Chapter 50
(Bild: Remus, Sirius, Peter & James)
2 Monate später
James Potter P.o.V.:
"Bei Merlin, Jungs!", ruft Mum Sirius und mir nach, als wir gleichzeitig lossprinten und damit den Wettbewerb starten, der darum geht, wer als erstes mit seinem Besen im Garten ist. Ich nehme immer zwei Stufen auf einmal, weiche unserem alten Hauselfen Aelfric am oberen Treppenabsatz aus und öffne dann schwungvoll meine Zimmertür. Sirius erreicht etwa zeitgleich sein Zimmer direkt neben meinem.
Ich schnappe mir meinen nagelneuen Donnervogel, den Spitzenbesen, den wir aus Amerika mitgebracht haben, aus dem dafür vorgesehen Fach aus meiner Kommode, mache kehrt und sprinte den Weg wieder zurück, den ich gekommen bin.
Auf dem Flur sehe ich Sirius wieder, er hat seinen Donnervogel in der einen Hand, mit der anderen öffnet er gerade den zweiten Fensterflügel des hohen Flurfensters, das dafür verantwortlich ist, dass jeden Tag eine wahre Flutwelle an Licht in das große Anwesen meiner Familie fällt.
Ich springe neben ihn und in der gleichen Bewegung auch auf meinen Besen. Obwohl es Sirius ist, dem diese Abkürzung eingefallen ist, bin ich es, der als erstes vom Boden abhebt und zwei Sekunden später auf der großflächigen, freien Rasenfläche vor unserem Wohnzimmer landet.
Sirius knurrt verärgert, als seine Füße kurz darauf neben mir das Gras berühren. "Das war geschummelt! Du hast mich die ganze Arbeit machen lassen! Ich war vor dir wieder im Flur!"
Ich zucke mit einem Grinsen, das in meinem Gesicht festzementiert zu sein scheint, die Schultern. "Schlechter Verlierer", sage ich in einem Singsang, der ihn die Augen verdrehen lässt. Dann erblickt er jemanden auf der Terrasse hinter mir. Während ich mich umdrehe, fliegt er eine Armlänge in die Luft und landet dann nur Zentimeter vor seiner Schwester auf dem steinernen Terrassenboden.
Selena sitzt in einem der Liegestühle, in denen sie manchmal einen ganzen Tag lang verbringt und liest. Sie liebt diese Dinger. Im Gegensatz zu mir, ich halte es keine zehn Minuten in diesen Foltermaschinen aus.
"Lieblingszwillingsschwester, du kannst mir doch bestimmt helfen!" Selena zieht eine Augenbraue in die Höhe, dann fährt sie sich durch die neuerdings kinnlangen Haare und schüttelt den Kopf. "Ich hab nichts gesehen, Lieblingszwillingsbruder." Um ihre Worte zu unterstreichen hebt sie beide Hände in die Luft. Hinter Sirius' Rücken zwinkert sie mir zu, was ich mit einem Luftkuss erwidere.
Sirius, der nichts davon gesehen hat, seufzt dramatisch und schaut dann in den Himmel, die Arme ausgebreitet. "Was habe ich getan, um das zu verdienen?" Ein Fußtritt von Selena lässt ihn zusammenfahren und herumwirbeln.
Sein Donnervogel, auf dem er noch immer sitzt, trifft dabei die Blumenvase, die neben Selenas Liegestuhl auf dem kleinen Beistelltisch steht, und räumt sie mit einer sauberen Bewegung vom Tischchen. Sie zerschellt auf dem unnachgiebigen Terrassenboden in hunderte von Scherben.
Wir zucken alle zusammen, aber vor allem Selena hat sich erschrocken. Und wie es aussieht auch leicht verletzt. Ich lasse meinen Besen ins weiche Gras fallen und renne zu ihr.
Von den vielen Scherben, die eben durch die Luft geschleudert wurden, hat sie eine am Handrücken gestreift. Ich sehe schon von weitem, dass es nur ein oberflächlicher Schnitt ist, der morgen wahrscheinlich schon wieder rückstandslos verschwunden sein wird. Mit Zauberei noch heute.
Schnelle Schritte sind zu hören, als ich gerade vom Gras auf die Terrasse trete, und gleich darauf kommt Mum durch die breite Flügeltür zu uns nach draußen. Sie hat ein Geschirrtuch und eine große Glaskaraffe in der Hand und einen gehetzten Ausdruck im Gesicht.
"Alles gut, Mum, nur ein kleiner Kratzer.", versuche ich sie zu beruhigen, noch ehe sie sich aufregt. Es ist besser, wenn sie gar nicht erst in das Stadium kommt, in dem sie sich all zu große Sorgen macht, denn dann ist der Spaß vorbei.
