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SEOUL, SÜDKOREA
─── Vier Jahre später
Seoul. Aus irgendeinem Grund kommen vielen Leuten beim Gedanken an diese Stadt bloß Sommer und Sonne in den Sinn. So ähnlich wie Spanien, die Türkei, Australien oder Afrika. Anscheinend ist diese Vorstellung in den Köpfen vieler Menschen fest verankert.
Schon seitdem du denken kannst, wünschst du dir nämlich, dass es wirklich so ist, wie es sich diese Leute vorstellen.
Dieser Dezembertag ist unglaublich kalt. Weihnachten ist vorbei, Wolken bedecken schon seit Wochen den Himmel und anstatt Schnee verlässt nur Regen ab und zu diesen. Bibbernd verstaust du deine Hände in deinen rosafarbenen Fingerhandschuhen und siehst vom Himmel in Jins Gesicht. Er schmunzelt: „Wie immer?"
„Wie immer", entgegnest du schniefend und hakst dich bei ihm ein, ehe ihr euch - die Hände voll mit Tüten - nur mit Mühe auf eine Sitzbank quetschen könnt, während ihr euch in eurem Lieblingslokal niederlasst.
„Ich glaube, ich kann meine Hände nicht mehr spüren", teilst du ihm immer noch mit bebender Unterlippe mit. „Warte erstmal, bis ich dich irgendwann in den Osten schicke, wo ich mit meiner Familie immer war. In den Bergen ist das hier nichts dagegen... vielleicht solltest du dich nicht so anstellen."
„Du hast aber auch kein Mitgefühl", beschwerst du dich aufgesetzt beleidigt und beginnst deine Hände zu reiben, bevor du diese nutzt, um deinen Kopf abzustützen. „Was möchtest du überhaupt bestellen?", will er dann wissen.
„Ich glaube, zur Feier des Tages nehme ich 'mal etwas, was ich hier noch nie genommen habe", überlegst du laut und hältst die die Hand vor den Mund, ehe du mit dem Finger über die Karte fährst. Gott, diese Kälte macht dich müde. „Wie wäre es mit Thunfischringen? Die wollte ich schon immer 'mal essen."
„Wow", erwidert Jin lachend. „Kein Ramen oder Pizza? So kenn' ich dich ja gar nicht."
„Bleib' mir weg mit Fast-Food... außerdem, wenn wir schon nicht vor einigen Monaten unser Einjähriges gefeiert haben... kann ich mir auch so etwas gönnen."
„Du fandest es doch immer dämlich, so etwas zu feiern?", bemerkt er schmunzelnd.
„Ich such' doch auch nur einen Grund, etwas Teureres zu essen, seitdem mir meine Tante den Geldhahn zugedreht hat." Du zuckst gespielt entschuldigend mit den Schultern, ehe er schief lächelnd mit dem Kopf schüttelt.
Auch nach exakt einem Jahr und drei Monaten Beziehung mit Seokjin liebst du ihn wie damals, auch wenn dich einige Unstimmigkeiten in euren Charakterzügen diese Tatsache manchmal vergessen lässt. Und auch wenn deine Freunde es wohl niemals von dir erwartet hätten, bist du tatsächlich mit einem jüngeren Mann zusammengekommen. Seokjin ist nun 18 - und du 22 Jahre. Man merkt den Altersunterschied jedoch kaum (sei es, weil du dir doch so kindlich vorkommst oder Jin in deinen Augen erwachsener als deine besten Freunde ist).
Zudem magst du seine offene Art, auch wenn er anfangs bei dir sehr schüchtern war. Du weißt noch, wie er mit Büchern unter dem Arm durch die Uni-Bibliothek gelaufen ist und trotzdem niemals wie ein Nerd ausgesehen hat. Er ist wirklich unglaublich hübsch und attraktiv. Du hast ihm schon oft vorgeschlagen, Model zu werden. Irgendwie wäre diese Beschäftigung in seinen Augen jedoch nicht maskulin genug.
Als er dies damals zu dir gesagt hatte, warst du unglaublich irritiert gewesen, hattest seine Einstellung dann jedoch auf seine Schüchternheit geschoben. In dem Falle sahst du dann doch, dass er vielleicht noch etwas jung war. Bestimmt würde sich dieser Gedanke bald schon bei ihm ändern - auch wenn du ihn natürlich nicht zwingen wolltest, irgendetwas zu tun, was er nicht will. Bei seinem Aussehen wäre es nur manchmal schon ein Verlust, dass er nicht in Designerkleidung posierte.
