4
~Carla~
Ich lief den Flur entlang, auf dem Weg zu meinem Zimmer. Es war Zeit, mich umzuziehen, zu schminken und meine Haare zu frisieren. Als ich an einer Tür vorbeiging, hörte ich plötzlich Stimmen, die mir sehr bekannt vorkamen.
Es waren Ares und Emilio.
Die Tür war geschlossen, aber ich konnte nicht widerstehen, also beschloss ich zu lauschen. Vorsichtig drückte ich mein Ohr gegen das Holz.
,,Du hast es ihr immer noch nicht gesagt?“ hörte ich Emilio fragen.
„Nein, das muss ich auch nicht!" knurrte Ares zurück.
,,Naja, was ist, wenn sie es selbst herausfindet? Oder wenn jemand anderes es ihr sagt?"
„Solange du deine verdammte Klappe hältst, Emilio, erfährt Carla auch nichts!" Ares’ Stimme klang bedrohlich.
Danach herrschte Stille.
Was erfahre ich nicht? Wovon sprachen sie? Je mehr ich lauschte, desto neugieriger wurde ich.
„Ares, du weißt genau, dass ich nicht der Einzige bin, der davon weiß", hörte ich Emilio sagen.
„Emilio", erwiderte Ares eiskalt, und ich wusste, dass das Gespräch beendet war.
Schnell löste ich mich von meiner Starre und schlich mich auf Zehenspitzen davon.
Wovon haben sie gesprochen? Was durfte ich nicht erfahren? So viele Fragen schossen durch meinen Kopf, als ich auf dem Weg zurück in mein Zimmer war. Als ich endlich angekommen war, setzte ich mich und versuchte, mich zu konzentrieren. Heute war schließlich meine Verlobungsfeier.
Ich würde später herausfinden, was sie damit meinten, oder es selbst herausfinden.
Ich ging duschen, ließ meine Haare offen und wellte sie leicht. Nachdem ich mich geschminkt und mein Kleid angezogen hatte, war ich bereit.
DAS KLEID
Ich war fertig. Auch mein Schmuck saß perfekt. Als ich nach unten ging, hörte ich bereits die lauten Stimmen und die Musik.
Plötzlich spürte ich eine Präsenz hinter mir. Ich drehte mich um und sah Ares, der mich aufmerksam musterte. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe.
„Lass uns jetzt in den Garten gehen", sagte er.
Ich nickte nur als Antwort und nahm seine Hand, die er mir hinhielt. Zusammen betraten wir den großen Garten – und mit groß meinte ich wirklich groß.
Die Blicke der Gäste machten mich nervös. Manche schauten mich verwirrt, lächelnd oder eifersüchtig an.
Ares führte mich zu einem großen Tisch, an dem ungefähr 20 Menschen saßen und uns ansahen. Als wir ankamen, hielt er an und erklärte: „Das ist meine Verlobte!"
Alle schauten mich an, und ich lächelte nervös.
Eine ältere Frau stand auf und kam auf mich zu. „Hallo Liebes, ich bin die Mutter von Ares. Wir konnten uns leider nicht vorher kennenlernen, da ich nicht hier in Amerika war, sondern in Spanien bei meiner Schwester!" sagte sie mit einem Lächeln und reichte mir ihre Hand.
Ich nahm sie freundlich an und erwiderte lächelnd: „Kein Problem, Mrs. D'Angelo. Sie sind ja jetzt hier, um mich kennenzulernen!"
„Natürlich", sagte sie und lächelte erneut, bevor sie sich wieder setzte.
Am Tisch sah ich mich um, und mein Blick fiel auf Emilio, der mich schon längst ansah. Überrascht hob ich eine Augenbraue, doch er ließ nicht locker und starrte weiter. Nervös schluckte ich schwer und wandte meinen Blick ab.
„Stimmt, wir haben uns ja noch nicht vorgestellt, cuñada!" sagte plötzlich eine mir unbekannte Männerstimme. Ich sah in die Richtung, aus der sie kam, und entdeckte einen Mann mit einer Narbe an der Augenbraue, braunen Haaren, einem Drei-Tage-Bart und hellgrünen Augen – vermutlich von seiner Mutter geerbt.
„Wie lange willst du ihn noch anstarren?" knurrte Ares leise in mein Ohr.
Ich schüttelte den Kopf, riss mich aus meiner Starre und sah ihn an, doch er verdrehte nur genervt die Augen. Ich wandte mich wieder dem fremden Mann zu, der mich schon längst ansah. Er reichte mir seine Hand, die ich freundlich annahm.
„Ich bin Leonardo, Ares’ kleiner Bruder", sagte er und hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken, was mich lächeln ließ.
„Ich bin Carla, und nein, ich bin nicht klein, mi gran", erwiderte ich.
Seine Augen weiteten sich. „Du sprichst Spanisch?" fragte er beeindruckt.
„Sí", antwortete ich.
