Chapter 17

(Bild: Lily Evans)


James Potter P.o.V.:

Die Aufregung am nächsten Tag beim Frühstück ist der Himmel auf Erden für uns Rumtreiber. Die Ravenclaws sind total verwirrt und reden wirres Zeug, was dazu führt, dass die anderen Häuser erst um die Mittagszeit erfahren was genau passiert ist. Viele sagen, dass wir das waren, aber wir zucken bei lautstarken Vermutungen einfach nur mit den Schultern und verkneifen uns ein Grinsen. Wir haben schon früh bemerkt, dass wenn wir einen Streich zugeben, um den Ruhm dafür zu ernten, dass wir dann schneller Nachsitzen müssen und Quidditchverbot bekommen, als wir "Professor" sagen können. Stattdessen genießen wir die Ungewissheit unserer Mitschüler und die wilden Spekulationen, die nach einem solchen Vorfall im Schloss herrschen. 

Inzwischen ahnen natürlich die meisten, dass wir das waren, was uns von den anderen Griffindors und den Hufflepuffs oft ein Schulterklopfen einbringt und von den Ravenclaws finstere Blicke. Es gab keinen Grund, wieso wir die Ravenclaws ausgewählt haben. Wir haben nur einfach dieses Jahr mit unseren Aktionen nachgelassen und deswegen mussten wir handeln, bevor es noch heißt, dass wir zum Beispiel erwachsen geworden sind oder so etwas in der Art.

Leider scheint Lily Evans genau das gedacht zu haben. Nach Grace's Tod, hat sie öfter beim Essen bei uns gesessen, vor allem, weil Sel ja immer bei uns sitzt, aber jetzt, nachdem sie von unserem Streich gehört hat, sitzt sie zum Mittagessen bei den Ravenclaws. Das blonde Mädchen neben ihr heißt Charlotte Smith und sie ist die Hüterin und Kapitänen des Ravenclaw-Quidditchteams. Außerdem ist sie eine gute Freundin von Lily. MeinBlick huscht mehrmals zu den beiden, während ich mir mein Essen in den Mund schaufle.Was würde ich dafür geben, dass sie jetzt neben mir sitzt uns so lacht, wie siees bei ihren Freundinnen macht. 

Als Sel etwas verspätet zum Mittagessen kommt, setzt sie sich mit gestresster Miene neben mich und lädt sich ordentlich Pellkartoffeln und allerlei andere Köstlichkeiten auf den Teller. Dabei macht sie so fahrige Bewegungen, dass wir sie alle stirnrunzelnd ansehen. "Alles in Ordnung, Star? Wer hat dir denn in den Zaubertrank gespuckt?" Bei Sirius Frage schleicht sich ein Grinsen auf meine Lippen, und auch Sels Mundwinkel zucken kurz. Doch sie schafft es ernst zu bleiben, während mir ein Stein vom Herzen fällt. So schlimm ist es also nicht. "Ich kann es nicht fassen, dass ihr das wirklich ohne mich durchgezogen habt! Ihr dekoriert den ganzen Ravenclawturm um, und habt anscheinend nicht einmal darüber nachgedacht ob ich auch mitmachen will! Ich bin enttäuscht und beleidigt, nur dass das klar ist!" 

Ein paar Mitschüler haben neugierig die Köpfe zu uns umgewandt, aber das ist uns egal. Padfoot scheint besorgt zu sein, das sehe ich in seinen Augen, und auch, dass er seiner Schwester ein Glas Kürbissaft einschenkt, zeugt davon. "Wir haben sehr wohl darüber nachgedacht dich zu fragen, aber wir wollten dich überraschen.", meint Remus, nachdem er sein Essen heruntergeschluckt hat - er würde niemals auf die Idee kommen, mit vollem Mund zu reden! -, mit beruhigender, tiefer Stimme. Ich nicke bekräftigend. "Wir wollten dich damit echt nicht übergehen, oder so. Wir dachten nur, dass dir eine kleine, lustige Neuig-" Doch ich werde von einer wütenden Stimme unterbrochen:"Ihr wart es also wirklich!" Lily Evans steht mit feuerroten Haaren und Wangen, die mindestens genauso rot leuchten hinter mir. Wahrscheinlich wollte sie zu Sel und hat dabei unser Gesprächsthema mitbekommen. Scheiße. 

