Chapter 41

(Bild: Große Halle während der Zaubergrad-Prüfungen)

Selena Black P.o.V.:

Sirus' Augen sind leer und dunkel als er, nachdem er die wenigen Zeilen gelesen hat, wieder aufsieht. Ich sitze nur da, ihn starr ansehend und die Worte von dieser psychopathischen Frau im Kopf. 

Mein Zwillingsbruder springt auf, so plötzlich, dass ich heftig zusammenzucke und ihm mit geweiteten Augen hinterherschaue, wie er zwei Schritte geht. Weiter kommt er nicht. James neben mir ist aufgestanden. "Warte", seine Stimme ist kühl, fast schon abweisend, was mich verwundert zu ihm aufsehen lässt.

Jetzt haben sich mehrere Köpfe zu uns umgedreht. Dank der Prüfungen der Fünftklässler, die mit ihrer aufgeregten Stimmung auch die anderen Schüler angesteckt haben, wird heute in der Großen Halle nur geflüstert, und so hört jeder einzelne hier James' Worte.

James streckt seine Hand aus, in der er einen Brief aus weißem Pergament und blauer Tinte hält. "Ihr habt den falschen Brief geöffnet, der hier ist von Zuhause." Er wedelt mit dem Pergament, den Blick immer noch unergründlich, und Sirius nimmt es ihm langsam ab. 

Ich folge Sirius Augen, die schnell über die Zeilen huschen und bei den letzten Worten - wenn ich das richtig sehe - etwas feucht werden. Wieder bewegt er sich abrupt, wobei er erst mir den Brief in die Hand drückt und dann ohne Umschweife oder zu Zögern über den Tisch hüpft. Die fließende Bewegung erinnert mich an einen Hund, so schnell und elegant hat er sich über die breite Tischplatte geschwungen.

Die Stirn gerunzelt sehe ich zu, wie Sirius James fest umarmt und mit leiser und rauer Stimme "Danke, Bruder" sagt. Gespannt, aber mit einer Vermutung wende ich die Augen von James, der jetzt doch nicht mehr so ernst dreinschaut, und meinem Bruder, der seinen besten Freund gar nicht mehr loslassen will, ab.

Liebe Kinder, 

Euphemia und ich wünschen euch heute und in den nächsten Tagen ganz viel Erfolg und Glück und was ihr sonst noch braucht, um diese Prüfungen nach euren Wünschen zu meistern. Wir hoffen, dass ihr, wie viele ZAGs ihr auch immer bekommt, mit eurem Ergebnis zufrieden seit. Macht euch nicht zu viele Sorgen und gebt euer Bestes - mehr könnt ihr sowieso nicht tun.

Wir denken an euch und drücken euch die Daumen.

Haben euch lieb

Mum und Dad

Mit zittrigen Atemzügen und einem breiten Lächeln blicke ich auf. Und sehe Professor McGonagall mit wütendem Blick auf Sirius zumarschieren, der sich doch dazu entschieden hat James nicht zu erdrücken. Ich räuspere mich und lenke so die Augen der anderen auf unsere Lehrerin. 

"Mister Black, wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie heute, wo Vertreter des Ministeriums im Haus sind, einfach mal so über Tische springen können? Das...", sie hält inne, als sie auf die Stelle deutet, über die Sirius eben gehüpft ist und ihr Blick dabei auf den noch immer offen liegenden Brief von Walburga Black fällt. 

Sie liest ihn nicht, dafür sieht sie ihn zu kurz an, aber sie überfliegt die ersten und letzten Worte, und dann huschen ihre strengen und aufmerksamen Augen zu dem Brief in meiner Hand. Sie kneift die Augen zusammen, bevor sie mit so leiser Stimme, dass sie nur die, die die Hälse recken verstehen können, sagt:"Ich hoffe für Sie" Sie schaut Sirius und mich bedeutungsvoll an. "Dass Sie Ihre Leistungen nicht von einem Brief beeinflussen lassen. Ich erwarte, dass Sie in ihren Prüfungen Wunder vollbringen, vor allem in Verwandlung. Werden Sie meine Erwartungen erfüllen?"

Sirius nickt grinsend mit dem Kopf und deutet auf den Brief von Euphemia und Fleamont. "Mit Eltern, die mir die Daumen drücken? Auf jeden Fall, Professor!" McGonagalls Augen wandern zu mir. Auch ich grinse und sage mit einem kurzen Blick auf den Brief in meiner Hand:"Natürlich, Professor, ich habe vor meine Eltern stolz zu machen.", dabei lege ich einen Arm um James und ziehe ihn und Sirius näher zu mir. "Unsere Eltern"

James hebt den Zauberstab und richtet ihn auf den Brief, der vor uns auf dem Gryffindortisch liegt. Doch bevor er ihn in Flammen aufgehen lassen kann - oder was auch immer er vorhatte - hebt unsere Hauslehrerin die Hand. "Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich dieses Schriftstück aufbewahren. Vielleicht ist es Ihnen noch nützlich.", dieses Mal können wirklich nur wir sechs sie hören, so leise redet sie. 

