Chapter 81
(Bild: Lily)
James Potter P.o.V.:
"Loin Avec Gravité Temporaire", flüstere ich mehr als dass ich es sage. Eine Druckwelle scheint das Schloss zu erfassen. Aber anstatt dass es mich wie bei einer Explosion nach hinten gegen die nächste Wand schleudert, heben meine Füße vom Boden ab und ich fühle mich wie eine Feder. Als würde ich nichts wiegen.
Es ist ein eigenartiges Gefühl, ungewohnt und im ersten Augenblick so, als würde man immer und immer wieder einen Looping auf dem Besen drehen, aber nach ein paar Sekunden, legt sich das leichte Schwindelgefühl und macht etwas anderem Platz. Wir haben es geschafft! Wir haben wieder einmal unsere eigenen Rekorde gebrochen und den Weg für den neusten und besten Streich in Hogwarts' Geschichte frei gemacht.
Mein Körper legt sich ganz automatisch waagrecht mitten zwischen Steinboden und Decke. Ich beginne vorsichtig damit, die Hände zu bewegen, und als ich merke, dass ich damit die Luft um mich herum so beeinflussen kann, dass ich mich minimal fortbewege, hole ich zu großen Schwimmzügen aus.
Auf dem Weg zu der Treppe, die ich eben erst heruntergegangen bin, drehe ich mich wie eine Walze in der Luft und schlage einige Saltos. Das wird der beste Tag aller Zeiten! "Huh!", ich sehe auf, als Lilys erschrockene Stimme ertönt. Sie hat sich am oberen Treppenabsatz ans Geländer geklammert und sieht mich aus riesigen Augen an. Ihr Haar schwebt wir eine gigantische rote Wolke um ihren Kopf und ich muss mich zusammenreißen, um keinen Kommentar darüber loszulassen. Sie wirkt mit der Situation ein bisschen überfordert, ja sogar davon verängstigt. "James?", flüstert sie panisch und ich hab das Gefühl, bei ihr hat das Glücksgefühl noch nicht eingesetzt. Mit ein paar Zügen bin ich neben ihr.
"Was ist, wenn es plötzlich einfach wieder aufhört und wir auf den Boden krachen?", fragt Lily mich panisch flüsternd. Ich kann nicht anders als zu grinsen. "Dann ist es so.", sage ich mit einem Schulterzucken. Lilys Augen weiten sich noch mehr und ihr Griff verfestigt sich. "Ich meine", sage ich schnell, "das wird es nicht, weil wir alle ausgezeichnete Zauberer sind. In vierundzwanzig Stunden ist alles wieder vorbei, genau um zwei Uhr nachts, aber bis dahin...", ich halte ihr meine Hand hin, "bis dahin solltest du dieses Geländer loslassen und einen Salto machen. Das macht Spaß."
Lily schielt unsicher zu meiner Hand. Nach einem Moment, in dem sie sich fest auf die Unterlippe beißt, löst sie eine Hand und legt sie in meine. "War doch gar nicht schwer, oder? Und jetzt komm, langsam wird die Wirkung des Schlaftranks schwächer und ich kann nicht dafür garantieren, dass keiner der Lehrer mit der Nase die Zimmerdecke geküsst hat." Auf Lilys Lippen erscheint ein widerwilliges Grinsen.
Ich lenke uns in Richtung der Tür, hinter der Mrs Norris eingeschlossen ist. Als ich die Klinke nach unten drücke und die Tür aufziehe, ist ein aggressives Miauen zu hören, und dann erscheint Mrs Norris im Lichtkegel meines Zauberstabs, der vorne in meiner Hosentasche steckt. Das Fell ist gesträubt und sie fliegt mit wildem Fauchen und aushauenden Krallen an uns vorbei. Ihre Augen scheinen uns förmlich zu grillen. Da ich und Lily aber rechtzeitig zurückgerudert sind, kann sie uns nur mies gelaunt anstieren und ihrem Ärger mit Katzenlauten freien Lauf lassen.
Wir sehen ihr nach, wie sie den Gang in die Richtung entlangfliegt, aus der wir gekommen sind, dann wenden wir uns ab und fliegen mit einigermaßen synchronen Schwimmbewegungen weiter. "Ich freu mich schon aufs Frühstück.", sagt Lily, während wir nebeneinander durch den siebten Stock zur Fetten Dame fliegen, unseren Treffpunkt für heute Nacht. Es geht überraschend leicht, ich hatte es mir schwerer vorgestellt, anstrengender.
"Na sowas! Die Vertrauensschülerin gibt tatsächlich ihre Begeisterung kund!", ertönt Padfoots Stimme hinter der nächsten Ecke. Ich verdrehe in Lilys Richtung die Augen, was sie mit einer Grimasse quittiert. Ich will meine Hand aus Lilys ziehen, weil es ihr bestimmt peinlich wäre, meine Hand vor den anderen zu halten, aber sie hält meine sofort fester und schüttelt mit bittendem Blick den Kopf. "Bitte nicht."
