001. Blutsbrüder
𝒮𝒾𝓇𝒾𝓊𝓈 ℬ𝓁𝒶𝒸𝓀
24. Dezember 1964
»In einer Welt, von der Krankheit des konstanten Wandels befallen, waren Tradition, Reinheit, Stolz und Ehre die einzigen Grundpfeiler auf die die ehrwürdigen Häuser der Zaubergemeinschaft noch bauen konnten.
Die „wahren" Reinblüter oder die Unantastbaren Achtundzwanzig, wie sie sich nannten, waren die Zauberer und Hexen, die keine nicht-magischen oder von Muggeln abstammenden Deszendenten in ihren Reihen und in ihrer Ahnenlinie duldeten.
Sie waren es, die sich krampfhaft an den alten Idealen festklammerten und sogar über so etwas wie Inzest und Inzucht hinwegsahen, wenn es bedeutete, das zu bewahren, was sie ihr Geburtsrecht nannten.
Ihnen allen voran: Das noble und alte Haus der Blacks. Die wohl wohlhabendsten Zauberer unter den Reinblütern in ganz Großbritannien. Sie waren was unter Magiern einem Königtum noch am ehesten entsprach. Die Blacks waren der Adel in einer Gesellschaft, in der der Klerus als nicht existent galt... noch nicht.
Es war die Nacht von Heiligabend und die eisige Kälte des Winters hinterließ ihre Spuren in Form kleiner Eiskristalle an den Rahmen von Fenstern und Türen in zackigen Mustern. Der Nebel legte sich um den Landsitz wie eine zweite Haut, während im Inneren die Stimmen lauter wurden.
»Aber Abraxas war sich sicher-«, krächzte die raue Stimme einer Frau durch den Salon von Black Manor, dem Anwesen des Familienoberhauptes Alphard Black.
Ein so heftiger Schlag auf den Tisch ertönte, dass das Prozellan in den Vitrinen klirrte.
»Druella, es ist mir egal, was dieser Quälgeist von einem Zauberer sagt!«, bellte Orion Black. »Abraxas Malfoy war schon in Hogwarts für seine Lügengeschichten und Manipulationen bekannt. Ein Wichtigtuer, aufgeblasen und-«
»Ein Poseur«, warf Cygnus ein.
»Ein Großmaul«, ergänzte Alphard grinsend.
Druella schürzte die Lippen. »Die Malfoys sind eine respektable Reinblutfamilie.«
Orions Abneigung lag gänzlich in dem Blick, mit dem er seine Schwägerin bedachte. »Das wenig Respektable an Abraxas ist das Gold in seinem Verließ, liebste Druella. Was wohl auch der einzige Grund sein dürfte, weshalb du deine Tochter an seinen Sohn verkauft hast.«
Druella wich die Farbe aus dem Gesicht. Hilfesuchend sah sie zu ihrem Mann, der ein plötzliches Interesse an der Höhe der Kerzen, deren Flammen abwechselnd grün und silber leuchteten, entwickelt hatte.
Ärgerlich plusterte sie sich auf und schoss giftig zurück: »Nun, liebster Orion, wir sind nicht alle mit Söhnen gesegnet worden, die das Black Vermögen erben werden, sobald Alphard hier endlich unter der Erde liegt! Wir müssen die Zukunft unserer Töchter nun einmal durch Allianzen sichern.«
Alphard runzelte die Stirn. »Es ist nicht besonders höflich, über den bevorstehenden Tod eines anwesenden Familienmitglieds zu sprechen. Bitte plant eure Mordanschläge, wenn ich nicht zugegen bin. Überraschungen sind doch deutlich amüsanter für alle Beteiligten.«
Sirius, der bis zu diesem Moment in völliger Stille vor der Salontür gekauert hatte, musste sich nun die Hand vor den Mund halten, um sein Gekicher zu verbergen.
Durch das Türschloss hatte er seine Eltern, Tante und die beiden Onkel bei ihrem „geheimen" Gespräch, weswegen sie die Kinder früh zu Bett geschickt hatten, belauscht und beobachtet.
Es war ihre eigene Schuld, hatte er den Regelbruch gerechtfertigt. Hätten sie wirklich ungestört reden wollen, hätte ein einfacher Zauber ungewollte Zuhörer ferngehalten, doch daran hatten sie in ihrer Eile entweder nicht gedacht oder sie waren so naiv gewesen, zu glauben, keines ihrer Kinder würde mitten in der Nacht durch Black Manor wandern - Walburga und Orion kannten ihren Sohn, sie hätten es besser wissen sollen.
Sirius' Vater schnaubte erneut laut auf: »Und die Mitgift zahlt wer? Es ist ja nicht so, als würdet ihr von dem Erbe meines Sohnes keinen Knut sehen, nicht wahr?«
»Es ist unser gutes Recht. Wir gehören ebenso dem Hause Black an wie ihr. Nur weil mein Mädchenname Rosier ist...«
»Wie bitte?!« Orion erhob sich drohend und Druella zuckte zurück.