„Woran denkst du?", will er wissen, nachdem du wohl lange auf eine Stelle geschaut hast. „An unser erstes Treffen", gibst du seufzend zu. „Weiß du noch, als wir uns damals in der Uni über den Weg gelaufen sind?"
„Erinnere mich bitte nicht daran...", winkt er nun lachend ab. „Ich war so aufgeregt, als du dich neben mich in der Kantine gesetzt hast, dass ich kein Wort raus bekommen habe, okay? Das war echt peinlich..."
Schmunzelnd streicht er sich durch die braunen Haare. „Also... ich fand's süß." Auch wenn er nur mit dem Kopf schütteln kann, siehst du, wie sich seine Wangen leicht rötlich färben.
(...)
Keuchend stößt ihr die Tür zu eurer Wohnung auf, während du dich gegen deinen Freund presst. Hungrig legt ihr die jeweils anderen Lippen immer wieder aufeinander. Deine Hand findet den Weg zu seinen Schritt, woraufhin er aufstöhnt, sich jedoch anschließend wieder fasst: „(y/n), ich..."
„Shhh." Du unterbrichst ihn, indem du ihn einen Kuss auf die Lippen drückst, während du ihn sanft auf euer Bett schubst und dich auf seinem Schoß niederlässt.
Daraufhin beginnst du deine Hüfte zu kreisen und beugst dich zu seinen vollen Lippenpaar hinunter. „Aber-"
„Ich hab' an alles gedacht, Jin", grinst du durch deine Vorfreude geblendet. Ohne seine erneute Unsicherheit zu bemerken, kramst du aus der Nachtischschublade eine kleine, flache Verpackung heraus.
Bevor er etwas erwidern kann, beginnst du sein Hemd zu öffnen und streicht mit deinem Finger über seine leicht antrainierten Bauchmuskeln bis zu seinem Hosenbund. „Bist du sicher, dass-?"
„Jin, du brauchst keine Angst zu haben... wir haben das doch schon einmal gemacht... und alles war gut..."
Du willst bereits fortfahren, als er dein Handgelenk umfasst. Seine Augen sind weit aufgerissen. Eigentlich sagt er stets, dass er bloß Angst hat, dich nicht richtig zu befriedigen zu können. Das weißt du auch genau. Doch manchmal kommt dir in den Sinn, dass etwas anderes ihn hindern muss. Unter deinem Schoß spürst du noch nicht mal den Anflug einer Erregung. Frustriert willst du schwer schlucken.
Ein plötzliches Handyklingeln lässt Jin dann jedoch zusammenzucken und er greift hektisch in seine Hosentasche, woraufhin du stumm vom Bett steigst und dein Shirt vom Boden aufsammelst.
„Hallo?", hörst du Jins erleichterte Stimme sagen. Rettung in letzter Sekunde würde ich mal sagen. Aber wie sollst du es ihm verübeln? Ich bist viel zu verliebt in ihn, um darüber sauer zu sein. Und Sex ist nunmal nicht die Welt. Er ist 18 und du 22. Hemmungen sind da normal, das ist okay. Und ihr hattet ja schon Sex miteinander.
„Ach so, du bist es."
Du blickst in seine Richtung. Seine Stimme verändert sich augenblicklich, nachdem er einige Zeit still geblieben ist: „Du willst was? - Ach so, ja. - Ja, ja. - Nein, ich habe gerade Ferien, vergessen? - Ich soll was? - Mit meiner Freundin? - Appa!"
Er telefoniert mit seinem Vater? Nun willst du aber genaueres wissen. Das einzige, was du nämlich über diesen Vater weißt, ist, dass dessen Familie aus dem Süden des Landes stammt und Jin nach dem Tod seiner chinesischen Mutter bei diesem aufgewachsen ist. Jedoch hat er zu diesen nie einen wirklichen Draht aufbauen können und ist deshalb auch zum Studieren zurück nach Seoul gezogen.
„Was ist los?", formst du mit deinem Lippen, woraufhin er sich kurz bei seinem Vater abmeldet: „Mein Vater hat in einigen Tagen Geburtstag und lädt uns zwei in die Berge ein."
Du willst schon etwas erwidern, dass er doch zusagen soll. Zwar müsstet ihr ins Gebirge fahren, wo es gerade noch kälter ist, aber du würdest mich unglaublich freuen, in den Urlaub zu fahren und seine Familie kennenzulernen. Doch er verdreht nur die Augen, ehe er wieder ans Handy geht: „Nein, Appa, wir werden nicht kommen... - nein?!"
