Chapter 32

(Bild: Frank Longbottom)


Selena Black P.o.V.:

Da Remus' Kräfte aufgrund des bevorstehenden Vollmondes schwinden, haben wir über seinen Kopf hinweg entschieden, dass wir die Karte erst weiter gestalten und verzaubern, wenn er wieder auf den Beinen ist. Die Osterferien beginnen sowieso in einer Woche, sodass wir in den freien Tagen genug Zeit dafür haben werden. 

Obwohl sich meine Freunde wahnsinnig auf die Ferien freuen, denke ich nicht, dass es möglich ist, dass sie genauso aufgeregt wie ich sind. Alec und ich haben uns in der letzten Zeit nur selten gesehen, einmal die Woche, wenn überhaupt. In den Osterferien werden wir mehr Zeit füreinander haben, da bin ich mir sicher. 

Ich bin ganz in Gedanken bei dem regnerischen Treffen am See, dass ich mit Alec hatte - auch wenn er das nicht weiß. Ich muss daran denken, wie er gesagt hat, dass er kein Interesse an anderen Mädchen hat und wie er meinte, dass unsere Beziehung auch ja geheim bleiben muss, damit ich nicht in Gefahr komme. Ein Ellenbogen in meinen Rippen reißt mich aus meinen glücklichen Erinnerungen. "Die Post kommt.", meint Sirius und deute nach oben auf die Hunderten von Eulen, die in die große Halle geflogen kommen.

Ich mustere die Vögel genauer und sehe einen großen, braunen Waldkauz auf uns zusteuern. Ich erkenne das Tier sofort. Es ist die Eule der Potters, Gabriel. Er trägt nicht nur einen weißen Brief, sondern auch ein kleines, braunes Paket. "Ein Brief von Zuhause.", sagt Sirius mit einem so breiten Lächeln, dass es mich ansteckt. Ich bemerke, wie James trotz dem Frühstück in seinem Mund ebenfalls breit lächelt, als er Sirius' letztes Wort hört, was mich angeekelt den Blick abwenden lässt. Ich hatte noch nie irgendwelche Ambitionen halb zerkauten Speck zu sehen. 

Sirius drückt mir meinen Teil der Süßigkeiten aus dem Paket in die Hand und hält mir das Briefpapier vor die Nase, nachdem er es überflogen hat. Gespannt lese ich Euphemias und Fleamonts Worte. 

Lieber James, lieber Sirius, liebe Selena,

wie geht es euch? Lernt ihr auch fleißig für eure Prüfungen? Ach, was frage ich! Wahrscheinlich habt ihr heuer noch nicht einmal die Bibliothek betreten! Aber muss ich euch wirklich daran erinnern, wie wichtig die ZAG's sind? Sagt Remus, dass er nicht damit aufhören soll euch zum Lernen aufzufordern. 

Aber genug mit dem elterlichen Gemecker. Fleamont und ich haben uns überlegt, dass wir in den Sommerferien in den Urlaub fliegen könnten. Was haltet ihr davon? Frankreich und Amerika sind in der engeren Wahl, aber wir können uns einfach nicht entscheiden. Beide haben eine spannende Geschichte und Kultur, die sogar euch Teenager begeistern wird. Schreibt uns doch bitte, wo ihr lieber hinreisen wollt und was ihr dort dann alles erleben wollt. 

Passt auf euch auf und stellt nicht zu viel Unsinn an - Ich habe die letze Eule von Minerva nicht vergessen!

In Liebe Mum und Dad

Ganz unten, am Rand des Briefes, stehen noch ein paar Sätze in einer unordentlicheren Handschrift, die eindeutig Fleamont gehört. Ich kann mir vorstellen, dass er die Worte dazugeschrieben hat, nachdem er sicher war, dass Euphemia seine Worte nicht mehr lesen wird.

Was ist denn mit euch los, Kinder? Es kamen dieses Jahr erst zwei Briefe, und beide wegen Stinkbomben. Braucht ihr neue Ideen oder seid ihr geschickter im vertuschen und weglaufen geworden? Wenn es die Ideen sind, könnt ihr mir gerne schreiben, mir fällt bestimmt etwas ein. 