Doch Alphard rollte nur mit den Augen. »Meine Lieben, Finanzen bei Tisch zu besprechen ist so äußerst unzivilisiert. Passt bloß auf, sonst drehe ich euch noch die Goldhähne zu - und Ronny, jetzt setz dich wieder hin, du siehst albern aus.«
Sirius musste das zweite Grinsen des Abends unterdrücken. Wenn es einen Mann gab, der niemals albern aussah, dann war es wohl sein Vater. Orion Black war ein Mann, der immer und überall nur eines ausstrahlte: Macht - und in den meisten anderen Menschen nur die Angst oder den Drang wegzulaufen auslöste.
Sein Onkel Alphard war wohl der Einzige, der davon unbeeindruckt blieb. Vielleicht weil Alphard im Gegensatz zu Orion die tatsächliche Befehlsgewalt über die Familie Black und ihr Vermögen verfügte, vielleicht aber auch, weil Alphard grundsätzlich nichts und niemanden ernst nahm; abgesehen von sich selbst.
Und weil Alphard nun einmal das Oberhaupt der Familie Black war, traute sich auch niemand, ihm zu widersprechen - oder ihn wegen seiner lächerlichen Spitznamen, die er für jeden von ihnen hatte, zur Rede zu stellen.
Cygnus übernahm das Wort: »Abraxas mag ein Mann der leeren Worte sein-«
Orion unterbrach ihn: »Die Prahlerei, das Ego - alles nur Gerede und keinen Mumm in den Knochen. Das heute sind bloß nur wieder irgendwelche Lügen, um sich wichtiger zu machen, als er ist. Seine ständigen Versuche, den Minister von seinem Posten zu vertreiben, scheitern und scheitern - nun braucht er eben etwas anderes, um sich Gehör zu verschaffen.«
Walburga schüttelte den Kopf. »Die Angst in Abraxas Worten war Beweis genug. Er ist kein Dummkopf und war einer von Toms engsten Vertrauten zu unserer Schulzeit. Er würde nicht lügen, wenn es um ihn ginge.«
»Lord Voldemort«, verbesserte Cygnus seine Schwester automatisch, doch das unwohle Gefühl, das seine Kehle dabei hinauf wanderte, konnte er nicht vollständig aus seinem Gesicht verbannen.
Wie lange keiner von ihnen diesen Namen mehr gehört hatte, wie lange nicht einmal mehr einer von ihnen einen einzigen Gedanken an ihren Schulkameraden verschwendet hatte. Und nun nach all den Jahren der Stille, schien Tom Riddle aus einem langen Schlaf aufzuwachen, noch mordlüsterner als je zuvor. Gar durstig nach Rache und lechzend nach Blut, unreinem Blut, das er knechten wollte, zu seinen Dienern begnadigen - versklaven wie die Hauselfen...
Sie alle verstummten, blickten beinahe betreten zu Tisch. Nur der Hausherr schien weiterhin vergnügt und unbeschwert.
»Man fragt sich, was der Dunkle Lord in den Malfoys sieht. Man sollte meinen, er würde sein Anliegen eher einer Reinblutfamilie von unserem Stand vorbringen«, murmelte Cygnus.
»Nun, das ist doch ganz einfach«, erklärte Alphard, seine Augen blitzten belustigt auf, »den Malfoys ist das Arschkriechertum einfach besser gelegen als dem noblen Hause Black, Brüderchen. Wir haben es nicht in den Knochen zu katzbuckeln.«
Alle bis auf Druella lachten, wenn auch nur verhalten.
»Aber Alphard«, Walburga runzelte die Stirn, »wir... die Familie Black wird den Dunklen Lord doch unterstützen, nicht wahr?«
Sirius drückte sein Gesicht näher an das Türschloss. Er wusste nicht, von wem seine Verwandten sprachen. Aber der gewichtige Tonfall in der Stimme seiner Mutter ließ ihn aufhorchen. Die Einstellung seiner Eltern zu den Malfoys waren für Sirius nicht neu, er wusste wie wenig sein Vater von Abraxas Malfoy wirklich hielt und wie sehr er sich hier bei Tisch noch zurückgehalten hatte mit seiner Meinung.
Weshalb also wollte seine Mutter einem Lord aushelfen, der Geschäfte mit eben jenen Leuten machte, die seine Eltern so sehr verabscheuten?
Onkel Cygnus räusperte sich lautstark. »Selbstverständlich werden wir ihn unterstützen, Walburga. Die Muggel sind nichts als eine niedere Rasse, die sich für ihre elende Existenz schämen sollte.«
»Die Muggel selbst sind nicht das Problem«, schnarrte Orion. Mit seiner Hand wischte er Cygnus Worte einfach beiseite. »Ein einfacher Zauber und sie sind die Marionetten an unseren Fäden. Aber die Schlammblüter, die sind es, die es auszurotten gilt. Reines Blut wie in unseren Adern darf nicht beschmutzt werden. Degoutantes Verhalten, das ist es, was die Blutsverräter anpreisen und zu normalisieren versuchen. Sich mit Muggeln einzulassen... vor solchen Untaten müssen wir uns schützen.«
Unreines Blut gilt es zu verhindern, die Reinheit des Zaubergeschlechts zu erhalten, murmelte Sirius in Gedanken. Es waren die Worte, die er im Schlaf hätte aufsagen können, so oft wie Vater und Mutter ihn dazu aufgefordert hatten, Stunde um Stunde Buchstabe für Buchstabe zu Pergament zu bringen, seit er gelernt hatte eine Schreibfeder zu halten.