Du beginnst schon mit den Armen zu rudern, doch dein fester Freund ist wohl so sehr in Rage, dass er einfach auflegt.
„Gott, da meldet er sich einmal im Jahr, weil er Geburtstag hat und verlangt, dass wir zwei dort aufkreuzen, um wieder vorzuspielen, dass alles gut zwischen uns sei." Er tauscht einen kurzen Blick mit dir aus, als du den Kopf schief legst: „Also mir würde es nichts ausmachen."
„Du willst allen Ernstes zu dem Geburtstag meines Vaters in den Südosten in irgendein Gebirge reisen?" Ungläubig starrt er dich an, als hättest du gerade etwas Unmögliches von ihm verlangt.
„Aber wieso nicht?" Du zuckst schwach lächelnd ich mit den Schultern. „Ist es doch eine gute Idee, deinem Vater wieder etwas näher zu kommen. Zudem möchte ich ihn gerne mal kennenlernen. Ich weiß so gut wie nichts über ihn und vor allem nicht über deine Familie..."
„Die willst du gar nicht kennenlernen... beziehungsweise ihn...", meint er nun und reibt sich die Augen, bevor er sich in seine Kissen fallen lässt. Dass Jin von der Nachricht seines Vaters nicht sonderlich begeistert ist, kannst du zwar nachvollziehen, aber du willst auch, dass er sich nicht noch mehr von ihnen entfernt.
Schließlich ist es seine Familie und jeder verdient eine zweite Chance. Vielleicht muss er einfach richtig mit seinem Vater über alles reden.
Nicht zuletzt seid ihr beide jetzt schon so lange zusammen. Oder hat es etwas mit dir zu tun, dass er dich seiner Familie nicht wirklich vorstellen will? Nein, das kann nicht sein, oder?
„Jin", meinst du sanft und legst einen Arm um den Braunhaarigen. „Gib deinem Vater doch noch eine Chance. Vielleicht wird es ja noch ganz witzig. Außerdem will ich Skifahren. Och, bitte." Du stibitzt sein Handy vom Nachttisch und reichst es ihm. „Hier, ruf ihn bitte zurück."
Er betrachtet das kleine Gerät einige Sekunden lang, schaut dann in dein flehendes Gesicht, ehe er es seufzend entgegennimmt und den Kontakt auswählt. Während er noch wartet, drückst du ihm schmunzelnd einen Kuss auf den Mundwinkel, ehe du aufstehst, um ins Bad zu gehen.
Vor dem Spiegel angekommen, öffnest du deinen Pferdeschwanz und läss deine Haare über die Schultern fallen. Deinen verschmierten Lipgloss entfernst du genauso wie dein restliches MakeUp und schälst dich aus deiner Kleidung aus, um in deinen Pyjama zu schlüpfen.
Du erinnerst dich noch gut an den Tag von vor fast vier Jahren, an dem du dich nach dem Verlassen deiner ersten großen Liebe und Lehrers Taehyungs eine Zeit lang nur in dunkle Klamotten geschmissen hast. Im Endeffekt ist Taehyung nun aus deinem Leben verschwunden... Aber dies gehört nun der Vergangenheit an. Genauso wie Jennie und diese HighSchool. Nun wirst du einen neuen Schritt in Richtung Zukunft gehen.
Ein gutes Gefühl umgibt dich, wenn du daran denkst, Jins Familie in einigen Tagen kennenlernen zu dürfen. Sicherlich wird das eure Beziehung stärken, und Jin wird sehen, dass er keine Angst davor zu haben braucht.
Du verlässt das Bad, nachdem du das Licht ausgeknipst hast, und legst dich zu deinem Freund. Anschließend kuschelst du dich an seine Brust und schaust zu ihm auf. Er ist bereits eingeschlafen und du drückst ihm einen kleinen Kuss auf die leicht angeschwollenen Lippen, ehe du ebenfalls zufrieden deine Augen schließt.
Auch wenn ihr schon so lange nicht mehr intim wurdet, und dich seine ständige Unsicherheit nicht selten selbst verunsichert, willst du in diesem Moment nirgendwo anders sein.
Jin liebt und respektiert dich. Er ist anders als andere Männer, die du kanntest. Und seine anfängliche Unsicherheit und dein Sex-Entzug wird sich auch legen. Dein Leben wird durch diese Punkte sicherlich nicht im geringsten beeinträchtigt werden, oder?
➴ ➴ ➴
Ja... und der Anfang ist immer noch einer der komischsten in meiner ganzen Wattpad-kArRiErE xD
- Feedback aber gerne in die Kommentare <3
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