Ich mustere Sirius, der gerade schnell von seinem Besen steigt, denn eigentlich ist es verboten auf Terrasse oder darüber zu fliegen, weil die Fliesen so hart und schmerzhaft sind, wenn es wirklich mal einen durch die Luft segeln lässt.
Mum begutachtet Selenas Hand und dreht sich, nachdem sie erleichtert ausgeatmet hat, zu Sirius um. Sie hebt die Hand um ihm seine inzwischen viel zu langen Haare aus dem Gesicht zu streichen, denn wenn er den Kopf so schuldbewusst gebeugt hat, sieht man kaum seinen Mund.
Sirius zuckt heftig zusammen und weicht unwillkürlich einen großen Schritt zurück, in seinem Gesicht steht die nackte Angst. Einen Augenblick lang scheint die Welt stillzustehen. Dann entspannen sich Sirius' Gesichtszüge und er tritt verlegen wieder einen Schritt nach vorne, auf Mum zu. Ich sehe, dass Selena nach seiner Hand gegriffen hat und sie fest drückt.
"Tut mir leid. Ich weiß, dass du nie...", er bricht ab und Mum schluckt merklich. "Ach, mein Junge!", flüstert sie, dann legt sie mit extra langsamen Bewegungen beide Hände auf Sirius' Schultern und zieht ihn in eine Umarmung. Ich stehe nah neben ihnen, weswegen ich die gemurmelten Worte meiner Mum verstehen kann, die sie ihm ins Ohr raunt:"Niemals, mein Schatz! Hier bist du sicher, hörst du?"
Sirius nickt und macht sich eilig wieder von ihr los. Ich sehe die Röte auf seinen Wangen, sage aber nichts. Mir hat es die Sprache verschlagen. Mir kommt der Gedanke, dass ich ziemliches Glück habe, dass ich mir noch nie Sorgen machen musste, ob die Hand, die sich mir nähert, mir wehtun will. Ich wusste immer, dass ich in meinem Zuhause vor jeglicher Art von Schmerz geschützt bin.
Selena lächelt leicht, doch ich sehe den Schatten in ihren Augen, der immer auftaucht, wenn sie etwas an ihr altes Zuhause erinnert. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er nicht mehr so schwarz ist wie er es einmal war.
"Was ist denn hier passiert?" Dad! Er betritt die Terrasse und blickt sich verwundert um. Mit seinem Auftauchen hat er die kurzzeitig eingetretene Stille gelöst und uns alle wieder wachgerüttelt.
Ich greife nach Sirius' Donnervogel und werfe ihn ihm zu. Er fängt ihn wie ein echter Quidditchspieler. Nebeneinander rennen wir zurück auf den Rasen, der extra für Quidditch frei und ohne irgendwelche exotischen Pflanzen meiner Mum ist. Sie bringt ständig welche von ihren Aurorenmissionen mit, aber Dad, Sirius, Selena und ich konnte sie mit langer und zum Glück erfolgreicher Arbeit davon überzeugen, dass das Quidditchfelch frei bleiben muss.
Selena hat sich wieder zurückgelehnt, als Sirius und ich vom Boden abheben und anfangen zum aufwärmen ein paar Runden zu fliegen. Ich gehe in die Kurve und während ich kurzzeitig direkt auf die Terrasse zufliege, kann ich sehen, wie mein Dad meiner Mum einen Arm um die Schultern legt und ihr einen Kuss auf die Lippen drückt.
Ich weiß, dass sie gleich wie ein verliebter Teenie anfangen wird zu lächeln, obwohl ich schon wieder unterwegs in die andere Richtung bin, Sirius neben mir. Einerseits ist es komisch seine Eltern des Öfteren bei solchen intimen Momenten zuzusehen und manchmal auch peinlich, aber andererseits ist diese Verliebtheit selbst nach 25 Jahren Ehe etwas, was ich auch einmal erleben will.
Später am Abend, als ich mich gerade ins Bett legen will, um für den morgigen 1. September fit zu sein, öffnet sich noch einmal meine Zimmertür und Sirius schiebt sich herein. Er grinst mich an und ich erwidere das Grinsen. Allerdings größtenteils wegen des Pyjamas, den er trägt. Er ist blau mit vielen verschiedenen Autos in allen Größen und Farben.
Dad hat ihn ihm schon vor Jahren geschenkt und immer wenn Sirius hier ist, trägt er diesen, inzwischen schon viel zu kleinen Schlafanzug. Er ist eigentlich auch schon zu alt für diese Motive, aber ich hüte mich davor ihm das zu sagen. Er vergöttert dieses Ding.
Ich lehne mich an die Kopflehne meines Bettes und lasse mich zwei Sekunden später von Sirius ein paar Zentimeter weiter nach rechts schieben, damit er es sich ebenfalls bequem machen kann.
