehl am Platz zu fühlen.

Mit dem Gedanken wusch ich schnell meinen klebrigen Oberkörper ab, bis er sich wieder normal anfühlte, drehte das Wasser ab und verließ dann die Dusche.
Ich trocknete mich ab, bevor ich wieder in meine vorherigen Klamotten und das frische Shirt schlüpfte. Meine Haare trocknete ich spärlich mit dem Handtuch.

Nachdem ich das Badezimmer verlassen hatte, kämpfte ich mich durch die Menge auf den Balkon hinaus.
Dort angekommen scheuchte ich alle Personen nach drinnen, die sich hier draußen befanden und lehnte mich danach übers Geländer.

Endlich allein.

Ich atmete die kühle Abendluft ein und schloss erschöpft meine Augen. Der Wind wehte mir durch die nassen Haare.
Die Party laugte mich extrem aus und hier draußen konnte ich endlich mal verschnaufen.

Doch dann hörte ich eine tiefe Stimme hinter mir.

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Es geht los 🤭

Und endlich auch mal wieder ein längeres Kapitel hahah

Hab in der Zwischenzeit einen Woosan One-Shot namens 'Daisies' veröffentlicht, würd mich freuen, wenn ihr den auch auschecken würdet :D

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