Chapter 79

(Bild: Remus)

James Potter P.o.V.:

"So", ich werfe meinen Zauberstab auf die weichen Sofapolster neben meinem Oberschenkel, "ich hab keine Lust mehr. Wie sieht's bei euch aus?" Peter sieht mit schweren Augen von seinem Buch auf, ein anderes schwebt vor ihm in der Luft und wiegt mit jedem noch so kleinem Lufthauch hin und her. "Ich will auch nicht mehr!", sagt er erschöpft, gleichzeitig steht er von seinem Stuhl auf und streckt sich. 

Mein Blick schweift weiter zu Sirius. "Ich bin auch raus!", sagt Pad und streckt sich ebenfalls. Sel seufzt, lehnt sich zurück und reibt sich müde über die Augen. "Jetzt reißt euch mal zusammen, ihr Schwächlinge! Wir haben noch Arbeit zu tun!", Remus finsteren Blick, den er vor allem mir zuwirft, lässt mich automatisch nach meinen Zauberstab greifen, um weiter zu üben. 

Es war Moonys Idee, unseren ursprünglichen Plan für den ersten April noch einmal umzuwerfen und stattdessen etwas wahrlich legendäres zu veranstalten. Er war es, der uns vor einigen Stunden in unseren Pyjamas zur Bibliothek gescheucht hat, was zu einem sehr seltsamen Zusammentreffen mit Professor McGonagall geführt hat. 

Die Frau, die uns den teuflischen Moony erst eingebrockt hat mit ihrem Kommentar über langweilige Streiche. Es juckt ihn so in den Fingern, unseren Rumtreiber-Ruf wieder aufzupolieren, dass er uns schon seit Stunden mit strengen Blicken und scharfen Worten im Gemeinschaftsraum festhält, anstatt uns ins Bett gehen zu lassen. 

Nicht, dass nicht auch wir unser Image verteidigen wollen, doch, das wollen wir wirklich, aber sobald wir die Zauber, die wir für die nächste Nacht brauchen werden, konnten, wäre für Sirius, Selena, Peter und mich eigentlich Schluss gewesen. Aber Remus ist nun einmal ein Perfektionist. In seinen Plänen muss alles genau aufeinander abgestimmt sein, alles im richtigen Moment geschehen. Also sitzen wir ihm zuliebe auch um vier Uhr morgens noch wach und feilen am Plan. 

Den ursprünglichen Plan heben wir uns für einen normalen Tag auf, der durch unser Zutun nicht mehr so ganz gewöhnlich sein wird. Sämtliche Türen abschließen, alle Gegenstände irgendwo festbinden oder ankleben und Türklinken entmaterialisieren können wir immerhin immer machen. Das Schloss wortwörtlich Kopf stehen zu lassen - das geht nur am ersten April.

Ich tausche einen Blick mit Sirius. Er nickt mit resigniertem Blick und beugt sich dann zu Remus vor, um ihm gut zureden zu können:"Moony, der Plan ist perfekt. Es gibt keine Schwachstellen mehr. Jeder weiß, was er wann wo machen muss. Es ist wirklich Zeit, ins Bett zu gehen." Remus blickt mit zusammengekniffenen Augen auf. "Ich muss mir den Zauber da", er deutet auf das vor ihm liegende Buch, "besser einprägen, ich mach die Bewegung immer so komisch. Und die-"

"Moony!", sage ich mit quengelnder Stimme, auch wenn mir bewusst ist, dass man bei Remus nur mit guten Argumenten vorankommt. Meckern stößt bei ihm auf taube Ohren. Dann richte ich mich plötzlich auf und setze eine glückliche Mine auf. Sirius seufzt erleichtert und sieht aus, als würde er denken: Merlin sei Dank, er hat einen Plan!  "Mir ist doch noch eine Schwachstelle eingefallen!", verkünde ich, was Sirius' Mund entsetzt aufklappen lässt. Damit hast du nicht gerechnet, was?

"Weißt du, was passiert, wenn wir morgen Nacht unausgeschlafen sind? Wir werden wie Zombies herumtorkeln und Rüstungen umwerfen und Peter wird wieder im Stehen einnicken - wie damals, in der zweiten Klasse. Wenn wir jetzt nicht sofort schlafen gehen, wird Sel bestimmt über ihre eigenen Füße stolpern und ich werde einfach umkippen und vorm Lehrerzimmer auf dem Boden schlafen. Als Hirsch!" 