"Sie meinen...?", beginne ich langsam. McGonagall nickt. "Nur für den Fall..." Sirius schaut mich fragend an, als die Professorin mit einem normal laut gesagtem "Viel Erfolg, Ihnen allen." und den einen Brief vor sich herschwebend davongeht.

"Für welchen Fall?", fragt Sirius. James wirft mir einen Blick zu und einen Moment später grinsen wir uns an. "Für den Fall, dass es den Blacks nicht passt, dass ihr auch die Sommerferien in eurem richtigen Zuhause verbringt, du Idiot.", meint er, einen Arm um Sirius legend. 

Geben Sie die Zauberformel für die Verwandlung eines Kolibris in einen Adler an.

Das ist leicht. Colubris Aquila, schreibe ich mir gewohnt gerader Schrift auf die freie Zeile und wende mich der nächsten und letzten Frage zu:

Wie wird die Verwandlung eines Tieres innerhalb einer Rasse genannt?

Ich weiß es, da bin ich mir sicher. Ich habe davon gelesen und mir den Begriff genau eingeprägt, weil es ein langer und komplizierter ist. Und ich habe mir eine Art Eselsbrücke zusammengelegt. Nur welche? 

Ich lege den Kopf in den Nacken und sehe mir die Schläfen massierend zu der verzauberten Decke hoch. Der Himmel ist klar, sommerlich, typisch für Anfang Juli. Meine Gedanken kreisen um sämtliche meiner Aufzeichnungen, um alle Sätze, die ich mir zum lernen auf Pergamentstücke geschrieben habe und um die Bücher, die ich mir für Verwandlung aus der Bücherei ausgeliehen habe. 

Doch es bringt nichts. Mir fällt die Antwort auf die letzte offene Frage, die ich noch zu beantworten habe, nicht ein. Ich zwinge mich tief durchzuatmen und meinen Kopf vollkommen zu leeren. Vielleicht sollte ich die Worte aus der Frage in eine andere Sprache übersetzen. Einfach so zum Spaß. Ich war schon immer sehr gut in Sprachen und vielleicht ist im französischen, spanischen oder lateinischen ein Wort dabei, dass mich weiterbringt. 

Ich blicke auf die Wörter vor mir. Die Schlüsselwörter sind wohl Verwandlung, Tier und Rasse. Ich beschließe mit Französisch zu beginnen. Verwandlung bedeutet conversion, transformation oder... métamorphose! Ha!

Ich brauche nicht weiter mit Sprachen, die ich vor langer Zeit eingeprügelt bekommen habe, herumzuspielen. Ich beuge mich über meinen Prüfungsbogen, greife nach meinem Federkiel und schreibe nach einem raschen Blick auf die riesige Uhr, die über dem Lehrertisch schwebt, Metamorphose in die letzte Zeile. 

Geschafft. Ich habe meine erste ZAG-Prüfung ganz ausgefüllt und bin mit so ziemlich jeder Frage und Antwort zufrieden. Ich lege die Feder weg, verschließe das Tintenfass vor mir und blättere dann noch einmal durch die Pergamentblätter. Sobald ich mir sicher bin, dass ich nichts mehr ausbessern will, lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück und lasse meinen Blick durch die Große Halle schweifen. 

Sirius sitzt drei Reihen vor mir. Professor McGonagall persönlich hat ihn, nachdem sie ihn am Tisch neben James' entdeckt hat, dorthin gesetzt. Auf den Plätzen die ihn umgeben sitzen nur Leute aus anderen Häusern von denen selbst unsere Lehrerin weiß, dass sie Sirius nicht besonders gut kennen. 

Sobald die Professorin meinen Bruder untergebracht hat, hat sie sich James vorgenommen und ihn von Remus weggesetzt. Er sitzt jetzt ganz vorne in der ersten Reihe neben zwei Hufflepuffs. Peter ist schon bevor McGonagall von James zurückkommen konnte zwei Reihen von Remus weggerutscht, was unsere Lehrerin mit einem zufriedenen Nicken quittiert hat. 

Und dann hat sie sich mir zugewendet. Ich war zwar nicht in der Nähe der Rumtreiber, aber dafür bei Lily, was ihr überhaupt nicht gefallen hat. Sie ist auf mich zugekommen und hat mich dann in die letzte Reihe geführt - was ich gut finde. So habe ich einen hervorragenden Blick über alles und fühle mich nicht beobachtet. Auch nicht von dunklen, kalten Augen, die sich gegenwärtig im Anwesen der Blacks in London befinden müssten. 

Am Anfang hatte ich ein wenig Angst, dass mich bei all der Aufregung und dem Druck der Brief von Walburga Black mitten in der Prüfung überfallen könnte, aber sobald ich erst einmal die erste Frage gelesen habe, ist alles um mich herum verschwommen. Ich habe nichts mehr mitbekommen. Keine Gedanken an etwas außerhalb des Verwandlungsunterrichts zugelassen. 

Nicht einmal Alexander spukte wie sonst in meinem Kopf. Erst jetzt, wo mein Blick auf seine blonden, nach hinten gegeelten Haare fällt, spüre ich wieder diesen stechenden Schmerz in meiner Brust und die Erinnerungen an gemeinsame Stunden spielen sich vor meinen Augen ab. 

