Chapter 82

(Bild: Dorcas Meadowes)

Sirius Black P.o.V.:

Der erste April war ein voller Erfolg. Neben zahlreichen Schülern hat man auch einen verhalten grinsenden Professor Flitwick bei einem Salto gesichtet und McGonagall, die zum ersten Mal eine Hose anstatt einen langen Rock trug, wurde ganz oben an der Decke der Eingangshalle gesehen.

Die gesamte nächste Woche wird über unseren genialen Streich geredet und gerätselt, ob wirklich wir die Veranstalter waren oder ob wir erwachsen geworden sind und eine neue Rumtreiber-Bande unterwegs ist. Bei diesem lächerlichen Gerücht, schleicht sich immer ganz automatisch ein Grinsen auf meine Lippen. Die werden schon sehen.

Am Samstag, dem Tag, an dem die Apparierprüfungen in Hogsmeade stattfinden, machen James, Selena, Lily, Remus, Dorcas und ich uns schon früh zum Frühstück auf. Peter hat gestern Abend beschlossen, lieber auszuschlafen, anstatt uns wehmütig zuzusehen. Er wird erst im August 17 Jahre alt und ist damit noch zu jung, um an der Prüfung teilzunehmen. 

Prongs, der wieder einmal in der Dämmerung aufgewacht und nervöser als ein Hirsch bei Treibjagd durch den Schlafsaal gewandert war, läuft vorneweg und beschwert sich nicht nur einmal, dass er keinen Hunger, keine Lust und schon gar keine Nerven mehr hat. Er mag es niemals zugeben, aber er hat zweifellos eine schwächere Art der Prüfungsangst. 

Dorcas, die wie Peter erst noch volljährig wird und deswegen ihre Prüfungen frühestens im August ablegen kann, geht mit Remus am Ende unserer kleinen Gruppe. Die beiden halten Händchen und laufen so eng beieinander, dass es mich wundert, dass keiner über die Füße des anderen stolpert. Aber Moony ist glücklich, das sieht man deutlich an seinen Augen, also halte ich mich mit Kommentaren größtenteils zurück. Er hat sich in den letzten Jahren noch nie so wohl in seiner eigenen Haut gefühlt; er sollte das Gefühl genießen, solange es hält.

Professor Flitwick, der als einziger Lehrer anwesend ist, lässt uns alle vor dem Drei Besen warten. Dann ruft er alphabetisch einen nach dem anderen hinter die nächste Ecke - damit man wenigstens ein wenig außer Sichteiter der neugierigen Meute ist - und lässt uns an das andere Ende des Dorfes vor Derwisch und Banges apparieren, wo der Ministeriumsbeamte auf uns wartet und uns mitteilt, ob wir bestanden haben. 

Selena, die alte Angeberin, landet ohne Probleme am richtigen Fleck, auch wenn sie uns, sobald sie wieder bei uns vor dem Drei Besen steht, verrät, dass sie bei Flitwick mit zusammengebundenem Haar gestartet war und beim Landeplatz mit offenem Haar angekommen war. Keiner der Prüfungsaufseher hat den Haargummi gesehen oder vermisst, also hat sie auf dem Papier mit Bravour bestanden. 

Ich bin einen Meter zu nah an der Hausmauer gelandet, was mich nur klapp um einen Kuss mit dem alten Backstein gebracht hat, aber eben auch nur knapp. Der Ministeriumsbeamte kneift zwar die Augen zusammen, lässt mich aber die Prüfung bestehen. Ein Meter liegt immerhin noch in der Toleranzgrenze. 

Lily und Remus, dessen Freundin ihn keine Sekunde nicht anfeuert, landen wie Sel genau dort, wo sie hinwollten. Er verschwindet allerdings recht schnell mit Dorcas in Richtung Madam Puddifoot's Café. Was auch immer die beiden an dem stark parfümierten Café finden.

James schaffte es erfolgreich, an der falschen Hausecke anzukommen, aber bekommt es irgendwie hin, sich rauszureden und den Ministeriumsbeamten davon zu überzeugen, dass er Flitwick falsch verstanden hatte und absichtlich zu dieser Ecke appariert war. 

Sobald alle 17-Jährigen die Prüfungen abgelegt haben, wobei wir überraschenderweise alle bestanden haben, lösen sich auch Sel und Lily von unserer kleinen Gruppe und gehen in die Drei Besen.