Grinsend gebe ich den Brief an James weiter, der ihn genauso amüsiert, wie Sirius und ich es getan haben, überfliegt. Als er fertig ist, schüttelt er lachend den Kopf und murmelt:"Ach, Dad." Dann sieht er aufgeregt auf, während er Remus das Papier hinhält, damit er die für ihn bestimmten Worte lesen kann. "Also, wo wollt ihr hin? Frankreich oder lieber nach Amerika?" Sirius und ich sehen uns an und sagen dann synchron:"Amerika" James nickt zustimmend. "Würde ich auch sagen." 

Sirius und ich waren erst einmal in einem anderen Land, aber da wir damals nur die Älteste der spanischen Reinblüterfamilien besucht haben und das Anwesen der Alvarez nicht verlassen haben, kann man das eigentlich nicht als Urlaub bezeichnen. Eher als Gefängniswechsel. 


Sirius und James sind den restlichen Tag furchtbar unruhig wegen dem bevorstehenden Urlaub - obwohl es noch fast drei Monate sind, bis wir wieder im Hogwarts Express sitzen und nach Hause kommen. Ich will nicht bestreiten, dass ich mich darauf freue, aber ich jage deswegen nicht Sachen in die Luft. Ich sehe nur dabei zu. Remus steht neben mir, an die kalte Wand gelehnt und regelmäßig seufzend. Als Prongs allerdings den Zauberstab hebt, verabschiedet er sich hastig mit den Worten:"Ich werde heute sicherlich nicht vor Filch weglaufen. Wir sehen uns im Unterricht." 

Pad schaut ihm besorgt hinterher und Prongs wartet noch ein paar Sekunden, bis Moony weit genug von uns entfernt ist, bevor er erneut den Zauberstab hebt und ein rotes Kissen aus dem Zauberkunstunterricht mit einem lauten Knall platzen lässt. Ich stoße mich von der Wand ab und renne an der Seite von James und Sirius auf den Geheimgang zu, der gegenüber von dem Klassenzimmer hinter einem Wandteppich verborgen ist. Das Adrenalin rauscht in meinen Adern und mein Herz pocht mir in den Ohren, als ich Filch rennende Schritte höre und seine erzürnte Stimme:"Wer war das? Wer wagt es auf den Gängen zu zaubern? Und das auch noch vor Unterrichtsbeginn!" 

Und das Lachen verkneifend laufen wir die Stufen der geheimen Treppe hinunter, bis wir schließlich in der Nähe der Eingangshalle wieder aus dem finsteren Gang heraus stolpern. Wir gehen einige Schritte ganz normal in Richtung Zaubertränkeklassenzimmer und ich nicke Professor Slughorn fröhlich zu, damit er uns im Fall der Fälle ein Alibi gibt, doch sobald kein Schüler oder Lehrer mehr in Sicht ist, schlüpfen wir hinter der Statue von einem alten Zauberer mit riesiger Nase in einen weiteren Geheimgang, welcher uns in einen Gang nicht weit entfernt vom Astronomieturm bringt. 

Wir laufen die nur spärlich von Fackeln beleuchteten Treppen hinauf und Prongs klappt das Gemälde, das uns noch von den offiziellen Gängen trennt, nur einen Spaltbreit auf und wirft zwei Stinkbomben in Mitten der Schülermenge, die gerade vorbei geht. Wahrscheinlich waren sie gerade auf den Weg zu Wahrsagen, ihren Büchern und ihren betrübten Gesichtern nach zu urteilen. Es scheint, als ab sie alle erst einmal eine Dusche brauchen, bevor sie den Unterricht besuchen können. Wir beobachten die kreischenden und vereinzelt auch lachenden Drittklässler noch einen kurzen Augenblick durch das für uns durchsichtige Gemälde und machen dann kehrt, um in Richtung Verwandlungsklassenzimmer zu laufen. 

Das Gefühl, dass mich durchströmt ist himmlisch. Was Filch wohl gerade macht? Ich wette, er brüllt gerade irgendwelche unschuldigen Schüler an und fragt sie, ob sie denjenigen gesehen haben, der das war. Was im Grunde bedeutet, dass er fragt, ob jemand uns Rumtreiber oder Peeves gesehen hat. Ich öffne das Verwandlungsklassenzimmer mit einem einfachen Alohomora und schnell schließen wir die Tür hinter uns, bevor uns noch jemand sieht wie wir den Raum betreten. 

