Chapter 99
(Bild: Zaubereiministerium)
Selena Black P.o.V.:
Bis um elf Uhr abends dachte ich, unsere Flucht aus dem Restaurant wäre das schlimmste Ereignis des Tages. Aber wie sich herausstellt - als an der Seite Moodys zwei streng aussehende Ministeriumsmitarbeiter in das Haus der Potters stürmen - ist eine Stunde mehr als genug Zeit, um einen gemütlichen Abend auf dem Sofa in einen Albtraum zu verwandeln.
Fleaumont springt auf und fragt Moody, wie es sein kann, dass diese beiden Beamten das unter dem Fidelius-Zauber stehende Haus betreten konnten. Moody entgegnet, er habe sie als Geheimniswahrer einweihen müssen. Dann richtet er zum ersten Mal seit ich ihn heute vor einigen Stunden kennengelernt habe, beide Augen auf mich.
Die dünne Ministeriumshexe, die sich bis jetzt mit streng schauen zufriedengegeben hat, tritt vor und starrt mich ebenfalls einige Sekunden lang an, bevor sie den Mund öffnet und mit einer für eine Frau ungewöhnlich tiefen Stimme spricht:"Vor 22 Minuten ist im Ministerium Ihre Selbstanzeige eingetroffen. Zehn Minuten später eine Anzeige aus dem Haus Malfoy. Im ersten Brief geben Sie, Selena Black, zu, illegal die Animagusverwandlung vorgenommen zu haben.", mein Herz krampft sich bei ihren Worten schmerzhaft zusammen. Malfoy. Animagusverwandlung.... Was passiert hier gerade?
Was hast du getan, Alec?
Das Atmen fällt mir schwer, doch die Ministeriumshexe bemerkt das nicht, sie fährt ohne Gnade fort:"Sie beschreiben Ihre Gründe und bitten um Verzeihung der Tatsache, dass sie es unterlassen haben, Ihre Verwandlung dem Ministerium zu melden. In dem zweiten uns zugestellten Brief wird dem Ministerium ihr Verbrechen gemeldet und der Wunsch geäußert, Gerechtigkeit walten und das Gesetz sprechen zu lassen." Die Hexe kneift die Augen ein kleines Stück weit zusammen und mustert mich eine Spur ungläubig. "Sie erscheinen mir recht jung zu sein. Ich muss Sie dennoch bitte, mich zu begleiten, um zu überprüfen, ob Sie tatsächlich illegal zu einem Animagus in Form eines schwarzen Hundes mit weißem Punkt auf der Stirn geworden sind."
Während ihrer Ansprache ist Sirius aufgestanden und hat sich mit verständnislos umherwandernden Augen vor mich gestellt. James tut es ihm gleich und auch Fleaumont steht nicht viel später wie ein großer, beschützerischer Vater vor mir.
Ich senke den Blick auf mein Armband. Der Quaffel hat sich in die Luft erhoben.
Es tut mir leid; Ich berühre den Anhänger und er fällt zurück auf meine Hand. Die Worte verschwinden und neue bilden sich: Dein Grund: Selbstschutz
Ich runzle die Stirn. Das ergibt keinen Sinn. Die Worte verschwinden und bilden sich zum wiederholten Male neu: vor Blacks und; wieder neue Worte: Angst vor Ministerium
Das ergibt noch weniger Sinn.
Sag das.
Rem. nicht erwähnt
Ich liebe dich
Verzeih mir
Euphemie schreit nach einer Schrecksekunde entsetzt auf und ich sehe auf.
"Gabriella! Wie kannst du meiner Selena nur ein solches Verbrechen vorwerfen!", ihre Tonlage klingt angstvoll, doch noch viel mehr nach einer Frau, die es gewohnt ist, dass das Ministerium darauf hört, was sie zu sagen hat.
