( 06 )
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Es ist buchstäblich zum Verzweifeln.
Seitdem du am frühen Morgen vorherigen Tages mit Ryujin geredet hast, plagt dich das schlechte Gewissen. Obwohl du sie nicht als sonderlich sympathisch empfindest, hast du eingesehen, dass es wohl tatsächlich das beste ist, wenn du Jin alles beichtest.
Letztendlich muss er die Wahrheit wissen - anders kannst ich nicht weiterleben; das ist dir in der vorletzten Nacht bewusst worden. Die Frage ist nur, wie du das Ganze anstellen sollst.
Du hast bereits den ganzen gestrigen Tag mit Jin in dem kleinen Ort in der Nähe des Hotels verbracht, und bist Taehyung - zum Glück - kein einziges Mal über den Weg gelaufen. Es ist schön gewesen, mit deinem Freund im Schnee spazieren und in einigen Läden einkaufen zu gehen. Du hast es jedoch nicht geschafft, wirklich abzuschalten.
Als dir dann abends Taehyung auf dem Weg zum Speisesaal letztendlich begegnet ist, hast du dich, bevor er den Mund aufmachen konnte, an ihm vorbeigedrängt, ohne auf seinen hochgezogenen Mundwinkel und seine dich musternden Augen zu achten.
Beim Frühstück heute morgen hast du dich sogar extra beeilt zu essen, nur damit ich nicht länger Taehyungs Blick ausgesetzt sein musstest. Obwohl er diesen in der Gegenwart seines Sohnes recht gut verstecken kann, ist dir natürlich nicht entgangen, dass seine Augen stets etwas zu lange auf dir ruhen.
Jin scheint hingegen so, als würde er von alledem wie immer nichts mitbekommen. Wie sollte er es auch? Wann erwartete man auch, dass die feste Freundin mal etwas mit dem eigenen Vater gehabt hatte?
Es ist schon Nachmittag, als du dich alleine in den Außenpool begibst. Jin ist in eine benachbarte Stadt gefahren, da er alleine Besorgungen zu erledigen hat; Taehyung ist anscheinend auf einem Weg mitgekommen und seine Schwester und Namjoon sind auf der Piste. Normalerweise wärst du mit in die Stadt gefahren. Jedoch wolltest du mir den beiden nicht zusammen in einem Auto sitzen.
Somit bist du nach einiger Zeit endlich aufgestanden, hast dich geduscht, umgezogen und bist nach draußen auf die verschneite Terrasse gegangen.
Es ist kälter als am Tag zuvor, und die Temperaturen scheinen dich nahezu zu töten. Um dem Erfrieren zu entgehen, lässt du dich in das heiße Wasser gleiten, ohne deine Haare nass werden zu lassen, als du plötzlich eine Gestalt an einem bodentiefen Fenster im ersten Stock entdeckst.
Du ziehst die Stirn kraus, blinzelst und betrachtest das Fenster, welches zu dem Apartment von Ryujin und Namjoon gehört. Wenig später erscheint dieser.
Sind die beiden nicht zusammen auf der Piste?, kommt es dir in den Sinn und du legst nachdenklich den Kopf schief, als er beginnt, hektisch mit seinen Händen herumzufuchteln. Du entdeckst, dass er ein Handy, welches er geradezu anschreit, an sein Ohr hält. Ganz klar ist er wütend.
Jetzt hör doch mal auf zu spannern, denkst du dir dann und beschließt, deinen Blick abzuwenden und einige Bahnen zu schwimmen.
Glücklicherweise bist du vollkommen alleine in dem erhitzten Pool. Allgemein ist in dem Hotel recht wenig los. Du fragst dich, ob Taehyung das halbe Hotel gebucht hat, oder ob die Hauptsaison schon vorbei ist. Lustlos lässt du meine Arme auf dem Beckenrand nieder und legst deinen Kopf darauf, als Namjoon, den du eben noch beobachtet hast, über die Terrasse geht.
„Hallo", begrüßt du ihn freundlich, was er bloß mit einem verwirrten Blick quittiert, und dann sofort - ohne ein Wort zu sagen - verschwindet.
Er ist schon ein eigenartiger Typ. Vielleicht passt er recht gut zu Ryujins Temperament... Ob er es oft schafft, sie zu beruhigen? Sicherlich gibt er nie Widerworte, wenn sie etwas vorschlägt. Jin hingegen scheint sich immer etwas unwohl in seiner Nähe zu fühlen.
(...)
Eine Viertelstunde später hältst du dich nach wie vor in dem Pool auf, während du mit den Gedanken bei deinem Freund bist. Wie sollst du es ihm am besten beibringen? Er ist schließlich recht emotional... nicht, dass er dich nachher direkt verlassen wird!
Nein, so voreilig ist er aber nicht. Und was ist, wenn du ihm sagst, dass Taehyung versucht, euch beide auseinander zu bringen, da er der Auffassung ist, dass du viele Geheimnisse eure Beziehung beflecken und Jin dir schon so lange etwas verschweigt?