Freudig überrascht drücke ich ihre Hand und ziehe uns an der Ecke in eine 90-Grad Drehung, womit wir in dem Gang sind, an dessen Ende der Gemeinschaftsraum liegt. Und in dem Sirius ist. Er hängt wie eine Spinne an der Zimmerdecke, den Kopf hängen lassend und mich breit angrinsend, als ich auf ihn zukomme. Seine Augen finden unsere verschränkten Hände und sie blitzen kurz auf. Aber er sagt nichts -wofür ich ihm von Herzen dankbar bin. Allerdings kann ich jetzt schon seine Sprüche im Kopf hören. Prongs wird sich jetzt nie mehr die Hände waschen, seine Angebetete hat ihn berührt! oder Nicht die Hand berühren, Moony, das ist Lilys!
Zu Sirius' Rechten bewegt sich ein alter Mönch in seinem Porträt. Er hat die Faust erhoben und scharrt mit rauchiger Stimme:"Zu meiner Zeit wurden Halunken wie ihr an den Pranger gestellt! Wartet nur ab, ihr Schurken, ihr werdet noch in gewaltige Schwierigkeiten geraten!"
"Du bist nur in Schwierigkeiten, wenn du erwischt wirst, Opi, und das wurden wir nicht.", Sirius zwinkert dem Mönch mit seinem besten Grinsen zu und dreht sich dann, um an der Decke entlangzukrabbeln und vor das Porträt der Fetten Dame zu gelangen. Lily und ich folgen ihm in den Gemeinschaftsraum, in dem die verschiedensten Dinge durch die Luft segeln. Tintenfässer, Federn und Pergamentstücke, aber auch die Sofas, die Sessel und die Teppiche haben sich einige Zentimeter vom Boden gelöst.
"Oho", ich wirble herum, weil Selenas Stimme so nah ist, aber da spüre ich schon ihre Hände auf meinen Schulterblättern, die mich einige Meter weiter in den Raum schieben. "Tut mir leid, ich war zu schnell.", ich höre, dass sie die Situation lustig findet. Was ich nicht so recht behaupten kann. Meine Wange ist gegen die Lehne eines herumschwebendes Sessels gedrückt und schiebt ihn so ebenfalls durch die Luft.
Zum Glück konnte ich wenigstens noch Lilys Hand loslassen, sie hätte es nämlich sonst mit dem Sofa zu tun bekommen. Auch wenn das womöglich ziemlich bequem gewesen wäre, da sie Polster anstatt Holz abbekommen hätte. Ich richte mich auf und werfe einen Blick zu ihr, ob sie ohne Halt auskommt. Sie strauchelt ein bisschen, ist aber zu sehr davon abgelenkt, zu lachen, als dass sie wieder diesen panischen Blick bekommen könnte.
Beruhigt drehe ich mich auf den Rücken, um Sel an den Hüften zu packen und auf das Sofa zu werfen. Sie landet so langsam und sanft auf den Polstern, dass es unendlich komisch aussieht. Ihr Haar verdeckt ihr Gesicht vollkommen und sie schüttelt den Kopf, um wieder was sehen zu können. Peter taucht als nächster auf, nach dem Gryffindorturm war er im Erdgeschoss stationiert. Remus, der in den Kerkern war, wird wohl noch eine Weile brauchen.
"Ich schätze mal, ihr wart alle erfolgreich?", frage ich abgelenkt, während ich mich auf Sels Bauch setzte. Normalerweise würde ich sie zerquetschen, aber heute ist noch immer Luft zwischen uns, weil nichts ruhig ist, alles ist in Bewegung. Sel versucht mich zu hauen, aber auch ihre Schläge trudeln so langsam und sanft ein wie sie selbst vorher aufs Sofa gefallen ist. Ich seufze entzückt. "Wenn es nur immer so wäre!"
Alexander Malfoy P.o.V.:
Ich wache noch vor Rodolphus Weckrunde auf. Mein Körper fühlt sich komisch an, so leicht. Nicht einmal auf meinem Besen fühle ich mich so unübertrefflich schwerelos. Ich hoffe nur, die Jungs erlauben sich gerade keinen Scherz und lassen mich durch den Schlafsaal schweben. Vorsichtig öffne ich ein Auge. Und blicke aus einem Meter Entfernung direkt auf mein leeres Bett. Ich runzle die Stirn, zu müde, um zu begreifen, was hier vor sich geht.
Mit einem Gähnen drehe ich den Kopf. Alle meine Freunde liegen nicht in ihren Betten. Rodolphus und Gerrick schweben wie ich knapp unter dem grünen Baldachin ihrer Himmelbetten, aber Severus hat sich anscheinend so sehr bewegt, dass er jetzt über seiner Kommode schläft. Adalar befindet sich parallel neben seinem Bett und Blake und Howard schweben in diesem Augenblick durch die Luft. Blake, der sich im Schlaf dreht, in Richtung Badezimmer und Howard nach einem lauten Schnarcher auf die Wand neben der Schlafsaaltür zu.
