𝟷. 𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕

„𝕯ieser Mistkerl!" Die Wort schossen aus mir heraus, ein raues Knurren, das in meiner zugeschnürten Kehle kratzte. Meine Stimme war fremd, als wäre sie von etwas Dunklem und Bissigem gepackt. Ich ließ mich auf einen der kalten, stählernen Barhocker fallen, die gepolsterte Sitzfläche gab leise nach. Langsam legte ich den Kopf auf die Theke, die Stirn kühl auf dem glatten Holz, meine Hände glitten schwer und erschöpft darüber, tasteten nach Halt, fanden nur leere Luft am Rand und ließen schließlich müde los.

Es war, als wäre ich in einem stillen, erbarmungslosen Käfig gefangen, aus Emotionen gewebt – ein Gefängnis, das nur meine Wut duldete und alles andere erbarmungslos abblockte. Die Welt um mich herum wurde stumpf und klein. Es war mir gleichgültig, wie ich aussah, wie verzweifelt oder lächerlich. „Arghhh!" Der Laut kam tiefer aus meiner Brust, ein ungezähmter Ausbruch, so roh und echt, dass er in der Luft hängen blieb. Die Wut fraß sich durch mich hindurch, heiß und erbarmungslos, jeder Muskel brannte, das Herz raste, als würde es in Flammen stehen.

Ich wollte zerstören, in Stücke reißen, einen ganz bestimmten Menschen – ihn. Die Vorstellung brannte heißer als alles andere, bis eine Träne sich ihren Weg bahnte, langsam und hartnäckig über meine Wange rollte. Ich biss die Zähne zusammen, spürte die Bitterkeit auf der Zunge, den leisen Ekel über mich selbst, über diese Schwäche, die mir meine eigene Menschlichkeit ins Gesicht schlug.

Ich hatte geglaubt, dass zwischen uns etwas Echtes war – etwas, das leise gewachsen war, ein ungesprochenes Versprechen, das nur wir verstanden. Ich dachte, er spürte das Gleiche, sah in unserer Nähe die gleiche Bedeutung wie ich. Es schien selbstverständlich, als würde die Stille zwischen uns alles Wichtige sagen. Aber jetzt bröckelten diese Annahmen wie brüchiges Glas, und die Wahrheit darunter schimmerte kalt und erbarmungslos.

Langsam hob ich meinen Kopf, nur um ihn wieder auf die Theke sinken zu lassen, die kühle Härte drückte dumpf gegen meine Stirn. Dieser kurze Schmerz war wie ein Anker, eine winzige Rettungsleine, die mich davon abhielt, in die Wut zu kippen, in diese hilflose Verzweiflung zu ertrinken, die in mir tobte und schrie. Ein Atemzug. Noch einer. Es war, als müsse ich die Kontrolle über mich selbst neu verhandeln.

Die Tränen kamen jetzt ungehalten, eine langsame Flut, die meine Wangen hinunterrollte. Salz schmeckte bitter auf meinen Lippen, mischte sich mit einem unsichtbaren Hauch von Enttäuschung, die nicht versiegen wollte. Dunkelblonde Strähnen fielen mir ins Gesicht, schwer vom salzigen Wasser, und ich sah darin das brüchige Spiegelbild von allem, was ich zu glauben gewagt hatte.

Es war schwer, dem, was in mir tobte, einen Namen zu geben. War es Herzschmerz? Oder etwas Dunkleres, ein bitteres Gemisch aus Trauer und Wut, scharf wie Messer, die in meiner Brust wirbelten. Eine blinde, drängende Rage, so stark, dass ich kaum wusste, wohin damit. Vielleicht war es Selbsthass, das dumme Brennen der Scham, das mich in den Abgrund zog. Wie konnte ich so blind gewesen sein, so töricht? Oder war es etwas, das noch keine Worte kannte, etwas Tieferes, ein Gefühl, das sich der Sprache entzog?

Unruhig trat ich mit der Spitze meiner abgewetzten Converses gegen den unteren Rand der Bar, ein leises, metallisches Echo in der stillen Leere. Der Rhythmus meiner Atemzüge war ein unbeständiges Rauschen, das ich zu ordnen versuchte, aber mein Brustkorb bebte, als würde jede Einatmung zögern, als wollte sie die Wahrheit in sich behalten, die ich kaum ertragen konnte.