Remus starrt mich reglos an, das Gesicht unergründlich. Dann, ohne Vorwarnung, klappt er das Buch mit einem lauten Knall zu und steht auf. "Wer bei zehn nicht im Bett ist wird sich wünschen, er wäre es!" 

Selena lässt erleichtert ihren Kopf auf die Arme sinken und Sirius klatscht mich anerkennend grinsend ab. Peter greift nach seinen Büchern und klappt sie mit einem seligen und unglaublich erschöpften Gesichtsausdruck zu

"Ich meinte das ernst, Leute!", ertönt Remus' Stimme von den Treppen zu den Jungenschlafsälen. Peter quickt leise und springt auf, um als Erster oben zu sein. Sirius und ich greifen rasch nach den restlichen noch herumliegenden Büchern und eilen hinterher. Sel lacht leise, während sie gemächlich aufsteht und an Remus vorbei zu den Treppen in den Mädchenturm geht. 


Am nächste Morgen, der meiner Meinung nach viel zu früh eintritt, startet schon die aktive Vorbereitungsphase unseres Plans. Die ersten beiden Stunden Kräuterkunde, die wir zusammen mit den Schlangen haben, werden Selena und ich ausnahmsweise nicht mit Mundschutz und Handschuhen verbringen. 

Nach etwa einer halben Stunde, in der Sirius, Selena und ich vorbildlich, wenn auch schwächer als sonst mitgearbeitet haben, lässt sich Sel blass wie Pergament auf den nächsten dreibeinigen Hocker fallen. Ich versuche es schon seit Jahren vor dem Spiegel, aber ich habe es noch nie so überzeugend wie Sel geschafft, auf Kommando blass zu werden. Und den Trick will sie mir einfach nicht verraten, egal was ich sage. 

Sel hält sich verkrampft am Hockerrand fest und ich gehe wie abgesprochen neben ihr in die Knie, während ich besorgt ihre Stirn abtaste und nicht gerade leise frage, ob es ihr gut geht. Sel schüttelt wie in Zeitlupe den Kopf, als würde es nicht schneller gehen. Die junge Professor Sprout braucht keine zwei Sekunden, um bei uns zu sein und sich wie Sirius zu Selena hinunter zu beugen. "Ist Ihnen schwindlig, Selena? Oder übel?" 

"Beides", würgt Sel mit schwacher Stimmer heraus. "Ich bring sie in den Krankenflügel, Professor. Madam Pomfrey kann ihr bestimmt helfen.", sage ich, darum bemüht, nicht zu grinsen, weil unser Plan gerade bestens funktioniert. 

Unsere Kräuterkundelehrerin nickt zustimmend. "Gute Idee, mein Junge. Am besten nehmen Sie Miss Evans mit, James." Professor Sprout richtet sich auf, um nach Lily zu suchen, doch die ist längst unserem Kreis beigetreten. Im Genesatz zu uns Rumtreibern hat sie allerdings keine Ahnung, dass das alles hier nur Theater ist. Jetzt ist mir nicht mehr nach einem Grinsen zumute. Wie, um alles in der Welt, sollen wir Lily jetzt wieder loswerden? Sie wird Sel niemals auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen.

Sel stemmt sich auf die Beine und ich sehe beeindruckt, dass sogar ihre Knie zittern. Wie macht sie das? Ich will das auch können! Lily legt sofort einen Arm um Sel und führt sie durch das Gewächshaus und an unseren gaffenden Mitschülern vorbei. Besonders unsere besten Freunde aus Slytherin sehen ihnen mit wachsamen Augen hinterher. Ich eile hinterher und halte ihnen dann die Glastür auf, ehe ich auf Sels anderer Seite Stellung beziehe. Bei einem Blick zurück sehe ich, wie Remus mir durch die Glasfront hindurch mit seinem verschlagenem Rumtreiber-Blick zunickt. Ihr schafft das schon.

In der Eingangshalle angekommen setzt sich Sel ohne Vorwarnung einfach auf den Treppenabsatz der Marmortreppe. "Eine kleine Pause, bitte.", murmelt sie schwach. Lily setzt sich neben sie und Sel nutzt den unbeobachteten Moment, um mich auffordernd anzusehen. 

