Chapter 44
(Bild: Remus, Sirius, James und Peter)
James Potter P.o.V.:
Wir stehen gerade auf, als Snape den ZAG-Fragebogen in seiner Tasche verstaut und von den Büschen wegtritt, in deren Schatten er gesessen hat. "Alles klar, Schniefelus?", frage ich laut, mich an das Gefühl erinnernd, welches noch vor ein paar Minuten in meinem Inneren geherrscht hat und nun zurückzukommen scheint.
Snape erkennt wohl meine Stimme, denn er lässt seine alte, zerschlissene Tasche fallen, wirbelt herum und hat innerhalb kürzester Zeit seinen Zauberstab auf mich gerichtet. Oh, wow, dass ging schnell. Würde mich nicht wundern, wenn er mal einer der besten Todesser ist. Die Wut in meinem Bauch wächst.
Zu meinen verwirrend starken Gefühlen wegen Evans kommt auch noch die Angst um meine Eltern, die jeden Tag aufs Neue ihr Leben wegen diesen Wahnsinnigen riskieren und die Entschlossenheit, irgendetwas nützliches für die Zaubererwelt zu tun, genau wie meine Eltern. Leute wie Snape sind der Grund für die Schattenseiten des Lebens, die dunklen Stunden, die jeder Mensch auf Verdei und Verderb durchstehen muss.
"Expelliarmus!" Mein Zauber ist meiner Wut entsprechend mächtig und Snapes Zauberstab fliegt erst hoch in die Luft und dann drei Meter von ihm entfernt ins Gras. Sirius lach laut auf, und seit ich seine Animagusgestalt kenne, klingt es für mich wie das Bellen eines Hundes. Snape will zu seinem Zauberstab springen, aber Pad hält ihn mit einem gut gezielten "Impedimental!" auf. Der Lähmzauber sorgt dafür, dass Snape von den Füßen gerissen wird.
Einige Schüler haben sich inzwischen umgewandt. Ein Teil von mir hofft, dass Evans mich sieht, ein anderer weiß ganz genau, dass das nicht der schlauste Wunsch ist. Pad und ich gehen ein paar Schritte auf den am Boden liegenden Snape zu, der laut keucht und mit kaum verstecktem abgrundtiefen Hass in den zusammengekniffenen Augen zu uns aufsieht.
"Wie ist die Prüfung gelaufen, Schniefelus?", frage ich, den Hass in den Augen erwidernd. "Ich hab ihn beobachtet, der war mit der Nase auf dem Pergament.", kommt Pad Snape feixend zuvor. Allerdings habe ich von Schniefelus eh keine Antwort erwartet. "Werden richtige Fettflecken drauf sein", fährt Pad fort. "Man wird kein Wort lesen können..." Einige Umstehende lachen, Wormtail wiehert sogar schrill.
Snape will aufstehen, doch die unsichtbaren Fesseln halten ihn am Boden. "Ihr - wartet nur...", presst er heraus. "Wartet nur!" Sirius zieht amüsiert die Augenbrauen nach oben. "Worauf denn?", fragt er kühl. "Was willst du machen, Schniefelus, deine Nase an uns abwischen?" Snape stößt ein paar Flüche und Schimpfwörter aus, doch sein Zauberstab liegt noch immer drei Meter von ihm entfernt.
Im Augenwinkeln sehe ich, wie Sirius bei "Versager" fast unmerklich zusammenzuckt. "Wasch dir den Mund! Ratzeputz!", meine Stimme klingt so kalt, dass es selbst mich etwas erschreckt. Rosafarbener Schaum quellt aus Snapes Mund und Pad stößt mich dankbar, aber für die Umstehenden nicht erkennbar, in die Seite.