Er hörte beinahe das Kratzen der Feder und roch die schwarze Tinte, die Flecken in sein Hemd fraß.
Die Worte kamen ihm mittlerweile beinahe so leicht von den Lippen wie das Familienmotto der Blacks: Toujours pur - Für immer rein.
Es war ein abstraktes Konzept für Sirius gewesen, zu begreifen, dass nicht alle Zauberer und Hexen waren wie er. In seinem kurzen Leben war er noch nicht vielen seiner Art begegnet und wenn waren es immer nur Reinblüter gewesen, die mit ihm verwandt waren oder in den selben Kreisen wie seine Eltern verkehrten. Den Erzählungen seiner Eltern nach waren Halb- und Schlammblüter die Monster, die sich das einzuverleiben versuchten, was ihm und ihrer Familie zustand.
Als Sirius noch kleiner gewesen war, hatte er geglaubt, so jemand müsste mindestens zwei Köpfe auf seinem Hals tragen, hätte grüne Haut und könnte Feuer spucken.
Als er schließlich auf einem Ball der Familie Malfoy einem Halbblut begegnet war, war der Anblick dagegen ziemlich enttäuschend gewesen.
Ein Junge, kaum jünger als er selbst, der nicht viel anders aussah als Sirius, wenn man von der großen Nase und den abgetragenen Umhängen absah, weswegen ihn Sirius' Cousine Bellatrix nur allzu gerne schikaniert hatte.
Er war kein Monster gewesen.
Vielleicht hatte er nicht das gleiche aristokratische Auftreten ausgestrahlt wie der Rest der feinen Gesellschaft, doch er hatte ebenso wenig gewirkt wie jemand, vor dem man sich hätte schützen müssen...
Sirius verwarf den Gedanken.
Er hatte gelernt, keine Fragen zu stellen, die die Aussagen seiner Eltern in auch nur irgendeiner Weise Zweifel aufflammen ließen. Wann immer er Ungereimtheiten oder Widersprüche hatte verlauten lassen, waren Bestrafungen gefolgt, die mit jeder Frage oder jedem Einwand schlimmer geworden waren, bis er irgendwann aufgehört hatte, zu fragen, zu misstrauen oder zu neugierig zu sein.
Stattdessen tat er wie ihm geheißen, er befolgte die Anweisungen seiner Eltern und sprach ihnen nach, was Walburga und Orion mit Stolz oder Gleichgültigkeit belohnten.
Unreines Blut gilt es zu verhindern, die Reinheit des Zaubergeschlechts zu erhalten...
Alphard Black schnalzte lautstark mit der Zunge, was Sirius' Aufmerksamkeit sofort zurück in den Salon zwang, wo der Herr des Hauses mit rauen Fingern den Rand seines Elfenweinglases entlangfuhr und seine Geschwister und Schwäger mit Blicken bedachte, als hätten sie ihm vorgeschlagen, von nun an die Zauberstäbe zu vergessen und unter Muggeln zu leben.
»Blutsverräter und Schlammblüter auszurotten ist eine furchtbar ermüdende Angelegenheit«, erwiderte er vage. »Und die Ansätze von denen Abraxas gesprochen hat, schienen mir nicht sehr Erfolg versprechend.«
»Aber Alphard - «, Walburga nahm einen großen Schluck Wein, um ihre Gedanken zu ordnen.
Ihr Bruder zog eine der Servierplatten, auf denen die Weinkaraffen aus Kristall standen, näher zu sich heran. Das Wappen des edlen und alten Hauses Black schimmerte im Schein der Kerzen beinahe schwarz im Vergleich zu dem eigentlichen Silber.
»Nun, Burgles«, sagte Alphard, »Ich werde dem Dunklen Lord in seinen Machenschaften nicht im Wege stehen, falls du das fürchtest. Braucht er Gold, soll er sich bedienen; braucht er Einfluss, wird er ihn bekommen.«
Er schenkte sich großzügig ein, ehe er weitersprach.
»Ich lebe hier auf dem Land, das Gesindel in London betrifft mich nicht. Ich werde mich demnach nicht in einen Krieg stürzen, nur weil ihm der natürliche Prozess der Extinktion nicht schnell genug vonstattengeht.«
»Alphard!« Cygnus griff sich entrüstet an die Brust.
