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Wooyoung
Ich reckte meinen Kopf der Sonne entgegen und schloss genüsslich meine Augen. Saugte jeden Strahl, jegliche Wärme in mich auf und seufzte zufrieden.
Der Frühling hatte endlich wieder begonnen, erweckte das Tierreich und ließ die Welt in den verschiedensten Farben erblühen. Die Vögel zwitscherten fröhlich und ich musste lächeln.
Mit Abstand meine Lieblingsjahreszeit.
Als sich eine Hand um meine schloss, öffnete ich wieder meine Augen und sah blinzelnd zur Seite. Ein warmes Augenpaar traf meinen Blick, in dessen endlose, dunkle Bräune ich versinken könnte.
Mit Abstand meine Lieblingsaugen.
Sie verschwanden, als sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. Stattdessen tauchten liebliche Grübchen auf seinen weichen Wangen auf, in die ich am liebsten den ganzen Tag pieksen würde.
Mit Abstand mein Lieblingslächeln.
Er beugte sich zu mir rüber und gab mir einen sanften Kuss auf die Schläfe, was mein Herz schneller schlagen ließ. Unsere Finger verschränkte er miteinander und ich konnte nicht anders, als breit zu lächeln.
Mit Abstand meine Lieblingsperson.
Wir waren auf dem Weg zum Park, in dem wir uns das erste Mal getroffen haben.
Yeosang hatte mich eines Sommers dazu überredet, mit zu einer Party von einem seiner Freunde zu kommen, die in diesem Park stattfand. Ursprünglich wollte ich gar nicht mitkommen, ich hatte vor Kurzem eine Trennung hinter mir und war deswegen völlig niedergeschlagen, doch Yeosang hatte nicht locker gelassen. Meinte, es sei gut für mich, an die frische Luft und unter Leute zu kommen.
Ich blickte zu dem Schwarzhaarigen neben mir, der fröhlich vor sich hinsummte und musste lächeln.
Wie Recht er hatte.
Auf der Party hatte Yeosang mich seinen Freunden vorgestellt; wir waren schon seit unserer Kindheit beste Freunde, doch wir hatten schon immer eher unterschiedliche Freundeskreise.
Doch als ich an diesem Sommerabend seine Freunde und unter ihnen auch Choi San kennenlernte, änderte sich das.
Yeosangs Freunde nahmen mich schnell in ihre Gruppe auf und ich spürte schon bald, wie viel wohler ich mich bei ihnen als bei meinen Freunden fühlte.
Besonders San und ich verstanden uns von Anfang an gut. Noch auf der gleichen Party schlossen wir uns in etlichen Spielen zu einem Team zusammen und gewannen ein Spiel nach dem anderen.
Ich wusste sofort, dass unsere Bindung etwas Besonderes war. Dass er etwas Besonderes war.
Yeosang war zwar mein bester Freund und das bliebe auch für immer so, aber mit San war das irgendwie anders.
Es war, als könnte ich in seine Seele blicken und er in meine. Ich fühlte mich einfach so unglaublich geborgen in seiner Nähe.
Doch mir war lange nicht klar, auf welche Weise ich mich zu ihm verbunden fühlte.
Wir waren eine lange Zeit nur befreundet, bis San mich eines Tages küsste, als wir uns mit den anderen außerhalb der Stadt einen Sonnenuntergang angesehen haben.
Yeosang und Mingi sind halber ausgeflippt, als sie unseren Kuss bemerkten, während Hongjoong Seonghwa ein wenig Geld abdrückte. Scheinbar hatten sie darum gewettet, wie lange es dauern würde, bis aus Sans und meiner Freundschaft mehr werden würde. Auch Yunho und Jongho schienen nicht überrascht gewesen zu sein, weshalb sie Yeosang und Mingi einfach nur zur Ruhe brachten.
Das war jetzt knapp eineinhalb Monate her und seitdem hatte sich so einiges geändert zwischen uns.
San und ich fingen an, unsere Zuneigung zueinander noch offener zu zeigen und wir trafen uns immer öfter auch nur zu zweit. Besonders wenn ich mit ihm allein war, fühlte ich mich so federleicht, als würde ich über Wolken schweben und könnte auch noch so jeden steilen Berg erklimmen.
Bis heute haben wir allerdings nie so richtig darüber gesprochen, was genau das jetzt zwischen uns war. Aber das wollte ich ändern.
Wir kamen schließlich am Park an und San zog mich mit zu einer Wiese neben einem der Teiche des Parks, auf der wir schon etliche Male mit den anderen gesessen haben.
