(Bild: Professor Horace Slughorn)
Alexander Malfoy P.o.V.:
"Darf ich Ihnen noch ein Stück Siruptorte anbieten, mein Junge?" Ich schüttle charmant lächelnd den Kopf. "Vielen Dank, Professor Slughorn, aber ich bekomme keinen Bissen mehr herunter. Ich habe vorhin eindeutig zu viel von ihrem köstlichen Festessen gegessen." Der Zaubertränkelehrer lacht laut auf, sodass seine Doppelkinne, die in den letzten Jahren immer mehr geworden sind, erscheinen. Ich grinse, während mein Blick durch den vollen Raum gleitet.
Die zehn Mitglieder des Slug-Clubs haben alle jeweils eine Begleitung dabei und es sind auch einige ehemalige Schüler von Slughorn da, weswegen es in dem Büro des Professors ziemlich voll geworden ist. Ein paar freiwillige, die sich ein paar Hauspunkte verdienen wollen und einen guten Eindruck bei Slughorn hinterlassen wollen, gehen mit Tabletts voller Häppchen, Holunderblütenwein und Feuerwhisky in weißen Uniformen durch die in Grüppchen stehenden Schüler und bieten eine kleine Nachspeise an. Das Büro ist mit fliegenden Lampen und dem Kaminfeuer nur schwach beleuchtet, aber es ist genau richtig, da das sanfte Licht die Abendkleider und Festumhänge perfekt betont.
Die Atmosphäre hier ist feierlich und edel - und das, obwohl es nicht einmal einen richtigen Anlass für ein solches Fest gibt. Sluggy hatte wohl einfach mal wieder Lust auf eine seiner langweiligen Partys, und da ich eingeladen worden bin, habe ich mich natürlich in Schale geworfen. Die monatliche Abendessen kann man ja noch hin und wieder schwänzen, aber bei den Partys gilt es als unverzeihlich, wenn man sie verpasst. Allerdings kann man sich, wenn man ein paar Minuten mit Slughorn geredet hat, still und heimlich verzeihen. Es kommt nur drauf an, dass man da war.
Mein Blick fällt auf Selena, die sich nur ein paar Meter von mir entfernt mit Lupin unterhält, den sie heute als Begleitung dabei hat. Sie steht mit Potter, ihrem Bruder und deren weibliche Begleitungen zusammen und lacht in dem Moment, als ich sie ansehe. Sie hat ein schönes Lachen. Ihr weißes Kleid schmiegt sich um sie und der hellbraune Ledergürtel um ihre Taille betont ihre schlanke Figur. Die dunklen Locken fallen ihr weich über die Schultern und ihre sturmgrauen Augen werden von dezentem Make-Up betont, sodass sie noch mehr zu stahlen scheinen, als sonst. Sie sieht wunderschön aus.
Doch obwohl sie relativ nah bei mir steht, kommt es mir vor, als wäre sie Meilenweit entfernt. Sie wirkt so unerreichbar auf mich und die Erinnerungen daran, wie sie mich anlächelt, wenn wir alleine sind, kommen mir vor wie ein Traum. Wieso habe ich früher nie gesehen, wie wunderschön dieses Mädchen ist? Wieso musste ich damit so lange warten? Alle diese Jahre voller Streitereien und Beleidigungen hätten wir auch ganz anders verbringen können. Zusammen.
"...Und, was sagen Sie, Alexander?", ertönt Slughorns Stimme und ich drehe verwirrt den Kopf in seine Richtung. Ich habe kein Wort von dem Verstanden, was er gesagt hat. "Entschuldigen Sie, Sir, aber ich war gerade in Gedanken. Könnten Sie bitte wiederholen, was sie gesagt haben?" Entschuldigend lächle ich ihn an. "Ich habe gerade gefragt", sagt Slughorn langsam, als wäre ich begriffsstutzig und nicht nur kurz mental abwesend gewesen. "Ob ich Ihnen und Ihrer Begleitung Miss Parkinson meinen ehemaligen Schüler Thomas Beers vorstellen soll. Sie wissen gewiss, dass er zurzeit einer der Jäger in der Britischen Quidditchmannschaft ist."
Erst eine halbe Stunde später, nach meinem Kennenlernen mit Thomas Beers und jeder Menge Smalltalk, komme ich wieder dazu Selena genauer zu betrachten. Ich habe mich, ein Glas Feuerwhisky in der Hand, in eine ruhige und dunkle Ecke zurückgezogen, damit niemand sieht, wen ich genau ansehe. Jetzt unterhält sie sich gerade nur mit Potter, welcher als - das muss sogar ich zugeben - hervorragender und begabter Schüler schon seit Jahren Mitglied des Slug-Clubs ist. Ich kneife unwillkürlich die Augen zusammen, als ich sehe, wie er eine Hand auf ihren unteren Rücken legt und sie einen Schritt nach vorne schiebt, damit einer der freiwilligen Kellner an ihnen vorbei gehen kann. Sela scheint das nichts auszumachen, dass der Typ sie einfach mal so berührt - ganz im Gegensatz zu mir. Ich würde James Potter am liebsten meinen besten Levicorpus-Zauber aufhalsen. Und das wäre erst der Anfang.