»Mach dir nicht gleich ins Hemd, Ziggy. Laut Abraxas ist er immer noch in Albanien auf der Suche nach Merlin weiß was. Wann er zurückkehrt ist unklar.«
»Aber er wird zurückkehren. Das ist sicher.«
»Und sobald das geschieht, werden wir ihm nicht mehr als Krieger von Nutzen sein, wir sind selbst jetzt schon zu alt für seine Vorlieben. Auch zu Schulzeiten waren wir nie sein Ziel. Er wollte immer nur die jüngeren Generationen formen, nach seinen Vorstellungen in die Zukunft begleiten. - Wir werden ihm dienen, indem wir seine Botschaft verbreiten - und da das ebenso unsere Botschaft ist, wird das auch nicht zu einem Problem.« Er leerte sein bereits drittes Glas, seit Sirius angefangen hatte, sie alle zu belauschen.
»Aber Alphard, was wird man sich über die Blacks erzählen, wenn wir nicht Teil dieses Wandels sind? Unsere Familie...« Cygnus sah beunruhigt aus. Mit schwitzigen Fingern zupfte er das seidene Tischtuch zurecht, seine Augen zuckten in ihren Höhlen von Alphard zu Walburga zu Orion und zu seiner Frau.
»Unsere Familie wird Teil des Wandels sein, mach dich nicht lächerlich. Die Blacks sind Könige unter den Zauberern. Niemand wäre so töricht, sich mit uns oder unserem Vermögen anzulegen. Auch kein Dunkler Lord, der einen Umsturz plant. Solange wir die einzig richtigen Werte vertreten und befolgen, braucht ihr nichts zu fürchten. Wir sind eine Familie von Slytherins, nun lasst euch ein Rückgrat wachsen und benehmt euch dementsprechend...«
Darauf fand Cygnus keine Antwort.
Die kurze Pause nutzte Druella geschickt aus, um ihr Lieblingsthema des Abends nicht ruhen lassen zu müssen. »Immerhin heiratet Narcissa in ein weiteres wohlhabendes Haus, das eben unsere Werte und die des Dunklen Lords vertritt. Damit sollte dieser Vereinigung nichts von Substanz im Wege stehen.«
Sie warf Orion einen abwartenden Blick zu, als wollte sie ihn herausfordern, etwas gegen ihre Worte zu erwidern, doch Sirius' Vater tat ihr nicht einmal den Gefallen, seine Augen auch nur in ihre Richtung flackern zu lassen, was die Hexe bloß umso mehr zu ärgern schien.
»Naja, Substanz ist etwas, das die Malfoys grundsätzlich nicht besitzen«, grinste Alphard. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, hielt sein Elfenweinglas zwischen den langen, dünnen Fingern, während er den Blick an der von Gedeck befreiten Tafel entlangschweifen ließ, sein Gesicht nur durch den gedimmten Kronlüster erleuchtet, bis er an der Tür des Salons eine Sekunde zu lang hängenblieb.
Sirius war sich sicher, dass der alte Zauberer ihm direkt in die Augen sah und stolperte fieberhaft zurück gegen die große Treppe, während Orion und Cygnus herzhaft auflachten.
Mit seinen kleinen Händen umgriff Sirius das Geländer so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Er wollte sich gerade aufrappeln und zurück in sein Zimmer stürzen, als hinter ihm Schritte ertönten...
»Sirius?«
Er erstarrte.
Das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Mutter und Vater hatten ihn schon vor Stunden ins Bett geschickt, doch wie immer hatte Sirius sein nicht vorhandenes Talent bewiesen, Befehle zu befolgen. Er kniff die Augen vor dem zusammen, was unausweichlich erschien. Die Strafen für Regelbrüche waren mit Mal zu Mal schlimmer geworden und Sirius hatte sich noch nie gut an Regeln halten können.
Eine zarte Hand legte sich ihm auf die Schulter und wäre er nicht so voller Panik gewesen, wäre ihm auch aufgefallen, dass die klare Stimme vom oberen Treppenabsatz gekommen war und weder seinen Eltern noch Tante oder Onkel gehörten.
Ein Blick über die Schulter ließ ihn in blassblaue, freundliche Augen schauen, umrahmt von langen blonden Locken, die mit einem dunklen Band zurückgehalten wurden.
Während die meisten Blacks das typisch ebenholzfarbene Haar geerbt hatten, schlug Narcissa mehr nach Druella, wenn auch das Lächeln auf ihren zartrosa Lippen jede Ähnlichkeit mit ihrer Mutter zunichte machte.
Sirius konnte sich nicht daran erinnern, seine Tante je auch nur ein einziges Mal lächeln gesehen zu haben.
»Sirius?«, fragte sie erneut, ihre Stimme nicht mehr als ein Flüstern, um ihre Eltern im Salon nicht über ihre Anwesenheit zu informieren. »Warum bist du um diese Uhrzeit noch wach?«
Mit ihren neun Jahren, war sie beinahe doppelt so alt wie Sirius, wenn trotzdem noch recht jung, verhielt sie sich meist sogar erwachsener als ihre älteren Schwestern Bella und Andy, die man viel eher als Raufbolde bezeichnen konnte.