Plötzlich riss eine leise Stimme von meiner linken Seite mich aus dem Sturm in meinem Kopf. „Alles gut?" Das Blut schoss mir sofort in die Wangen, heiß und verräterisch.

„Ja... alles gut", murmelte ich, aber meine Stimme klang gedämpft, in meinen Armen versteckt, die ich noch fester um mich schlang. Das Bedürfnis zu schreien, laut und haltlos, pochte heftig in meiner Brust, ein stummes Wüten, das nicht verstummen wollte. Ich zog die Arme enger um meinen Kopf, als könnte ich damit den Schmerz einsperren. Aber es reichte nicht, nicht annähernd.

„Sehen Sie doch!" Die Worte brachen hervor, kaum mehr als ein heiserer Protest. Ich wagte nicht, zur Seite zu sehen, doch ich spürte das leichte Vibrieren der Bar neben mir, als jemand sich näher heranlehnte. Eine Hand, sanft und ungewohnt zärtlich, legte sich auf meinen linken Arm, hob ihn ein wenig an. Diese Berührung, zart und aufmerksam – sie durchbrach den Panzer, den ich mir so mühsam aufgebaut hatte, und ließ einen Hauch von Wärme in die Kälte meiner Fassade sickern.

Arschloch – das war das erste Wort, das sich in meinen Gedanken formte, und meine Oberlippe zuckte unwillkürlich.

Für einen Augenblick zwang ich mich, das Loch in meiner Mauer aus meinen Armen zu ignorieren, das mich stumm und beharrlich zum Hinschauen aufforderte. Aber meine Erziehung und die unausweichliche Neugier gewannen die Oberhand. Widerwillig, mit einem Gesicht, das wahrscheinlich die Farbe reifer Tomaten angenommen hatte, drehte ich meinen Kopf und schaute hindurch.

Da waren sie – zwei grau-grüne Augen, die mich warm und besorgt ansahen. Ein junger Mann, sein Mund zu einem sanften Lächeln verzogen, dessen Weichheit meine innere Verteidigung aufbrechen ließ. Etwas in mir zog sich zusammen, als hätte diese Begegnung einen verborgenen Nerv getroffen. Ein kurzes, unfreiwilliges Lachen entwich mir, bevor die Scham mich schneller zurückdrehen ließ, als ich Luft holen konnte. Meine Wange glitt dabei durch eine kühle Nässe, und mit einem stummen Stoßgebet hoffte ich, dass es nur meine eigenen Tränen waren.

„Entschuldige, falls das zu viel war," sagte er mit einer Stimme, die so sanft und unaufdringlich war, dass sie wie eine warme Decke in der winterlichen Kälte wirkte. Ein leiser Hauch von Unsicherheit schwang mit, fast zaghaft. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, und ich drehte mich langsam wieder zu ihm, noch unsicher, was ich darauf erwidern sollte.

Doch er hielt inne, ließ sich nicht abschrecken, sein Blick blieb sanft auf mir ruhen. „In Sachen Sozialkompetenz bin ich wirklich kein Weltmeister," fügte er mit einem leichten, fast verlegenen Lachen hinzu. Die Worte klangen so ehrlich, dass sie eine Spur von Verwirrung in mir hinterließen und zugleich etwas in mir lösten, das mich für einen Moment aus meiner Wut herauszog.

Aber der Grund meines Kummers ließ sich nicht so leicht abschütteln. Die Erinnerungen, die Enttäuschung zogen wie schwere Wolken über mich zurück, ließen mein Inneres vor Wut und Schmerz beben. Ich biss die Zähne zusammen, blinzelte, um die Tränen zu vertreiben, die mir immer wieder den Blick verschleierten – als könnte ich damit verhindern, dass er die Risse in meiner Fassade sah.

„Bequemer, als es aussieht, diese Bar," sagte der junge Mann mit einem leisen Lachen, während er eine dunkelbraune Strähne aus dem Gesicht strich. Ein kleines Lächeln zog an meinen Lippen, ungeplant und doch sanft, wie ein Lichtschimmer, der sich durch die dunklen Risse meiner Gedanken stahl. Es hielt nur kurz, aber in diesem kurzen Moment fühlte sich die Last in meiner Brust ein wenig leichter an.