"Die Umstände tun mir leid, Euphemia, doch ich muss diesen Meldungen nachgehen. Selena Cedrella Black wird hiermit aufgefordert, uns ins Ministerium zu begleiten, um diese Angelegenheit zu klären. Weil ich dich und Fleaumont respektiere, werde ich erlauben, dass einer von euch beiden sie begleitet." Der Blick der etwa 60 Jahre alten Frau wird eine Spur weicher. "Ich bin sicher, das alles wird sich als großer Scherz herausstellen.
Selena, wenn ich bitten darf.", sie macht eine Handbewegung in Richtung Tür.
Euphemia wechseln einen Blick mit Fleaumont, Sirius und James machen auch keine Anstalt, sich vom Fleck zu bewegen.
Bei mir rücken derweil die meisten Puzzleteile an seinen Platz.
Von Sirius und James verdeckt, löse ich das Armband von meinem Handgelenk und lasse es darauf bedacht, dass es nicht klimpert, auf das Sofa fallen. Genau auf die Stelle, an der die Polster zusammentreffen und in der kleine Gegenstände nur zu gerne verschwinden.
Ich lege Sirius und James jeweils eine Hand auf die Schultern, damit ich mich zwischen ihnen hindurchdrängen kann.
"Ist in Ordnung. Wirklich.", sage ich bemüht ruhig.
Bei der Ministeriumshexe angekommen, hält sie mich mit einem Arm, den sie wie eine Schranke vor mich hält, auf.
"Sie können Ihren Zauberstab entweder hier lassen oder ihn mir aushändigen, ihre Entscheidung.", ihre Worte lassen keinen Widerspruch zu.
Langsam greife ich zu meiner Tasche, ziehe unter genauer Beobachtung den Zauberstab und halte ihn Sirius vor die Nase.
Im ersten Moment weigert er sich, ihn zu nehmen, dann, nach einem warnenden Blick, nimmt er ihn zögernd.
Die Ministeriumshexe lässt mich nicht mehr als einen Meter von ihr entfernt sein, als wir zur Haustür gehen, was mir zwar persönlich zu nah ist, doch ich weiß auch, dass gerade keine Zeit für solche Kleinigkeiten ist. Ich höre es an seinen Schritten, dass Sirius uns einige Schritte weit folgt. Und als ich den Kopf drehe, sehe ich, dass Fleamont ihn sofort von hinten an den Oberarmen gepackt hat.
Ich schüttle den Kopf.
Und Sirius versteht mich. Er kneift die Augen zusammen und ich sehe ihm an, wie nah er davor steht, auch seine Animagisverwandlung herauszuschreien. Nur damit er nicht zurück bleiben und mich gehen lassen muss.
Aber einer von uns reicht. Und das weiß er genauso gut wie ich weiß, dass Alec mich verraten hat.
Obwohl mich Euphemia ins Ministerium begleitet, bekomme ich sie nicht lange zu Gesicht. Sie muss vor der Abteilung für magische Strafverfolgung warten, was für sie bestimmt umso schrecklicher ist, weil sie tagtäglich hier arbeitet und diese Gänge und Räume in und auswendig kennt. Auch Moody muss draußen warten, was er mit einem Brummen hinnimmt.
Ich werde von den beiden Ministeriumsbeamten in einen Raum geführt, in dem nicht mehr als ein Tisch und drei Stühle stehen.
Der Aufforderung, mich zu setzten, komme ich ohne Proteste nach.
Alexander hat in meinem Namen eine Selbstanzeige geschrieben; wenn ich jetzt brav mitspiele, die Gründe nenne, die auch er verwendet hat und Reue zeige, dann besteht möglicherweise die Chance, hier wieder rauszukommen ohne den Rest meines Lebens in Askaban zu verbringen.
"Ist das Ihre Handschrift?", die dünne Hexe, starrt mich die ganze Zeit an, als wolle sie Lügen aus meinem Gesicht ablesen, nicht in meinen Worten erkennen. Ob sie eine Psychologin ist, die Lügen sofort erkennt? Oder noch schlimmer: eine Legilimentor? Ich hoffe es nicht!