Narcissa sah es als ihre Pflicht, sich um Sirius und seinen jüngeren Bruder Regulus zu kümmern, sie liebte es die geborene Mutter zu verkörpern, doch während Regulus es genoss, verhätschelt zu werden - immerhin war er noch immer nicht dem Kinderbett entwachsen -, hatte Sirius noch nie viel damit anfangen können.
Für ihn war Andy - Andromeda - immer die Ansprechpartnerin gewesen, wenn er den Rat einer seiner Cousinen hatte einholen wollen, doch seit diese im September zum ersten Mal nach Hogwarts gefahren war, hatte sich etwas in ihrer Dynamik verändert, wenn er auch nicht ganz erklären konnte, was es war.
»Ich konnte nicht schlafen«, beantwortete er Narcissas noch immer fragende Miene mit einem Schulterzucken. Von seinem Albtraum wollte er ihr nicht erzählen. »Ich dachte, ich schleiche mich raus zu den Ställen, um die geflügelten Pferde zu streicheln...«
»Abraxaner«, verbesserte Narcissa ihn automatisch.
»Aber dann habe ich Mutter und Vater sprechen gehört... und Tante Druella und ich-«
»Und du bist geblieben, um zu lauschen?« Für einen Augenblick fürchtete Sirius, sie würde aufstehen, an die schwere Holztür klopfen und ihn verraten. Ihr missbilligender Ausdruck verweilte ganze fünf Sekunden in ihren Zügen, ehe sie wieder lächelnd den Kopf schüttelte. »Rutsch rüber und erzähl mir, worum es geht.«
Sie ließ sich neben ihn auf die unterste Stufe sinken. Ihr weißes Nachthemd flatterte um ihre Knöchel, als sie die Beine überkreuzte.
Mit offenem Mund starrte Sirius sie an. »Äh...«
»Sehr eloquent, Sirius«, neckte Narcissa und schmunzelte.
»Sie haben über Hochzeiten gesprochen, dich und diesen Malfoy«, brachte Sirius schließlich hervor, doch noch im selben Moment wünschte er sich, es nicht getan zu haben.
Narcissa, die sich gerade vorgebeugt hatte, um selbst einen Blick durch das Schlüsselloch zu werfen, hielt in ihrer Bewegung inne. Das Lächeln verschwand von ihren Lippen, stattdessen legte sich ein Schatten über ihre Augen, der diese im Kerzenlicht traurig aufflackern ließ.
Sirius runzelte verwundert die Stirn.
Narcissa Black liebte Hochzeiten. Wann immer im Kreise der Familie ein solches Fest gefeiert worden war, hatte sie immer als Erste, alle und jeden dazu aufgefordert mit ihr zu tanzen.
Viel zu oft hatte sie schon das Hochzeitskleid ihrer Mutter aus den Schränken entführt und war stolz in Schuhen durch das Haus gestöckelt, in die ihre kleinen Füße dreimal hineingepasst hätten, während Andromeda oder Sirius ihren Bräutigam verkörpern hatten müssen.
Weshalb freute sie sich also nicht?
Narcissa war seinen Gedankengängen wohl gefolgt, denn seufzend ließ sie sich zurück auf die Stufen sinken und murmelte: »Mamá und Papá haben mir das alles schon erzählt. Es ist außerdem nicht so, als hätte ich nicht gewusst, was mich erwarten würde... Bella ist Rodolphus Lestrange versprochen, seit sie etwa so alt ist wie... wie du jetzt bist.«
»Ich bin niemandem versprochen«, wandte Sirius ein.
Der Gedanke, dass seine Eltern ihm nun jeden Tag eröffnen könnten, wen er einmal zu heiraten hätte, gefiel ihm nicht. Im Gegensatz zu seiner Cousine hatte er Hochzeiten nie gemocht.
Steife Zeremonien, grauenvolle Musik, langweilige Gesellschaft, die einen guten Scherz nicht zu schätzen wusste... das einzig Gute war die Torte und die konnte Kreacher, der alte Hauself, ihm jederzeit zubereiten, wenn er es ihm befahl.
Mit zwei Fingern strich sich Narcissa eine lose Strähne hinter ihr Ohr. »Nein, das stimmt. Du hast ganz schön Glück, Sirius, weißt du das? Du und Reggie, ihr beide. Mädchen haben es nicht so leicht. Ich mag Lucius, wirklich. Aber wenn ich ihn in ein paar Jahren nicht mehr mag, was dann?«
Sirius mied ihren Blick und malte stattdessen kleine Sterne in den Staub. »So wie Regulus keine Kürbispasteten mehr mag, seit ihm davon schlecht geworden ist?«
»In etwa«, Narcissa wischte sich mit dem Ärmel ihres Nachthemdes über die Augen und erhob sich. »Wir alle haben unseren Part zu spielen und wir alle werden tun, was von uns verlangt wird. Wir tun, was für die Familie nötig ist, denn die Familie steht über allem anderen.«
Ihr Lächeln hatte all seine Wärme verloren, doch Sirius verstand noch immer nicht, was das Problem war.