Vielleicht hat Selena gemerkt, dass ich sie beide mit Blicken durchbohre, auf jeden Fall, schaut sie plötzlich auf und direkt in meine Richtung. Ich sehe, wie sie die Stirn leicht in Falten legt und mich nachdenklich mustert. Dann folgt sie meinem Blick, der auf Potters Hand liegt, die gerade auf ihrem Unterarm verweilt. Sie nickt zu etwas, was Potter sagt, und greift nach einem Feuerwhisky von einem der vorbeigehenden Freiwilligen mit Tabletts. Dadurch hat sie unauffällig ihren Arm von Potter getrennt, was das Feuer, das in mir tobt ein kleines bisschen eindämmt. Aber es brennt immer noch vor Eifersucht. Was würde ich dafür geben jetzt neben ihr stehen zu können.
Aber wenn ich nicht zu ihr gehen kann, vielleicht kann sie dann zu mir kommen. Ich nicke in Richtung Tür, als sie mich wieder einmal kurz ansieht, während sie noch immer in das Gespräch mit Potter vertieft ist. Sie legt den Kopf leicht schief, aber bevor sie irgendetwas deuten kann, habe ich mich schon von der Wand abgestoßen und bin durch die offene Bürotür verschwunden.
Ich trinke den letzten Schluck Feuerwhisky und stelle das Glas in eine kleine Nische. Hier draußen ist niemand, aber da es sein kann, dass jederzeit jemand vorbeikommt, gehe ich noch ein paar Schritte weiter, sodass die Musik der Party nicht mehr allzu laut zu hören ist.
Sela kommt nicht einmal eine Minute später um die Ecke. Sie sieht sich suchend um, aber da ich wieder an der Wand lehne und es hier recht finster ist, entdeckt sie mich nicht gleich. Ich greife nach ihrem Arm und ziehe sie zu mir heran. Sie schnappt überrascht nach Luft, als sie gegen meine Brust prallt, nur die Hand, die direkt über meinem Herzen liegt und das fast volle Feuerwhiskyglas darin, trennt uns jetzt noch. Zum Glück ist es nicht übergeschwappt.
"Alec", flüstert sie und lächelt mich mit leuchtenden Augen an. "Was ist denn los?" Ich vergrabe das Gesicht bei ihrem Schlüsselbein und atme ihren Duft ein. Jetzt fühle ich mich besser. "Ich konnte es keine Sekunde länger ertragen, mich von dir fernhalten zu müssen. Und..." Ich seufze und Sela windet sich leicht unter mir, als mein Atem auf ihre sensible Haut trifft.
"Und was?", fragt sie leise und etwas atemlos, weil ich damit beginne mich ihren Hals herauf zu küssen. Ich halte inne und diesmal seufzt sie protestierend. "Und ich war eifersüchtig." Ich trete einen Schritt zurück und blicke Sela durch die Dunkelheit hindurch an. "Ich war noch nie eifersüchtig!" Sela kichert leise, als sie meinen fassungslosen Tonfall hört. "Findest du das etwa lustig?"
Sie schüttelt sofort, aber immer noch kichernd, den Kopf. Ich bringe mein Gesicht ganz nah an ihres. Ein Grinsen auf den Lippen, das sich bei ihrem Kichern, das sie einfach nicht zurückhalten kann, ganz automatisch gebildet hat. "Du bist eine schlechte Lügnerin, Honey.", flüstere ich leise. Ich lasse den Blick von ihren Augen zu ihren Lippen gleiten und fast sofort verklingt das Kichern. Schade, ich liebe es sie lachen zu hören. Doch noch mehr mag ich es sie zu küssen. Und das tue ich jetzt. Ich umfasse ihre Wangen mit meinen Händen und lege meine Lippen ganz sanft auf ihre. Gleichzeitig dränge ich sie gegen die Wand hinter ihr.
Ich fühle ihre Lippen und auch ihre freie Hand, die zögerlich meinen Oberkörper erkundet, überdeutlich, und auch ihre Hüfte, die ich mit meiner gegen die kalte Steinmauer drücke, ist mir nur allzu bewusst. Ich lasse meine Finger über ihre Wange gleiten, über ihren Hals, ihre Schulter, bis hin zu ihrer Taille, wo ich innehalte und sie noch näher zu mir ziehe. Die andere Hand gleitet in ihren Nacken. Der Kuss raubt mir den Atem. Ich stecke all meine mich verwirrenden Gefühle, darunter die überwältigende Eifersucht, hinein und hoffe, dass sie mitbekommt was ich gerade alles empfinde. Dass sie merkt, dass sie mein Herz förmlich zum explodieren bringt.