Neben der Trauerweide, die uns im heißen Sommer immer gütig ihren Schatten spendete, breitete San letzlich seine Picknickdecke aus. Ohne Weiteres ließ er sich auf diese fallen und zog mich grinsend mit sich.
Ich japste erschrocken, als ich mitfiel, doch San ließ nicht zu, dass ich auf den Boden knallte. Stattdessen zog er mich auf sich und legte eng seine Arme um mich. In seinem Gesicht, das nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war, lag ein verschmitztes Grinsen.
Genervt schnaubte ich, doch ich konnte es nicht verhindern, selbst ein wenig zu grinsen. „Blödmann.", murmelte ich leise, bevor ich die letzten paar Zentimeter zwischen uns überbrückte und meine Lippen auf seine legte.
San erwiderte den Kuss gefühlvoll und strich mit seinen Händen sanft meinen Rücken entlang. Ich seufzte wohlig in den Kuss, bevor ich mich von ihm löste und mich neben ihn auf die Decke rollte.
Der Größere drehte sich zu mir auf die Seite und stützte seinen Kopf auf einem Arm ab, während er mich mit seinen warmen Augen musterte. Er strich mir liebevoll durchs schwarz-weiße Haar.
„Wie schön du bist, Wooyoung."
Ich lächelte ein wenig verlegen und streckte meinen Kopf seiner Hand entgegen. Wie sehr ich seine Berührungen liebte.
Wir lagen eine Ewigkeit so da, ich mit geschlossenen Augen auf meinem Rücken, er auf der Seite liegend neben mir, während er mir durchs Haar strich. Irgendwann öffnete ich jedoch wieder meine Augen und drehte mich ebenfalls auf die Seite, sodass ich San jetzt ins Gesicht schauen konnte.
Der Schwarzhaarige lächelte mich breit an und ich konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern.
Es erweichte mein Herz, am liebsten würde ich nichts anderes mehr sehen, als sein süßes Lächeln. Wie sich seine Augen zu kleinen Sichelmonden formten und ich mich fühlte, als gäbe es für ihn nichts Wichtigeres als mich in diesem Moment.
„Lass uns Blumenkränze machen.", meinte San dann auf einmal und sprang mit einem verspielten Glitzern in seinen Augen auf seine Beine. Ich setzte mich schmunzelnd auf und blickte blinzelnd zu dem Schwarzhaarigen hoch. „Was?"
„Blumenkränze! Lass uns Blumenkränze machen!", wiederholte San seine Worte fröhlich und hob mir seine Hände hin, an denen ich mich dann auf die Beine zog. „Ich hab aber keine Ahnung, wie man die macht...", meinte ich ein wenig unsicher, doch San strahlte mich so sehr an, dass meine Unsicherheit sofort verflog. „Keine Sorge, ich zeigs dir!"
Mit diesen Worten begann er die Wiese nach Gänseblümchen abzusuchen und pflückte eine nach der anderen. Ich beobachtete ihn kurz lächelnd, bevor ich ihm folgte und ebenfalls begann, die kleinen Blumen zu sammeln.
Als wir eine Weile damit verbracht haben, mehrere handvoll Gänseblümchen zu pflücken, setzten wir uns wieder im Schneidersitz auf die Picknickdecke.
„Meine Mutter hat mir und meiner Schwester früher, als wir noch klein waren, ganz oft Blumenkränze geflochten, wenn wir draußen unterwegs waren. Sie hat sie Haneul und mir oft wie Kronen auf die Köpfe gesetzt und uns zur Prinzessin und zum Prinzen erklärt.", erzählte San lächelnd, während er die kleinen Blümchen ordentlich auf einen Haufen sortierte.
Ich hörte ihm lächelnd zu und beobachtete, wie er ein Gänseblümchen nach dem anderen in seine geschickten, schlanken Finger nahm und anfing, sie miteinander zu verweben. „Sie hat es uns irgendwann dann beigebracht, sodass wir uns auch selbst unsere eigenen Kronen flechten konnten.", meinte er und nahm die nächste Blume in die Hand.
Lächelnd sah ich von Sans Händen hoch zu seinem Gesicht und spürte wieder diese Leichtigkeit in mir, als ich den konzentrierten, aber sonnigen Ausdruck in Sans Gesicht entdeckte.
„Das ist so eine süße Geschichte. Da werde ich fast neidisch, dass meine Mum mir sowas nie beigebracht hat.", seufzte ich und verlor mich wieder in der endlosen Bräune von Sans Augen, als dieser aufblickte und mich angrinste.
