Chapter 9

(Bild: Selena Black)


Alexander Malfoy P.o.V.:

Am nächsten Tag ist Samstag und das Quidditchtraining der Slytherins ist bereits für acht Uhr morgens eingetragen. Obwohl ich, als Mannschaftskaptän, den Termin selbst entschieden habe, habe ich keine Lust aufzustehen. Ich habe am vorherigen Abend noch mehrere Stunden mit Bailee auf dem grünen Sofa vor dem Kamin verbracht und bin deshalb unglaublich müde. Ich mühe mich aus meinem Bett und mache mich im Badezimmer fertig. Mit Quidditchumhang und hochgegeeltem Haar verlasse ich schließlich das Reich der Slytherins und mache mich auf den Weg zum Spielfeld. Etwas essen kann ich vor Quidditch nicht.

Die Mannschaftsmitglieder, die das können, kommen gerade aus der großen Halle, als ich vorbeikomme und zusammen gehen wir weiter. Die Stimmung ist aufgrund der Uhrzeit noch ziemlich bedrückt und so ist es überwiegend still, als wir über die von Tau überzogenen Ländereien stapfen.

Erst als wir durch die Tore des Stadiums treten, bemerken wir, dass bereits eine Mannschaft darin ist. Die dunkelroten Umhänge der Griffindors wehen im eiskalten Wind, während sie in der Mitte des Feldes zu einer Art Tembesprechung zusammen stehen. Selbst von der weiten Entfernung kann ich das dunkle Haar von Selena sehen, und auch ihr Bruder und James Potter sind unter Schülern. "Na, das wird ein Spaß!", meint Adalar neben mir grinsend und die anderen stimmen ihm, voller Vorfreude auf eine Auseinandersetzung mit dem Griffindor-Quidditchteam, zu.

Die Griffindors drehen sich um, als wir langsam näher kommen und ich kann auch in ihren Gesichtern die Streitlust sehen. Wie kindisch wir doch alle sind! Innerhalb weniger Sekunden haben alle die Zauberstäbe aus den Taschen gezogen. Alle außer Selena und mir. Im Gegensatz zu ihren Freunden steht sie nur ruhig da und grinst uns an. Ich bemühe mich nicht weiter auf sie zu achten.

"Eure Zeit auf dem Feld ist abgelaufen. Ihr solltet verschwinden.", sage ich ruhig und ignoriere auch die Zauberstäbe in ihren Händen. Griffindors haben die Angewohnheit, dass sie nur angreifen, wenn ihr Gegner sich wehren kann. Nicht, dass ich total hilflos wäre - ich kann ja immer noch mit den Fäusten zuschlagen -, aber ich will die gerade wieder bessere Beziehung zwischen Selena und mir nicht gefährden, indem ich eine sinnloses Duell mit ihrem Bruder und seinem besten Freund anfange.

Sirius Black scheint es allerdings nicht auf einen friedlichen Wechsel abgesehen haben. Er lacht laut und übertrieben amüsiert auf. "Hörst du das, Prongs? Little Malfoy will, dass wir verschwinden." Prongs? Was soll das denn bedeuten?

Potter grinst breit. "Ich hab's gehört, Patfoot. Ich will aber noch nicht verschwinden, ihr etwa?" Die Mannschaft schüttelt synchron den Kopf und bricht dann in lautes Gelächter aus.

"Das ist aber schade.", meine ich ungerührt. "Wenn ihr so weitermacht, bin ich wohl gezwungen eure Zeitüberschreitung und eure Weigerung zu gehen zu melden. Und ihr wisst was dann passiert. Spielverbot für die ganze Griffindormannschaft - für ganze zwei Wochen. Ob ihr dann noch die geringste Chance auf den Pokal habt?"

Potter verzieht das Gesicht und ich bemerke, wie er einen Seitenblick auf die Uhr an seinem Handgelenk wirft. Doch sie alle sind, trotz ihren Sorgen um den Quidditchpokal, zu stolz um einfach zu gehen. Alle außer Eine. Selena tritt aus den Reihen ihres Hauses heraus und stellt sich direkt vor mich. Ich weiche keinen Zentimeter zurück. Ihr Duft hüllt mich ein und ihre Augen funkeln mich belustigt und herausfordernd zugleich an. "Noch immer der selbe Mistkerl wie letztes Jahr, nicht wahr, Malfoy?"