Oder wird das die Bindung der beiden noch weiter zerstören? Wiederum musst du ihm die Wahrheit sagen... Aber ist es denn die ganze Wahrheit?, spricht dich eine Stimme in deinem Kopf an.
„Es ist die Wahrheit", sprichst du dir leise selbst zu. Es hört sich jedoch nicht sonderlich sicher oder ernst an. „Ach, das ist doch scheiße."
Du erhebst dich und setzt dir deine Sonnenbrille, die du aufgrund der Reflexion des Schnees getragen hast, auf den Kopf.
Das ist doch bloße Einbildung mit diesem ganzen Gefühls-Erregungs-Mist bei ihm... nach diesen Jahren kann das doch nicht sein... nicht nach noch nicht einmal achtundvierzig Stunden, seit denen wir über die Gegenwart des jeweils anderen Bescheid wissen.
Anschließend gibst du dir einen Ruck und schwimmst bis ans Ende des Pools. Deine Hände umklammern das Geländer und du willst dich hochziehen, um festzustellen, dass es wirklich zu kalt draußen ist, sodass du lieber im Wasser bleiben willst.
Plötzlich hörst du, wie jemand die Tür zu der Terrasse öffnet. „Jin, bist du das?", rufst du über die Schulter und blinzelst. Es folgt keine Antwort. Na, ganz toll... Hoffentlich ist das nicht irgendein anderer Hotelgast oder wieder Namjoon.
Er ist immerhin schon 34, denkst du dir weiter. Nur weil er etwas reifer und selbstbewusster als Seokjin ist, muss ich jetzt nicht auf falsche Gedanken kommen...
Zurück ans das Geländer gewandt, wirfst du einen Blick auf das Thermometer, welches an diesem befestigt worden ist. Es zeigt dir -10°C an.
„Augen zu und durch", murmelst du dir selbst zu und ziehst mich schließlich aus dem schönen, warmen Wasser in die Kälte, die dich augenblicklich zittern ließ.
„(y/n)", ertönt eine melodische, dunkle Stimme.
Vor Schreck fällst du fast vom Beckenrand und greifst nach irgendetwas, woran du dich festhalten kannst. Du bekommst bloß ein Stück Stoff zu fassen und blickst in die dunklen Augen Taehyungs, der plötzlich neben dir aufgetaucht ist.
„Ganz ruhig", haucht der Schwarzhaarige und nimmt deine Hände in die seinen, um dich zurückzuziehen, woraufhin du sein Shirt augenblicklich los lässt.
Schon wieder steigt die allbekannte Wut vermischt mit immenser Nervosität in dir hoch: „Was zur- Lass mich los!"
„Wie du möchtest..."
Du siehst noch seine gewohnt ausdruckslose Mirne, ehe du kreischend hintenüber in das Becken fällst. Wasser steigt dir in die Nase und du ruderst wie eine Idiotin mit den Armen, ehe du dich vom Beckenboden an die Oberfläche stößt. Daraufhin schnappst du nach Luft und blinzelt dir das Wasser aus den Augen.
„D-Du, Arsch!", hauchst du nur, als er sich hinkniet und erwartend den Kopf schief legt. „Ich wollte dir bloß helfen. Jetzt gib mir deine Hand." Seine Stimme ist tief und rau. Die Augen strahlen hingegen eine gewisse Unsicherheit aus.
Eigenartigerweise bist du unfähig, irgendetwas zu sagen. Sein Blick ist so faszinierend, dass du wie gebannt zurücksiehst und schließlich zögernd deinen Blick auf seine Hand legst.
Dann gluckst du auf. „Was soll das, hm?", möchtest du wissen, als du dich wieder besonnen hast, dass du dich wieder wie eine naive Schlampe aufführst. Du wirst dich sicherlich nicht von dem Vater deines Freundes, der zugleich dein Ex und ein Arschloch ist, verführen lassen.
Er legt den Kopf schief, ehe er seine ausgestreckte Hand deinem Gesicht nähert. Ehe du handeln kannst, hat er dein Kinn leicht angehoben und betrachtet dich, beinahe so, als würde er sich eine alte Fotografie anschauen oder abwägen, wie viel zu ihm wert wärst.
Als du plötzlich bemerkst, dass sein Gesicht dir ebenso immer näher kommt, wird dir bewusst, dass du nicht mehr aufgrund der dich eben noch einhüllenden, kalten Luft zitterst.
Panisch über diese Feststellung stolperst du sofort — so weit man dies im Wasser kann — einige Schritte zurück: „N-Nein, Taehyung-", beginnst du, die Augen immer noch an ihm klebend, als würde du eine Entschuldigung aussprechen.
Du unterbrichst dich, und mit einem Mal verändert sich der anfängliche Ausdruck in seinem Gesicht. In seinen Augen scheint sich kaum noch eine Spur von Entschuldigung oder Unsicherheit zu finden.