Sirius, Remus und Peter sehen sie an, als wäre sie Merlin persönlich, aber ich versuche es mit einem Lächeln. "Hey Lily, wie geht's dir? Gehst du mit mir nach Hogsmeade?" Und bevor sie nein sagen kann, fahre ich auch schon fort:"Diesen Samstag geht es bei mir nicht, weil wir da die Hufflepuffs im Quidditch platt machen werde, aber wie sieht es mit dem danach aus? Ich hätte Zeit." Lilys Gesichtsausdruck wechselt so schnell von überrascht zu stocksauer, dass ich unwillkürlich den Kopf etwas einziehe. Ich weiß was jetzt kommt. "Nein, ich werde nicht mit dir ausgehen, Potter. Schreib dir das endlich hinter die Ohren, oder am besten auf deine Brillengläser, damit du es immer siehst und mich nicht jeden Tag mit der gleichen bescheuerten Frage nerven musst!" Sie dreht sich auf dem Absatz um, und rauscht davon. Den Streich hat sie anscheinend vollkommen vergessen. 

Patfoot klopft mir auf die Schulter. "Gut gemacht, Prongs. Das war Rettung in letzter Sekunde." Doch das empfinde ich nicht so. Mutlos sehe ich der Hexe nach, die mich schon bei unserer ersten Begegnung unwissend in ihren Bann gezogen hat. Ich weiß zwar immer, wenn ich sie frage, was sie antworten wird, aber es ist trotzdem jedes Mal ein Gefühl, als würde ich einen Klatscher in den Magen bekommen - oder einen Hieb der peitschenden Weide. Und das tut weh. 

Sel und Remus sind die einzigen, die bemerken, wie niedergeschlagen ich schon wieder bin, weswegen mir Star einen Arm um die Schulter legt und Remus ein Ablenkungsmanöver startet:"Glaubt ihr echt, dass ihr die Hufflepuffs so einfach besiegen könnt?" Dankbar nicke ich Moony zu, als Sirius anfängt von Spielzügen zu reden, die wir für das kommende Spiel geübt haben, und damit meinen Gedanke in eine ganz andere Richtung lenkt.


Wir gehen noch am selben Abend runter aufs Spielfeld, um noch ein letztes Mal zu trainieren. Den Jäger-Posten, den Grace in den letzten Jahren bezogen hat, hat ein Viertklässler mit Knubbelnase namens Ezra Abrahams eingenommen. Er ist etwas mager und sehr groß für sein Alter, aber er hat ein hervorragendes Ballgefühl und er harmoniert perfekt mit Sel und mir, den anderen Jägern. 

Das Training verläuft toll. Jedes unserer Manöver klappt einwandfrei und ich habe am Ende keinen Grund um zu meckern, was laut allen Anwesenden noch nie passier ist. Wir gehen gerade wieder erschöpft, aber bei bester Laune, zurück zum Schloss, als uns ein anders Quiditchteam entgegen kommt. Es sind natürlich die Slytherins. Langsam glaube ich echt, dass die mit Absicht immer nach oder vor uns trainieren. Vielleicht, um uns mit ihren lächerlichen Sprüchen zu verhöhnen. Wie immer, wenn wir uns begegnen, fallen Beleidigungen und alle sind kurz davor ihre Zauberstäbe zu ziehen, aber dieses Mal, ist Sirius nicht mehr nur kurz davor. Er richtet nach einer Beleidigung seiner Flugkünste seinen Zauberstab auf Gerrick Mulciber, einem stämmigen Jäger des Teams. Brüderlich stelle ich mich hinter ihm, um ihm meiner Unterstützung zu symbolisieren. Meinen Zauberstab habe ich in der Hand, aber nicht erhoben.