Zurück bleiben Prongs und ich, und wir verbringen unsere frei Zeit mit Vergnügen erst in den Läden von Hogsmeade, wobei wir Grant jede Menge Stinkbomben abkaufen und beim Honigtopf ein kleines Vermögen zurücklassen, dann wollen wir zu einen Abstecher zur Heulenden Hütte

Als wir gerade den kleinen Hügel hinaufsteigen, hinter dem der hohe Zaun steht, der die alte, mit Brettern vernagelte Hütte vom Dorf abgrenzt, dringt eine laute, hysterische Stimme an unsere Ohren. 

"Wie kann das sein? Wie... wie..." 
Ich runzle die Stirn und wende mich zu James. Er scheint Dorcas' Stimme ebenso wie ich erkannt zu haben. Wir beschleunigen unsere Schritte und Remus und Dorcas kommen in unser Sichtfeld. Sie stehen nicht so eng beieinander wie sonst. Es wirkt eher, als wäre Dorcas einige Meter zurückgewichen, um Abstand zwischen sich und unseren Freund zu gewinnen. 

Remus trägt einen derart verzweifelten Gesichtsausdruck, dass sich unwillkürlich ein Gedanke in meinem Kopf bildet. Bitte Merlin, lass ihn nicht so vertrauensselig gewesen sein, dass er ihr sein größtes Geheimnis anvertraut hat! 
Sie mag vielleicht in ihn verliebt sein, doch ob sie vertrauenswürdig ist und tolerant genug, das glaube ich eher nicht. Sie stammt aus einer Zaubererfamilie, sie ist mit den Geschichten über blutrünstige Werwölfe aufgewachsen, ist immer wieder vor ihnen gewarnt worden. Und im Gegensatz zu James, Selena und mir kennt sie ihn erst seit einem knappen Jahr näher, wenn überhaupt so lange. 
Hoffentlich war Remus nicht zu naiv - und wenn er es war: Hoffentlich kommt Dorcas mit seiner dunklen Seite klar.

"Aber du bist so... nett. Wie kannst du ein... ein Werwolf... Wie kann das sein, Remus?", ihre Stimme klingt vollkommen durcheinander und versagt zum Ende hin vollständig. Ihre ganze Körperhaltung strahl Erschütterung aus. Und auch eine Spur Herzschmerz.  Aber das ist nichts zu Remus' Blick. Er sieht aus, als würde ihm das Herz herausgerissen werden. Mit jedem ihrer stockenden, verdammten Worte. 

Ich sehe Prongs an. Sollten wir einschreiten? Doch er schüttelt den Kopf und hält mich am Ellbogen fest, damit wir mit einigen Metern Entfernung stehen bleiben. Er hat Recht, dies ist nicht unsere Entscheidung. Remus hat uns gesehen, und wenn er uns braucht, reicht ein einziger Blick. 

Dorcas weicht noch weiter vor ihm zurück. 
"Warte. Dorcas.", meint Remus mit beinahe zitternder Stimme. "Ich kann dir alles in Ruhe erklären. Es ist nicht so schlimm, wie es sich im ersten Moment anhört."
"Nicht so schlimm?", fragt Dorcas atemlos. Dann wiederholt sie die Frage mit lauter, fast schon schreiender Stimme. 

"Ja", sagt Remus jetzt ruhig, "Lass es mich erklären."
Dorcas Körperhaltung ändert sich von entsetzt zu abwehrend. Sie drückt die Schultern zurück und legt die Arme um sich. Zwei Schritte weicht sie anschließend noch zurück, zwei Schritte bei dem Remus jedes Mal aussieht, als würde er eine Ohrfeige bekommen. 
"Halt dich von mir fern, Remus. Ich will nichts mit einem Werwolf zu tun haben, Lass mich in Ruhe.", sie dreht sich um, sieht James und mich und läuft dann mit einem weiten Bogen um uns herum zurück ins Dorf. 

"Remus?", fragt Prongs vorsichtig. "Alles klar?"
Mit leerem Blick sieht unser Freund von der Stelle, an der gerade eben noch Dorcas' Gesicht gewesen war, zu ihm. "Ob alles klar ist? Klar, es ist alles klar. Glasklar." 

Schweigend gehen wir drei zurück zum Schloss. Remus schlägt dabei sogar eine Tafel Schokolade aus, die ich ihm aus meinen Einkäufen anbiete, was meine Alarmglocken noch zehn Mal lauter schellen lässt. Remus mag immer Schokolade!

