Jungkook

„Jungkook! Einmal Caipirinha für das Geburtstagskind hier!"

Ich horchte vom Gläserputzen auf und blickte zu Mingyu, der mit mir gerade hinter der Bar arbeitete. Der schwarzhaarige Barkeeper nickte mit dem Kopf zu drei unserer Gäste und ich folgte mit meinem Blick seiner Geste.

Mir fiel fast ein Glas aus den Händen, als ich auf einmal in Taehyungs dunkelbraune Augen sah.

Was macht er denn hier?

Taehyung schien nicht weniger überrascht zu sein, als er mich erkannte und hob leicht seine Augenbrauen. Schnell wandte ich meinen Blick von ihm und bemerkte, dass die zwei Männer neben ihm Yoongi und Jimin waren.

Yoongi blinzelte und legte leicht seinen Kopf schief, er hatte mich jetzt auch erkannt. Scheinbar war er das Geburtstagskind und der Caipirinha somit für ihn.

Ich nickte Mingyu zu, der danach selbst seiner Arbeit nachging, und fing dann eilig an, den Cocktail zu machen. Währenddessen spürte ich die ganze Zeit Taehyungs intensiven Blick in meinem Nacken, was mir einen Schauer den Rücken runterlaufen ließ.

Es lenkte mich so sehr von meiner Arbeit ab, dass ich mir beim Achteln der Limette aus Versehen in den Finger schnitt. Leise fluchend zischte ich auf und hielt meinen leicht blutenden Finger.

So ein Mist. Das passiert mir doch sonst auch nie.

Ich hielt den Finger kurz unter den Wasserhahn, bevor ich dann ein kleines Schränkchen unter der Bartheke öffnete und von dort ein Pflaster holte. Schnell klebte ich es auf meinen Finger und bereitete dann weiter den Caipirinha zu.

Noch immer spürte ich Taehyungs Blick auf mir und fast erneut hätte es mich so sehr abgelenkt, dass ich beinahe das Crushed Ice neben das Glas gekippt hätte.

Jungkook, reiß dich zusammen. Er wird wahrscheinlich noch den ganzen Abend hier sein und du hast Arbeit zu erledigen. Du kannst nicht einfach die ganze Zeit deinen Job vermasseln, nur weil er dich anguckt.

Mit diesen Gedanken machte ich den Caipirinha schließlich fertig und atmete kurz durch, bevor ich mich dann umdrehte und zu den drei Männern lief.

„Einen Caipirinha, bitte sehr. Und alles Gute, Yoongi."

Ich stellte den Cocktail vor dem Älteren ab und lächelte ihn an. Yoongi erwiderte leicht das Lächeln und nahm das Glas an sich. „Danke, Jungkook."

Blinzelnd blickte ich dann zu Taehyung und Jimin, die jeweils zu den Seiten meines Gegenübers saßen. „Kann ich euch auch noch irgendwas bringen?"

Jimin horchte sofort auf. „Wie kann man zu einem so hübschen Barkeeper Nein sagen? Einen Gin Tonic, bitte.", sagte er und lächelte mich charmant an. Ich legte leicht den Kopf schief.

Er scheint mich nicht zu erkennen. Kein Wunder, so betrunken wie er an Hobis Geburtstag war.

„Jimin, hör auf mit einem Barkeeper nach dem anderen zu flirten und bestell deine Drinks wie ein normaler Mensch.", brummte der Schwarzhaarige neben ihm und stieß seinen Ellenbogen in die Rippen von Jimin. Dieser sah gespielt gekränkt zu Yoongi.

„Min Yoongi! Bei dir darf man ja nie Spaß haben! Ein kleiner Flirt kann ja wohl nicht schaden?", meinte er empört, doch dann grinste der Blonde und zwinkerte mir zu. „Sag Bescheid, wenn ich dir meine Nummer geben soll, Hübscher."

Ich musste schmunzeln. „Okay, vielen Dank für die Info. Dein Gin Tonic kommt sofort. Und was darfs für dich sein?", ich wandte mich von Jimin an Taehyung, der das Ganze stumm beobachtet hatte.
Mir fiel auf, dass er das gleiche Outfit trug wie an Hobis Geburtstag. Das gleiche verflixte Seidenhemd, dessen oberste Knöpfe erneut geöffnet waren, wodurch ich Taehyungs Schlüsselbeine wieder erblicken konnte. Nervös schluckte ich und musste meinen Blick förmlich von ihnen reißen.

