(Bild: Selena)
Selena Black P.o.V.:
Der Kuss schwebt wortlos zwischen uns. Gefühlvoll, doch beängstigend, fremd und auch gleichzeitig so... so typisch Alec. Mein Herz rast, mein gesamter Körper steht unter Strom, meine Gedanken wirbeln in meinem Kopf wie ein Tornado, nachdem sie einen Augenblick lang komplett still standen.
Aus diesem wütendem Wirbelsturm bildet sich eine Frage heraus, die wichtigste von allen: Wie kann ich nach all dem, was er mir angetan hat, nach den Monaten voller Schmerz, dem fiesen Verhalten, das er sich erneut angeeignet hat, wie kann ich nach all diesen Sachen noch immer das empfinden, was ich vor einem halben Jahr empfunden habe? Damals, bevor er aus heiterem Himmel Schluss gemacht hat und einfach so beschlossen hat, zu dem alten Hass zurückzukehren.
Ich halte meine Augen geschlossen, aus Angst, dass eine der Emotionen, die darin stehen müssen, meine Augen verlässt, und meinen Kopf lehne ich weiterhin gegen sein Schlüsselbein. Behutsam, wie die Berührung von hinabfliesendem Wasser, legt sich Alexanders Hand auf meinen oberen Rücken und streicht federleicht über den weichen Stoff meines Kleides. Ich spüre die Wärme seiner Hand beängstigend deutlich. Und dass von dieser Stelle elektrische Blitze auszugehen scheinen, die mit voller Kraft in mein Herz einschlagen, gibt mir den Rest.
Ich richte mich auf und gebe Alexander einen Schubs vor die Brust. Wieder wankt er, kann sich diesmal aber schneller fangen. Er sieht überrascht aus und als ich meinen Zauberstab hebe, kann ich eine Spur Verunsicherung in seinem Blick erkennen.
Doch er bleibt äußerlich ruhig stehen und lässt zu, dass ich meinen Zauberstab auf sein Herz lege. "Ich schwöre dir, Alexander Malfoy, wenn du noch einmal so eine beschissene Sache abziehst, werde ich dich umlegen. Lüg mich nie wieder an und wag es ja nicht, mich noch einmal auf diese Weise zu beschützen!"
Ich mache einen Schritt auf ihn zu, sodass mein Körper seinen an unzählbar vielen Stellen berührt. Meine Haut scheint zu brennen, so deutlich fühle ich Alecs Nähe. Mein Zauberstab liegt noch auf seinem Herz, was ihn allerdings nicht sonderlich zu kümmern scheint. Seine Augen bekommen einen hoffnungsvolle Glanz und er tritt näher an mich heran, obwohl ich nicht dachte, dass das möglich ist. "Wenn du sagt noch einmal, bedeutet das dann-", er verstummt, als ich meine Lippen erneut auf seine lege.
Von der Sanftheit gerade eben ist nicht mehr viel übrig. Ich kann ihm nicht nah genug sein und ihm scheint es ganz ähnlich zu gehen. Er drängt mich an die nächstgelegene Wand und vergräbt beide Hände in meinem Haar. Er zieht gierig an meiner Unterlippe, während seine Hände zu meinen Wangen wandern. Mich hat ein unstillbares Verlangen eingenommen. So müssen sich Junkies unmittelbar vor dem nächsten Schuss fühlen, mein ganzer Körper scheint in Flammen zu stehen.
Und das vielleicht sogar wortwörtlich, denn Alec zuckt heftig zusammen und macht mit einem Mal einen großen Schritt rückwärts, den Blick entsetzt auf das schwarze Brandloch mitten auf seiner Brust gerichtet. Ich sehe dagegen auf meinen Zauberstab. "Ups", sage ich im Flüsterton. Alec sieht auf. Seine Mundwinkel zucken und eine Sekunde später ist er in lautes Gelächter ausgebrochen, den Kopf in den Nacken geworfen. Ich lehne grinsend den Hinterkopf gegen die Wand. Sowas passiert auch nur uns.
Alec kommt mir wieder näher und ich richte mich auf. Zeitgleich heben wir jeweils eine Hand, um sie an die Wange des anderen zu legen. "Ich werde dich nie wieder verbrennen, ich versprechs. Naja, außer du hast es verdient.", füge ich noch hinzu. Alec schüttelt leicht den Kopf. "Ich bitte dich inständig darum, mich jeden Tag meines Lebens so zu verbrennen. Wenn das bedeutet, dass du jeden davon bei mir sein wirst, kann ich damit leben." Er beugt sich vor und lehnt seine Stirn gegen meine.