Der Zauber löst sich allerdings schon nach höchstens zwei Sekunden, als ein lautes "Lasst ihn in Ruhe!" hinter uns ertönt. Pad und ich drehen uns um. Lily Evans funkelt uns aufgebracht an. Ein Grinsen tritt ganz automatisch auf meine Lippen und ich fahre mir durchs Haar. "Alles klar, Evans?", die Kälte ist aus meiner Stimme verschwunden, stattdessen ist da ein neckender und vielleicht auch ein rauer Unterton. Letzterer stammt vermutlich von dem Knoten in meinem Hals.
"Lasst ihn in Ruhe.", wiederholt Evans mit unübersehbarer Abneigung in den Augen. "Was hat er euch getan?" Ja, was hat er uns getan, fragt eine leise Stimme in meinem Kopf. Und eine andere antwortet mit Wut und Neid in der Stimme: Wenn er nicht vor fast fünf Jahren im Zug gewesen wäre, dann hätten wir uns anfreunden können, hätten richtige Freunde - vielleicht sogar mehr - werden können.
"Nun", sage ich langsam. "Es ist eher die Tatsache, dass er existiert, wenn du verstehst, was ich meine..." Viele Schüler lachen. Vor allem Sirius und Peter. Nur Remus, der immer noch hinter seinem Buch versteckt ist, und Lily und auch Sel, die ein paar Schritte hinter ihrer besten Freundin steht, blicken ernst drein.
"Du glaubst, du wärst lustig.", sagt Evans kalt. "Aber du bist nichts weiter als ein arroganter, lumpiger Quälgeist, Potter. Lass ihn in Ruhe!" "Wenn du mit mir ausgehst, Evans.", sage ich rasch, ehe mich der Mut verlässt. "Komm schon... Geh mit mir aus und ich richte nie wieder den Stab auf den ollen Schniefelus."
Die Abneigung in Evans Augen wächst und ich nehme dumpf den Schmerz in meiner Brust wahr, als sie ihre nächsten Worten sagt. Es fühlt sich an, würde sie sie mir einzeln ins Gesicht schlagen. "Mit dir würd ich nicht ausgehen, selbst wenn ich nur die Wahl hätte zwischen dir und dem Riesenkraken."
"Na, so ein Pech, Prongs.", meint Sirius und wendet sich wieder Snape zu. "Oh!" Noch bevor ich mich durch Pads überraschten Laut angetrieben ebenfalls umdrehen kann, zuckt ein Lichtblitz und mich trifft eine Art unsichtbare Peitsche an der Wange. Ich spüre, wie mir das Blut über die Haut rinnt und auf meinen Umhang spritzt, während gleichzeitig der Schmerz so heftig in mir pulsiert, wie es Evans Worte gerade geschafft haben. Das war - da wette ich drauf - ein schwarzmagischer Fluch. Und das auch noch von hinten. Schniefelus ist so ein verabscheuungswürdiger Feigling.
Einen funkelnden, klitzekleinen Augenblick lang sehe ich den Schreck und die Sorge in Evans Augen, aber dann bin ich schon herumgewirbelt und Lilys Gesicht ist verschwunden. Ich hebe den Zauberstab und Snape hängt einen weiteren Lichtblitz später kopfüber in der Luft. Der Umhang ist ihm über den Kopf gerutscht und nun sind seine blassen, mageren Beine und seine angegraute Unterhose für alle sichtbar.
Viele um uns herum johlen, doch ich erhasche einen Blick in Selena's und Remus' Gesicht, worin nur Mitleid steht. Es gibt nur wenige, die ebenfalls Mitleid zeigen oder nicht amüsiert aussehen. Snape ist weder besonders beliebt - Welcher mürrische, immer schlecht gelaunte und schwarze Magie benutzender Schüler wäre das schon? - noch sind seine Slytherin-Freunde - die, die ihm so ähnlich sind - anwesend. Sie müssen nach der Prüfung in die Kerker gegangen sein.
