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Taehyung, hast du meine Kette irgendwo gesehen?"
Deine Stimme hallt aus dem Badezimmer wieder und der Mann reibt sich gähnend die Augen, bevor du deinen Morgenmantel überziehst. Du bist etwas früher als er aufgestanden, da du dir noch deine Haare hattest waschen wollen.
„Ist das die, die hier auf dem Nachttisch liegt?", entgegnet er schmunzelnd und hebt die feine Silberkette, an der einen Anhänger in Form deines Anfangsbuchstabens baumelt, in die Höhe.

Du steckst deinen Kopf aus dem an sein Schlafzimmer angrenzenden Bad und hältst dir ein Handtuch vor den Körper, ehe du schüchtern lächelnd nickst. „Ja genau die... k-kannst du sie mir umtun?"

„Aber natürlich."
Ächzend erhebt sich der Schwarzhaarige und folgt dir in das hellgehaltene Bad. Während du dich mit deinem nackten Rücken zu ihm drehst, merkst du kaum, wie der Ältere sich schon gleich wieder zusammenreißen muss, bei deinem Anblick nicht über dich herzufallen. Dann legt er dir die Kette um und haucht einen Kuss in deinen Nacken.

„Danke nochmal dafür. Die muss ein halbes Vermögen gekostet haben...", sprichst du ihn auf das Schmuckstück, welches er dir vor einigen Tagen geschenkt hat, an und drehst dich daraufhin um. Er stützt sich auf dem Waschbecken ab und legt den Kopf schief. Seine unordentlichen Haare schränken sein Blickfeld etwas ein und die Lippen haben sich zu einem leichten Lächeln verzogen. „Mir ist das so egal, Darling. Du verlangst gar nichts und trotzdem will ich dir am liebsten alles schenken... du verdienst so viel, (y/n)..."

„Ach, du lügst", winkst du ab und deine Wangen werden rot, so viel Blut schießt dir in den Kopf, auch wenn du dir noch kein richtiges Lächeln abgewinnen kannst.

„Deine Selbsteinschätzung tut mir nach wie vor weh...", spricht er ernst und tritt einen Schritt auf dich zu. „Aber ich kann es dir nicht verübeln... diese ganzen Ärsche — mich eingeschlossen — haben dich so fühlen lassen, dass du nur ein schwaches, dummes Ding bist."

„Naja... und ich frage mich immer noch, ob es dir nicht komisch vorkommt, dass ich vielleicht nur mit dir zusammen bin, weil du so viele Jahre älter als ich bist", meinst du beschämt und befreist deine Haare aus dem Turban, um sie aufs Föhnen vorzubereiten.

„Wenn du ältere Männer vorziehst, ist das doch nichts schlimmes... außerdem bindest du dich doch nicht an jeden älteren Mann, oder?", meint er, doch du weißt, dass er der einen Tatsache aus dem Weg gehst: „Ja... das nicht. Aber lässt es dich nicht komisch fühlen, dass ich in dir vielleicht nur eine Vaterrolle suchen könnte?"

Ein Seufzer verlässt seine Lippen und er umschließt deine rechte Hand mit den seinen, um mit seinen Daumen über deinen Handrücken zu streichen.
„Erstmal muss es nicht so sein, okay? Und selbst wenn es so ist, musst du dich nicht für etwas schämen, für was du nichts kannst. Es ist okay, und ich werde dich trotzdem lieben. Macht das denn einen Unterschied, ob wir nun gleichalt sind oder uns ein Jahrzehnt trennt? Ob du mich anziehender findest, weil ich erwachsener bin, und ich es mag, dich jeden Tag glücklich zu machen und mich um dich zu kümmern? Wir sind trotzdem gleichgestellt und kombinieren uns, nicht wahr?"

Dass er dir ein weiteres Mal sagt, wie er empfindet, lässt erneut dein Herz aufflattern und du atmetest unkontrolliert aus. Er hat er dir schon vor einigen Tagen mitgeteilt, doch du bist nach wie vor nicht darüber hinweg.
„J-Ja... das sind und tun wir...", stimmst du ihm schließlich zu. Es ist wirklich unglaublich, wie sehr seine Worte wie kleine Pflaster helfen, die Verletzungen in deinem Herzen und deiner Seele heilen. „Fühlt sich bloß nach wie vor so surreal an..."

„Ich vergöttere nicht nur deinen Körper, sondern auch deine ganze Person, so ist es nunmal", murmelt er in deine Halsbeuge und du merkst, wie sich eine kleine Gänsehaut auf deiner Haut ausbreitet. „Du bist so schön... so lieb, selbstlos, intelligent... so gut..."