"Glaubst du, er nimmt es mir übel?" Ich runzle die Stirn. Erst als Sirius den Pyjama an seinem linken Arm bis zur Schulter hinauf schiebt und die schwarze Mondsichel zum Vorschein kommt, verstehe ich, was er meint.
"Wahrscheinlich" Ich zucke die Achseln und nicke dabei mit dem Kopf. "Er will sein Leben so wenig wie möglich vom Mond bestimmen lassen und dann lässt sich sein bester Freund ein Mondtattoo stechen, dass sich verändert, je nachdem wie der Mond gerade steht. Er wird auf jeden Fall nicht glücklich darüber sein!", versuche ich zu erklären.
Mein bester Freund bewegt den Kopf unschlüssig hin und her. "Aber ich will ja nur nie wieder einen Vollmond verpassen. Als wir in Amerika waren und all die tollen Sachen erlebt haben, da haben wir auch einen Vollmond nicht bei Remus sein können. Das hat sich schrecklich angefühlt. Und damit ich mich daran erinnere, wie schrecklich: das Tattoo." Er sieht mich fragend an. "Klingt das irgendwie logisch?"
"Tut es. Irgendwie jedenfalls." Ohne dass wir es bemerkt haben, ist die Tür geöffnet worden und Selena eingetreten. Sie trägt einen weniger kindlichen Pyjama ohne Motive, dafür ist das Oberteil aber aus einem knalligen roten Stoff, während die Hose aus einem schlichten Schwarz ist.
Selena schmeißt sich auf unsere ausgestreckten Beine und sorgt sich nicht, als Sirius und ich ächzen. "Du solltest es aber nicht Euphemia zeigen, sie würde dich ausweiden und auf den Kamin hängen!"
"Würde ich das? Was hat wer jetzt schon wieder angestellt?" Mum steht die Hände in die Hüften gestemmt in der Zimmertür. Selena hat sie offen gelassen.
Augenblicklich, als hätten wir uns abgesprochen, streiten wir gleichzeitig alles ab. Wir reden so lange wirres Zeug durcheinander, bis Mum seufzt und der anklagende Gesichtsausdruck verschwindet. Glück gehabt.
Sie kommt in mein Zimmer herein und lässt sich neben Selena auf die Bettkante sinken. "Ich hoffe, ihr habt für morgen alles gepackt. Ich will nicht, dass es wieder so stressig wie im letzten Jahr wird." Wir winken alle drei ab und beteuern, dass wir sowas von bereit für Hogwarts sind.
Nebenbei werfe ich einen Blick auf meinen Kleiderschrank. Hoffentlich sind alle Schuluniformen gewaschen und da drin, damit ich morgen früh wie geplant alles einfach in meinen Koffer werfen kann. Welcher im übrigen in diesem Moment noch vollkommen leer ist.
Auch Sirius hat meines Wissens noch nicht einen Finger gerührt. Und Selena hat wenn dann alles, was sie in Hogwarts brauchen wird, herausgelegt. Aber fertig gepackt hat sie nie im Leben.
"Also gut." Mum steht auf und ich habe das Gefühl, dass sie genau weiß wie bereit wir sind. Sie wuschelt erst Sirius durchs Haar und drückt ihm dann einen Kuss auf die Stirn. Bei mir macht sie das Gleiche. Bei Selena legt sie ihre Hand an ihre Wange, bevor auch sie einen Gute-Nacht-Kuss bekommt. Ich weiß, wie sehr sie es selbst hasst, wenn man ihre Frisur zerstört, denn Dad hat es schon einmal aus Spaß gemacht. Einmal und nie wieder...
"Ich weiß, ich habe es schon tausend Mal gesagt, aber diese Frisur steht dir wirklich hervorragend, mein Schatz." Mum streicht noch einmal über Selenas Haar und wünscht uns dann eine gute Nacht, ehe sie mein Zimmer verlässt.
Sirius rutscht wie selbstverständlich weiter unter meine Decke und macht es sich auf meinem Kissen gemütlich. Selena krabbelt im selben Augenblick auf meine andere Seite und macht es ihm gleich. "Äh, Leute?", frage ich. Vorwurfsvoll schaue ich von einem zum anderen. Beide grinsen kurz, dann schließen sie die Augen und machen Anstalt einzuschlafen.
Nachdem ich sie noch einen Moment lang fassungslos angestarrt habe, akzeptiere ich mein Schicksal und mache es mir ebenfalls bequem. Ich weiß, dass ich am Morgen einen Fuß im Gesicht und einen Ellenbogen zwischen den Rippen haben werde, aber was solls? Familie ist nun mal Familie!
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(Bildquelle: https://i.pinimg.com/originals/69/de/34/69de343ba2a33b2306494c864f2e9d6c.png)
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