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Taehyung
Nachdem ich bei Miyeon geschlafen hatte, musste ich mich heute Morgen ziemlich beeilen, zur Uni zu kommen. Ich hatte mich den ganzen Tag dabei erwischt, wie ich mich immer wieder nach Jungkook umgesehen hatte, doch ich hatte ihn nirgends entdeckt.
Jetzt lief ich gerade in die Richtung von Yoongis Plattenladen, weil ich nach der letzten Vorlesung nicht nach Hause gehen wollte.
Jimin war eh nicht da, er hatte sich mit ein paar von seinen Tanz-Kommilitonen zum Trinken getroffen. Dementsprechend wäre ich bis spät in die Nacht hinein allein in der Wohnung und lediglich beim Gedanken daran starb ich vor Langeweile.
Ich betrat den kleinen Laden mit einem Lächeln, das sich vergrößerte, als ich Yoongi hinter dem Thresen stehen sah. „Hallo Yoongi!"
Genannter sah lediglich nur kurz von seinem Haufen an Unterlagen vor sich auf, bevor er sich wieder mit seiner Aufgabe beschäftigte. „Hallo Taehyung...", murmelte er wenigstens noch mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck, ohne mich anzuschauen.
Das war ich jedoch schon gewohnt, Yoongi begrüßte mich durch meine häufigen Besuche nur noch spärlich, wenn ich hier reinschneite.
Ab und zu half ich ihm auch aus, wenn ich Langeweile und der Ältere einiges zu tun hatte, so wie jetzt. Ich fing an, die Schallplatten durchzugehen und sie zu sortieren, wenn sie von einem Kunden beispielsweise an den falschen Platz zurückgelegt wurden.
Es herrschte Stille im Laden, außer mir und Yoongi war niemand da und ich verfiel in eine entspannende Art von Trance beim Sortieren der Platten. Doch dann riss Yoongis Stimme mich auf einmal aus diesem Zustand, der Schwarzhaarige stand plötzlich neben mir und half mir beim Sortieren.
Nanu? Ist er etwa schon fertig mit seinen Unterlagen?
Neugierig sah ich den Kleineren an, der jedoch meinem Blick auszuweichen schien und sich besonders auf die Schallplatten vor seiner Nase konzentrierte. Es war, als schwelgte eine Regenwolke über seinem Kopf. „Was ist los, Yoongi?"
Genannter zögerte noch ein paar Momente, bevor er seufzend die Platte zurücklegte, die er gerade noch in seinen Händen hielt, und sich leicht zu mir drehte. Meinem Blick wich er noch immer aus.
„Erinnerst du dich daran, mit wie vielen Männern Jimin an meinem Geburtstag geflirtet hat?", fragte Yoongi schließlich und ich erinnerte mich an den Abend in der Bar zurück, an dem ich Jungkook meine Nummer gegeben hatte.
„Ja, das ist Standard.", meinte ich schulterzuckend und musste unwillkürlich durch die Frage des Älteren daran denken, wie Jimin sich bereits direkt, nachdem wir Fuß in die Bar gesetzt haben, an die beiden Barkeeper rangemacht hatte.
Yoongi hielt kurz inne, bevor er sich räusperte. „Ja, das stimmt schon, es hatte mich auch nicht wirklich gejuckt, bis zu meinem Geburtstag. Aber das dann live miterleben zu müssen...", meinte der Schwarzhaarige leise und spielte gedankenverloren an einer
der Plastikecken eines Covers.
Verwirrt blinzelte ich und legte meinen Kopf schief. „Ich versteh nicht recht?"
„Na ja..."
Und als ich sah, wie Yoongi sich mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck den Nacken rieb, vehement meinem Blick auswich und nervös an seiner Lippe nagte, fiel endlich der Groschen.
Oh mein Gott, Taehyung du Idiot.
„Oh man, sorry Yoongi, ich checks erst jetzt. Seit wann denn?", fragte ich und strich einmal sanft über den Rücken des Älteren. Dieser seufzte nur leise und zuckte mit den Schultern.
„Ich glaub, schon eine Weile. Keine Ahnung. Es hat mich schon länger irgendwie unwohl gemacht, wenn ich wieder von einem von Jimins Flings gehört hab. Es jetzt aber direkt mitansehen zu müssen, war doch viel härter, als ich dachte. Ich musste richtig meine schlechte Laune runterschlucken - ich meine, ich kann ihm das ja nicht einfach verbieten, er ist von Natur aus flirty und nicht mein Freund. Nicht mal ansatzweise."
Mein Herz stach mir in der Brust, als ich den betrübten Blick meines Freundes sah. Eilig packte ich den Kleineren an der Schulter und zog ihn in eine enge Umarmung, aus der er sich erst winden wollte, doch er gab schnell nach und seufzte in meine Brust, zögerliche Arme wickelten sich um meine Mitte.
Ich hab nie bemerkt, dass Yoongi mehr für Jimin übrig hatte, als er es gern hätte, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde es mir.
Der Schwarzhaarige war nie besonders der Typ für Berührungen und hatte eine eher kalte Front, aber jedes Mal, wenn Jimin sich an ihn kuschelte, erlaubte er dies wortlos und seine frostige Fassade schmolz ein wenig, sein Blick weicher als sonst. Auch wenn Jimin um etwas bettelte - was ziemlich häufig passierte, wie mir gerade auffiel - gab Yoongi jedes Mal in kürzester Zeit nach.