»Aber Regulus isst jetzt keine Kürbispasteten mehr, also musst du dann auch nicht heiraten, wenn du das nicht willst.«
Narcissa lachte lautlos auf.
»So einfach ist es für mich nicht. Ich habe keine Wahl, du schon. Wisse das immer zu schätzen... es gibt nichts Schlimmeres als keine Wahl zu haben.«
Mit leichten Schritten tapste sie die dunkle Massivholztreppe hinauf, ehe sie oben angelangt innehielt, das Geländer mit der rechten Hand noch immer fest umgriffen, als würde es ihr den Halt geben, die nächsten Worte laut auszusprechen.
Ohne sich zu ihm umzudrehen flüsterte sie ein letztes Mal in die Dunkelheit: »Ich werde einmal die glücklichste Braut von allen sein. Ich werde die Familie nicht enttäuschen.« Narcissa verschwand in den Schatten und mit einem Klicken ihrer Zimmertür war Sirius wieder allein im Foyer auf den Treppen vor dem Salon, in dem es in den letzten Minuten beunruhigend ruhig geworden war.
Ein paar Sekunden lang sah er ihr noch hinterher, ehe Sirius sich wieder an die Holztür wagte, nur um beim Spähen durch das Schlüsselloch eine schwarze Wand zu erblicken... zu hören war nichts.
Ein einfacher Zauber genügte.
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Der Gedanke, sich jetzt noch aus dem Anwesen zu schleichen, nur um die geflügelten Pferde, die er so hübsch fand, zu streicheln, kam Sirius plötzlich überaus anstrengend und albern vor.
Und nun, da Alphard wusste, dass er sich aus seinem Bett geschlichen hatte, wollte er es nicht auch noch riskieren, Mutter und Vater darüber ebenfalls in Kenntnis zu setzen, indem er seinen nächtlichen Spaziergang noch weiter in die Länge zog.
Stattdessen tat er es Narcissa gleich und machte sich auf den Weg hinauf zu den Schlafgemächern.
Die oberen Stockwerke von Black Manor waren des seichten Leuchtens der Öllampen, die die Wände des Treppenaufgangs schmückten, völlig beraubt, so dass bloß der Mond, der durch die Fenster schien, Sirius den Weg zu seinem Zimmer wies.
Der Boden bestand aus polierten Marmorfliesen in schwarz und weiß, die wie ein Schachbrett angeordnet waren und Sirius machte sich gerne den Spaß, nur in die schwarzen Quadrate zu hüpfen, während er beide Arme zu seinen Seiten ausgestreckt hielt, um sein Spiegelbild an den Wänden anzutippen, wenn er auf einem der äußersten Quadrate landete.
Onkel Alphard hielt nicht viel von Portraits. Sirius' Mutter pflegte oft zu sagen, ihr Bruder wäre ein paranoider, alter Kauz, der sich fürchtete, von den Bildern und den darin wohnenden Zauberern und Hexen beobachtet zu werden.
Weswegen er, laut ihr, das gesamte Anwesen, welches er von dem Vermögen, das ihm von ihrem Vater Pollux vermacht worden war, als dieser und seine Frau England verlassen hatten, um sich in Übersee fernab der britischen Zaubergemeinschaft zu Ruhe zu setzen, von sämtlichen Familienportrais befreit und die freien Wandflächen mit Spiegeln zugekleistert hatte.
Nun, wo immer man auch hinging, fühlte man sich zwar nicht mehr von den Augen verstorbener Familienmitglieder verfolgt, stattdessen konnte man sich selbst aus jedem Winkel betrachten, so dass kein Makel unentdeckt blieb.
Auf leisen Sohlen schlich Sirius an den Zimmern seiner Cousinen Bellatrix und Andromeda vorbei. Ersterer ging er grundsätzlich lieber aus dem Weg, wenn die Familie zu den Feiertagen zusammenkam.
Für Bella bedeutete Spaß, andere in Angst zu versetzen und nicht selten pickte sie sich seinen kleinen Bruder für ihre Spielereien aus.
Dank ihr und ihren Versuch, ihm das Schwimmen „beizubringen", traute sich Regulus nun nicht einmal mehr in die Nähe von Wasser und veranstaltete immer ein riesiges Gebrüll, wenn es an Kreacher war, ihn zu baden.
Sirius huschte weiter den Gang entlang, von einem Schachfeld ins nächste, als er plötzlich das Wimmern hörte.
Abrupt hielt er inne und sah auf.
Und auch wenn zu seiner Linken Narcissas Zimmer lag, suchte sein Blick eine andere Tür inmitten der Reflexionen der vielen Spiegel, die sein Gesicht zeigten. Sirius kannte dieses Schluchzen und es gehörte nicht seiner Cousine.
Das war Reg.
Er brauchte nicht lange zu überlegen, mit einem Satz war er bei der Tür und lugte schon hinein, ehe Regulus ein weiteres Geräusch von sich hatte geben können.