Ich hebe den Kopf und versuche so schnell ich kann, zu ihm zu kommen, damit er sich nicht den Kopf ohne zu bremsen an der Wand stößt, doch Howard ist zu schnell. Ich erwarte schon, gleich ein unangenehmes Geräusch zu hören, doch als Howard gegen die Wand stößt, scheint diese nachzugeben und ihn wie einen Flummi wieder in den Raum zurückzuschießen. Wieso habe ich das Gefühl, das das hier kein kleiner, unüberlegter Streich unter Freunden war, sondern eine groß angelegte Aktion der Rumtreiber?
Nach einem letzten Blick zu Howard, der jetzt auf Adalar zuschwebt, wende ich den Blick zu meinem Nachttisch, über dem mein Zauberstab in der Luft wiegt. Es ist erst sechs Uhr morgens, also lasse ich meine Freunde noch ein bisschen schlafen und sichere mir als erstes das Badezimmer. Es ist äußerst ungewohnt, durch Luft zu schwimmen, aus der anscheinend die Gravitation gesaugt worden war, doch es macht auf seltsame Weise Spaß.
Ich putze gerade so gut es geht meine Zähne, als ein erschrockener und hoher Schrei aus dem Schlafsaal ertönt. Als ich die Tür öffne, sehe ich, wie Severus panisch um sich schlägt, als würde er so wieder auf dem Boden landen.
Ad, der von dem Schrei aufgeweckt worden war und sich gerade auf den Bauch kämpft, fährt Sev ungehalten an:"Entspann dich mal, das ist nur einer dieser blöden erster-April-Streiche. Wahrscheinlich waren's die Rumtreiber." Auf Severus' Gesicht bildet sich eine Fratze. "Diese dämlichen Idioten! Wehe, die waren in unserem Schlafsaal, ich bring sie um!" Ich ziehe mich still und heimlich ins Badezimmer zurück, damit keiner mein Grinsen sieht.
Das waren sie bestimmt. Wände in Gummi zu verwandeln ist nämlich ein ganz schöner Aufwand! Wie lange sie diesen Streich wohl geplant haben? Ich muss unbedingt Selena fragen, ob ich einmal mitmachen darf. Wenn die Rumtreiber sich aufteilen, kann ich bestimmt mal mit ihr mitgehen. Allerdings, McGonagall hat uns schon erwischt, vielleicht sollten wir wieder vorsichtiger werden.
Nicht nur Severus ist in Rage über den Rumtreiber-Streich, auch Rodolphus und Blake schimpfen den ganzen Weg zur großen Halle und Adalar hat einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der eindeutig sagt, dass heute nicht mit ihm zu spaßen ist. Ich versuche dagegen dauerhaft mein Grinsen zu unterdrücken. Dass ich vorhin einen Salto ausprobiert habe, war für meine Freunde schon entsetzlich genug. Merlin sei Dank, haben sie sich nicht getraut, mir zu sagen, wie unpassend sie dieses Verhalten finden, immerhin bin ich derjenige mit dem Nachnamen Malfoy.
In der Eingangshalle amüsieren sich ein paar Ravenclaw-Zweitklässler knapp unter der Decke als wir vorbeikommen. Bei der Höhe, in der sie sich bewegen, muss sogar ich schlucken. Wenn man mit einem Besen in der Hand so hoch fliegt, kann man sich immer noch irgendwie abfangen, indem man sich auf den Besen schwingt, aber so sieht es einfach nur verdammt hoch und schwindelerregend aus.
Wir schweben weiter, bleiben aber in der Doppeltür zur großen Halle vom Anblick der vielen herumschwebenden Schüler und dem Essen, das um sie herumfliegt wie Blätter im Wind, überwältigt stehen. Die wenigsten scheinen verärgert oder ängstlich zu sein. Klar, manche halten sich eher in Bodennähe auf, aber die überwiegende Mehrheit schwebt durch die Luft, als könnten sie sich nichts Schöneres vorstellen.
Selbst die Lehrer wirken nicht aufgebracht. Nun ja, McGonagall wirft regelmäsige Blicke zum Gryffindortisch, wo die Rumtreiber und zu meiner Überraschung auch Lily am höchsten fliegen und sich prächtig amüsieren, während sie das Frühstück aus der Luft fischen. Aber Dumbledore, bei dem Bart und Haar noch buschiger wirkt als sonst, unterhält sich einen Meter über seinem Stuhl schwebend ausgelassen mit Flitwick, dessen Augen begeistert strahlen.
"Hat jemand einen Fotoapparat dabei?", frage ich flüsternd in die Runde. Ad sieht mich befremdlich an. "Was soll das sein? Eine Maschine?", seine Stimme klingt beim letzten Wort als würde er über Erbrochenes sprechen.
Rasch reiße ich mich zusammen und winke ab. "Vergesst es, ist nicht wichtig!" Bevor jemand näher nachfragen kann, mache ich einen Schwimmzug und schwebe auf den Slytherintisch zu. Zwischen einer Weintraubenrebe und einem Streifen Bacon, den ich mir eilig schnappe und nach einem prüfenden Blick darauf in den Mund schiebe, hindurch.
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(Bildquelle: https://i.pinimg.com/564x/4e/2d/35/4e2d35f9fa5d23b056f3d3471bcc641c.jpg)
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