༄𝐏𝐑𝐎𝐋𝐎𝐆

,,Ihr müsst zur Schule."

Diese vier Worte drangen wie Eis in mein Kopf. Ich starrte meinen Vater an, meinen Griff um die Lehne des Stuhls so fest, dass die Haut über meinen Knöcheln spannte. Neben mir saß Celeste - meine Schwester im Geiste - ebenso regungslos, die braunen Augen kalt und starr auf ihren eigenen Vater gerichtet. Die Luft im Raum schien zu erstarren, als beide Männer uns erwartungsvoll ansahen.

,,Ihr wollt, dass wir zur Schule gehen?", fragte Celeste schließlich mit gefährlich ruhiger Stimme, die wie ein leises Zischen klang. ,,Wozu? Wir haben wichtigeres zu tun."

Mein Vater lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Hände locker auf die Lehnen gelegt, als hätte er alle Zeit der Welt. Doch ich kannte ihn gut genug, um die Entschlossenheit in seinen Augen zu erkennen. „Ihr benehmt euch, als würdet ihr ohne Anleitung durch die Gegend laufen. Wir wissen, was ihr tut, Roses. Ihr seid unberechenbar, gefährlich - selbst für uns. Ihr braucht eine Struktur. Und die werdet ihr an der Schule bekommen."

„Struktur?", wiederholte ich und spürte, wie Wut in mir aufstieg. „Meinst du wirklich, wir lernen an irgendeiner Highschool etwas, was uns in unserem Leben weiterbringt? Das ist lächerlich."

Celestes Vater, ebenso einflussreich und gefürchtet wie meiner, schlug ruhig die Beine übereinander. „Es geht nicht darum, ob ihr dort etwas lernt, sondern darum, dass ihr euch als normale Schülerinnen ausgebt. Die Welt weiß von eurer Existenz als... Nebel, aber keiner weiß, wer ihr wirklich seid. Und das soll so bleiben. Ihr werdet nicht als Celeste und Roses an diese Schule gehen, sondern als Alvara und Rosabella. Eure Decknamen sind dafür da, dass euch niemand mit dem Nebel in Verbindung bringt."

„Und was genau sollen wir dort tun?", fragte Celeste, die kaum mehr als ein wütendes Flüstern herausbrachte. „Uns mit diesen Idioten anfreunden? Mit den Bad Boys, die denken, sie hätten diese Highschool unter Kontrolle?"

Ein kaltes Lächeln umspielte die Lippen meines Vaters. „Eure Aufgabe ist es, dort unauffällig zu sein und euer eigenes Netz zu spinnen. Ihr werdet dort eine normale Schulzeit verbringen, so als wärt ihr ganz gewöhnliche Schülerinnen. Denn früher oder später wird jemand versuchen, uns herauszufordern. Und dann... dann ist es eure Aufgabe, dafür zu sorgen, dass niemand jemals vermutet, wer der Nebel wirklich ist."

Ich wollte widersprechen, wollte aufstehen und diesem abscheulichen Vorschlag ein Ende setzen, doch Celeste legte eine Hand auf meinen Arm. Ich sah sie an und sah in ihren Augen, dass sie darüber nachdachte. Dass sie wirklich überlegte, auf dieses absurde Spiel einzugehen.

„Also gut", sagte sie schließlich und ihr Tonfall war so eisig, dass selbst ich Gänsehaut bekam. „Aber glaubt nicht, dass wir uns wie unschuldige Schulmädchen benehmen werden. Und vergesst nicht - wir sind nicht hier, um Freundschaften zu schließen. Wir sind hier, um unser Geheimnis zu bewahren. Und falls es jemanden gibt, der zu nah an die Wahrheit kommt..."

Sie ließ den Satz unbeendet, aber die Bedeutung schwebte wie ein drohender Schatten im Raum.

Mein Vater nickte zufrieden. „Ihr werdet euch daran gewöhnen. Und vielleicht, nur vielleicht, wird es euch sogar guttun, etwas Abstand zu unserer Welt zu haben."

Ich spürte, wie sich ein kaltes, leises Lachen in mir regte. Abstand? Von unserer Welt? Es gab keinen Abstand. Die Welt war unsere Bühne, und egal, wohin wir gingen - wir waren das Zentrum des Sturms.

„Ihr könnt es ja gerne versuchen", erwiderte ich schließlich, wobei meine Stimme so leise und gefasst blieb, dass ich selbst überrascht war. „Aber vergesst nicht, was der Nebel ist. Etwas, das man nicht greifen kann. Etwas, das verschwindet, ohne eine Spur zu hinterlassen."

Celeste nickte zustimmend. „Ein Schatten, der alle verschlingt, die ihm zu nahe kommen." Sie richtete ihren Blick wieder auf ihren Vater und ein herausforderndes Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Und wenn irgenwelche Bad Boys von dieser Schule glauben, sie könnten uns irgendwie beeindrucken oder uns kontrollieren..."

„...dann sollten sie besser wissen, wie man im Nebel überlebt", vollendete ich den Satz und lehnte mich langsam zurück.

Unsere Väter wussten nicht, dass wir bereits entschieden hatten, wie das Spiel enden würde - egal, wie harmlos und angepasst wir erscheinen mochten.

Denn wir waren nicht hier, um uns anzupassen. Wir waren hier, um zu siegen.

„Wir spielen nicht nach den Regeln, wir schreiben sie neu", sprach ich, Roses d'Alessio, leise mit einem düsteren Grinsen und ließ meinen Blick von meinem Vater zu Celeste wandern.

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