"Wisst ihr noch den Zauber, der Gegenstände an der Decke kleben lässt?", fragt Pad nachdenklich und Prongs und ich nicken grinsend. "Guter Einfall, Pad, aber ich denke nicht, dass Gonnie das lange aufhalten wird.", wirft Prongs ein, doch mein Zwilling und ich zucken nur mit den Schultern. "Darum geht es ja nicht.", sage ich, während Padfoot sagt:"Gonnie kann jeden unserer Zauber innerhalb von Sekunden wieder rückgängig machen." James nickt geschlagen. "Ihr habt recht." Und damit hebt er wieder seinen Zauberstab und wir machen es ihm gleich. 

In nur wenigen Minuten haben wir es geschafft, dass sämtliche Bücher, Stifte und Stühle an der Decke kleben und mit einem stolzen Blick zurück verlassen wir das Klassenzimmer wieder. Doch als ich gerade die Tür hinter uns schließen will - und dabei hätte ich mir nicht die Mühe gemacht sie wieder magisch zu verschließen, da ja eh klar ist, dass jemand im Raum war - ertönt eine schneidende Stimme hinter mir. "James Potter, Sirius Black, Selena Black, was hat Sie veranlasst mein Klassenzimmer zu betreten?" 

"Oh, nein. Gonnie!", murmelt James und auch Sirius flucht leise. Langsam drehe ich mich um und sehe Professor McGonagall nur ein paar Meter von uns entfernt auf uns zu hasten. Sie hat uns längst erkannt, was er sinnlos macht wegzulaufen. 

Wieso haben wir den Tarnumhang nicht übergezogen? Oder die Karte des Rumtreibers benutzt? "Wir werden nie wieder so spontan losziehen!", zische ich den Jungs zu, die augenblicklich synchron nicken. Sie sind wie ich wohl schon in Gedanken bei den Stunden voller Strafarbeiten und vorwurfsvollen Blicken. 


Als wir schließlich im Unterricht sitzen, lacht uns nicht nur Remus aus, weil wir in der zweiten Ferienwoche alle drei jeden Abend nachsitzen müssen, sondern auch Lily ist schadenfroh und sagt Dinge wie "Ein paar Drittklässler mit Stinkbomben bewerfen? Gib zu, dass ihr das Nachsitzen verdient habe!" oder "Wegen euch wurden uns Punkte abgezogen. Du solltest dich öfter melden." Peter dagegen lacht weder, noch gibt er Ratschläge. Er ist beleidigt, weil wir ihn nicht mitgenommen haben. Dabei war er es, der am Morgen nach ein paar weiteren Minuten Schlaf gebeten hat. 

Doch wir lassen uns von der Aussicht auf eine arbeitsreiche Woche nicht den Spaß verderben. Wir bringen den Vormittagsunterricht hinter uns und lassen beim Mittagessen die Blicke unserer Mitschüler über uns ergehen. Es ist schon lang nicht mehr vorgekommen, dass ein mehr oder weniger geplanter Streiche-Marathon von uns so schief gelaufen ist. Doch eines ist uns auf jeden Fall gelungen: Remus wurde abgelenkt. Sowohl von der Erschöpfung, die ihn schon heute quält, als auch vor seiner Angst vor dem Vollmond und seiner damit einhergehenden Verwandlung, die er aber immer herunterspielt. 

In der Verwandlungsdoppelstunde wirft uns Professor McGonagall von ihrem nun wieder stehenden Pult aus immer wieder strenge Blicke zu, vor allem, als Sirius in Gelächter ausbricht, weil er ihre Lieblingsfeder noch immer an der Decke klebend entdeckt hat. "Mr Black und Mr Potter", ermahnt sie Sirius und James, der inzwischen von Sirius angesteckt wurde, was für den Rest der Klasse ein lustiger Anblick ist. Die beiden haben die Arme um die Schultern des anderen gelegt, um nicht von ihren Stühlen zu fallen und bekommen vor Lachen beinahe keine Luft mehr. 