Sela löst sich viel zu schnell wieder von mir. Sie ist genau wie ich außer Atem und anscheinend mindestens so überwältigt wie ich. Sie blinzelt mehrmals, bevor sie mir klar in die Augen sehen kann. "Du schmeckst nach Alkohol." Ich schwaches Lächeln tritt auf mein Gesicht. "Wie sonst soll ich es ertragen nicht deine Begleitung zu sein?" Ihre Wangen färben sich Rot und sie beißt sich auf die Unterlippe. Ich löse den Blick nicht davon, als ich weiterspreche. "Du siehst übrigens wunderschön aus heute Abend." Sie wird noch röter. "Nur heute?", meint sie neckisch. Ich streiche über ihre glühenden Wangen. "Du siehst jeden Tag atemberaubend aus, aber heute kann ich den Blick kaum abwenden." Sie zieht mich zu sich heran und küsst mich noch einmal. Ab jetzt werde ich ihr jeden Tag sagen, wie schön sie ist, wen ich dafür so einen Kuss bekomme.
Ein lautes Räuspern lässt uns auseinanderfahren. Mein Herz klopft mir bis zum Hals, und ich traue mich fast nicht mich umzudrehen. Aber ich tue es doch. Allerdings stelle ich mich gleichzeitig so vor Sela, dass derjenige, der da gerade hinter uns aufgetaucht ist, sie nicht sofort sieht. Vielleicht ist es nur jemand, den ich mit einem bissigen Kommentar weiterscheuchen kann. Dann hätten wir Glück im Unglück.
Doch es ist natürlich nicht irgendwer. Es ist Lupin. Einer ihrer besten Freunde und Begleiter für diesen Abend. Er starrt zwischen Selena und mir hin und her, mit geweiteten Augen und halb offenem Mund. Er muss Sela schon erkannt haben, bevor er sich geräuspert hat, was auf Grund ihres weißen Kleides wohl nicht allzu schwer war.
"Remus", sagt Sela leise, mehr scheint sie nicht heraus zu bekommen. Ich starre Lupin abwartend an. Was wird er jetzt tun? Die Situation, in der er uns erwischt hat, ist eindeutig. "Was...was macht ihr da?", stottert der Gryffindor schließlich und blickt dabei Sela direkt an. Auch ich schaue zu ihr. Sie steht wie erstarrt hinter mir, das Feuerwhiskyglas, dass sie noch immer in der Hand hält, fest umklammert und Lupin erschrocken anstarrend.
Sie wirft mir einen hilflosen Blick zu, doch bevor ich irgendetwas sagen oder tun kann, hat Lupin sich schon wieder gerührt. Er geht auf Sela zu und schnappt sich den scharfen Alkohol aus ihren Fingern, um ihn beherzt und alles auf einmal die Kehle hinunter zu schütten. Dann sieht er Sela wieder an. "Ist das dein ernst? Er? Ausgerechnet er?" Sie schluckt, dann nickt sie vorsichtig. "Ja, er" Lupin seufzt abgrundtief und schaut dann über seine Schulter zu mir.
Ein Ruck geht durch seinen Körper und auf einmal steht er mit erhobenem Kinn vor mir. "Wenn du Sel auch nur ein Haar krümmst, werde ich dich finden, Malfoy. Und dann kann dir kein mächtiger Familienname mehr helfen, glaub mir, ich werde dich zerstören!" Der sonst so ruhige und zurückhaltende Vertrauensschüler funkelt mich drohend an und drückt zur Verdeutlichung seiner Worte das leere Glas gegen meine Brust. "Hast du mich verstanden? Ich werde vielleicht Sirius, James und Peter nicht sofort euer kleines Geheimnis verraten, aber sobald mir zu Ohren kommt, dass unsere Schwester auch nur eine einzige Träne wegen dir vergießt, werden wir alle hinter dir her sein!"
Ich muss mich räuspern, weil mein Hals unangenehm trocken ist, bevor ich antworten kann. "Ich habe nicht vor sie zu verletzten, Lupin. Ich will, dass sie glücklich ist." Forschend blickt er mich an. Dann nickt er zufrieden und tritt einen Schritt zurück. Er greift nach Selas Hand und zieht sie aus dem dunklen Seitengang heraus. Doch sie windet sich auf seinem Griff. "Nur eine Sekunde, ja?" Ich sehe, wie Lupin mit sich kämpft, doch schließlich nickt er einmal und geht aus dem Weg, damit Sela zu mir zurück gehen kann.
Sie legt mir eine Hand an die Wange und löst so die Erstarrung auf, die mich seit Lupins Auftauchen steif dastehen hat lassen. "Gute Nacht, Alec." Sie drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, ehe sie sich von mir löst und wieder zu Lupin geht, der am Ende des Ganges wartet und uns stirnrunzelnd beobachtet. "Schlaf gut, Sela.", rufe ich noch leise und mit rauer Stimme, doch da sind die beiden schon in Richtung Eingangshalle verschwunden.
Nachdem ich einige Minuten einfach nur dagestanden bin und auf die Stelle gestarrt habe, wo ich Selas Gesicht als letztes gesehen habe, erwache ich vollkommen und mache mich ebenfalls auf den Weg in meinen Gemeinschaftsraum. Sieht aus, als wäre die Party für heute vorbei.
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(Bildquelle: https://vignette.wikia.nocookie.net/harrypotter/images/e/e0/Horace_Slughorn.jpg/revision/latest?cb=20101006122349&path-prefix=de)
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