Wir verharren nicht lange so, nur durch diese unschuldige Berührung verbunden. Als wir uns das nächste Mal küssen, habe ich meinen Zauberstab zwar in der Hand, aber diese Hand berührt Alec nicht. Das gefällt mir dann aber auch nicht. Also dirigiere ich Alec ein paar Schritte zur Seite und denke ganz fest an einen Raum, in dem wir alleine sein können, in dem wir wir sein können.
Alec löst sich atemlos von mir und starrt die massive Holztür an, die auf meinen Wunsch hin in der Wand erscheinen ist. Er starrt erst die Tür an, dann mich, dann wieder die Tür. "Der Raum der Wünsche?", fragt er überwältigt. "Der Raum der Wünsche? Ich dachte-" Ich gebe ihm nicht die Zeit auszureden, denn ich schnappe mir seine Hand, öffne die Tür und ziehe ihn dann hinter mir her in den Raum. Es sollte mir peinlich sein, dass in der Mitte des Zimmers ein riesiges Bett steht, das von einem Kaminfeuer und dem Mond, der durch hohe Fenster hereinscheint erleuchtet wird. Doch das ist es nicht. Nicht mit Alec.
Er sieht sich kurz im Raum um, wendet sich dann aber wieder mir zu. "Hier drin wolltest du dich vor mir verstecken?" Ich zucke die Achseln. "Der perfekte Ort, um nicht gefunden zu werden." Sobald ich geendet habe, ertönt das magisch erzeugte Läuten einer Kirchturmglocke. Ich weiß, dass Dumbledore jedes Jahr an Sylvester dieses Läuten als eine Art Countdown bis Mitternacht und damit bis zum neuen Jahr herbeizaubert.
Alec scheint das auch zu wissen, denn er sieht sich nicht suchend nach der Quelle um, sondern nur mich an. Währenddessen die imaginären Kirchenglocken läuten, tritt Alec näher an mich heran, und in dem Augenblick, in dem der letzte Schlag ertönt, schenkt er mir den ersten Neujahrskuss meines Lebens. Es ist ein bedächtiger Kuss, ohne Hast oder Ungeduld.
Als wir beide außer Atem geraten, löse ich mich langsam von Alec, der mich mit funkelnden blauen Augen betrachtet. Ich bewundere gerade einmal wieder die weißen Sprenkel in seiner Iris, als ich seine Finger am Reißverschluss meines Kleides spüre. Aufmerksam wartet er auf meine Reaktion, ehe er es wagt, weiterzugehen.
Ich entscheide im Bruchteil einer Sekunde und zeige ihm meinen Entschluss, in dem ich die goldene Schnalle vorne an seinem Hals öffne, die seinen Festumhang auf seinen Schultern hält. Der schwarze Stoff fällt raschelnd zu Boden und mit ihn Alecs Unsicherheit und Zurückhaltung. Seine gierigen Lippen finden meine und diesmal dirigiert er uns dorthin, wo auch immer er hin will. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen und lasse ihn deshalb einfach machen.
Irgendwann spüre ich kaltes Holz in meiner Kniekehle, aber anstatt mich loszulassen, damit ich mich aufs Bett fallen lassen kann, hält mich Alec dicht an sich gepresst. Erst bin ich verwirrt, aber dann spüre ich, wie er den Reißverschluss an meinem Rücken herunterzieht und das Kleid, das eben noch eng an meinem Körper anlag, droht mich zu entblößen. Nur noch die Träger halten es an seinem Platz.
Alec löste sich vorsichtig von mir und musterte mich sorgvoll. "Sicher, dass du weitermachen willst?", seine Stimme ist weich und trägt das Versprechen, mir einen Rückzug nicht übel zu nehmen. Doch ich will nicht zurück. Zum ersten Mal seit Monaten fühlt sich etwas richtig an. Wir fühlen uns richtig an. Eine Stimme in meinem Kopf warnt mich vor Alexander Malfoy, rät mir zu warten. Aber ich will nicht länger warten. Ich bin bereit und ohne Angst.
"Mach weiter, Alec.", sage ich bestimmt. Er zögert kurz, schiebt dann aber einen der Träger von meiner Schulter und lehnt sich vor, um einen Kuss auf meiner nackten Haut zu platzieren. Ich lege den Kopf in den Nacken und nehme bloß noch seine weichen Lippen wahr. Der zweite Träger wird von meiner Schulter geschoben und dann liegt das Kleid um meine Füße herumdrapiert und ich stehe in Unterwäsche vor Alec.
Alle meine Narben kann ich nicht verstecken, dafür habe ich zu viele, also mache ich mir nicht die Mühe, beide Hände zu heben. Aber so ganz still kann ich auch nicht dastehen, weswegen ich die größte, die, die ich meinem Mutter zu verdanken habe, trotz Alecs Wissen darüber mit einer Hand verdecke.