Ohne uns abzusprechen führen wir unseren Weg zum Gemeinschaftsraum fort, wo Remus sofort in den Schlafsaal verschwindet. James und ich bleiben ratlos zurück und setzten uns schließlich im leeren Gemeinschaftsraum in die freien Sessel neben den Fenstern. Wir sprechen noch immer kein Wort. James setzt sich nach mehreren Minuten auf, den Mund sprechbereit geöffnet, sagt dann aber doch nichts und lehnt sich nur wieder mit hilflosem Gesichtsausdruck zurück. 

"Wir müssen mit ihr reden.", sage ich schließlich mit einer Bestimmtheit in der Stimme, die ich in diesem Moment selbst nicht von mir erwartet hätte. Während ich spreche, hören wir, wie sich das Porträt öffnet und wir beide drehen uns um. 
"Mit wem reden?", fragt Sel von den Geschehnissen nichts ahnend. Peter betritt hinter ihr den Gemeinschaftsraum, ebenfalls fragend schauend. 
Ich überlasse es James, von dem Vorfall zu erzählen und lehne mich zurück in meinen Sessel, die Füße auf die Fensterbank hochgelegt. Wie bringen wir Dorcas zum stillschweigen?

"Was?", flüstert Sel als James geendet hat atemlos. "Sie hat wirklich... Wie kann sie... Dieses Miststück!"
"Sie hat nur Angst.", meint James leise. 
"Mir egal, was sie hat. Nichts ist Grund genug Remus John Lupin das Herz zu brechen!", Sel wirbelt herum und eilt die Treppen zu den Jungenschlafsäle hinauf. Wir sehen ihr alle drei nach, nicht sicher, was zu tun ist. 

Doch Sel kommt früher als gedacht zu uns zurück. Sie sieht verwirrt aus und wirkt ehrlich besorgt. "Er sagt kein Wort. Vielleicht sollten wir ihn jetzt erstmal in Ruhe lassen und ihm erst dann unsere Gesellschaft aufzwingen. Also auf die stumme-Unterstützer-Art."
James nickt zustimmend. "Ich glaub auch, dass er erstmal allein sein will.", zum Ende hin wird seine Stimme leiser, weil er den Kopf zum Porträtloch gedreht hat. Er hat die Stirn gerunzelt und beobachtet jemanden oder etwas. Neugierig setzte ich mich auf, damit ich um meine Sessellehne herumsehen kann. Sel hat, die Hände zu Fäusten geballt, das Porträt am Rahmen aufgestoßen und klettert gerade durch das Loch in der Wand. 

"Wo willst du hin?", frage ich laut. 
"Das kleine Miststück zum Schweigen bringen, was sonst?", antwortet sie mit Feuer sprühenden Augen. In ihrer Hand entdecke ich die Karte des Rumtreibers und etwas rosanes, das sie aber schnell versteckt.
"Und wie willst du das machen?", James klingt aufrichtig verwirrt. “Ich denk schon dir ganze Zeit darüber nach, aber mir fällt nur Dumbledore ein.“
"Auf den Mädchenklos bekommt man so einige Geheimnisse mit. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass sie nicht will, dass ich auspacke. Wir brauchen Dumbledore nicht.", damit schließt sich das Porträt der Fetten Dame und Sel ist verschwunden. 

"Noch ein Grund, sich nicht in Mädchenkriege einzumischen. Wir Jungs hauen uns gegenseitig eine rein und gut ist es, aber Mädchen behalten jahrelang Geheimnisse für sich, immer dafür bereit, sie als Waffe einzusetzen.", murmelt James ehrfürchtig. 
"Ich bin froh, Sel auf unserer Seite zu haben. Für Feinde ist sie ein Biest.",
James grinst auf meine Worte hin leicht. "Wir sollten uns glücklich schätzen, nicht in Dorcas' Haut zu stecken."

Dorcas Meadowes P.o.V.:

Beinahe schon aggressiv spritze ich mir Wasser ins Gesicht, um die Tränenspuren von meinen Wangen zu waschen. Mein Spiegelbild bewegt sich dabei mit mir und ich habe das Gefühl, dass es mich verhöhnt. Wie konnte ausgerechnet ich mich in einen Werwolf verlieben? Ich! In einen Werwolf! Wie kann soetwas überhaupt nach Hogwarts gehen? Das ist viel zu gefährlich, jeder könnte in ein Monster verwandelt werden. 