„Immerhin hat sie dir Kochen beigebracht. Das ist ein wesentlich nützlicherer Skill, den ich leider nicht besitze.", meinte der Schwarzhaarige kichernd, woraufhin ich nur schmunzelte. „Vielleicht."
Daraufhin schwiegen wir und ich beobachtete, wie San den Gänseblümchenkranz vollendete. „Tadaa!", rief der Ältere stolz und präsentierte den Kranz auf seinen Händen. Ich betrachtete lächelnd das Blumengeflecht. „Der ist wirklich schön geworden, Sannie."
Mein Gegenüber lächelte daraufhin breit und seine Augen formten sich wieder zu kleinen Sichelmonden, die meinen Magen zum Kribbeln brachten. Er setzte mir den Blumenkranz vorsichtig auf den Kopf und ich glaubte, dass sein Lächeln noch breiter wurde.
„Davon brauch ich ein Foto! Du siehst so süß damit aus!", rief San aufgeregt und holte eilig sein Handy aus seiner Hosentasche.
Peinlich berührt räusperte ich mich und richtete mich ein wenig auf, bevor ich in die Handykamera lächelte. Noch verlegener wurde ich, als San begann, aus verschiedenen Perspektiven Fotos von mir zu machen und ich spürte, wie meine Wangen sich langsam erhitzten.
„Okay okay, jetzt aber genug mit den Fotos. Du musst mir noch helfen, dir auch einen Blumenkranz zu flechten. Ist ja gemein, wenn ich sonst ohne Fotos von dir nachher heimgehe.", meinte ich schmunzelnd, woraufhin San sich wieder setzte und mich breit angrinste. „Stimmt."
Also begann San die nächste Zeit damit, mir zu erklären, wie ich die Gänseblümchen so legte, dass man sie miteinander verflechten konnte.
Es brauchte ein paar Versuche, doch am Ende hatte ich auch einen Blumenkranz vollendet.
Sans war zwar um Welten schöner als meiner, auch wenn er dies vehement abstritt, aber immerhin hatte ich es geschafft, einen einigermaßen ordentlichen Kranz zu bilden.
San lächelte daraufhin breit und klatschte mehrfach in die Hände. „Richtig klasse! Der sieht super aus! Komm, setz ihn mir auf.", meinte der Schwarzhaarige begeistert – er sah fast stolzer aus als ich – und neigte seinen Kopf zu mir.
Ein wenig verlegen lächelnd setzte ich meinen Blumenkranz auf Sans dunklen Schopf, der sich daraufhin wieder gerade aufsetzte. „Sag, wie steht er mir?"
Und als ich dann in sein strahlendes Gesicht blickte, mit dem süßen Lächeln, das ich so liebte, und seinen warmen, braunen Augen, die mich so herzlich ansahen, verliebte ich mich auf ein Neues in ihn.
„Die Blumenkrone steht dir perfekt.", murmelte ich lächelnd, während mich erneut die federleichte Geborgenheit überkam, die ich bei ihm immer spürte, und ich mich von seiner blühenden Aura einlullen ließ.
Du bist perfekt...
San kicherte danach fröhlich und beugte sich zu mir vor, um mir einen Kuss auf die Nase zu drücken. Erneut erhitzten sich meine Wangen und das Blut pochte geräuschvoll in meinen Ohren. Verlegen sah ich hinab auf meine Hände, in denen ich ein Gänseblümchen hin und her drehte.
Jetzt oder nie, Wooyoung...
Ich spürte, wie mein Herz anfing schneller zu schlagen und nervös begann ich, ein Blütenblatt nach dem anderen von der Blume zu ziehen.
„Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich, er liebt mich nicht...", murmelte ich leise vor mich hin, während ich so an der Blume zupfte und traute mich nicht, San anzusehen. Es beunruhigte mich ein wenig, dass keinerlei Reaktion von ihm kam.
Was eine Schnapsidee, es ihm so zu sagen.
„Er liebt mich, er liebt mich nicht... Er liebt mich.", ich zupfte das letzte Blütenblatt ab und starrte den kleinen, nackten, gelben Blütenkopf an, der übrig geblieben war. Traute mich noch immer nicht, San anzusehen, aus Angst vor seiner Reaktion.
Doch als sich zwei warme Hände um meine Wangen legten und mich sanft dazu brachten, nach oben zu blicken, begegnete ich einem warmen, dunkelbraunen Augenpaar, das mich liebevoll ansah.
„Natürlich liebt er dich.", wisperte San leise, bevor sich zu mir runter beugte und mich zärtlich küsste.
Somit hatte sich noch etwas zwischen uns verändert und ich wusste, es konnte nur noch besser werden.
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