Ein schüchternes Lächeln bildet sich auf deine Lippen. „D-Du auch... du lässt mich immer genauso fühlen..."

Der Ältere schmiegt sich von hinten um deinen leicht bekleideten Körper und legt sein Kinn auf deiner Schulter ab, während ihr zusammen in den Spiegel blickt und seine dunklen Locken deine Haut kitzeln. Ihr seht gut zusammen aus.

„Geht es dir zumindest etwas besser wegen Jin? Er schien in letzter Zeit nicht mehr so böse auf dich zu sein", flüstert er und lässt seinen Blick über deine Person im Spiegel gleiten.

Etwas verbittert senkst du den Blick. „Genau... deswegen ist er auch — gleich nachdem ich ihm erklärt habe, dass ich mit dir nach Daegu fahren werde — abgereist und hat meine Koffer vor die Tür gesetzt", erwiderst du und siehst betrübt zur Erde. „Er hasst mich immer noch. Und das auch zurecht. Obwohl ich nun weiß, dass er auf Männer steht und wir uns gewissermaßen gegenseitig ausgenutzt haben, habe ich ihn betrogen..."

„Er braucht eine Auszeit. Nicht zuletzt hat er dich in meinen Augen beleidigt. Ich liebe ihn, aber er hat dir auch Unrecht getan. Aber irgendwann wird er dich verstehen", erklärt er dir und fährt seine langen Finger zu deinem Kinn, um dieses anzuheben.
„Und wir wissen außerdem nun, was es sich mit Namjoons eigenartigem Verhalten auf sich hatte. Dieses geheimnistuerische Telefonieren, die Streitereien mit meiner Schwester, seine seltene Beteiligung an Gesprächen und die komischen Blicke und Annäherungsversuche an Jin... zum Glück wissen beide ja jetzt, wie er wirklich ist..."

„Dafür ist er uns entwischt...", bemerkst du und ballst deine Hände zu Fäusten, wenn du nur daran denkst, wie er euch beinahe erschossen und Taehyungs Familie benutzt hat.

„Tja", stimmt er dir zu und reicht dir deine Haarbürste. „Und wir haben den Salat."

Nachdem Taehyungs Schwester Namjoon eine rübergehauen hatte, ist Jin lange nicht mehr lange unter euch verweilt, sondern hat so schnell es ging das Weite gesucht. Er brauchte Ruhe, das ist dir in diesem Moment schnell klar geworden. Sehnsuchtsvoll hast nicht nur du ihm nachgeschaut. Vor allem das Herz seines Vaters schmerzte, da er ihn leiden sah, obwohl er selbstverständlich erleichtert und glücklich war, dass du seine Liebe vollends zu erwidern schienst.

Ryujin hat euch beiden daraufhin bestimmt noch hundertmal erklärt, wie leid es ihr täte, und dass sie euch beide nun verstehen würde, bevor sie sich entschlossen hat, ihrem Neffen zu folgen.

Taehyung und du seid somit alleine bei dem ohnmächtigen Namjoon geblieben und habt euch schließlich dazu entschlossen, die Pistole an euch zu nehmen und euch nach oben zu begeben, um zu überlegen, ob ihr erst den Krankenwagen oder die Polizei rufen solltet. Schließlich seid wir wieder nach unten gegangen, um zu kontrollieren, wie schwer seine Verletzungen waren. Doch zu eurem Entsetzen war Namjoon verschwunden.

Wenig später wurdet ihr von der Polizei besucht, die euch über einen gewissen Kim Namjoon ausfragte und erwähnte, er hätte Beweise dafür, dass Taehyung und du damals eine heimliche Affäre als Schülerin und Lehrer aufrechterhalten habt.

Und so nahm alles seinen Lauf: Ihr wurdet befragt und erklärtet, dass Namjoon euch gedroht hätte, und zeigtet den Polizisten die Waffe. Jedoch verneinte Namjoon seine Taten und die Beweise, die aus den Nachrichten, die Namjoon besaß, und seine und Jennies Aussage bestanden, untermauerten seine Ansicht.

„Ist Ryujin noch sehr verstört wegen ihm?", fragst du nun und beginnst, den Föhn für seine Aufgabe startbereit zu machen.

„Es geht. Sie ist natürlich immer noch schockiert und fühlt sich benutzt. Aber ich glaube, dass ihr Hass auf ihn, da er uns umbringen wollte und komplett besessen ist, um einiges stärker als Ryus Trauer ist", erklärt er dir ruhig.