Wie konnte Remus es überhaupt wagen, die Schule zu betreten? Wie konnten seine Eltern es zulassen? Und Dumbledore auch? Seine Freunde, die absolut durchgeknallte Kindergartenbande, wie können die ihn mit ihrem Wissen über sein wahres Ich unterstützen? Denn Sirius und James wissen bestimmt von seinem dreckigen Geheimnis, sie sahen nicht überrascht, sondern besorgt aus. Wegen mir. Weil ich das Geheimnis des Werwolfes verraten könnte. 
Aber ist das nicht meine Pflicht? Ich muss die anderen Schüler doch warnen. Remus könnte schließlich jeden in einen Seinesgleichen verwandeln! 

Ich betrachte mich noch eine Sekunde im Spiegel. Meine Wangen sind blutleer, weiß wie Pergament, aber meine Augen funkeln entschlossen. Es muss getan werden. Zum Schutz aller. Dann richte ich mich auf, wische die letzten Wassertropfen von meinem Gesicht und stoße mich vom Waschbeckenrand ab. Am besten fange ich in meinem Haus an.

Gerade als ich nach der Türklinke greifen will, wird die Tür mit schwungvoll geöffnet. Ich zucke zusammen und weiche etwas zurück, als ich Selena Black erkenne. An ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich sofort, dass sie nicht hier ist, um kurz mal auf die Toilette zu gehen. Ihre Augen suchen den Raum nach weitern Anwesenden ab, fokussieren sich dann aber auf mich, als sie niemanden findet. Ich starre so gut ich kann zurück, das Kinn erhoben und die Schultern zurückgedrückt. Egal, mit was sie mir zu sagen hat, ich darf mich nicht von meinem Vorhaben abbringen lassen. 

"Dorcas", sagt Selena bedächtig. Sie klingt, als läge ihr etwas Schweres auf der Zunge. Sie schiebt sich in den Raum und zwingt mich so, noch einen Schritt zurückzuweichen, bevor sie die Tür hinter sich schließt. Beinahe schon lässig lehnt sie sich gegen die Tür mit dem abblätternden Lack und sieht mich ohne auch nur einmal zu blinzeln direkt an. Sie erinnert mich an einen Löwen kurz bevor er sich auf seine Beute stürzt. Wie passend. 

"Egal, was du sagst, es ist meine Pflicht, die anderen zu warnen. Sie haben ein Recht-"
"Ein Recht?", unterbricht mich Selena mit hochgezogenen Augenbrauen. "Ein Recht auf was? Die Wahrheit? Falls du noch nie deine Zeit unter Menschen verbracht hast, Dorcas, sie wollen keine Wahrheit, sie wollen die beste Version der Illusion. Außerdem hat keiner ein Recht darauf, Remus zweitklassig zu behandeln oder ihn als Monster anzusehen - was unweigerlich passieren wird, wenn sein Geheimnis bekannt wird.", Selenas Augen funkeln angriffslustig. Sie kommt mir so arrogant, so eingebildet vor. Was denkt sie eigentlich, wer sie ist? Jemand besseres? Jemand höheres, der mir sagen kann, was ich tun und lassen kann? Ohne mich!

"Wie kannst du mit ihm befreundet sein? Ihr widert mich alle an! Er ist ein Werwolf, ein Monster!", sage ich, während ich nah an Selena herantrete. Ihr Blick wird dunkler, gefährlicher. 
"Nicht die offensichtlichen Monster sind die Monster unserer Welt. Wenn du nicht verstehst, dass ein paar Stunden im Monat nicht den Menschen dahinter ausmachen, dann bist du es."
"Hör auf mit deinen philosophischen Wortspielchen! Du bist nicht besser wie er. Ich hoffe, ihr werdet glücklich zusammen!" Ich will mich an ihr vorbeidrängen, aber Selena hat sich mit ihrem Körpergewicht gegen die Tür gestemmt, sodass ich die Tür auf keinen Fall einfach so aufkriege. Mein Zauberstab steckt in meiner rechten Umhangtasche, aber ich wage es nicht, nach ihm zu greifen. In einem Duell ist Selena Black die Gewinnerin, das ist mir klar.

"Du glaubst, ich bin in ihn verliebt?", sie klingt ehrlich überrascht. 
Ich lache auf und im ganzen Badezimmer hallt mein Lachen von den Wänden wider. "Natürlich! Wieso bist du sonst hier? Aber ich sage es gleich, du kannst mich nicht dazu überreden, den Mund zu halten. Ich kann es niemals verantworten, dieses Geheimnis für mich zu behalten. Und jetzt lass mich hier raus, Selena!"