Ich weiß zwar nicht, was genau so komisch ist, denn eine an der Decke klebende Feder ist in Hogwarts eine weniger eigenartige Sonderheit, aber langsam überkommt auch mich ein Kichern, das ich nur schwer zurückhalten kann. Ich halte mir die Hände vor den Mund, was Lily dazu bringt mich anzusehen. Sie zieht die Augenbrauen nach oben und funkelt mich warnend an, aber das bringt das Fass zum überlaufen und ich vergrabe das Gesicht in den Händen, haltlos kichernd. 

"Ms Black", ertönt McGonagalls scharfe Stimme, aber ich weiß, dass wenn ich sie jetzt ansehe, muss ich nur noch mehr lachen. "Nun, wenn Sie es denn so wollen. Sie werden in den Ferien statt zwei Stunden drei Stunden nachsitzen. Vergeht ihnen damit das Lachen?" Sirius und James verstummen sofort und beginnen damit zu protestieren, was mir Zeit gibt, mir die Lachtränen aus den Augen zu wischen. 


Ich gehe gerade mit Lily als letzte aus dem Verwandlungsklassenzimmer, als ich Alec am Ende des linken Ganges an der Wand lehnen sehe. Ich werfe Lily einen bittenden Blick zu und seufzend meint sie:"Geh schon. Na los." "Du bist die Beste!" Ich umarme sie überschwänglich und laufe dann auf Alec zu, der mir die Tür zu dem Klassenzimmer nebenan aufhält, das gelegentlich als Ausweichraum für Pflege Magischer Geschöpfe an regnerischen Tagen benutzt wird. 

Kaum hat Alec die Tür hinter sich geschlossen spüre ich seine Hände an meiner Hüfte, die mich an ihn ziehen. Und im nächsten Moment liegen seine Lippen für einen überraschend leidenschaftlichen Kuss auf meinen. "Was war das denn?", frage ich atemlos und Alec grinst mich spitzbübisch an und zieht mich noch näher zu sich. "Ich habe eine Schwäche für dein Lachen, das wurde mir gerade noch einmal bewusst." 

Er vergräbt sein Gesicht an meinem Schlüsselbein und beginnt damit an meiner Haut zu knabbern. Sein Atem, der auf meinen Hals trifft kitzelt mich und ich winde mich in seinen Armen, während ich gleichzeitig seine Küsse genieße. Schließlich stoße ich einen Laut aus, der halb Lachen, halb Seufzen ist, was Alec aufsehen lässt. Er sieht mich mit breitem Lächeln an und ich muss an die Worte denken, die er am See gesagt hat. 

"Ich habe mich auch in dich verliebt." Alec sieht verwirrt aus, vielleicht, weil ich es so plötzlich und ohne Vorwarnung gesagt habe. "Was?" Verlegen weiche ich seinem stechenden Blick aus. "Na ja, ich habe es nicht gesagt, als du es gesagt hast und...also... Ich habe mich auch in dich verliebt, dass wollte ich dir nur sagen, damit du es weißt und... vielleicht hätte ich es dir schon früher sagen sollen...Und hier ist es auch nicht gerade romantisch oder so, aber-" Alec legt mir einen Finger auf die Lippen und bringt mich damit und mit seinem eindringlichen Blick zum Schweigen. Langsam beugt er sich wieder zu mir herunter und küsst mich ganz sanft und zärtlich. Ich lehne mich an die Steinwand hinter mir und ziehe ihn, meine Hände in seinem Nacken verschränkt, mit mir mit. 

"Kann es sein, dass du schnell vor dich hinplapperst, wenn du nervös bist?", fragt Alec mich leise und ich bemerke, wie ich rot werde. "Eine Eigenschaft, die ich zu unterdrücken versuche." "Bloß nicht! Ich habe mich nämlich gerade in deine nervösen Halbsätze verliebt. Jetzt mag ich dich noch mehr." Ich stoße ein atemloses Lachen aus. Wie macht Alec das nur, dass er mich mit ein paar Worten um den Finger wickelt, mich verlegen und sprachlos macht und mein Herz schneller schlagen lässt? 


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(Bildquelle: https://78.media.tumblr.com/tumblr_m8ksdtWyh51rdr5e5o1_500.gif)

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