Ihr Partner gibt sich wie schon die ganze Zeit damit zufrieden, mich einfach nur anzusehen. Ohne sich eine einzige Emotion entlocken zu lassen.
Ich senke den Blick nur eine Sekunde lang auf den Brief, wie als müsste ich einzig prüfen, ob der richtige vor mir liegt.
Alecs Handschrift fühlt sich wie ein Messer in den Rücken an.
Doch ich behalte die Fassung und lasse mir das Blut, das wie aus einem Springbrunnen mein stillstehendes Herz verlässt, nicht anmerken.
"Ja"
Am liebsten würde ich den zum größten Teil zusammengefalteten Brief greifen und zerreißen. Es würde sich so gut anfühlen.
"Und aus welchem Grund haben Sie diesen Brief geschrieben?"
Jetzt brauche ich nur eine zufriedenstellende Antwort, die erklärt, wieso ich nur Minuten vor den Malfoys geschrieben habe.
Ich atme die angehaltene Luft aus und schaue einen Augenblick lang auf meine Finger.
"Ich habe... mich vor etwa zwei Jahren zum ersten Mal verwandelt. Damals war ich überzeugt davon, dass das nur zu meinem Schutz wäre. Ich war stolz, die Verwandlung geschafft zu haben und dachte, jetzt können sie mir nichts mehr antun. Sollten sie mir zu nahe kommen, hätte ich eine Geheimwaffe, sozusagen. Aber mit der Zeit bekam ich immer mehr Gewissensbisse."
Ich sehe auf und der Hexe direkt in die blassen Augen. Sie scheint hier das Sagen zu haben.
"Ich hatte das Gesetz gebrochen und bekam immer mehr Angst vor den Konsequenzen als vor meinen leiblichen Eltern und ihren Todesser-Freunden." Ich runzle die Stirn. "Ich wollte das richtig stellen und mich registrieren lassen. Freiwillig. Also habe ich heute, sobald ich aus Hogwarts zurückgekommen war, diesen Brief geschrieben."
Der sonst so schweigsame Partner meldet sich zu Wort:"Wieso nicht schon vor einem halben Jahr?"
Ich überlege einen Moment.
"Weil ich mich da noch nicht getraut habe."
Der Mann, der in einen eleganten dunkelblauen Umhang gekleidet ist und plötzlich die ganze Autorität im Raum einnimmt, steht nach einem plötzlichen lauten Schlag auf den Metalltisch auf.
"Und wieso", beginnt er mit erhobener Stimme, "wieso weiß ausgerechnet die Familie Malfoy von Ihrem kleinen Geheimnis? Ist es nicht eher so, dass Sie sich selbst angezeigt haben, um eine mildere Strafe zu bekommen? Wieso, bei Merlin, soll ich glauben, dass Sie mir hier nicht die armes-ängstliches-Mädchen-Nummer vorspielen, nachdem dummerweise ausgerechnet Abraxas Malfoy ihr Geheimnis herausgefunden hat?"
Der Mann steht jetzt hinter mir, was an sich ja schon so beängstigend ist, dass ich mich nicht traue, mich umzusehen. Aber dann beugt er sich auch noch vor, legt eine Hand auf den Tisch vor mir und spricht auf Höhe meines Ohres weiter:"Ich mag es nicht, für dumm gehalten zu werden, Miss Black. Überhaupt nicht!"
Ich atme tief ein.
"Ich habe es heute im Zug meinen Freunden gesagt. Also dass ich mich anzeigen will. Freunde der Malfoys müssen gehört haben, dass ich ein Animagus bin. Und jetzt, wo sie ihr Wissen nicht mehr benutzen können, um mich zu erpressen, wollten sie meine Selbstanzeige in Frage stellen. Was ja auch klappt, wie man sieht.", meine Stimme zittert; was mir aber in diesem Moment zugute zu kommen scheint, denn der Mann weicht zurück und nimmt wieder auf seinem Stuhl platz.
"Wieso erpressen? Was könnten die Black jetzt noch von Ihnen wollen?"