"Natürlich, Black. Was denkst du denn? Dass ich mich plötzlich vollkommen verändere? Ein netter Kerl werde?" Selena verzieht spöttisch den Mund, doch ich bin der einzige der bemerkt, dass sie das nur macht, um nicht zu grinsen. "Ein netter Malfoy? Das klingt unvorstellbar!"

Bevor ich etwas auf ihre Worte erwidern kann, dreht sich Selena schwungvoll zu den Griffindors um und sagt:"Wie wäre es, wenn wir endlich reingehen und etwas essen? Ich sterbe gleich vor Hunger!" Die anderen schauen erst zu uns, ehe sie wieder die schwarzhaarige vor mir ansehen. Alle außer Potter und Black nicken und machen sich langsam auf den Weg. Anscheinend hat der Hunger und die Erschöpfung gesiegt. Nur die drei Rumtreiber bleiben zurück. Selena seufzt und dreht sich gut gelaunt zu den beiden Jungen um.

"Wie wäre es, wenn ihr beiden Mal in den Himmel schaut? Falls es euch noch nicht aufgefallen ist, sind dort riesige Regenwolken." Sie grinst uns Slytherins mitleidig an. "Ich würde es also nicht so sehen, dass wir uns von hier vertreiben lassen, sondern eher so, dass wir sie hier zurücklassen." Ihre beiden Schoßhündchen nicken - nach einem kurzen Blick nach oben - grinsend und haken sich bei ihr ein. Die Zauberstäbe haben sie wieder in ihren Taschen verstaut. "Na dann, Jungs. Viel Spaß.", Selena lächelt uns noch kurz zu, dann schlendert sie mit ihren Brüdern davon. Ich kann nicht anders als ihnen hinterher zu starren.

"Die Blutsverräterin hat Recht, Alex. Es wird jeden Augenblick anfangen zu regnen.", höre ich Adalar sagen, doch ich beachte ihn nicht. Dieses Mädchen hat es innerhalb von Sekunden geschafft, bei den Griffindors angeknackten Stolz und Duellierstimmung in Schadenfreude und friedliches Auseinandergehen zu verwandeln und bei uns Slytherins miese Stimmung zu verbreiten. Danke, Selena!


Sirius Black P.o.V.:

Der Dezember kommt schneller als erwartet und schon sitzen wir alle im Hogwarts Express auf dem Weg nach London. Die letzten Jahre sind Selena und ich immer zu Freunden gefahren. Meistens waren wir beide bei James und ein paar Mal war Selena bei Lily oder Grace. Doch dieses Jahr fahren wir in das Anwesen der Blacks, welches ich schon lange nicht mehr als Zuhause bezeichne.

Die Beerdigung von Lycoris Black, einer der netteren Familienangehörigen und Bruder unseres Großvaters, ist vor ein paar Tagen gestorben und deswegen fahren Selena und ich nicht zu den Potters, wie es eigentlich geplant war. Onkel Lycoris war einer von den Menschen, der immer einen Witz auf den Lippen hatte und jeden auf andere Gedanken bringen konnte. Er war es auch, der sich bei Familienessen mit uns beiden weggeschlichen hat und uns da beigebracht hat, wie wir die Schnitte und anderen Verletzungen am besten heilen konnten. Wir sind ihm schuldig, dass wir wenigstens zu seiner Beerdigung gehen, wenn wir ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen haben.

Unsere Eltern sind nicht zum Bahnsteig gekommen. Stattdessen wartet Kreacher auf uns. Der Hauself sieht jeden Griffindor missbilligend an und nachdem er gesehen hat, wie wir uns mit einer langen Umarmung von den meisten von ihnen verabschieden, sieht er auch uns so an. Ich hasse diesen Elfen. Das habe ich schon immer. Regulus steht schon bei ihm und sieht uns genervt entgegen, nachdem wir uns von unseren Freunden und Mr und Mrs Potter verabschiedet haben. "Wurde aber auch Zeit!", mein kleiner Bruder legt die Hand auf Kreachers Arm und blickt uns abwartend an. Seufzend tun wir beide es ihm gleich.