Er legt behutsam seine Hand auf meine und verschränkt unsere Finger, ehe er mit der anderen Hand eine der nach vorne gefallene Haarsträhne aus meinem Gesicht streicht. "Versteck dich nicht vor mir, Sela, du bist wunderschön. Jede dieser Narben zeigt mir nur, wie stark du bist.", dann haucht er mir einen Kuss auf die winzige Narbe über meiner linken Augenbraue, die noch nicht vielen aufgefallen ist. Ich wusste nicht, dass er sie entdeckt hat.
Ich lasse meine Hände zu seinem schwarzen Hemd gleiten, das ihm zwar ausgezeichnet steht, ohne dem er mir heute aber lieber ist. Mir fällt ein, dass ich ihn noch nie oberkörperfrei gesehen habe, nicht einmal im Sommer am Großen See. Aufregung breitet sich in meinem Bauch aus und leistet meinem Verlangen nach Alexander Gesellschaft, während ich sein Hemd aufknüpfe.
Seine Lippen liegen derweil auf meinen und er beißt leicht in meine Oberlippe. Ich heiße den süßen Wohltuschmerz willkommen und ziehe Alec an seinem Hemd näher zu mir. Dann drehe ich uns und schubse ihn sanft aufs Bett. Er sieht mich überrascht an, grinst dann aber und schaut mir mit verschleiertem Blick zu, wie ich meine transparente Strumpfhose abstreife. Dann folge ich ihm ins Bett und setze mich nach einem kurzen Zögern auf seine Hüfte.
Er richtet sich auf und wir küssen uns. Dabei bemerkt er erst nicht, dass ich ihm sein Hemd schon abgestreift habe. Denn als ich meine Finger über seine vernarbten Schulterblätter wandern lasse, zuckt er heftig zusammen und weicht reflexartig zurück. Ich lehne mich ebenfalls zurück, weil ich vermute, dass er erstmal Abstand braucht. Schwer atmend vermeidet er meinen Blick und ich habe Angst, dass er sich gerade vor mir verschließt.
"Schau mich an.", fordere ich ihn flüsternd auf. Es dauert seine Zeit, aber schließlich hebt er den Kopf. "Was hast du eben zu mir gesagt, Alec? Wiederhol es bitte." Er runzelt die Stirn, wiederholt dann aber den Satz, auf den ich hinauswill:"Jede dieser Narben zeigt mir nur, wie stark du bist."
"Alec?", frage ich, weil er mir schon wieder ausweicht. Seine eisblauen Augen richten sich auf mich. "Jede dieser Narben zeigt mir nur, wie stark du bist. Wir beide haben eine Kindheit überlebt, die sich viele Leute nicht einmal vorstellen können."
Ich lege meine Hände erst auf seine Schultern und lasse sie dann langsam hinunterwandern. Bei der ersten Erhebung zuckt Alec zusammen und richtet sich angespannt auf. "Aber diese Kindheit", fahre ich fort, "die definiert uns nicht. Wir definieren uns selbst, nicht unsere Eltern oder unsere Abstammung." Ich streichle weiter über seinen Rücken und allmählich lösen sich die angespannten Muskeln unter meinen Fingerkuppen.
Alecs Augen sind auf mich gerichtet, so intensiv, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Doch ich höre nicht damit auf, über seine Haut zu streichen. Ich weiß, dass er diese Worte hören musste und jetzt gebe ich ihm die Zeit, die er braucht, um sie zu verdauen.
"Ich liebe dich." Meine Augen, die ich kurz geschlossen habe, um mich ganz auf meine Hände zu konzentrieren, öffnen sich aus reinem Reflex. Meine Hände verharren reglos und ich starre Alec mit leicht geöffnetem Mund an. Ich will etwas sagen, doch ich weiß nicht, was.
Alec richtet sich weiter auf, bis seine nackte Brust an meiner nur von meinem BH bedeckten Haut liegt. Die Wärme seines Körpers spüre ich in jeder Pore und seine Nähe erst - die macht mich einfach nur wahnsinnig. Fragend lege ich den Kopf schief. "Was hast-" "Ich liebe dich, Selena, das tu ich schon ziemlich lange. Ich kann nichts dagegen tun. Und ich bereue keinen einzigen Augenblick davon."