Das Auktionsbuch. Und... "Die Potters."
"Nun, wenn das so ist, dann wünsche ich eine Vorführung.", seine Stimme ist aalglatt und sein Blick macht mir hundert Mal mehr Angst als der der Frau. Welche mich jetzt nur noch mit verschränkten Armen genau betrachtet, die Lippen zusammengepresst.
Langsam stehe ich auf. Ich fühle mich wie in einem Raubtierkäfig. Eine schnelle Bewegung und ich werde zu Löwenfutter. Die Verwandlung zu verweigern, würde nicht klappen. Es gibt Zauber, um eine herbeizuführen. Wieder einmal bin ich froh, so gerne zu lesen. Wüsste ich diese kleine Info nicht, wäre ich womöglich in den schlimmsten Schlamassel meines Lebens gerutscht.
Aber was ist, wenn ich nicht alles über Animagi weiß? Was, wenn ich gerade irgendetwas mache, was mich wie mit einem simplen Fingerschnipsen geradewegs in den Schlamassel hineinkatapultiert?
Ich brauche zwei Herzschläge, um meine Gedanken zu ordnen und mich zu beruhigen. Ich mache das, was ich kann mit dem Wissen, das ich hab. Mehr kann ich nicht machen.
Ich schließe die Augen. Im nächsten Augenblick verändert sich mein Körper und ich stehe nach einer extra langsamen Verwandlung als Hund auf allen Vieren neben dem Tisch. Meine Schnauze erreicht gerade so die Tischkante, weswegen ich in der Lage bin, die erstaunten Gesichter der Ministeriumsbeamten zu sehen. Sie haben also nicht wirklich erwartet, dass eine 17-jährige schon die Animagusverwandlung hinter sich hat.
Die Frau ist in ihren hohen Stöckelschuhen schneller auf den Füßen, als ich es ihr zugetraut hätte. Sie eilt aus dem Raum und lässt mich mit dem jetzt düster blickenden Mann zurück.
Weil ich mich in meiner Animagusgestalt so klein fühle, verwandle ich mich zurück und setze mich unter seiner ständigen Beobachtung wieder auf meinen Stuhl.
"Weißt du, wer ich bin?"
Ich sehe auf. Der Mann ist für mich einfach nicht zu durchschauen.
"Nein.", sage ich ehrlich.
"Ich war schon Zuhause bei meiner Familie, als ich die Nachricht erhielt. Dennoch wollte ich diesen Fall. Die Selena Black entpuppt sich als Animagus, als Gesetzesbrecherin. Das ist interessant."
Mir fällt keine Antwort ein, und ich weiß auch nicht, ob er eine erwartet. Wahrscheinlich eher nicht.
"Meine Mutter war eine Alvarez.", sagt der Ministeriumsbeamte nach ein paar Sekunden einvernehmlichen Schweigens ohne mich aus den Augen zu lassen.
Als ich meine Überraschung nicht verbergen kann, lächelt er sogar knapp.
"Sie war wie du. Eine Ausreißerin. Sie hat sich nicht um Reinblütigkeit gekümmert, sondern ist mit ihrer Jugendliebe aus Spanien geflohen und hat sich hier in London ein Leben mit ihm aufgebaut. Als ich vier war, haben sie sie gefunden und ich wurde zu einem Waisen."
Der Mann beugt sich vor und stützt sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab.
"Bis zu meinem Schulabschluss habe ich nicht verstanden, wieso sie davongelaufen waren. Mein Vater war reinblütig, sie hätten sogar mit Zustimmung heiraten können. Erst als ich mich für einen Beruf - nein, für meine Berufung entscheiden musste, eine Seite wählen musste; da habe ich es verstanden." Vorher im Haus der Potters kam er mir vor wie Ende vierzig. Jetzt wirkt er wie dreißig.