Jetzt, wo ich ihm meine Aufmerksamkeit schenkte, schien sich die Miene des Älteren ein wenig aufzuhellen und er lächelte leicht. „Eine Flasche Soju, bitte."

Als ich seine tiefe Stimme hörte, spürte ich ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch. Fast hatte ich vergessen, wie angenehm sie klang.
Ich nickte ihm zu, bevor ich mich dann wieder von den Dreien entfernte, um die anderen beiden Drinks zuzubereiten.

Während ich den Gin Tonic vorbereitete, hörte ich die drei hinter meinem Rücken miteinander reden.

„Sag mal, kennst du den Typen etwa? Als er dir den Caipi gegeben hat, hat er deinen Namen genannt."

„Jimin, du Trottel, er ist einer von Seokjins Mitbewohnern. Wir waren auf dem Geburtstag von seinem anderen Mitbewohner, Hoseok, und haben ihn da getroffen."

„Wundert mich nicht, dass er sich nicht an Jungkook erinnert; ihn hat er schließlich erst getroffen, als er schon völlig hinüber war und ich ihn heimbringen musste."

„Ohh, achso... Und hey! Seid nicht so frech! Ich war vielleicht echt ein bisschen hinüber an dem Abend, ja, aber nicht gleich ein Grund mich so vorwurfsvoll anzuglotzen."

„Du hast wortwörtlich unser Bad unter Wasser gesetzt."

Ich unterdrückte ein Schmunzeln, als ich Taehyungs letzte Worte hörte, öffnete die bestellte Flasche Soju und drehte mich mit den Getränken dann wieder zu den dreien. „Hier bitte, eure Drinks."

Jimin nahm seinen Gin Tonic an sich und lächelte mich charmant an, derweil schob er mir Geld für seine und Taehyungs Bestellungen zu, Trinkgeld war auch dabei.
„Vielen Dank, Hübscher. Mir wurde gerade offenbart, dass wir uns bereits über den Weg gelaufen sind und du Jungkook heißt, aber es macht dir doch hoffentlich nichts aus, wenn ich dich weiterhin Hübscher nenne?"

Ich schmunzelte leicht, während ich das Geld an mich nahm und abkassierte. „Nenn mich wie du willst, insbesondere wenn du mir so viel Trinkgeld gibst.", grinste ich und der Blonde seufzte theatralisch auf.

„Wie kann ich auch widerstehen, wenn mich so ein hübscher Mann anlächelt und so freundlich ist? Kommt, Jungs, wir gehen zu einem der Tische. Ich will näher an die Tanzfläche!", rief Jimin fröhlich, nippte an seinem Gin Tonic und sprang vom Barhocker, bevor er sich zu einer unserer Tischnischen begab.

Ich beobachtete ihn grinsend dabei, doch als ich meinen Blick an Taehyung wandte, sah der von ihm düster aus und ich legte leicht meinen Kopf schief, während ich ihm und Yoongi hinterher blickte.

Was war denn mit ihm auf einmal?

[...]

Erleichtert seufzte ich auf, als ich Mingyu erblickte, der von seiner Pause wieder hinter die Bar kam.
„Gott sei Dank bist du zurück. Ich hab gerade die größte Bestellung an Cocktails bekommen seit der Erfindung der Cocktails.", meinte ich verzweifelt und drückte ihm direkt zwei Martini Gläser in die Hand.

Der Größere kräuselte die Oberlippe. „Na, was ein Start von der Pause. Hast Glück, dass ich dich gern hab, Jeon Jungkook.", grummelte er genervt, zwinkerte mir aber zu, während er begann, die ersten Drinks zuzubereiten.

Zu zweit ging es deutlich schneller, alle bestellten Cocktails zu servieren und Mingyu war sogar so lieb, die letzte Runde mit an den Tisch zu bringen.
Ich sah Mingyu und den Gästen, die die anderen Drinks trugen, noch kurz hinterher, bevor ich dann die Bar entlang guckte nach eventuell neuer Arbeit.

Doch dann entdeckte ich Taehyung, wie er allein an der Bar saß und in sein fast leeres Glas blickte, eine leere Flasche Soju daneben. Er schien etwas nachdenklich und ich beschloss, mich ein wenig zu ihm zu gesellen. Immerhin war gerade kein weiterer Gast an der Bar und zur Not war Mingyu ja auch gleich wieder da.