Lily scheint wütend zu sein. Und die lauten Lacher, die Pad, Wormtail und ich ausstoßen, besänftigen sie nicht gerade. Doch für den Bruchteil einer Millisekunde habe ich das Zucken ihrer Wundwinkel gesehen. Es war nur ein unglaublich kleines, beinahe unsichtbaren Zucken, doch es war da.
"Lass ihn runter!", verlangt sie schließlich. "Klar doch" Ich lasse meinen Zauberstab hochschnellen und Snape stürzt auf den Boden, wo er zu einem faltigen Haufen zusammensackt. Er befreit sich, so schnell er kann und rappelt sich mit erhobenem Zauberstab auf. Bevor er einen von uns noch einmal verletzten kann, meint Sirius:"Petrificus Totalus!" Snape kippt vornüber und fällt erneut ins Gras, steif und unbeweglich wie ein Brett.
"LASST IHN IN RUHE!", schreit Lily, nun auch den Zauberstab gezückt. Ich sehe Sel hinter ihr unruhig zwischen uns allen hin und her schauen. Meine Stimme ist bei meinen nächsten Worten vollkommen ernst:"Ah, Evans, zwing mich nicht dich zu verhexen."
"Dann nimm den Fluch von ihm weg!", zischt Evans jetzt mit vor Wut zitternder Stimme. Anscheinend ist der Spaß vorbei. Ich seufze tief, drehe mich zu Snape um und murmle den Gegenfluch. "Na bitte", meine ich leise, während sich Snape aufrappelt. "Du hast Glück, dass Evans hier ist, Schniefelus..."
"Ich brauch keine Hilfe von dreckigen kleinen Schlammblüterinnen wie der!", spuckt Snape aus. Das Blut in meinen Adern scheint zu gefrieren, alles in mir wird zu Eis. Meine Augen liegen auf Evans. Sie blinzelt. Sonst macht sie nichts. Aber ich glaube zu sehen, wie etwas aus ihren Augen verschwindet. Es ist nur ein winziger Augenblick, ein Schatten, aber ich bin mir sicher, dass in diesem Moment etwas in ihr gestorben ist. Ein kleiner Funkeln in ihren wunderschönen Augen erlischt.
"Schön", sagt Lily kühl, von allen Umstehenden neugierig beäugt. "In Zukunft ist es mir egal. Und an deiner Stelle, Schniefelus, würde ich mir mal die Unterhose waschen."
Ich hebe den Zauberstab und erhebe ihn drohend gegen Snape. "Entschuldige dich bei Evans", meine ich laut, die freie Hand zur Faust geballt, damit ich ihm nicht gleich eine reinhaue.
"Ich will nicht, dass du ihn zwingst sich zu entschuldigen!" Evans sieht mir nun direkt in die Augen. "Du bist genauso schlimm wie er." "Was?" Ich ringe nach Luft. Dass kann nicht sein. Dass kann sie nicht wirklich denken. "Ich würde dich nie eine... Du-weißt-schon-was nennen!"
"Zerwuschelst dein Haar, weil du glaubst, es wirkt cool, wenn es aussieht, als ob du gerade vom Besen gestiegen wärst, gibst mit diesem blöden Schnatz an, gehst durch die Korridore und verhext jeden, der dich nervt, nur weil du's eben kannst - Mich wundert's, dass dein Besen mit so einem Hornochsen wie dir drauf überhaupt abheben kann. Du machst mich KRANK." Evans wirbelt herum und eilt davon. "Evans! Hey EVANS!", rufe ich ihr nach, doch sie dreht sich nicht mehr um.
"Was ist los mit ihr?", frage ich, darum bemüht ein möglichst entspanntes Gesicht aufzusetzen. "Wenn ich so zwischen den Zeilen lesen, Mann, würd ich sagen, sie hält dich für ein bisschen eingebildet.", sagt Sirius neunmalklug. Als ob ich das noch nicht herausgehört hätte. "Na schön. Schön..." Ich hebe den Zauberstab, ein Lichtblitz und Snape hängt wieder kopfüber in der Luft. "Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhose ausziehe?"