Mir schaudert es noch jetzt - Stunden nach dem Zusammentreffen mit unseren Verwandten - vor ekel. Wie kann man nur so verdorben und schrecklich sein? Die Beerdigung war die reinste Folter für Selena und mich. Während Regulus und unsere Eltern überschwänglich Begrüßt und respektvoll mit ihnen gesprochen wurde, wurden wir beide die ganze Zeit mit den üblichen Ratschlägen und Erniedrigungen gequält. Wir wurden gefragt, ob es uns Spaß macht wie Schlammblüter zu stinken und ob wir nur deshalb in Griffindor gegangen sind, um uns den anderen gegenüber überlegen zu fühlen.

Ich zittere noch jetzt vor Wut über dieses ganze Bagage und meine Fäuste sind geballt wenn ich daran zurückdenke, wie Selena ausgesehen hat, als sie gefragt wurde, ob sie stolz auf ihre Familie sei, da diese ja Grace Parker umgebracht hat. Ich hätte Lucius Malfoy in diesem Moment verprügeln können - und ich hätte nicht damit aufgehört, bis er tot am Boden gelegen hätte. Alexander Malfoy, welcher neben ihm stand, wirkte für den Bruchteil einer Sekunde verärgert über seinen älteren Bruder, doch dann sah er wieder genauso arrogant und gefühlskalt aus wie sonst auch.

Während ich auf meinem Bett liege und die Erinnerungen zu verdrängen versuche, höre ich wie Selena in ihrem Zimmer nebenan auf und ab läuft. Sie hat mich vorhin, als wir zurückgekehrt sind, um etwas Zeit für sich gebeten, und ich habe sie seit dem in Ruhe gelassen. Doch jetzt, wo ich höre wie ihre Schritte nicht mehr im Zimmer nebenan umherwandern, sondern an meiner Tür vorbei und die Treppen herunter steigen, kann ich nicht anders als aufzustehen und ihr hinterher zu gehen. Was hat sie vor? In den unteren Stockwerken sind nur unsere Eltern.

Noch bevor ich die saubere Kellerküche betrete, kann ich die Stimmen von meiner Schwester und die meiner Mutter hören. Sie schreien sich laut an. "Ich will wissen ob es wahr ist! Habt ihr etwas mit dem Tod von Grace zu tun, oder nicht?" "Ich werde mich nicht zu einer Antwort auf diese unverschämte Frage herablassen! Wie kannst du es wagen so mit deiner Mutter zu sprechen!" Ich gehe schneller und als ich durch die Türe trete kann ich die Beiden sehen. Sie stehen einander gegenüber - die Hände an den Hüften und das Gesicht verzehrt. Vater ist nirgends zu sehen. "Sag mir, ob du meine Freundin umgebracht hast, Mutter. Sag es mir!", Selena ist außer sich und ich kann sehen, wie sie vor Entrüstung und Angst vor einer Antwort zittert.

"Freundin? Sie war ein dreckiges Schlammblut! Sie war es nicht einmal würdig dich anzusehen, und du nennst sie deine Freundin? So habe ich dich nicht erzogen, Selena!" Ich kann nicht anders als den beiden Frauen zuzusehen wie sie sich anschreien. Ich weiß, dass das was meine Schwester sagt, schon lange in ihr brodelt, und dass es schon lange fällig ist, dass unsere Mutter es hört. "Wie kannst du es wagen zu sagen, dass du mich erzogen hast? Du hast uns alle gefoltert, bis wir uns nicht mehr rühren konnten. Du bist eine schreckliche Mutter, eine Bestie!" Ich kann nicht anders als zu Lachen. Wie Recht sie hat!

Im nächsten Augenblick spüre ich einen stechenden Schmerz an meiner Stirn. Meine eigene Mutter hat nach dem Porzellanteller neben sich gegriffen und ihn gegen mich geworfen. Er zerschellt auf dem Boden in hunderte von Stücken. Ich schaue hinunter und spüre plötzlich etwas Warmes an meiner Schläfe hinab laufen. Ich fasse hin und spüre das Blut an meinen Fingern. Ich bin viel zu geschockt um etwas zu erwidern, doch Selena hält sich jetzt nicht mehr zurück. All die Wut, die Enttäuschungen und die Schmerzen der letzten Jahre brechen aus ihr heraus. Ich kann ihren Gesichtsausdruck nur verschwommen sehen, da sich alles dreht, aber sie sieht insgesamt furchtbar aufgebracht aus.