Vier andere Männer kamen auf mich zu, was mich erneut nervös auf meine Unterlippe beißen ließ. Sie blieben vor mir stehen, und ich sah sie fragend an. Sie merkten, dass ich überfordert war, und lächelten mich freundlich an, was mich verwirrt dreinschauen ließ.
„Ich bin Mateo", stellte sich einer von ihnen vor und lächelte.
„Ich bin Sergio", sagte der nächste und lächelte ebenfalls.
„Ich bin Jello", sprach der dritte mit einem Lächeln.
Der letzte Mann sah mich kalt an, was mir einen Kloß im Hals bescherte. „Ich bin Pedro“, sagte er kühl.
„Wer seid ihr eigentlich?" fragte ich alle vier.
„Wir sind die Brüder deines Verlobten“, sagte, glaube ich, Mateo oder wie er hieß. Ich nickte als Antwort.
Wie viele Brüder hat er bitte?
„Da bist du ja, mi amore!" rief Ares mit einem falschen Lächeln und kam auf uns zu.
„Sí, aquí estoy“, sagte ich nun genervt.
„Spanierin?“ fragten alle gleichzeitig, was mich perplex machte.
„Sí", wiederholte ich.
Ares kam bei uns an und legte seine Arme um meine Taille, lächelte falsch und ich erwiderte es. „Meine Brüder, meine Cousins und meine Schwester werden bei uns wohnen!" sagte Ares plötzlich, was mich überrascht zu ihm blicken ließ.
„Du hast eine Schwester?" fragte ich verblüfft. Er zog eine Augenbraue hoch. „So überrascht?"
„Äh, ja", erwiderte ich. „Wo ist deine Schwester?"
„Da hinten." Er zeigte auf ein wunderschönes Mädchen mit langen braunen Haaren. Als sie uns sah, kam sie auf uns zu.
Sie erreichte uns und lächelte. Sie zog mich in eine feste Umarmung. „Ich bin Letizia. Du bist wunderschön, cuñada!" sagte sie lächelnd.
„Du siehst auch wunderschön aus, Letizia. Ich bin Carla!"
„Danke dir, meine Liebe", sagte sie.
„Wir sollten tanzen!" sagte Ares hinter mir. Ich nickte nur als Antwort.
Ares und ich gingen auf die Tanzfläche und bewegten uns zu der ruhigen Musik, bis die Melodie endete.
Ich spürte einen Blick auf mir und sah mich um. Es waren die grünen Augen von Emilio. Seine Blicke machten mich nervös, also schaute ich schnell weg, konnte aber immer noch spüren, wie er mich ansah.
Ich hatte keine Lust mehr auf die Gesellschaft und ging wieder ins Haus. Drinnen angekommen, setzte ich mich auf das Sofa, bis sich jemand räusperte.
„Mache ich dich mit meinen Blicken nervös, princesa?" fragte Emilio, während er auf mich zukam.
„Nein, aber wenn, warum würde dich das interessieren?" fragte ich ihn provokant.
„Es interessiert mich, weil ich weiß, dass du meine Blicke liebst!" sagte er plötzlich und kam mir mit seinem Gesicht immer näher. Nervös spielte ich mit meinen Fingern. Ich spürte etwas auf meiner Wange und öffnete die Augen. Seine Lippen berührten meine Wange, während er mir tief in die Augen schaute.
Ich schubste ihn weg und verließ den Raum. Draußen ging ich auf Ares zu und setzte mich neben ihn. Die Situation war mir unangenehm – er war schließlich der Cousin meines Verlobten!
„Alles gut?" fragte Ares mich.
Ich nickte nur als Antwort. Er küsste meine Wange und schlang seine Arme um mich. Ich spürte wieder einen Blick auf mir und wusste bereits, wer es war. Emilio stand am Küchenfenster und beobachtete uns. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen verschwinden lassen. Ich wandte mich wieder Ares zu, der mit seinen Cousins redete.
Die Stunden vergingen, und der Garten leerte sich nach und nach. Schließlich gingen auch die letzten Gäste. Wir gingen ins Wohnzimmer, wo Ares’ Schwester, Brüder und Cousins saßen – natürlich auch Emilio, der mich schon wieder ansah. Ich setzte mich neben Letizia.
„Hallo Carla", sagte sie.
„Hallo Letizia", antwortete ich.
„Es ist schon spät, wir sollten schlafen gehen. Morgen ist die Hochzeit!" sagte Ares.
„Du wirst aber nicht im Bett schlafen!" erwiderte ich entschieden.
„Wer sagt das?" knurrte Ares.
„Ich! Es bringt Unglück!" sagte ich.
Er verdrehte die Augen. „Okay, geh jetzt schlafen!" sagte er.
Nachdem ich allen eine gute Nacht gewünscht hatte, ging ich nach oben. Ich machte mich bettfertig und legte mich hin, doch mein Kopf war voller Gedanken.
Morgen ist die Hochzeit...
–
INSTA:_seelenbrecherin_
TIKTOK:seelenbrecherin
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top