Da saß er: Klein, zerbrechlich und mit Untertassen-großen, roten Augen, tränenüberströmt und schweißgebadet. Ein Junge, nicht viel jünger als er mit stechend grauen Iriden wie den seinen.
Ein jüngeres Abbild seiner selbst.
»S-Sisius?«, schluchzte Reg. Seine Stimme war kaum mehr ein Flüstern, erstickt von den Tränen, heiser von den Schreien.
Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, hatte Sirius den Raum durchquert, Regulus aus seinem Bett gehoben und an sich gedrückt.
»Böse Träume?«, fragte er und strich seinem kleinen Bruder die verschwitzten Haare aus der Stirn.
Regulus nickte und Sirius schenkte ihm ein Grinsen, das die Dunkelheit hinfort treiben konnte - leicht schief, verschuldet durch den vor wenigen Wochen ausgefallenen Zahn, den er ihrer Mutter so voller Stolz präsentiert hatte, woraufhin sie ihm mit einem Kuss auf den Scheitel versichert hatte, er würde einmal ein so stattlicher Zauberer werden wie sein ehrbarer Vater vor ihm.
Seinen Bruder an der Hand führte Sirius ihn zu dem kleinen Erkerfenster, das hinter zwei schweren Samtvorhängen versteckt lag und von wo aus man eine nahezu perfekte Sicht auf den Mond hatte, der über Black Hall und dem kleinen Dorf zu Fuße des Hügels, auf dem das Anwesen stand, thronte wie ein König über seinem Volk. Die funkelnden Sterne tanzten über den Nachthimmel, des Königs einzige Unterhaltung in einer so trostlosen Dezembernacht wie dieser.
Jedes Mal wenn Sirius hinauf in den Himmel sah, schien er etwas zu entdecken, das vorher noch nicht da gewesen war, auch wenn sich nichts verändert hatte.
Es war nicht lange her, da hatte Sirius sich noch allein die Sterne angesehen, es war umso schöner, sie nun seinem Bruder zeigen zu können.
Er öffnete das Fenster und ein eisiger Wind strömte ihnen zusammen mit dem Gesang der Messegänger entgegen, die noch in der kleinen Kapelle im Dorf ihr Weihnachtsfest feierten.
»Reg, siehst du da?«
Sirius deutete aus dem Fenster auf eine kleine Sternenkonstellation, seinen Bruder auf dem Schoß, dass dieser besser sehen konnte.
Er wartete auf eine Reaktion seines Bruders, doch dieser kniff nur angestrengt die rot geschwollenen Augen zusammen und versuchte Sirius' fröstelndem Finger zu folgen, der unruhig auf und ab wippte. »Das Sternbild da, siehst du? Das ist Orion.«
Das brachte ihm die gewünschte Aufmerksamkeit.
»Wie Vati?«
Sirius grinste, glücklich darüber, etwas gefunden zu haben, mit dem er Regulus von den Albträumen ablenken konnte, die ihm den Schlaf raubten. »Ja, genau wie Vater.«
Trockene Tränenspuren zogen sich über Regulus gerötete Wangen. Der junge Black schniefte noch immer, doch fasziniert von den leuchtenden Gasbällen, wischte er sich mit dem Handrücken über das Gesicht, den Blick nicht vom Himmel abwendend.
»Walum ist Vati im Himmel?«, fragte Regulus, die Stimme gebrochen und zart, nicht imstande das R auszusprechen, obwohl er doch schon bald vier Jahre alt werden würde.
»Vater ist nicht im Himmel, Reg, die Sterne sind nach ihm benannt.«
Regulus' Augen weiteten sich. Erstaunt hob der Kleine seine Patschefinger und zeigte aus dem Fenster. »Das ist Vatis Stein?«
»Stern«, verbesserte Sirius, nickte aber kräftig, stolz darauf, einen Vater zu haben, nach dem sogar die Himmelskörper betitelt wurden.
Zunächst begeistert von diesen Neuigkeiten kletterte Regulus aus Sirius' Armen und hievte sich fröhlich am Fensterrahmen hoch. Der Mond spiegelte sich in seinen silbergrauen Augen. Als ihm jedoch die Bedeutung der Worte seines älteren Bruders wirklich klar wurde, runzelte er die Stirn.
»Vati hat gesagt, die Steine sind ganz alt. Mehr alt als du und ich... und Vati und Opi... haben die Steine jetzt neue Namen?«
Sirius zuckte mit den Schultern. Er mochte es nicht, wenn Regulus Fragen stellte, auf die er keine Antwort kannte.
Und Regulus stellte sehr viele Fragen.
Sirius selbst war nie sonderlich interessiert an Dingen gewesen, in denen er nicht von Natur aus begabt und bewandert war. Sich Wissen anzuhäufen oder neugierig zu sein, war ermüdend und langweilig - lieber wusste er einfach schon alles.
Die eine Ausnahme waren Geheimnisse, denn von denen konnte Sirius nicht genug bekommen.