„Was dich nicht umbringt, macht dich stärker," meinte er plötzlich, und aus meiner Kehle kam ein raues, brüchiges Lachen. „Im Ernst? Kelly Clarkson?" Meine Stimme klang weicher, verletzlicher, als ich erwartet hatte – wie eine zerbrechliche Vase, die in der Luft schwebte, nur einen Atemzug entfernt vom Zerbrechen.

Er hob leicht die Schultern, ein Funken Humor in seinen Augen. „Ich hatte eher an Nietzsche gedacht, um ehrlich zu sein. Aber solange die Botschaft ankommt." Er richtete sich auf, seine Haltung entspannt, doch etwas in seiner Präsenz schien für einen Moment still und standfest.

Ein Kloß begann sich in meinem Hals zu formen, schwer und erstickend. Tief atmete ich ein, versuchte, die Wut herunterzuwürgen, die sich wie ein giftiges Feuer in mir ausbreitete, während ich auch die Tränen zurückhielt, die an meinen Wimpern brannten. Ich hob den Blick zu ihm, suchte nach einer Antwort in seinen Zügen. Was war das, was ihn dazu brachte, mich anzusprechen? War er so einsam? Oder wollte er mich nur genauso ausnutzen, wie es der Grund meiner Wut getan hatte?

Verwirrt hielt ich seinen Blick fest. Seine Augen waren klar, fast zu ehrlich, als ob sie mir ein kleines Stück Vertrautheit entgegenhielten. Und obwohl ich misstrauisch bleiben wollte, klammerte ich mich unwillkürlich an diese Offenheit, an das bisschen Güte, das ich spürte, wie ein Ertrinkender sich an ein Stück Treibholz klammert.

Mit einem kurzen Ruck richtete ich mich auf, klopfte mir selbst gegen den Kopf, als könnte ich die Gedanken damit ordnen, und sah beschämt zur Seite. „Was wollen Sie?"

Er neigte den Kopf, ein sanftes Lächeln spielte um seine Lippen. „Zuhören", antwortete er, beinahe beiläufig. „Mir wird oft gesagt, dass ich ein sehr guter Zuhörer bin." Die Worte waren seltsam – zugleich bescheiden und mit einem Hauch von Arroganz, den ich nicht ganz fassen konnte. Fast automatisch versuchte ich, den Ton in meinem Kopf nachzuahmen, aber er entglitt mir, als würde das, was er ausstrahlte, mir nicht gehören.

Ich seufzte, ließ einen sarkastischen Kommentar los: „Ja, weil wir Menschen ja so gerne zuhören."

„Ich tue es wirklich gerne," entgegnete er leise, ohne jede Spur von Ironie, und sein Blick ruhte erwartungsvoll auf mir.

༄˖°.🍂.ೃ࿔*:・

Hallöchen, ihr lieben Leser/innen! Wie geht es euch?

Das erste Kapitel dieser Geschichte hat mich total überrascht. Es ist so ganz anders, als ich es mir zu Beginn vorgestellt habe. Ich sitze hier, umgeben von einem Würfel, der mir sagt, was ich tun soll, und von Pinterest, das mir wie ein geheimnisvoller Helfer zur Seite steht. Dazu kommt ein Glücksrad, das entscheidet, ob ich mit einem Drachen kämpfen oder einfach nur einen Kaffee bestellen soll. Wer hätte gedacht, dass das Schreiben so ein bisschen wie ein großes Abenteuer sein kann? Jedes Wort, das ich schreibe, bringt diese aufregende Spannung mit sich – ein ständiges „Hach", das in mir mitschwingt.

Und dieses Wortlimit, das mir wie ein unsichtbarer Schatten folgt, ist ganz schön herausfordernd. Ich bin jetzt schon etwa 400 Wörter drüber, und ich frage mich: „Warum nicht gleich noch mehr?"

Wie gefällt euch das Kapitel bisher? Ich bin wirklich unentschlossen und würde mich sehr über eure Gedanken, Ideen und Wünsche freuen. Lasst mich wissen, was ihr denkt!

Da mein Pinterest mir gerade eine Frage angezeigt hat und das Glücksrad bestätigt hat, dass ich diese hier noch reinnehmen soll, kommt jetzt einfach eine Frage an euch:
Was ist die eine Sache, die du vor deinem Tod auf jeden Fall noch erreichen willst?

Ich wünsche euch noch einen ganz wundervollen Tag und ein schauriges Halloween! 🎃

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