Als hätte man einen Schalter umgelegt, siehst du nichts, als Lust und Verlangen, die seine Augen noch dunkler erscheinen lassen.
„Nein?", wiederholt er dann. „Fühlst du dich so unwohl durch meine Gegenwart? Oder bin ich so alt geworden?"
Er schmunzelt über seine Bemerkung, doch du bist unfähig, darüber zu lachen.
Nein, denkst du dir. Du bist keineswegs alt geworden. Du bist ein Mann. Ein verdammt attraktiver Mann... und ich fühle mich nach wie vor so gewollt unter deinem Blick, das ich gleich wiederbelebt werden muss.
Wenn er durch seine Worte bezwecken wollte, dass du ein schlechtes Gewissen bekommst, hat er dies sehr gut geschafft.
Beinahe schon mechanisch streckst du eine Hand nach seinem Gesicht aus und legst deine Hand anschließend zitternd auf seiner Wange ab. Obwohl ihr euch dreieinhalb Jahre nicht gesehen geschweige denn berührt habt, kommt es dir so vor, als hättest du seine Nähe jeden Tag in dieser Zeit empfunden. Es ist beinahe normal, ihn so nah zu wissen.
Deine Gedanken sind leergefegt, während er geduldig auf dich wartet. „Du musst es nicht tun, (y/n)...", wispert er schließlich und mit einem Mal erinnerst du dich an deine Schulzeit zurück, in der er dir genau dasselbe erzählt hat.
Du solltest stark sein, deine Hand einmal ausholen und auf seine Wange schnellen lassen. Doch was tust du? Nichts von alledem.
Die Ausstrahlung dieses Mannes ist überwältigend.
Dein Herz schmerzt aufgrund deiner Erinnerungen an die Vergangenheit und flattert zugleich auf, da du dir wieder so verdammt geborgen und verstanden vorkommst.
„Bitte...", murmelst du dann mit leiser Stimme, als wäre es dir peinlich. „Bitte... Küss mich."
Der Mann stöhnt dunkel bei deinen Worten aus, die sich in seinen Ohren wie Musik anhören und seinen Willen besänftigen. Du kannst nicht wissen, dass er eigentlich gezögert hätte. Doch wie kann er dir etwas abschlagen?
Und so weichst du nicht zurück, als er seine Hand auf deine rechte an seiner Wange legt und seine weichen Lippen gegen deine schmiegt. Deine Muskeln geben nach und du gehst einige Zentimeter unter.
„Schön hier oben bleiben", haucht er schmunzelnd in den Kuss, bevor er seine Hände an deine Taille legt, um dich aus dem Wasser zu ziehen.
Du quiekst auf. Das ganze geht so schnell von statten, dass du kaum mitbekommst, wie du daraufhin wieder in seinen starken Armen liegst und er keine Sekunde darauf seine fordernden Lippen hastig auf deine drückt. Als hättest du nie etwas anderes gewollt, erwiderst du genauso hörig und seufzt auf, als er mit seinen langen, schmalen Fingern über deinen Rücken hin zu deinem Hintern fährt.
Wie in Trance gibst du dich ihm voll und ganz hin. Dein schlechtes Gewissen ist wie weggeblasen.
Ihr beide löst euch für einen kurzen Moment, um den jeweils anderen anzusehen. Seine Finger finden erneut den Weg auf seine Wange und fahren behutsam aber bestimmt, als würde er sein Revier markieren, über diese, während du beginnst, seinen Körper zu mustern.
Nach wie vor sieht er so gut aus... Taehyung erscheing dir so gelebt - nicht alt - aber trainiert zu sein, ohne dabei vollkommen aufgeblasen wie ein Bodybuilder auszusehen.
„Darf ich dich wieder küssen?", sagt er schließlich leise, als glaubte er, du würdest wieder auf andere Gedanken kommen. Eine Gänsehaut breitet sich auf deiner feuchten Haut aus und verlangend legst du deine Lippen wieder auf seine. Du denkst schon nicht mehr nach, während die Lust in dir aufsteigt.
Erst langsam realisierst du, wie arschkalt es ist, als seine kühlen Hände deinen Oberschenkel entlang gleiten.
Es kommt dir wie eine ewig unterdrückte Sucht vor; du kannst nicht genug bekommen von seiner Wärme, seiner Kontrolle, seiner Geborgenheit. Sein Becken drückt unmittelbar gegen deinen Intimbereich, und du spürst, wie du immer mehr von ihm möchtest.
„Komm wir gehen hinein...", keucht er schließlich schmunzelnd gegen deine angeschwollenen Lippen, während du fasziniert in seine dunklen, tiefen Augen blickst. „Nicht, dass du dich noch erkältest, Darling..."
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Ich hatte ganz vergessen, wie unrealistisch und schnell der ,erste Kuss' hier passiert ist uff...
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