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Er ist ein zerrütteter Mann.
Ein kaputter Mann, der verzweifelt ist und sich nach Liebe sehnt. So wie du. Er ist im Endeffekt nicht stärker oder mutiger als du. Auch wenn ihr unterschiedliche Wege suchtet, eure Ängste zu überspielen — er tausende Affären begann und du dich in eine unerfüllte Beziehung flüchtetest —, seid ihr im Endeffekt beide zerbrochen.
„Du bist kein schlechter Mensch", wisperst du vollkommen überwältigt von deiner Erkenntnis und legst deine Stirn liebevoll an die seine.
„Dass du bereust... dass du in dir die Schuld siehst, auch wenn du sie nicht trägst... dass du gelernt hast, zu lieben und dich mir anzuvertrauen... all das spricht dafür, dass du so gut bist, Taehyung. Du sorgst dich um mich und Jin... du hast gesehen, dass unsere Beziehung uns beide nicht glücklich machen kann.
Du hast vor mir gesehen, dass sie mir nicht guttut... dass ich mich an ihm hänge und ihn dabei nie wirklich geliebt habe. Im Endeffekt habe ich nur in mir das Problem gesehen. S-So wie du in dir... und dabei will ich dich... Weil niemand mir das geben... weil niemand mich so fühlen lassen kann wie du... Es spielt keine Rolle für mich, wie lange wir Zeit miteinander verbracht haben und wie viele Jahre uns trennen. Es gibt keine Person, die uns in meinen Augen so vervollständigen könnte, wie wir uns gegenseitig."
Taehyung setzt erneut an, um etwas zu sagen. Du weißt nicht, ob er dir zustimmen oder dir widersprechen will. Jedoch kannst du deine Empfindungen nicht mehr in Schach halten und steckst deine ganze Liebe, den du für ihn empfindest, in einen einzigen, innigen Kuss.
Schon automatisch legt der Ältere seine großen Hände sofort an deine Taille und zieht dich näher an ihn heran, bevor er erleichtert, als würde all die Last von ihm abfallen, in den Kuss seufzt.
„Du machst mich so glücklich", murmelt er und verteilt weitere, flüchtige Küsse auf deinen Lippen und deinem Gesicht, kann nicht genug davon bekommen. „Ich liebe dich... scheiße, ich liebe dich so sehr, Gott—"
Bevor du überhaupt seine Worte realisieren und aufgrund seines Geständnisses kollabieren kannst, werdet ihr beide jedoch augenblicklich unterbrochen, als ihr ein langsames Klatschen aus Richtung des Eingangs vernehmt.
Seokjin.
Mit gekräuselten Lippen und die Hände zusammenklatschend steht er im Eingang des Salons. Taehyung und du löst euch augenblicklich und dein Herz rutscht dir in die Hose. Die Worte deiner Liebe sind für einen kurzen Moment aus deinem Gedächtnis verbannt; du siehst nur deinen Freund.
„Was für ein schönes Schauspiel", beginnt er tonlos, doch die Enttäuschung spiegelt sich in seinen Augen glasklar wieder. Du willst einen panischen Blick mit Taehyung wechseln, doch dieser sieht nur wie erstarrt zu seinem Sohn.
„Ich wusste, dass du mich betrügst, (y/n)."
Seine Worten lassen dich wieder zu ihm blicken, bevor er sich an Taehyung wendet: „Und ich wusste, dass du, was Frauen betrifft, kein gutes Händchen hast, aber ihr zwei... im Ernst? Klar, habe ich schon lange bemerkt, wie du sie ansiehst, Appa... hatte es aber nie für Wirklichkeit gehalten, dass (y/n) genauso denkt..."
Sein rechter Mundwinkel zuckt in die Höhe und er hebt die Hände in die Höhe. „Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll."
„Vielleicht könntest du ja zuhören", entgegnest du vor Scham hauchend und trittst einen Schritt auf ihn zu.
„F-Fass mich nicht an."
Seine Stimme klingt auf einmal gebrochen, verletzt. „Ich hab' genug gehört. Du hast mich nie geliebt und liebst seit über vier Jahren meinen Vater! Nichts war echt, alles nur feige Lügen und ich eine Ablenkung!"
„Hör' uns bitte zu", spricht Taehyung ruhig. „Mir ist bewusst, dass zwischen uns stets keine gute Beziehung herrschte, aber wiederum hast du—"
„Ha! Dass gerade du noch den Mumm dazu hast, mir irgendetwas vorzugaukeln."
Du zuckst zusammen, als Jin aus dem Nichts beginnt zu lachen, als hätte ihn etwas gestochen: „Ach ja... und du hast sie allen Ernstes verführt? Während du ihr Lehrer warst?" Er wendet sich an dich: „Und du hast dich auch noch darauf eingelassen? Wegen seiner komischen Spielchen? Ich dachte, tiefer könntet ihr beiden nicht sinken..."
Du presst die Lippen aufeinander, unwissend, was du sagen kannst, um die Situation zu verbessern. „Jin, i-ich... wir konnten es dir nicht sagen."
„Wow, natürlich. Deshalb vergnügst du dich mit ihm, während ich weg bin? Weil ich einfach nicht so sex-süchtig wie du bin und ihr euch ja kanntet? Lüg' mich nicht an, (y/n)", entgegnet er kühl.