Ich bemerke Sel erst, als sie mit einer ruckartigen Bewegung meinen Zauberstab nach unten drückt. Snape fällt zu Boden und richtet sich - mal wieder - mit vor Wut verzogenen Lippen auf. "Es reicht!", zischt Selena leise. "Ihr hattet euren Spaß." Sie sieht erst mir fragend in die Augen, dann Sirius.
Pad verdreht die Augen, doch knickt schließlich ein und ich antworte ihr, indem ich den Zauberstab locker lasse und in meiner Umhangtasche verschwinden lasse. Ich halte ihn aber fest umklammert für den Fall, dass Snape noch einmal anzugreifen versucht. Sel wirft einen sorgevollen Blick hinter Evans her, doch die ist schon gleich beim Schlossportal angekommen.
Ich behalte Snape im Auge, hinter dem jetzt einige Slytherins auftauchen, ganz vorne Alexander Malfoy. Er mustert die Szenerie argwöhnisch und mustert erst meine blutende Wange, dann Snape, an dessen Kinn ein wenig rosa Seifenlauge hängt. Snape hebt seinen Zauberstab auf, macht aber, jetzt wo sein Anführer da ist, keine Anstalt ihn zu benutzen.
"Was ist hier passiert? Wieder eines eurer unfairen Duelle?", erhebt Malfoy die Stimme und seine Kumpels hinter ihm richten sich auf. Ich bemerke aus dem Augenwinkel, wie Peter und Remus näher an uns herantreten und sich ebenfalls zu ihrer vollen Größe aufrichten.
Selena schnaubt abfällig. "Das ist eher eure Art. Wie du siehst, Arschloch, konnte sich Schniefelus bestens verteidigen." Sie deutet auf meine Wange und gibt dann erst mir und dann ihrem Zwilling einen Schubser in Richtung Schloss. Ich werfe Pad einen verwirrten Blick zu, mit der stillen Frage, wieso Sel so ein gefährliches Glitzern in den Augen hat und was mit ihr los ist.
"Und jetzt wollt ihr einfach so verschwinden? Ohne eine Entschuldigung?" Malfoy klingt belustigt. Und herablassend, aber vor allem so, als würde ihm das alles hier einen Heiden Spaß machen. Sel kneift die Augen zusammen und tritt vor ihn. Die beiden stehen keinen halben Yard voneinander entfernt, doch keiner von ihnen weicht zurück.
"Snape ist der, der jemanden eine Entschuldigung schuldet, Malfoy. Und das weiß er auch. Wobei..." Sie wirft über Malfoys Schulter einen Blick auf Snape. "Vielleicht kann er sie sich sparen, Lily weiß jetzt vermutlich endlich, welchen Abschaum sie zum Freund hatte. Menschen zeigen einem ja bekanntlich ihr wahres Gesicht erst zum Schluss, nicht wahr, Malfoy?"
Der Slytherin runzelt die Stirn. "Soll das eine Muggel-Weisheit sein, Black? Wenn ja, dann ist sie nicht besonders gut, würd ich meinen." Sel schnaubt und als sie sich auf dem Absatz umdreht, bin ich überrascht, wie viel ehrlicher Hass in ihren Augen steht.
Ohne ein weiteres Wort wendet sie sich in Richtung Schloss und eilt ihrer besten Freundin hinterher, die Schritte so voller Wut, dass ich besorgt die Stirn runzle und Sirius nocheinmal einen fragenden Blick zuwerfe. Doch auch er schaut mich in dieser Sekunde mit einer steilen Falte auf der Stirn an. Genauso ratlos und genauso besorgt.
***************************************
(Bildquelle: https://i.pinimg.com/736x/79/a4/e0/79a4e046985190cfc12d5936d0e761e8--creepypasta-walking.jpg)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top