Ich lehne mich schwankend gegen den Türrahmen, während Selena auf unsere Mutter zustürmt. Sie schlägt auf sie ein, und obwohl Mutter sich wehrt, trifft sie sie ein paar Mal mit der Faust. Ich höre verzehrt, wie sie weitere Beleidigungen und Vorwürfe ruft, als ich im Kerzenschein, in dem die Küche liegt, etwas silbernes aufblitzen sehe. Im nächsten Moment liegt Selena blutend und nach Luft schnappend am Boden. "Das hast du verdient, du undankbares Stück Dreck. Du kleine Kakerlake. Du...", Mutter kann nicht weiter sprechen, denn da habe ich sie schon zur Seite geschubst und mich neben meinen Zwilling fallen lassen.

"Sel?" Selena hat beide Hände auf ihren Bauch gepresst, woraus ein silber-schwarzer Dolch mit dem Familienmotto der Blacks ragt. Sie versucht mich schwach anzulächeln, aber der Schmerz hat ihr Tränen in die Augen treten lassen und der Blutverlust lässt sie blass werden. Ich lege meine Hände auf ihre und halte sie fest, als sie die Waffe herausziehen will. "Nicht. Sonst verblutest du." Mutter tritt wieder neben uns und sieht ungerührt auf ihre eigene Tochter herab. "Das hättest du verdient! Du solltest sterben." Ich achte nicht auf sie, auch nicht, als sie auf Selenas schwarzes Kleid spuckt und sich der Speichelfleck auf dem dunklen Stoff ausbreitet.

Diese Beleidigungen sind im Augenblick unwichtig. Das Bedeutendere ist gerade, dass meine Schwester nicht stirbt. Und mir fällt im Moment nur eine Möglichkeit dazu ein. Ich muss zu den Menschen, die seit Jahren gegen schwarze Magier kämpfen und sich daher bestens mit solchen Wunden auskennen. Zu den einzigen erwachsenen Menschen, denen ich vertraue. Zu den Potters.

Zusammen können wir nicht flohen, weswegen wir wohl oder übel apperieren müssen. Ich schiebe meine Arme unter Selenas bebenden Körper und hebe sie hoch. Erst als ich - meine Schwester an meine Brust gedrückt - durch die Küchentür und ins Freie gehen will, um außerhalb des Apperierschutzes zu kommen, fällt mir auf, dass Regulus im Türrahmen steht. Er sieht mit offenen Mund auf Selena, die blutüberströmt in meinen Armen liegt und auf Mutter, die nichts Weiteres im Sinn hat, als den Blutfleck von den Holzdielen verschwinden zu lassen.

Ich muss meinem kleinen Bruder nur einen kurzen, panischen Blick zuwerfen, und er geht aus dem Weg. Ich renne schon fast auf die Straße und apperiere vor das Anwesen der Potters.

Hinter den Fenstern brennt noch Licht, obwohl es inzwischen später Abend ist. Ich haste zu der großen Haustür und trete mit meinem Fuß mehrmals dagegen. Durch das Glas in der Tür, kann ich die großgewachsene Gestalt von Mr Potter sehen, wie er, mit dem Zauberstab in der Hand, zur Tür läuft. Langsam öffnet er sie und als er mich und Selena erkennt öffnet er sie ganz. Durch seine Arbeit als Auror hat er gelernt in Ausnahmesituationen schnell zu reagieren, und beinahe schneller als ich schauen kann, hat er mir meine Zwillingsschwester abgenommen und ist mir ihr ins Haus gerannt, während er gleichzeitig nach seiner Frau ruft.

Ich folge ihm eilig ins Wohnzimmer und sehe zu, wie er Selena auf dem gewaltigen Sofa ablegt. Ihm ist es egal, dass seine Einrichtung Blutflecken abbekommt. Ich lasse mich neben ihrem Kopf auf den Boden sinken und sehe in Selenas dunkle Augen. "Alles wird gut, Kleine. Wir sind bei den Potters. Sie werden uns helfen. Alles wird gut.", ich wiederhole diese Worte noch ein paar Mal um uns beide gleichermaßen zu beruhigen.