Als Taehyung bemerkte, dass jemand gegenüber von ihm stand, hob er seinen Kopf und ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, als er mich erkannte.

„Wie kommt es eigentlich, dass wir uns immer dann sehen, wenn Alkohol seine Finger im Spiel hat?", fragte der schwarzhaarige junge Mann und grinste schief.

„Vielleicht liegt es daran, dass unsere Freunde Alkoholiker sind?"

Taehyung lachte auf. „Chapeau, Jeon. Das könnte tatsächlich der Grund sein.", schmunzelte er, hob sein Glas und trank den Rest seines Drinks.

Ich beobachtete ihn dabei stumm und musste mich zusammenreißen, nicht ständig in sein weit geöffnetes Hemd zu starren, bis ich von einem Gast gerufen wurde und lief los, um eine neue Bestellung vorzubereiten.
Es wurde eine Reihe Shots bestellt und während ich den Alkohol in die kleinen Becher kippte, spürte ich erneut Taehyungs Blick auf mir. Als ich den zwei jungen Damen, die die Bestellung aufgegeben haben, die Shots überreichte und mich nach dem Abkassieren wieder zu Taehyung drehte, blickte dieser erneut in sein Glas. Doch als ich wieder vor ihm stand, hob er seinen Kopf und musterte mich.

„Ich hätte ja vieles erwartet, Jungkook. Aber dass du Barkeeper bist, das hätte ich niemals gedacht. Besonders nachdem du so negativ über Alkohol gesprochen hast - die beiden Male, die ich dich gesehen habe.", gestand Taehyung auf einmal und blinzelte.

Ich lächelte schief und stützte meine Arme auf der Theke ab. „Na ja, wirklich viel halte ich auch nicht von Alkohol, ich trinke persönlich nicht besonders viel; warum, weißt du vermutlich. Und das hier ist nur mein Job, es hatte sich nunmal so angeboten und die Bezahlung ist nicht schlecht.", erklärte ich schulterzuckend.
Alkoholische Getränke zu sich zu nehmen oder sie zuzubereiten, ist ein feiner Unterschied, den ich mir nur allzu gern zu Nutzen machte.

Taehyung richtete sich auf, sein Blick zeigte Neugier und er beugte sich jetzt ebenfalls ein wenig über die Theke. „Machst du denn noch etwas neben deinem Job als Barkeeper?", fragte der Schwarzhaarige interessiert und stützte sein Kinn auf seiner Handfläche ab.

Durch seine plötzliche Nähe wurde ich ein wenig nervös und rutschte ein Stück von ihm weg.
„Na ja, nicht besonders viel... Ich studiere noch Kunst und gehe manchmal mit Hoseok tanzen, aber nicht besonders häufig. In der Regel werde ich immer von ihm überredet.", beantwortete ich Taehyungs Frage und grinste schief.

Genannter begann breit zu lächeln. „Jimin liebt es ebenfalls zu tanzen, sogar so sehr, dass er es studiert. Ich hingegen studiere Pädagogik, was jetzt irgendwie ziemlich trocken klingt, im Gegensatz zu euch beiden Künstlern.", meinte er ein wenig verlegen und legte seinen Kopf leicht schief.

Ein Pädagoge... Wie süß.

Ich schüttelte schnell meinen Kopf und lächelte ihn an. „Nein, ich find das toll. Hobis Studienfach ist trocken. Aufgrund seiner Art kaum zu glauben, aber er studiert tatsächlich Medizin.", schmunzelte ich, woraufhin Taehyung erstaunt seine Augenbrauen hob.

„Welch Überraschungen erwarten mich denn noch in eurer WG?", lachte der Schwarzhaarige und mein Herz begann leicht zu flattern. „Wirst du wohl herausfinden müssen.", murmelte ich und konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken.
Auch Taehyungs Mundwinkel zuckten in die Höhe und für ein paar Sekunden taten wir nichts anderes, als uns anzulächeln.

Doch dann schob Taehyung mir seine leere Flasche Soju zu. „Wärst du so lieb, und würdest mir noch eine geben?", fragte er mit seinem süßen Kastenlächeln, das ein wohliges Wärmegefühl in mir ausbreitete und ich nickte lächelnd. „Kommt sofort."

Ich drehte mich um und holte eine weitere Flasche aus unserem Vorrat, die ich dann mit der leeren austauschte. „Geht aufs Haus."
Taehyung blinzelte überrascht, bevor er begann zu lächeln. „Danke, Jungkook."

