Kapitel 5. Im Heilerbau
- ν є я g α η g є η н є ι т -
- ~ 𝟹 𝙱𝚕𝚊𝚝𝚝𝚠𝚎𝚌𝚑𝚜𝚎𝚕 𝚞𝚗𝚍 𝚣𝚎𝚑𝚗 𝙼𝚘𝚗𝚍𝚎 𝚣𝚞𝚟𝚘𝚛 ~ -
"Und wer kann mir nun sagen, welches Kraut wir nehmen, wenn eine Katze des WaldClans Atemprobleme hat?" Mooswirbel bedachte die vor ihr aufgereihten Schüler mit einem prüfenden Blick.
"Ja, Weißpfote?"
"Wir nehmen Goldregen?", fragte Weißpfote hoffnungsvoll. Sie hatte die Stunde über gut aufgepasst, trotzdem schwirrten all die Kräuter - mit ihren Formen und Farben, Gerüchen und Geschmäckern, Wirkungen und Standorten - ganz durcheinander durch ihren Kopf und sie fühlte sich etwas benommen.
Im Heilerbau roch es immer intensiv. Bitter und herb, süß und frisch. All diese Gerüche gedrängt auf so kleinem Platz. Weißpfote fragte sich insgeheim, wie die Heilerkatzen es aushielten, in solche einer Umgebung zu arbeiten und zu leben, ohne verrückt zu werden. Sie würde solch eine konstante Geruchsüberflutung irgendwann einfach nur gereizt und angespannt machen, doch aus diesem Grund war sie wohl auch keine Heilerschülerin, sondern wurde zur Kriegerin ausgebildet.
Mooswirbel, die ihrer Tochter Beerenfuß zum Verwechseln ähnlich sah, blickte nachdenklich zur Seite. Dann schüttelte sie den Kopf.
"Goldregen kann genutzt werden, um Atemprobleme zu behandeln, wenn wir tatsächlich nichts anderes mehr im Lager haben. Doch durch die in der Pflanze enthaltenen Giftstoffe ist höchste Vorsicht bei der Dosierung geboten und ein Risiko der Überdosierung können wir dadurch vermeiden, dass wir auf eine andere Pflanze ausweichen. Wisperpfote, du hast heute noch nichts gesagt, möchtest du vielleicht eine Pflanze beschreiben, die sich besser zur Behandlung der Atemwege eignet?"
Die kleine schwarze Kätzin riss erschrocken die Augen auf und wäre beinahe einen Schritt vor der Heilerkatze zurückgewichen, wenn Nachtpfote sie nicht vertrauensvoll angestupst hätte. Weißpfotes Schnurrhaare zitterten leicht verächtlich und sie musste sich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen.
Weißpfote war die Ehrgeizige der drei Schwestern. Nachtpfote war wenigstens mutig und neugierig, doch Wisperpfote war einfach nur ängstlich und tat nie irgendetwas, ohne vorher dazu aufgefordert worden zu sein. Sie war zwar klug und aufmerksam, jedoch traute sie sich nicht, ihr Wissen anzuwenden oder auch nur irgendwie zu verwenden. Meistens klebte sie einfach Nachtpfote an der Flanke, die sagte ihr dann, was sie tun sollte und wann sie es wie tun sollte.
Wie auch jetzt.
Aus schmalen Augen beobachtete Weißpfote, wie Nachtpfote Wisperpfote etwas ins Ohr flüsterte und sie dann nochmal sachte anstieß, damit Wisperpfote den Kopf hob. Langsam und mit schüchternen Augen, die nicht einmal dazu in der Lage waren, Augenkontakt mit der Heilerin aufzubauen, miaute Wisperpfote:
"Spitzwegerich ist gut, sollte es sich um eine Entzündung handeln, die die Atemwege verursacht. Ansonsten helfen auch Borretsch und Fenchel, die ähnlich wirken und von denen besonders der Saft heilsam ist."
Sie machte ihrem Namen wirklich alle Ehre und miaute ihre Antwort so leise, dass Mooswirbel sich vorbeugen musste, um die Worte der Schülerin verstehen zu können. Weißpfote musste an sich halten, um sie nicht anzublaffen, lauter zu sprechen. Doch stattdessen starrte sie geradeaus und hielt sich aufrecht, um den Unterschied zwischen sich und Wisperpfote, die zusammengekauert und mit eingefallenen Schultern dahockte, deutlich zu machen.