Ich weiß nicht, was ich erwidern soll. Sein Liebesgeständnis zurückzugeben, erscheint mir nicht richtig. Ich bin nicht bereit, ihm so kurz nach einer sechsmonatigen Beziehungspause - oder wie auch immer man das nennt, das wir hatten - meine Liebe zu gestehen. Ich weiß, dass ich etwas für Alec empfinde. So viel, dass es mir manchmal Angst macht und so durchdringend, dass ich in der Vergangenheit nicht selten das Gefühl hatte zu explodieren. Doch Liebe?
"Du musst nichts sagen." Meine Gedanken stehen mir anscheinend auf die Stirn geschrieben. "Ich wollte nur, dass du weißt, was ich fühle.", fügt er hinzu, als ich weiterhin nur still dasitze. Dann beugt er sich vor, legt seine Lippen auf meine und zieht mich mit sich zurück auf die Matratze. Meine Beine gleiten wie von selbst auseinander und neben seinen Körper. Alec zieht mich so nah wie irgendwie möglich an sich, was mir nur recht ist. Ich kann nicht genug von ihm bekommen.
Es dauert nicht lange und Alecs Hose landet neben seinem Hemd auf dem Boden. Obwohl mein Herz in meiner Brust einen Marathon läuft, fühle ich mich wohl und vollkommen gelöst. Erst als kaltes Metall die Haut an meiner Hüfte streift, werde ich aus meinem Paradies gerissen. Ich weiß, dass es Alecs Siegelringe sind, weswegen ich ohne mich auch nur geringfügig von Alec zu entfernen, meine Hand zu seiner bringe und meine Finger mit seinen verschränke.
Alec sieht mich unter langen Wimpern hinweg aufmerksam an. Als ich den ersten Ring von seinem Finger drehe, flackert sein Blick. Sobald der zweite dem ersten hinterher von der Bettkante gerollt und mit drei dumpfen, kurzaufeinanderfolgenden Plong auf den Holzboden gelandet ist, zieht mich Alec mit seinen Händen auf der Rückseite meiner Oberschenkel weiter zu sich herauf. Sein begieriger Mund findet meinen, während sich eine seiner Hände zu dem Verschluss meines BHs vorarbeitet.
Erst bin ich drauf und dran beschämt zu reagieren, als mein BH schließlich auf den Boden fällt. Doch Alec murmelt immer wieder nur ein einziges Wort:"Wunderschön" Er dreht uns auf den weichen Laken, sodass er über mir schwebt, einen Teil seines Gewichts auf seinen Unterarmen haltend. Hauchzart verteilt Alec Küsse auf meinem Körper, dabei wandert er von meinen Lippen bis zum Bund meines Höschens. Einer seiner Finger hakt sich in den Bund und wenig später landet auch mein letztes Kleidungsstück neben dem Bett auf dem Boden.
Alec kommt wieder zu mir hoch und als seine Mitte sich auf meine legt, spüre ich, dass nicht nur ich bereit bin. Alecs Blick durchbohrt mich förmlich, so deutlich sucht er nach einem Anzeichen von Angst oder dem Wusch aufzuhören in meinem Gesicht. Doch davon wird er nichts finden. Nicht heute, nicht hier, nicht mit ihm. Ich hebe den Kopf und lehne meine Stirn an seine. Der innige Moment hängt zwischen uns, während wir uns in die Augen sehen, offener, aber auch erwartungsvoller als je zuvor.
Alec rollt sich rasch von mir und zur Bettkante, greift nach seinem Zauberstab, der in seiner Hosentasche gewesen sein muss, und murmelt einen kaum vernehmlichen Verhütungszauber. Dann ist er wieder über mir und erkundigt sich ein letztes Mal, ob ich mir sicher bin. Als ich nicke legt sich ein leichter Schatten hinter seine ungewöhnlich dunklen Augen. "Es tut mir leid, dass es dir Schmerzen bereiten wird, das ist nicht gerecht.", seine Stimme ist leise und besteht zu 100 Prozent aus reiner Sanftheit.
Ich lege eine Hand an seine Wange. Er schmiegt sich sofort dagegen, lässt mich aber keine Sekunde aus den Augen. "Ist in Ordnung, Alec. Ich vertraue dir." Seine Augen leuchten auf und ich spüre, wie er mich gefühlvoll an Stellen berührt, an denen mich noch nie jemand berührt hat.
Es tut mehr weh als ich dachte, doch es ist noch lange kein schlimmer Schmerz. Der Gedanke, dass es der Alec ist, den ich besser kennengelernt und in den ich mich vor Monaten verliebt habe, mein Alec, der mich sorgenvoll betrachtet, mir behutsam eine Haarsträhne hinters Ohr klemmt und letztlich mit weichen Lippen meinen Mund erobert, macht jeden Schmerz der Welt wett.
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(Bildquelle: Instagram Profil von Lucy Hale: https://www.instagram.com/lucyhale/)
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