"Ich habe es bis zum Leiter der magische Strafverfolgung geschafft. Und dennoch wache ich jeden Morgen auf und warte darauf, dass sie auch mich finden. Wieso sollten sie mich jemals vergessen?" Einen Augenblick lang mustert er mich noch. Dann lehnt er sich wieder zurück.
Die Tür öffnet sich und die Ministeriumsbeamte von eben kommt mit einem Mann in den Sechzigern zurück. Er trägt einen Arztkittel und wirkt im Gegensatz zu der Frau neben ihm wie der nette Onkel mit den Süßigkeiten, die er einem in die Hand drückt, wenn die Eltern nicht hinsehen.
So, wie die beiden sich ansehen, könnte er ihr Ehemann sein. Oder ihr nicht ganz so heimlicher Geliebter. Ich hoffe, Alec und ich sind mit unseren Blicken unauffälliger.
"Mr Elliot wird jetzt eine Fell- und Blutprobe nehmen. Außerdem Ihre Tatzenabdrücke. Bitte folgen Sie ihm in sein Labor." Ich bin noch während sie gesprochen hat, aufgestanden, doch bei dem Wort Tatzenabdrücke, halte ich inne.
"Tatzenabdrücke so wie Fingerabdrücke?", mir entkommt ein Kichern. "Wird das ernsthaft gemacht?"
Ich traue mich gerade wohl etwas zu viel, denn die Frau kneift die Augen mahnend zusammen, ehe sie weiterspricht:"Sie werden ebenfalls registriert, was für Sie bedeutet, dass jeder die Liste einsehen kann, und damit auch jeder von Ihrer Animagusform erfahren kann."
Das Lächeln, das sich aus der Erleichterung, aus diesem Raum entkommen zu können, gebildet hat, erlischt schlagartig.
"Also werden die Blacks es herausfinden?"
"Spätestens bei Ihrer Gerichtsverhandlung.", bestätigt die Frau.
"Werden sie nicht. Jedenfalls nicht von uns. Die Anhörung wird ohne Zaubergamot stattfinden. Im kleinen Kreis, sozusagen. Selena ist 17, also gerade erst volljährig geworden und außerdem noch immer eine Hogwartsschülerin, die vor ihrer Familie auf der Flucht ist, dramatisch ausgedrückt. Wir haben einen Spielraum, Gabriella, den ich bereit bin auszuschöpfen. Es gilt die Jugendstrafe, das werde ich als Leiter der magischen Strafverfolgung noch heute dem Minister nahelegen." Der Mann, der da eben so hilfsbereit geklungen hat, rauscht ohne einen weitern Blick aus dem Verhörzimmer und lässt mich mit offenem Mund zurück. Was auch immer seine Gründe waren, mich gerade so in Schutz zu nehmen und mich womöglich vor Askaban zu retten - ich war es bestimmt nicht.
"Ich bin sehr beeindruckt von Ihrem fortgeschrittenen Intellekt und Geisteszustand, muss ich gestehen.", näselt der Mann in Laborkittel, während seine Geliebte hinter uns hergeht. "Nicht viele Minderjährige schaffen eine Animagusverwandlung. Nicht wenige haben sich in der Vergangenheit nur halb verwandelt. Oder gar nicht. Sie müssen mir unbedingt erzählen, wie Sie vorgegangen sind, Miss Black."
Wir spazieren beinahe schon gemütlich durch die verlassenen aber hell erleuchteten Gänge des Ministeriums. Hauselfen schwingen mit Magie Staubwedel durch die Luft, kehren die Böden und starren uns hinterher als wir vorübergehen. Unterdrückte Wesen wie die Hauselfen arbeiten in öffentlichen Einrichtungen immer nur bei Dunkelheit, wenn die Räume und Gänge verlassen sind. Eine Tatsache, die die Unterdrückung nur noch verschlimmert, denn ich glaube nicht, dass jeder, der hier angestellt ist, weiß, wer die Mülleimer leert und die Fenster putzt. Wenn sie es wüssten, wäre vielleicht Respekt möglich.