"Du kannst gehen, wann du willst." - Sie bewegt sich aber keinen Zentimeter, was mich die Augen zusammenkneifen lässt. Mein Zauberstab fühlt sich plötzlich un einiges schwerer an. - "Aber du solltest vielleicht wissen, dass ich nicht hier bin, um dich zu überreden. Ich bin hier, um dich zu erpressen, Dorcas.", ihre Stimme klingt seltsam weich. Was Selena nur noch umso gefährlicher macht. 

"Mit was denn? Was könntest du gegen mich in der Hand haben? Ich bin kein Werwolf, kein Vampir, keine verfluchte Todesfee. Ich bin kein Monster. Ich bin eine ganz normales Mädchen.", sage ich selbstsicher. Selena hat nichts, womit sie mir drohen könnte. 

"Ein ganz normales Mädchen verliebt sich also in der vierten Klasse so stark in einen Mitschüler, dass sie ihm gänsehauterregende Liebesbriefe schreibt, die sie in die Klapse befördern können, wenn sie veröffentlicht werden? Diese Briefe, die du damals meinem Bruder geschickt hast, waren ganz schön krank, Dorcas. Er hat sie mir gezeigt. Und keine zwei Monate später sehe ich dich in der Eulerei, einen dieser rosanen Briefumschläge in der Hand. Willst du etwa, dass ich jemanden davon erzähle? Sirius hat sie alle aufgehoben, obwohl ich ihm niemals gesagt habe, von wem sie sind. Stell dir mal vor, was unsere Mitschüler von dir halten würden, wenn sie die fünfseitigen Gedichte und deine kranken Träume lesen würden. Oder noch besser: Was würde Sirius sagen, wenn er wüsste, dass du es warst, die sie geschrieben hast?"

Mein Mund steht offen, während ich Selena entsetzt anstarre. Sie weiß es! Meine einzige Dummheit im Leben! Ein paar dumme Briefe, die ich abgeschickt habe, als ich mich zum ersten Mal in einen Jungen verliebt habe. Obwohl es schon zwei Jahre her ist, seit ich etwas für Sirius Black übrig hatte, wäre es schrecklich, wenn ganz Hogwarts davon wissen würde. Und Sirius, es ist mir so peinlich, dass ich jemals in ihn verliebt war. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas so sehr bereut wie in diesem Moment. Ich hätte niemals mit den Liebesbriefen anfangen sollen!

"Oh, mein allerliebster Schatz, deine Augen funkeln wie der Schnatz, ich sehne mich nach dir, so-", zitiert Selena mit einem abfälligem Blick. Als sie auf mein "Hör auf!" nicht reagiert, schubse ich sie grob gegen das Holz hinter ihr. Sie hält mit dem Gedicht inne, das ich vor Jahren mehr schlecht als recht geschrieben habe, und grinst mich stattdessen siegesgewiss an, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Sie scheint sich so derart sicher zu sein, dass mich allein ihre Worte im Schach halten. 

Und leider hat sie damit recht. Ich könnte es niemals ertragen, wenn sämtliche Lehrer und Schüler von meinen Liebesbriefen an Sirius Black erführen. Diese ersten Zeilen waren nur der Anfang, harmlos. Der Teil, in dem ich mich vollkommen meiner Verliebtheit überlassen habe, Träume aufgeschrieben und Wünsche formuliert habe, würde mich zwingen, die Schule zu verlassen. 

"Ich schätze, wir sind uns in den letzten Minuten darüber einig geworden, dass kein Sterbenswörtchen über Werwölfe oder Liebesbriefe in diesem Schloss fallen wird? Du, Dorcas, wirst deine ekelerregenden Gedanken für dich behalten und ich werde die Liebesbriefe in Vergessenheit schweigen."
Ich kneife die Augen zusammen. Habe ich eine Wahl?
Langsam nicke ich. 

"Wunderbar.", meint Selena, ehe sie sich abwendet und nach der Türklinke greift. "Und bevor ich es vergesse, halt dich verdammt nochmal von Remus fern. Er hat jemanden verdient, der hundert Mal besser ist als du. Ach, und ihr habt euch natürlich einvernehmlich getrennt, nur falls das unklar ist."

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(Bildquelle: https://i.pinimg.com/originals/91/ac/13/91ac13f4131355ea2cce35704a628e3f.jpg)

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