Ich merke, wie sein Blick den Bruchteil einer Sekunde lang auf seinem Bruder Regulus verharrt, welcher direkt neben Mulciber steht, doch dann wendet er sich mich wütend verzogenem Mund wieder diesem zu. Er öffnet schon den Mund, um eine zweifelsfrei unfreundliche Erwiderung auf seine Worte zu geben, als Malfoy vortritt und als erstes das Wort ergreift:"Steck den Zauberstab weg, Black. Wir wollen keinen Ärger." 

Verdutzt sehe ich ihn an. Slytherins wollen immer Ärger! Sirius scheint wohl etwas Ähnliches zu denken, denn er richtet seinen Zauberstab jetzt auf Malfoy. Ich merke, wie Sel neben mir zusammenzuckt, und um sie zu beruhigen, nehme ich ihre Hand in meine. Ich weiß, dass ihr Bruder bei Mulciber noch einen relativ harmlosen Zauber benutzt hätte, aber bei Malfoy könnte es sein, dass der dann tagelang im Krankenflügel bleiben muss, denn ihn hasst mein bester Freund am meisten. Für ihn steht der Sohn von Abraxas Malfoy für all die verhassten Reinblut-Fanatiker.

"Ihr wollt also keinen Ärger, was? Seit wann das denn, Malfoy?" Sirius spuckt diese Worte förmlich aus, doch der Angesprochene schaut ihn gar nicht an. Er schaut erst mit wütenden Augen zu mir, und dann zu Selena, welche plötzlich ihre Hand aus meiner zieht und neben ihren Bruder tritt. Sie sagt diplomatisch:"Wenn ihr keinen Ärger wollt, dann wollen wir auch keinen." Sie dreht sich zu uns um, und deutet mit dem Kopf in Richtung des Schlosses. "Na los, kommt schon. Das Abendessen wartet." Sie zieht Sirius am Oberarm an ihrem kleinen Bruder und seinen Freunden vorbei und geht mit dem sich windenden Sirius voraus. 

Ich höre, wie er "Lass mich los, Star, sonst muss ich dir einen Fluch aufhalsen!" sagt und noch ein paar andere Drohungen, aber es ist klar, dass er keine davon wahrmachen wird. Als ich mich an Malfoy vorbeidrängle, spüre ich seinen Blick voller Wut und Zorn auf mir, aber so etwas bin ich ja von ihm gewohnt, auch wenn ich mich frage, wieso er auf einmal seine Aggressionen von meinem besten Freund auf mich gelenkt hat. 

Wir laufen über die Ländereien, um die beiden Geschwister einzuholen, welche gerade einen heftigen Schlagabtausch haben. "Wieso hast du mich weggezogen? Ich hätte Malfoy fertigmachen sollen!" "Wieso? Weil er gesagt hat, dass er keinen Ärger will? Hat dich das beleidigt? Dass du einmal in deinem Leben den Zauberstab in der Tasche lassen kannst, weil es auch ohne Gewalt und Blutvergießen geht?" "Was soll das denn heißen? Dass ich ein Schläger bin? Jemand, der sich nicht im Griff hat? Jemand, der-" 

"Sirius!", unterbreche ich die beiden, bevor sie sich so weit in die Bredouille reden, dass sie tagelang nicht mehr miteinander reden. Das ist bis jetzt erst einmal passiert, in der dritten Klasse - und ich habe nicht vor, dass wieder zuzulassen. "Haltet beide die Klappe und vertragt euch wieder oder ich lasse euch am Samstag nicht spielen!" Entsetzt schauen mich die beiden an. Dann lachen sie gleichzeitig auf. "Das tust du sowieso nicht!" und "Ohne uns bist du verloren, Kumpel!" sind die Antworten auf meine Drohung. 