Ich bekomme nur am Rand mit, wie Mrs Potter und James den Raum betreten. Wie Mrs Potter zu ihrem Gatten rennt und ihm hilft die Wunde freizulegen. Wie James sich neben mich sinken lässt und eine Hand auf meine Schulter legt und mit der anderen nach der von Selena greift. Er versucht mich anzusprechen, aber ich reagiere nicht. Ich kann seine Worte nicht verstehen und nur auf den Dolch im Bauch meiner Schwester starren. Die Stimme, die ich als erstes wieder höre, kommt mir vor, als käme sie vom anderen Ende des Raumes, und nicht als wäre er nur einen halben Meter von mir entfernt. "Er steht unter Schock, James. Versuche einfach ihn zu beruhigen und führe ihn aus dem Wohnzimmer und versorge seine Wunde. Du musst uns auch die Zaubertränke aus dem Bad holen." Ich habe keine Ahnung, ob es Mr oder Mrs Potter ist, der da gerade gesprochen hat - und es ist mir auch egal.

Als nächstes merke ich, wie James mich hochzieht und mich behutsam aus dem Zimmer schiebt. Ich nehme selbst wahr, dass ich immer wieder "Selena" murmele und mich gegen ihn wehre, aber James lässt mich nicht zurück zu ihr. Jetzt kann ich auch seine Stimme verstehen. "Ich muss deine Wunde reinigen, Pad. Meine Eltern sind bei Selena. Sie werden ihr helfen, versprochen." Ich sehe meinem besten Freund in die braunen Augen und bemerke, wie ich zögernd nicke. Es ist, als steuert jemand anderes meinen Körper und ich kann nur dabei zusehen, was um mich herum geschieht.

James führt mich ins große Badezimmer am Ende des Flurs und drückt mich auf den Badewannenrand nieder. Er holt aus einem kleinen Schränkchen mehrere Zaubertrankflaschen heraus und verschwindet für einige Momente aus dem Raum. Dann kommt er zurück - mit einer einzigen Flasche voller Zaubertrank in der Hand. Er kniet sich vor mich und ich lasse ihn machen.

Wenig später habe ich ein großes Pflaster auf der Stirn und fühle mich zwar erschöpft, bin körperlich aber topfit. Sobald James aufsteht, springe auch ich auf die Beine und dränge mich an ihm vorbei, um zu Selena zu kommen. Ich höre wie er meinen Namen ruft und mir schnellen Schrittes hinterherläuft, aber als er neben mir angekommen ist, bin ich schon wieder an meinem Platz an Selenas Seite und halte ihre Hand.

Sie sieht besser aus als noch vor wenigen Minuten. Der Dolch liegt blutverschmiert auf dem Wohnzimmertisch und die Wunde hat aufgehört zu bluten. Mrs Potter verstreicht gerade eine dicke Schicht hell-weißer Paste auf ihrem Bauch, während Mr Potter den Verband aus seiner sterilen Verpackung holt.

Ich sitze die ganze Zeit neben ihr, als Selena der Verband angelegt wird und ihr Mrs Potter einen Schlaftrank in den Mund tröpfelt. Die Potters ziehen sich langsam zurück, um Selena in Ruhe schlafen zu lassen und schließlich ist es ganz leise um uns beide herum und ich lege mich neben sie auf den Rücken - noch immer ihre Hand haltend. Ich starre an die Decke, während ich allmählich verarbeite, was heute Abend passiert ist. Die Beerdigung mit den vielen unsäglichen Zauberern und Hexen. Die Rückkehr zum Grimmauldplatz Nr. 12. Der Streit mit der Frau, die ich von nun an nicht mehr Mutter nennen kann. Meine kleine und Selena's schreckliche Wunde. Regulus geschockter Blick. Unsere Flucht.

Ich merke gar nicht, wie mir zum ersten Mal seit Jahren Tränen über die Wangen rinnen. Ich bin viel zu erleichtert über die Farbe, die allmählich in das Gesicht meines Zwillings zurückkehrt. Über die Tatsache, dass sie wieder vollkommen gesund werden wird, wie mir Mrs Potter lächelnd versichert, als sie wenig später wiederkommt, um eine warme und gemütliche Decke über uns auszubreiten. Ich spüre noch, wie sie mir mit der Hand sanft über die Wange streicht, dann bin auch ich eingeschlafen.


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(Bildquelle: http://wallpapersdsc.net/wp-content/uploads/2016/07/Lucy-Hale-Computer-Wallpaper.jpg)


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