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter, als er sich aufrichtet und unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutscht. Er wedelt mit seiner Feder, die er, wie wir alle, vom Ministerium bekommen hat damit er nicht schummeln kann, und blickt sich im Raum um, als würde die Antwort, die ihm nicht einfällt, an einer der Wände stehen. 

Ich bemerke, wie sein Blick bei Remus hängenbleibt und er reibt sich über das Kinn und über die Schläfe. Es sieht aus, als ob er tief in Gedanken versunken ist, als ob er gerade nicht an die Prüfung vor ihm denkt. 

Wie gerne ich es sehen würde, dass er seine ZAGs verhaut. Wie sehr ich es genießen würde, wenn er einen Brief bekommt, der ihm total die Laune verdirbt. Ich stocke. Aber nicht nur seine Laune würde unter schlechten Noten leiden, seine Eltern würde bestimmt auch nicht begeistert davon sein. 

Oh, verdammt! Wieso kann ich ihn nicht hassen? Ihm nicht diese Schmerzen wünschen? Wieso muss ich nachdem er mich so sehr verletzt hat immer noch Mitleid mit ihm haben und darauf hoffen, dass er Noten schreibt, die seinen Eltern genug sind? 

Ich balle die Fäuste und löse sie nach einigen Sekunden wieder. Ich muss meine Gefühle unter Kontrolle bringen. Ich kann ihm nicht länger aus dem Weg gehen und nur die Geheimgänge des Schlosses benutzen, wenn ich in ein anderes Klassenzimmer will. Von jetzt an werde ich mich ihm und seinen vermaledeiten blauen Augen stellen. Vielleicht kann ich ihn dann wieder hassen, wie ich es noch vor einem Jahr getan habe...

Mein Entschluss wird schneller auf die Probe gestellt als ich es erwartet habe. Nachdem wir Fünftklässler auch noch die praktische Prüfung in Kräuterkunde und ich und Lily am Nachmittag das einzige Exam in Alte Runen hinter uns gebracht haben, beschließen wir völlig erledigt vom Tag, die Bücher, die wir uns für unser Wahlfach ausgeliehen haben, zurück in die Bibliothek zu bringen. 

Doch ein gewisser Slytherin, der auch Alte Runen belegt hat, scheint dasselbe vor zu haben, jedenfalls erscheint er in unserem Blickfeld, als wir in den Gang einbiegen in dem sämtliche Bände und Ausgaben von Alte Runen leicht gemacht und Zaubermanns Silbentabelle zu finden sind. Ich bleibe einen Moment lang wie angewurzelt stehen, dann, als Alexander Malfoy aufblickt und mich der kühle Blick aus seinen stechend blauen Augen trifft, fällt mir wieder ein, dass ich mich ihm stellen will, dass ich ihm nicht länger aus dem Weg gehen will. 

Also gehe ich ohne ihn zu beachten an ihm vorbei und beginne damit die Bücher in meinen Händen in die richtigen Regalreihen zu stellen. Lily lässt sich ihre leichte Überraschung nicht anmerken und beachtet Alexander ebenfalls nicht. Sie stößt sogar mit der Schulter gegen seine, als wäre er unsichtbar für sie. 

Das hätte sie allerdings nicht machen sollen, denn Malfoy wirbelt sofort herum und funkelt sie von oben herab an. "Wag es nicht mich zu berühren, Evans!" Ich sehe die Wut und den Hass in ihren Augen als sie sich langsam zu ihm umdreht. "Entschuldige, hast du etwas gesagt? Weißt du, manchmal verstehe ich etwas nicht, wenn es von Arschlöchern gesagt wird.", ihre Stimme klingt gespielt entschuldigend, was gleichzeitig unglaublich herablassend wirkt. 

"Pass auf was du machst oder sprichst, Evans, ich will nicht gezwungen sein darüber nachzudenken, wie schmutzig dein Blut ist." Das reicht. Ich schiebe mich vor Lily, und da ich einen halben Kopf größer bin, wirkt Malfoy nicht mehr ganz so groß. Es kommt mir vor, als würde sich etwas in Malfoys Blick verändern, fast so, als würde er mich zum ersten Mal klar sehen. 

"Entschuldige dich bei ihr, Malfoy, oder ich werde mich gezwungen fühlen über gewisse Geheimnisse nachzudenken."Malfoys Lippen verziehen sich zu einem spöttischen Lächeln. Ich kann nicht fassen, dass ich einmal nicht genug von diesen Lippen bekommen konnte! 

"Das würdest du nicht tun, dass wissen wir beide. Und selbst wenn..."Er geht rückwärts bis er das Ende des Ganges erreicht hat. "...wer würde dir denn glauben?" Er dreht sich um und stolziert den Hauptgang hinab, seinen halb aufgeräumten Stapel Bücher einfach liegen lassend.









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(Bildquelle: img4.wikia.nocookie.net/__cb20131026124534/harrypotter/de/images/0/0a/ZAG.png)


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