Während Lily ihr das Haar über die Schulter streicht, frage ich, ob ich irgendetwas tun kann. "Du könntest mir von Slughorn einen Aufpäppeltrank holen. Madam Pomfrey würde dich sowieso gleich wieder runterschicken. Lily und ich gehen währenddessen weiter, ja?" Ich nicke und wende mich ab, nachdem ich mich bei Lily mit einem Blick erkundigt habe, ob sie einverstanden ist. Es war zwar anders geplant, aber dann gehe ich eben alleine.

Die schmalen Kerkertreppen lasse ich mit schnellen Schritten hinter mir und wenige Sekunden später klopfe ich an Slughorns Klassenzimmer. Mit einem Lächeln, das ein Stück weniger unbesorgt als üblich ist, öffne ich nach Sluggies "Herein" die Tür und trete ein paar Schritte in den Raum. 

"Ah, Mister Potter, was verschafft uns das Vergnügen?", Sluggie lächelt und breitet die Arme aus, um deutlich zu machen, dass er mit uns die Klasse aus kleinen Drittklässlern und sich selbst meint. "Hätten Sie einen Moment, Sir? Selena geht es nicht gut und ich soll eine Phiole Aufpäppeltrank für sie holen." 

Slughorns Mine betrübt sich. "Oh, natürlich. Schalten Sie alle die Wärmezauber auf Ihren Kesseln eine Stufe zurück, ich bin gleich zurück.", sagt er zum Ende laut in den Klassenraum hinein. Dann bewegt er seinen breiten Körper auf mich zu, um vor mir den Raum zu verlassen. Er geht zielstrebig auf das Zimmer zu, das eigentlich ein betretbarer Wandschrank ist und in dem sich bereits fertiggestellte Zaubertränke auf den Regalen nur so aneinanderreihen. 

Die Klasse im Zaubertrankklassenzimmer wird zwar unruhig und lauter, aber das kümmert Professor Slughorn nicht. Solange keiner stirbt, ist das Motto in Hogwarts: Was ist das Leben ohne ein paar Risiken? Ich grinse, weil so ein Spruch auch von Padfoot kommen könnte.

Der Professor zeiht den Zauberstab und klopft damit einmal gegen die Tür. Das Schloss klickt und der Zugang ist frei. Nur wegen dieser Sekunde, die es braucht, bis der betretbare Wandschrank geöffnet ist, wird Sel den Tag im Krankenflügel verbringen. Andererseits ist sie im Gegensatz zu uns heute Abend bestens ausgeschlafen. Uns wird die letzte Nacht wesentlich mehr zusetzen.

 Sluggie steigt auf die kleine hölzerne Trittleiter, die unter seinem Gewicht gefährlich knarzt und sieht sucht die Regalreihen nach dem richtigen Trank ab. Derweil warte ich nicht einfach im Türrahmen, ich gehe einen Schritt in den engen Raum hinein und suche genau wie der Zaubertrankmeister nach einer kleinen, bläulichen Phiole, die er letztens im Unterricht stolz herumgezeigt hat. 

"Einer der einfachsten zu brauenden Schlaftränke der Welt, aber auch einer der wirunksvollsten und gefährlichsten. Denn man würde nicht merken, wenn man ihn verabreicht bekommt. Man fällt nicht einfach um, man wird stetig müder und müder bis man dann nach etwa zwei Stunden nur noch zu Bett gehen will. Die Wirkung von einem Tropfen hält mehr als fünf Stunden an, wenn man einmal eingeschlafen ist.", wie Sluggie uns so schön erklärt hat. Wenn er nur gewusst hätte, dass er einer derjenigen sein wird, der ihn in nicht allzu fernen Zukunft abbekommen wird, wäre er wahrscheinlich nicht so redselig gewesen. 

Gerade als Slughorn den Aufpäppeltrank in die Hand nimmt und die erste Stufe nach unten nimmt, erblicke ich meinen Trank in der dritten Reihe von unten. Es stehen sechs Phiolen in einer Halterung aus Holz, alle mit der simplen Aufschrift Schlaftrank. Ich dränge mich nah an die Regale, damit Slughorn als erstes den Raum verlassen kann. Zeitglich greife ich hinter meinem Rücken nach der Holzhalterung und schiebe sie dann in meine, mit einem unaufspürbarem Ausdehnungszauber verzauberte, Umhangtasche, während Slughorn mir den Rücken zukehrt. 