Euphemia läuft vor sich hin murmelnd im Gang auf und ab als wir an die Stelle kommen, wo wir sie und Moony zurückgelassen haben. Der Auror dagegen ist verschwunden.
"Wo ist Mad-Eye?", fragt die Ministeriumsbeamte, was ihren Geliebten erschrocken den Kopf heben lässt. Anscheinend sind über den Auror hier genauso viele Gerüchte im umlauf wie in Hogwarts.
"Er ist mit Alejandro Lopez verschwunden. Sie wollten den Minister sprechen.", beunruhigt sieht Euphemia in die Richtung, in die die beiden Männer wohl gegangen sind. Dann dreht sie ruckartig den Kopf und starrt mich an. Ihre Augen mustern jeden Zentimeter, ehe sie beruhigt die Schultern entspannt und mit zwei Schritten bei mir ist, um mich schraubstockartig in den Arm zu nehmen.
"Selena ist noch nicht fertig, Euphemia. Mr Elliot muss noch einige Proben nehmen."
Euphemias Hände auf meinem Rücken erstarren. Sie löst sich wie in Zeitlupe von mir und sieht mich mit geweiteten Augen an.
"Es ... stimmt? Du...", sie muss nicht weitersprechen, sie sieht es mir an. Kraftlos sinken ihre Hände zu meinen, um sie fest zu drücken.
"Aber wieso? Ich verstehe nicht, warum du...", als ich schwer schlucke, verstummt sie.
"Wir reden später, in Ordnung? Zuhause als Familie?", es klingt wie eine Frage.
Ich nicke sofort.
"Wir werden dir alles erklären.", verspreche ich unbedacht.
Sofort wird die Ministeriumshexe hellhörig:"Wir? Gibt es etwa noch weitere Animagi?" Ihre Augen bohren sich in meine. Mr Elliot blickt mich dagegen eher neugierig und begeistert an.
"Nein, natürlich nicht. Mein Zwilling fand die Idee von Anfang an unsinnig und James Potter schlägt viel zu sehr nach seinen Eltern. Er ist eher der anständige Typ. Ich habe nur wir gesagt, weil sie die ganze Geschichte schon kennen."
Die Ministeriumshexe atmet erleichtert aus. "Bei Merlin. Drei unregistrierte Animagie, das wäre auch wirklich eine Katastrophe!"
Sie wendet sich ab und auch Mr Elliot setzt unseren Weg zu seinem Labor fort.
Ich drehe den Kopf und sehe Euphemia an. Sie hat die Hand vor den Mund gepresst und starrt mich mit noch größeren Augen an als vorher.
Besorgt sehe ich sie an. Die beiden Ministeriumsbeamten kann ich vielleicht anlügen, doch Euphemia...
Langsam lässt sie die Hand sinken.
"Ihr alle?", fragt sie tonlos.
Ich neige den Kopf und nicke leicht, trotz geöffnetem Mund nicht in der Lage verbal zu antworten.
Der Anfang eines hysterisches Kichern kommt über ihre Lippen, welches sie sofort zu unterbinden versucht, in dem sie sich wieder die Hand an den Mund presst.
Gabriella, die bereits einige Schritte weit entfernt ist, dreht sich erschrocken um, ehe sie zurück zu uns eilt.
"Keine Sorge, wir werden uns beeilen. Selena muss nur einen Fragebogen zu den letzten zwei Jahren beantworten und die paar Proben... Das dauert nicht lange, versprochen. Wir bringen sie dir gleich zurück und dann kannst du sie mit nach Hause nehmen. Alejandro plädiert auf Jugendstrafe; sie wird wahrscheinlich Askaban nie zu sehen bekommen. Ja?", sie streicht während ihrer kleinen beruhigenden Rede immer wieder über Euphemias Oberarm, nicht ahnen, dass diese nicht das Weinen, sondern ein hysterisches Kichern zurückhält.
***************************************
(Bildquelle: https://i.pinimg.com/originals/1b/bc/6a/1bbc6aa8daead41f82c780d881986711.jpg)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top