Noch immer ärgerte es ihn, dass er das Ende der Unterhaltung im Salon nicht hatte mitanhören können... er wollte mehr über diesen Lord wissen, er wollte wissen, weshalb die Malfoys so involviert waren und wieso der Verbleib des Lords in Albanien seine Familie in solch Aufruhr versetzt hatte.
Regulus zupfte ihn am Ärmel seines Schlafanzugs.
»Sisius?«
»Äh...« Aus den Gedanken gerissen, musterte er seinen Bruder ratlos.
»Haben die Steine neue Namen oder sind das neue Steine?«, wiederholte Regulus ungeduldig seine Frage.
»Sterne, Reg«, verbesserte Sirius und überlegte. Er mochte es nicht, wenn Regulus ihm Fragen stellte, auf die er keine Antwort hatte, noch weniger mochte er es, das auch zugeben zu müssen.
Sich etwas auszudenken, das irgendwie plausibel klang, gefiel ihm da doch deutlich besser.
»Wann immer ein neuer Black geboren wird, werden die Sterne ausgetauscht und umbenannt. Ist das nicht fein?«
Abrupt drehte sich Regulus um und schüttelte so heftig den Kopf, als wollte er damit Sirius' Worte fortwischen.
»Nicht fein. Nein.«
Ärgerlich verschränkte Sirius die Arme. »Warum, was gefällt dir daran nicht?«
»Der Mond s'dann alleine - die Steine weg. Allein ist nicht fein.«
Sirius verstand nicht, was sein Bruder ihm versuchte, zu sagen. »Aber es sind doch neue Sterne da, die dem Mond Gesellschaft leisten. Er ist nicht allein.«
Das gefiel Regulus noch immer nicht, er schüttelte immer weiter den Kopf. Sein Gesicht, das während der Sternenschau fast verzückt gewirkt hatte, war nun wieder rot und verquollen, als würde er jede Sekunde erneut in Tränen ausbrechen.
»Neu nicht gut«, nuschelte Regulus und fuhr sich über die triefende Nase. Der kalte Nachtwind ließ ihn zittern - oder der Versuch, nicht zu weinen.
»Neu's seltsam, neu's einsam, 'will das alles bleibt. Du bleibst.«
So langsam glaubte Sirius zu verstehen.
»Ist das wegen deines Albtraums? Hast du geträumt, ich wäre weg?«
Statt ihm zu antworten, vergrub Regulus sein Gesicht an Sirius' Brust. Schluchzer ließen den kleinen Körper in kurzen Abständen zusammenzucken, während er seine Finger in Sirius' Schlafanzug krallte, als würde er fürchten, sein Bruder könnte sich in Luft auflösen, wenn er ihn nur nicht fest genug halten würde.
»Reg, hey Reggie, es ist alles gut. Ich gehe nicht weg. Ich bleibe bei dir.«
»Du bist nicht da gewesen«, schluchzte Regulus, »einfach weg. Du hattest einen neuen Buda, ich nicht. Ganz allein.«
Sirius legte ihm beide Arme auf die Schultern und schob ihn ein Stück von sich, damit er ihm in die Augen schauen konnte, als er sprach: »Reg, ich bin dein Bruder und ich werde immer nur dein Bruder sein. Daran wird sich nie etwas ändern, hörst du?«
»Nicht weggehen«, sagte Regulus.
»Niemals«, versprach Sirius. »Wir sind Brüder, Reg. Es gibt nichts, was daran etwas ändern kann.«
Denn die Familie steht über allem anderen.
»Nein?«
»Nein«, Sirius grinste ihm munter zu. »Wir tragen das gleiche Blut in den Adern, daran kann niemand etwas ändern. Du bist mein Bruder.«
»Fu imma?«
»Für immer und ewig.«
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So blieben die zwei Brüder noch eine Weile im Erker sitzen, nachdem sie endlich das Fenster wieder geschlossen hatten, um nicht zu erfrieren und genossen den Ausblick auf den Mond und die Sterne, ehe sie sich zu zweit ins Bett kuschelten.
Doch während Regulus schon tief in das Land der Träume gesunken war, lag Sirius noch immer wach neben ihm, einen Arm um seine Schultern gelegt und den Blick starr an die Stuckdecke gerichtet.
Durch die dunklen Vorhänge schien das Licht des Mondes grünlich herein. Spärlich, so nützlich wie Sand in der Wüste.
Er erhob sich vorsichtig, darauf bedacht, Regulus nicht zu wecken und schloss die Vorhänge ganz, hüllte den Raum in völlige Dunkelheit.
So schwarz wie der Name ihrer Familie.
Und Sirius erschauderte.
Es war das erste Mal, dass er sich fragte, ob nicht wohl dieser Ort genauso wie der Grimmauld Place verantwortlich waren für die Albträume, die Regulus und ihn plagten...
Er kletterte zurück ins Bett und strich seinem Bruder vorsichtig eine dunkle Strähne aus der Stirn.
Er würde nicht zulassen, dass ihm etwas passierte, die bösen Träume würden ihn nicht bekommen.
»Ich pass auf dich auf, Reg, für immer.«
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001. Blutsbrüder
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