"Das ist richtig, du hast gut aufgepasst, Kleine! Wie heißt du?", miaute Mooswirbel freundlich.
"Wisperpfote", miaute sie schüchtern zum Boden, die Ohren zuckten nervös.
"Wie?" Mooswirbel beugte sich vor, sie hatte den Namen nicht verstanden.
"Sie heißt Wisperpfote", sagte Weißpfote anstelle ihrer Schwester mit klarer und deutlicher Stimme. Sie war ein bisschen von Wisperpfote genervt und hätte sie am liebsten dazu gebracht, sich doch endlich mal ordentlich hinzustellen, den Kopf zu heben und verständlich zu reden.
Das hat auch was mit Respekt zu tun, dachte sie ärgerlich.
Mooswirbel nickte ihr zu, dann wandte sie sich wieder an Wisperpfote, blieb unvermindert freundlich.
"Nun, Wisperpfote, dann vielen Dank für deine Antwort. Ich merke, dass du gut aufgepasst hast und hoffe, dass du dich bei den nächsten Heilkursen als genauso aufmerksam erweist. Du brauchst hier keine Angst zu haben, etwas zu sagen. Ich freue mich über jeden Beitrag und bin der festen Überzeugung, dass es keine dummen Fragen oder Aussagen gibt - wenn hier also jemand das Gefühl hat, jemand anderen auslachen oder verspotten zu müssen, dann dulde ich ein solches Verhalten nicht.
Im Heilerbau sollen sich alle Katzen sicher fühlen, die Verletzten und Kranken wie die Unverletzten und Gesunden. Schließlich gibt es auch Wunden, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar und mit einfachen Kräuterwickeln nicht heilbar sind. Hier im Heilerbau kümmern wir uns umeinander und gehen gut miteinander um."
Sie tippte Wisperpfote sachte mit der Schwanzspitze an die Schulter, während sie sich umdrehte und an eine Katze, die soeben den Bau betreten hatte, gewandt miaute:
"Rabenpfote, was schleichst du dich hier herum? Glaubst du, ich merke es nicht, wenn du dich vor dem Heilerbau herumdrückst statt hereinzukommen und deine Kräuter abzulegen?" Mooswirbel schnippte amüsiert mit der Schwanzspitze und das warme Funkeln in ihren Augen nahm den Worten ihre Härte.
Weißpfote, die sich noch immer ein wenig über Wisperpfote geärgert hatte, hob den Kopf. Und tatsächlich, der schwarze Kater mit den tiefgrünen Augen stand dort, das Maul voller erdiger Knollen die nicht wirklich wie Kräuter aussahen.
Das schien Mooswirbel auch aufzufallen.
"Wie, hast du nur die Wurzeln mitgenommen?", miaute sie verblüfft und begann dann ein wenig mit dem Heilerschüler zu schimpfen, während dieser gelassen den Bau durchquerte und seine Wurzeln auf den Boden spuckte.
"Wir nutzen doch eh nur die Knollen, Mooswirbel", unterbrach der Rabenpfote seine Mentorin ruhig. "Die Blätter sind nutzlos und die Blüten gibt es zu dieser Jahreszeit nicht, Schwarzwurz blüht erst später. Also habe ich uns die Arbeit abgenommen und direkt nur die Knollen ausgegraben."
"Und wo hast du die Stängel hingemacht?"
"Sorgfältig in die entstandenen Löcher vergraben, die ich anschließend auch wieder verschlossen habe. Wie du es mir gezeigt hast, Mooswirbel."
Die Schüler beobachteten den Schlagabtausch mit gespitzten Ohren. Mooswirbel seufzte.
"Gut. Na gut. Gut gemacht. Und ihr anderen, raus mit euch, die Heilstunde ist hiermit beendet. Vergesst nicht gleich alles, was ihr gelernt habt, wenn euch der nächste Vogel über den Weg trippelt", miaute sie und als sie sich von Rabenpfote wegdrehte, fiel eine Art Anspannung von seinen Schultern und er atmete einmal tief durch. Das fiel Weißpfote nur auf, weil sie ihn noch genauestens im Auge behielt, während die anderen schon zum Ausgang strömten.
Sie trödelte absichtlich ein wenig, sodass sie fast mit Tannenpfote und Wacholderpfote zusammengestoßen wäre, den beiden anderen Heilerschülern, die zudem auch noch Wurfgefährten von Rabenpfote waren und die nun in den Heilerbau wollten.
"Hallo, Weißpfote."