„Zum Glück. Die Arme... ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm sie dich fühlen muss, nachdem sie erfährt hat, dass man bloß ein glücklicher Zufall war und mit einem Jungen rumgemacht hat, der noch nicht einmal Gefühle für sie entwickeln konnte, da er schwul ist", sagst du und ein Seufzer verlässt seine fein geschwungenen Lippen.

„Was ist?", willst du wissen und du merkst, dass er auf deinen Mund gestarrt hat. Seine dunklen Augen schnellen zurück zu deinen und du kannst seine Frage selbst erahnen. „Willst du einen Kuss?"

Er blinzelt und senkt schmunzelnd den Blick. „Naja, einer ist meiner Meinung nach etwas zu wenig. Aber das müsstest du inzwischen ja schon wissen, dass ich nicht genug von dir bekomme..."

~*~

Nachdem du gefühlte Stunden deine Haare gemacht und anschließend noch mit deinen Freunden telefoniert hast, seid ihr beide endlich fertig angezogen und könnt euren Trip in Taehyungs alte Wohngegend beginnen. Auf dem Weg in seinem Benz genießt ihr die endlose Weite der verschneiten Landschaft. Dazu hört ihr gemeinsam alte Indie-Musik, während du die meiste Zeit jedoch nur betrübt aus dem Fenster schaust.

„Was ist los?", spricht er dich geduldig darauf an, als er in einen Feldweg einbiegt und sieht zu, wie du dir deine ungeschminkten Augen reibst und schließlich erklärst: „Ich denke nur immer über die Gerichtsverhandlung in drei Tagen nach. Was ist, wenn niemand uns glaubt, dass Namjoon 'nen Schlag schräg hat und du verurteilt wirst... du kannst dafür mehrere Jahrzehnte in den Knast wandern."

„Wie lang ist denn seine Beweiskette?", will er weiterhin wissen.

„Er hat ein paar Nachrichten. Ich glaube die anfänglichen, in denen du mich, als du betrunken warst, noch nach Sex gefragt hast sind auch darunter", meinst du und presst die Lippen aufeinander. „Wieso fragst du? Denkst du immer noch, dass wir verneinen können, je eine Affäre gehabt zu haben zu der Zeit?"
Wenig überzeugt pustest du dir eine Strähne, die durch das leicht geöffnete Fenster in dein Gesicht geflogen ist, hinfort.

„Natürlich. Solange keine eindeutigen Beweise vorhanden sind, dass es sich bei den Nachrichten wirklich um meine Person handelt, ist es Aussage gegen Aussage. Bis auf Jungkook, Jimin und Jennie weiß ebenfalls niemand von der Beziehung... Namjoon wird deine Cousine wahrscheinlich einladen, als Zeugin auszusagen und von deinen beiden Freunden weiß er ja nicht Bescheid", erklärt er dir.

Deine folgenden Worte klingen beinahe schon so, als würdest du flehend wimmern: „Und was, wenn die Richter ihm trotzdem glauben? Was ist, wenn er noch andere Beweise auf Lager hat? Ich will nicht, dass du verurteilt wirst... Ich liebe dich und will nicht von dir getrennt sein." Deine Hand umschließt seine größere, die auf der Handschaltung platziert ist. „N-Nicht erneut, Taehyungie..."

„Ich doch auch nicht, (y/n)", seufzt er melancholisch und lächelt dir schief zu. „Aber wir müssen einfach optimistisch bleiben... etwas anderes bleibt uns nicht übrig, nicht wahr?"

Neben dem Haus seiner Großeltern parkt er schließlich seinen Wagen und schnallt sich ab, sodass er sich etwas näher zu dir beugen kann. Anschließend bemerkt er, wie dir eine Träne über die Wange rollt. Erneut schmunzelt er traurig, bevor er seine Finger ausstreckt, um die kleine Träne behutsam hinfort zu wischen und seine Hand auf deine Wange zu legen.
„Hey, Darling... Liebling... alles wird gut. Wir haben uns jetzt, und auch wenn schon in einigen Tagen die Gerichtsverhandlung ist, darfst du erstmal nicht daran denken."

Schniefend beugst du dich vor, um deine Lippen auf die seinen zu pressen. Er seufzt leise auf, da er durch diesen zärtlichen Kuss nur zu gut spürt, wie gebrochen du innerlich bist. „Ich liebe dich so sehr, Taehyung", flattern diese Worte nur so an seinem Ohr vorbei, so leise sagst du diese und so resigniert klingen sie.

„Und ich liebe dich, (y/n)", wispert er als Antwort, aber so, dass es dir Mut und Kraft schenken kann, bevor er erneut eure Lippen miteinander versiegelt.




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