„Ich wollte dich nie anlügen", hauchst du weiterhin verzweifelt. „Ich wollte dich bloß nicht verletzen... aber ich fühle mich einfach nicht so... so ganz in deiner Nähe... v-verzeih mir das, ich—"
„Wow, und dann kannst du mir das nicht sagen? Oder musste ich immer weiter als Alibi herhalten? Bist du so verzweifelt? Wenn ich nicht nicht vervollständige, wieso bleibst du trotzdem mit mir zusammen? Als ob du nirgendwo anders deine kindische, männliche Anerkennung finden könntest! Du hättest auch irgendwo anders deine Daddy-Issues stillen können! Aber nein, stattdessen bleibst du mit mir zusammen und lässt dich von meinem Vater ficken! Von meinem Vater!"
Sein Oberkörper hebt und senkt sich, während er immer noch kopfschüttelnd zwischen euch beiden hin und her sieht. Seine Reaktion überfordert dich und plötzlich kommst du dir wieder so immens schwach vor.
Stille herrscht zwischen euch, bevor du leise hinzufügst: „I-Ich will nur sagen, dass es mir leid tut. Ich hätte es früher beenden und dich aufklären sollen, es—"
„Nein, lass das, (y/n)", unterbricht dich Taehyung mit einem Mal. „Ja, mir ist klar, dass ich zu viel in meinem Leben falsch gemacht habe, Jin. Ich dir nie ein guter Vater war. Doch deine verzweifelten Gefühle, weil du dir ebenso nicht eingestehen kannst, (y/n) nicht lieben zu können, geben dir nicht das Recht, sie dermaßen mit Worten bloßzustellen.
Du weißt nicht, was sie für Probleme mit Männern hatte, und selbst wenn sie Komplexe hat, macht sie das nicht zu einer schwachen Person. Du selbst hast sie ausgenutzt, um dein Bild aufrechtzuerhalt—"
„Was zur Hölle nimmst du dir raus?", schnaubt er verächtlich und sieht seinen Vater so voller Hass an, dass du schwer schluckst.
„Du hast sie doch als deine Schülerin gevögelt, nicht wahr? Du hast sie ausgenutzt! Nicht zuletzt weißt du gar nichts! Du denkst, du wüsstest alles über mich, aber im Endeffekt hast du keinen Plan! Also bilde dir nichts auf irgendein scheiß Bauchgefühl ein!"
Dein Blick fällt zu Taehyung, der den deinen nicht auffängt, sondern nur mit versteinerter Miene geradeaus blickt. Was verschweigen Taehyung und Seokjin? Doch der Erstgenannte fragt seinen Sohn nicht weiter danach.
„Wie hast du von (y/n) und mir erfahren?", ist Taehyungs einzige Frage und Jin legt den Kopf schief.
„Woher ich es weiß?"
Er hebt dein rosegoldfarbenes iPhone in die Höhe und betätigt den On-Off-Knopf, bevor er einen Blick auf meinen Sperrbildschirm wirft. „Eine Nachricht von Taehyung", ließt er nach wie vor mit spöttischem Unterton vor. „Wo bist du, Darling? Konnte dich die letzte Nacht glücklich stimmen? Ich hoffe, du siehst, wie sehr ich mich nach dir sehne..."
Er lässt dein Handy sinken. „Ich hab' Eins und Eins zusammen zählen können. Du warst Lehrer in Seoul, als (y/n) Schülerin war. Zusammen mit euren Blicken? Und ich will gar nicht erst wissen, was ihr alles miteinander schon gemacht habt. Zu sehr ekelt ihr zwei mich an."
Achtlos lässt er dein Handy fallen, was dir in diesem Moment aber wenig ausmacht. Nun fühlst du dich wirklich wie ein verzweifeltes, kleines Mädchen. Sein abwertender Blick — auch wenn er alle Gründe hat, dich nun so anzusehen — verletzt dich so sehr, dass du dich dreckig, verlogen und durch und durch schuldig fühlst.
Jetzt zu sehen, was deine Taten für Auswirkungen haben, ist tausendmal schlimmer, als du es dir vorgestellt hast.
Du hast das Gefühl, niemals wieder Taehyung auch nur ansehen zu können, ohne Schuldgefühle zu empfinden. Dass er dich wirklich zu mögen scheint, kommt dir plötzlich so unverdient vor.
Als Jin sich schließlich, während er sich aufmacht zu gehen, noch einmal umdreht, treffen sich eure Blicke ein letztes Mal, bevor er sich zu seinem Vater wendet:
„Weißt du, Appa. Du hast recht: Wir hatten eine scheiß Zeit zusammen. Aber ich will dir eins sagen: Es ist schon traurig, dass ich im Endeffekt noch nicht einmal dir trauen kann. Vielleicht wirst du eines Tages ja verstehen, wie verkackt mein Leben doch war."
Er dreht seinen Kopf zurück zum Ausgang, bleibt daraufhin jedoch augenblicklich stehen. Starr schaut er durch den Gang zur Tür und bewegt sich keinen Zentimeter von der Stelle.
„Jin, was...?", willst du perplex wissen, als dich eine bedrohlich klingende Männerstimme unterbricht: „Ganz ruhig, mein Süßer."
Unmittelbar schnappst du bei dem Anblick der Person nach Luft. „Geh' einfach ein paar Schritte zurück, dann können wir... ohne, dass sich irgendwer verletzt... mal ein paar Wörtchen miteinander reden."
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