Als könne er ihm nicht widerstehen... Taehyung, du Idiot. Wie konnte dir das bisher nur nie auffallen?
Yoongi wand sich schließlich irgendwann doch aus meiner Umarmung und nahm relativ motivationslos wieder die Arbeit auf, Schallplatten zu sortieren. Ich half ihm dabei und kaute unsicher auf meiner Unterlippe herum.
Es war schwer einzuschätzen, was ich als nächstes sagen oder tun sollte, um den Älteren aufzuheitern, aber je länger wir schweigend unserer Arbeit nachgingen, desto eher schien es mir, als wäre das gerade die richtige Angehensweise.
Yoongi schien die Ablenkung zu brauchen, er wirkte nicht so, als wolle er noch weiter über das Thema reden. Vermutlich hatte es ihn seit seinem Geburtstag einfach so lang gequält, bis er es nicht mehr für sich behalten konnte und es mir dann schließlich erzählte. Denn um ehrlich zu sein kam sein Geständnis völlig aus dem Nichts - mitten auf der Arbeit, ohne, dass wir vorher heute wirklich geredet hatten.
Ich werd mal gucken, wies bei Jimin aussieht. Vielleicht lässt sich da ja was einrichten, immerhin meinte Jimin ja selbst erst vor nicht allzu langer Zeit zu mir, dass er es vermisste, zu daten.
Ich hatte nicht wirklich einen Plan, aber ich wusste, ich wollte meinem Freund helfen. Wie genau, konnte ich auch noch später herausfinden.
Als wir schließlich fertig waren, drehte ich mich zu Yoongi und lächelte ihn breit an. „Wie wärs mit Kaffee? Lass uns hier noch schnell fertig aufräumen und dann einen holen, ich lad dich ein.", schlug ich vor, woraufhin der Schwarzhaarige blinzelte, ein sanftes Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. „Das klingt gut, danke Tae."
Ich wusste, hinter Yoongis Worten steckte noch mehr Dankbarkeit als nur für den Kaffee.
Er schätzte es wert, dass ich ihn nicht noch weiter mit Fragen wegen Jimin löcherte, sondern einfach nur da war, ihm zugehört hab und ihm jetzt dabei half, sich ein wenig abzulenken.
Also räumten wir den Rest auf, Yoongi verstaute seinen Haufen an Unterlagen in einem Fach, das er eilig schloss, um sich seine Arbeit für morgen nicht mehr ansehen zu müssen.
Sobald wir fertig waren, tappten wir aus dem Laden und während Yoongi ihn abschloss, wartete ich geduldig.
„Was meinst du, sollen wir mal wieder bei Seokjin im Café vorbeischauen? Vielleicht hat er ja grad Schicht. Wir könnten noch Joonie schreiben, vielleicht kommt er dann auch noch durch.", grübelte ich während dem Warten.
Yoongi steckte seine Schüssel wieder ein und zuckte mit den Schultern, als er sich zu mir drehte. „Ist mir egal, können wir machen."
Leicht musste ich schmunzeln. „So hilfreich wie eh und je beim Entscheidungentreffen, Yoongi." Der Ältere rollte mit den Augen, packte mich am Arm und zog mich mit, als er los lief. „Wir gehen jetzt zu Jins Café und du schreibst Namjoon."
Ich grinste schief und ließ mich von ihm mitziehen, während ich mit meiner freien Hand mein Handy rausholte und es entsperrte. Ich suchte den Chat mit Namjoon und gab ihm Bescheid, dass wir zu Jin ins Café gehen würden. „Okay, Joonie weiß jetzt Bescheid."
Auf einmal entdeckte ich zwischen meinen ungelesenen Nachrichten eine von Jungkook. Neugierig tippte ich unseren Chat an.
Jungkook
Ich freu mich schon aufs Wochenende :)
Unwillkürlich begann ich breit zu lächeln und tippte eine Antwort ein. Noch während ich sie abschickte, blickte Yoongi zu mir und blinzelte. „Hat er schon geantwortet? Oder schreibst du mit Miyeon? Oder hast du deine letzte Prüfung bestanden? Was war das nochmal für ein Thema... Egal, du grinst auf jeden Fall wie ein Honigkuchenpferd."
Etwas überrumpelt von diesen Fragen drosselte ich mein Tempo, was wiederum Yoongi verwirrte, der jetzt seinen Kopf schief legte.
Ich lachte nervös auf und lief wieder in einer normalen Geschwindigkeit weiter. „Nein, hab nur ein süßes Meme gesehen und du hast mich dann an diese blöde Prüfung erinnert; die lief gar nicht gut und der Gedanke, die Note dafür noch zu bekommen, hat mich grad kurz runtergezogen.", log ich und biss mir danach auf die Zunge, ein schlechtes Gewissen begann in meiner Magengegend Wurzeln zu schlagen.
Yoongi schmunzelte leicht und ließ vom Thema ab. Wir gingen schweigend unseren Weg weiter, nachdem ich mein Handy wieder eingesteckt hatte, doch in meinem Kopf herrschte Chaos.
Das flaue Gefühl in meinem Bauch breitete sich aus, meine Schultern waren schwer wie Blei.
Wieso lüge ich alle ständig an?
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Nachträglich auch hier frohe Weihnachten an jeden! :)
Ich hoffe, ihr hattet schöne Feiertage und ganz viel super leckeres Essen, hehe~
Heute hat mein Bruder Geburtstag, weswegen es bei mir Zuhause direkt weiter geht mit Feiern und leckerem Essen :D
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