Ich lächelte schief und beobachtete ihn dabei, wie er sich in sein Glas einschenkte.
„Kunst also... Wie darf ich mir den Studiengang vorstellen? Wird jede Stunde ein Bild gemalt?", fing Taehyung auf einmal an zu fragen und sah mich interessiert an. Ich spürte, wie mir die Hitze ein wenig in die Wangen stieg und räusperte mich leicht.

„Na ja also, nicht wirklich. Es gibt auch theoriebasierte Vorlesungen, die sind aber auch sehr interessant. Und wegen dem Bilder malen, wir kriegen in der Regel über einen längeren Zeitraum eine Aufgabe gestellt, die wir in dieser Frist erfüllen müssen. Das kann ein Bild malen sein, ja, aber es kann aber auch eine Arbeit mit beispielsweise Ton sein. Ich habe bei mir daheim einige Beispiele stehen, die ich dir zeigen könnte."
Ich verstummte augenblicklich, als ich den letzten Satz aussprach.

Hab ich ihn gerade zu mir nach Hause eingeladen?

Doch Taehyung hatte mir aufmerksam zugehört, zwischendrin an seinem Glas genippt, und begann zu strahlen, als er mein Angebot hörte. „Aber sicher! Die würde ich gern sehen.", meinte er, bevor er in seine Hosentasche griff und sein Handy rausholte.
Perplex von seiner Antwort blinzelte ich ein paar mal, bis der Ältere mir lächelnd sein Handy hinhielt. „Hier, meine Nummer. Dann kannst du mir schreiben, wann ich mal vorbeikommen kann."

Für eine kurze Zeit glaubte ich, ich hab nicht richtig gehört. Doch als ich die Nummern auf dem Bildschirm erblickte und Taehyung mir geduldig sein Handy hinhielt, fing mein Herz auf einmal an zu rasen.
Ich spürte, wie sich erneut die Hitze in meinem Gesicht ausbreitete, diesmal aber deutlich stärker als zuvor. Hastig sah ich runter und holte mit zitternden Händen mein Handy raus. Durch meinen Kopf zischten etliche Gedanken, während ich begann, die Nummer in mein Handy einzutippen.

Oh mein Gott, er hält mir wirklich sein Handy mit seiner Nummer hin. Taehyungs Nummer. Ich hab endlich seine Nummer. Er will meine Kunstwerke sehen. Oh mein Gott, er will meine Kunstwerke sehen!! Was ist, wenn sie ihm nicht gefallen?? Oh mein Gott, er kommt zu mir nach Hause. Allein, ohne Partyanlass. Sondern wegen meiner Kunstwerke! Wegen mir!! Ich muss mein Zimmer aufräumen.

Als ich die Nummer fertig eingetippt hatte, nahm Taehyung wieder sein Handy an sich. Er räusperte sich, bevor er dann aufstand. „Ich geselle mich mal wieder zu Yoongi und Jimin. Außerdem will ich dich nicht weiter von deiner Arbeit abhalten, dein Kollege freut sich sicherlich, wenn du ihm wieder aushelfen kannst.", meinte er grinsend und deutete mit seinem Kopf in eine Richtung.

Oh stimmt, Mingyu!

Ich folgte Taehyungs Geste und erblickte den anderen Barkeeper, wie er mit einem gestressten Gesichtsausdruck Drinks zubereitete.
Peinlich berührt biss ich mir auf die Unterlippe.

Ich hab mich ablenken lassen... Oh man, ich schuld ihm nachher selbst einen Drink.

„Na ja, wir sehen uns. Schreib mir, Jungkook.", ich wandte mich wieder an Taehyung, der mich breit anlächelte, bevor er davon lief.
Ein wenig perplex blieb ich zurück, dann drehte ich mich wieder zu Mingyu und lief zu dem Schwarzhaarigen, um ihm zu helfen.

Ich hatte einfach eine Verabredung mit Taehyung.

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Ist eine Weile her, seit dem letzten Update :")

Ich hatte viel zu tun und musste mich ein wenig einleben nach meinem Umzug. Hab bereits zwei Wochen Uni hinter mir und in dieses Mindset nach einem Jahr Pause wieder reinzukommen, ist echt schwer 😵‍💫😂

Na ja, jetzt, wo ich den Umzug & die ersten Uni-Wochen hinter mir hab und mich ein wenig besser auskenne, sollte ich wieder mehr Zeit haben für diese FanFiction :)

Ich freu mich! ♡