"Hallo, Tannenpfote und Wacholderpfote. Wie geht es euch?", fragte sie höflich und drückte sich an die Seite des Eingangs, um die beiden Jungkatzen an sich vorbeischlüpfen zu lassen.
"Gut, und dir- huch, das ist ja jetzt ein bisschen eng hier drin. Rabenpfote, du bist schon zurück?", miaute Wacholderpfote erstaunt. Von drinnen hörte Weißpfote Rabenpfotes gedämpftes Miauen.
"Ja, so unfähig bin ich nun auch nicht, simple Wurzeln auszugraben."
"Beruhig dich", murrte Tannenpfote. "Nicht nötig, dass du dich so verteidigst. Wir haben dir doch gar keinen Vorwurf gemacht."
Rabenpfotes Schweigen hing einen unangenehmen Moment lang in der Luft.
Dann räusperte sich Mooswirbel.
"Helft ihr beiden mir, die Überreste des Heilkurses aufzuräumen? Rabenpfote, geh doch ein bisschen raus und iss etwas. Das Graben war sicherlich anstrengend, da kannst du deine Pfoten ein wenig ausruhen."
Als Weißpfote Pfotenschritte auf sich zu kommen hörte, machte sie sich hastig daran, aus dem Eingang zu schlüpfen. Mit eiligen Schritten entfernte sie sich vom Heilerbau, als sie hinter sich eine Stimme ihren Namen rufen hörte.
"Weißpfote, warte mal kurz. Wollen wir uns etwas Frischbeute teilen?"
Sie blieb stehen und der schwarze Kater hatte sie innerhalb kürzester Zeit eingeholt, freundschaftlich blickte er sie an.
"Mooswirbel hat mir gerade Freizeit verordnet, wenn du jetzt nichts weiter zu tun hast, könnten wir doch gemeinsam etwas essen."
Weißpfote spürte ein freudiges Kribbeln in ihrem Bauch. Sie hatte sich in der letzten Zeit angewöhnt, alleine zu essen, da die Anwesenheit ihrer Schwestern ihr mit ihrem sinnlosen Geplapper den Appetit verdarb. Sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen, ihre Wurfgefährtinnen weniger als Konkurrenz und mehr als Freundinnen zu sehen, deswegen machte sie so viel sie konnte ohne die beiden.
Zwar hatte sie dadurch schon gemerkt, dass sie sich etwas alleine fühlte, doch das war es ihr wert. Schließlich wollte sie von den anderen als Individuum gesehen werden, nicht als eine der drei Schwestern. Sie wollte als DIE Weißpfote bekannt sein - nicht als Wurfgefährtin von Nachtpfote, die so schnell rennen konnte oder als Wurfgefährtin von Wisperpfote, die sich so viel merken konnte.
Sie war Weißpfote, unabhängig von ihren Schwestern.
Doch in Rabenpfote sah sie keine Konkurrenz; er war Heilerschüler und hatte somit ganz andere Ziele als sie. Außerdem war er einfach nett und und es war schön, mal wieder Zeit mit jemandem in ihrem Alter zu verbringen.
"Wir können uns gerne Frischbeute teilen. Was hältst du von einer saftigen Maus?"
"Klar, Maus klingt gut. Solange es kein Eichhörnchen ist, esse ich alles."
"Du magst keine Eichhörnchen?"
"Beim SternenClan, ich hasse Eichhörnchen! So drahtig und fellig, da bleibt immer was zwischen den Zähnen hängen."
"Wie kann jemand kein Eichhörnchen mögen? Du bist komisch. Gerade das Drahtige ist doch so lecker!"
"Ihh, und ich soll komisch sein?"
Witzelnd und lachend gingen sie auf den Frischbeutehaufen zu und Weißpfote merkte, dass sie schon seit dem Beginn ihrer Ausbildung nicht mehr so ausgelassen mit jemand geredet hatte.
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- 1500 Wörter
Hey Sternis ^^
Was sagt ihr zur Entwicklung der kleinen Weißpfote? ;D
Wie wird sich ihre Freundschaft zu Rabenpfote wohl noch auf die ehrgeizige Schülerin auswirken ...?
Schreibt mir eure Theorien gerne in die Kommis ^^
Wichtig:
am 31. Oktober werde ich ein Halloween Special hochladen - und zwar um 18 Uhr, sodass ihr das Kapitel schön bei Sonnenuntergang, wenn es langsam dunkel wird und sich die Schatten über alles legen, lesen könnt ^^
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