Meine Hand in der Tasche, um die gläsernen Phiolen daran zu hindern, aneinanderzustoßen oder aus der Halterung zu rutschen, folge ich denn meinem Zaubertranklehrer, der mir mit einem gutmütigem Blick den Aufpäppeltrank in die andere Hand drückt. "Richten Sie Miss Black meine aufrichtigen Genesungswünsche aus. Hoffentlich ist sie am Donnerstag wieder auf den Beinen, ich habe eine ganz besondere Stunde geplant." Mit einem Zwinkern geht er zurück zu seiner Klasse aus Drittklässlern, die inzwischen mit ihrem Geschrei den ganzen Korridor füllen. 


Sel schaut mit zu forschendem Blick auf, um wirklich krank zu sein, als ich sie nur wenige Meter vor dem Krankenflügel einhole. Ich halte den Aufpäppeltrank hoch. "Hab alles, was wir brauchen." Sel grinst leicht und Lily öffnet eine Seite der Doppeltür, um Sel hindurch zu schieben. 

Madam Pomfrey eilt aus ihrem Büro, als sie uns eintreten hört. "Was ist passiert? Ja, setzten Sie sich.", fügt sie besorgt hinzu, als Sel sich auf das nächste Bett stemmt, wo sie die Beine baumeln lässt und mit müden Augen aufsieht. "Ich glaube, ich werde krank. Mir ist schwindlig und übel und ich hab Kopfschmerzen." 

Madam Pomfrey fühlt Sels Stirn und nickt zustimmend. "Sie fühlen sich auch ganz warm an.", an dieser Stelle ihrer Begutachtung werfe ich Sel einen fassungslosen Blick zu. Also jetzt werde ich echt neidisch. "Legen Sie sich hin, Selena. James, würden Sie-", Madam Pomfrey hat sich umgedreht, bei der Phiole, die ich ihr vor die Nase halte, allerdings innegehalten. 

"Oh, ich sehe, Sie haben bereits..." Erfreut sieht sie mich an. "Ich muss sagen, ich bin sehr froh über ihre Sicherheit und Selbstständigkeit. Ich habe tatsächlich eine Freundin, die weiß mit dreißig Jahren noch nicht, welchen Trank sie bei einer einfachen Erkältung einnehmen muss. Sie lässt sich lieber jedes Mal wieder ins St. Mungo einweisen. Wegen einer Erkältung!", sagt Madam Pomfrey fassungslos. Zeitgleich öffnet sie die Phiole und tröpfelt ein paar Tropfen auf einen Plastiklöffel. 

"Ich denke, Sie wissen, dass Ihnen gleich Dampf aus dem Ohren kommen wird, Selena, und dass sie in ein paar Minuten tief schlafen werden? Aber in ein paar Stunden wird es Ihnen dafür wieder besser gehen, versprochen." Selena öffnet widerstandlos den Mund, um den Trank einzunehmen. 

"Wenn man Aufpäppeltrank nimmt, obwohl man nicht krank ist, ist das doch, als würde man ein bisschen Hustensaft trinken, oder? Es ist überhaupt nicht schlimm?", fragt Lily einen Tick zu unschuldig. 

Madam Pomfrey schaut nachdenklich zu ihr, während Sel und ich einen beunruhigten Blick tauschen. "Hustensaft? Diese Muggeltränke, die tagelang brauchen bis eine Wirkung eintritt? Ja, so in etwa. Der Aufpäppeltrank ist der ungefährlichste der Welt. Aber der Dampf, der durch die Ohren austritt, ist so unangenehm, dass niemand bei Verstand ihn freiwillig einnimmt, wenn es nicht nötig ist."

Ein Lachen unterdrückend sehe ich zu Sel. Mit meinem Blick versuche ich so viel zu sagen wie Hast du gehört? Du bist nicht mehr ganz sauber! Was Selena die Augen verdrehen lässt, ehe sie von der ersten Dampfattacke überfallen wird und die Augen zusammenkneift. 

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(Bildquelle: https://i.pinimg.com/originals/dc/7e/a3/dc7ea3abd4f1320ccf0385aaaa3db2d3.jpg)

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