Aber es war nie mein Ziel diese wahr zu machen. "Und wie fühlt sich das an?", frage ich grinsend. Die Zwillinge sehen mich verwirrt an. "Von was redest du, Prongs?", fragt Sel schließlich zögernd. "Na davon, dass ihr einer Meinung seid. Das fühlt sich doch viel besser an, als sich zu streiten, oder?" Ich lege einen Arm um Stars und einen um Patfoots Schulter und ziehe die beiden so hinauf zum Schlossportal. Sie schweigen beharrlich auf dem Weg, und ich weiß, dass das Kriegsbeil noch nicht begraben ist, aber es ist auf jeden Fall vorläufig entschärft.


Alexander Malfoy P.o.V.:

Während dem späten Abendessen mit meinem Team, schreibe ich unauffällig mit dem Zauberstab auf den Quaffel. Ich übertrage die Worte In zehn Minuten? auf Selenas Anhänger und stecke meinen Zauberstab weg, um mich wieder  meinem Essen zuzuwenden. Nur ein paar Sekunden später fängt mein Quaffel an zu schweben und ich berühre ihn hastig, damit er wieder damit aufhört. Bin schon da, steht auf dem silbernen Ball, und ich springe ohne nachzudenken auf. Meine Freunde sehen mich erschrocken an und ich murmle als Ausrede:"Hab vergessen einen Aufsatz zu schreiben." Und damit eile ich davon. 

Ich laufe so schnell die Treppen hoch, dass ich nicht einmal eine Minute brauche, bis ich vor dem vollgestellten Klassenzimmer stehe. Ich lausche erst, nicht sicher, ob sie wirklich schon da ist, aber als leise Schritte aus dem Raum höre, öffne ich die Tür und schiebe mich in den Raum. Selena geht im Raum auf und ab, doch als sie mich sieht, bleibt sie wie angewurzelt stehen. Ich gehe langsam auf sie zu und bleibe dann direkt vor ihr stehen. Wir lächeln uns an, doch als sie sich eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht hängt, hinters Ohr streicht, werde ich an etwas erinnert, was mich vor Eifersucht beinahe platzen lässt. Ich muss daran denken, wer diese Hand vor noch nicht einmal zwei Stunden gehalten hat.

Auf Selenas Stirn erscheint eine steile Falte, als sie sieht, wie ich den Mund zusammenpresse und ihrem Blick ausweiche. "Was ist los? Wieso weichst du mir aus?" Sofort sehe ich ihr wieder in die sturmgrauen Augen. Sie scheinen mich in ihren Bann ziehen zu wollen, aber ich reiße mich zusammen und weiche einen Schritt zurück. "Was war das vorhin mit Potter?" Ich lasse sie nicht aus den Augen, während sie begreift was ich gesagt habe. "Was soll zwischen mir und James sein?" Sie sieht ehrlich verwirrt aus, aber das ändert nichts daran, dass sie noch vor zwei Stunden seine Hand gehalten hat. 

"Meinst du, dass er nach meiner Hand gegriffen hat?", fragt sie leise, woraufhin ich nicke. Ein Lächeln erscheint auf ihren Lippen, dass mich in einer anderen Situation wohl auch zum lächeln gebracht hätte, aber jetzt will ich nur wissen, wie sie zu Potter steht. "Was läuft da? Seid ihr zusammen?" Sie blinzelt mich überrascht an, dann schüttelt sie den Kopf, als könnte sie nicht fassen, dass ich das wirklich frage. Aber wie soll ich das Geschehene sonst deuten? 

"Zwischen mir und James läuft nichts, Alec. Versprochen. Er ist mein Bruder, sonst nichts." Selena wirkt völlig aufrichtig, was das eifersüchtige Monster in mir ein bisschen beruhigt, doch wenn so etwas noch einmal passiert, kann ich nicht versprechen, dass ich mich zurückhalten kann. Am liebsten hätte ich Potter nämlich heute ans andere Ende der Welt gehext - egal wohin, aber so weit von Selena weg, wie möglich. Und dann hätte ich ihre Hand selbst gehalten. 

"Also ist alles gut?" Ich komme wieder einen Schritt näher an Sela heran. "Wenn du mir auch versprichst, dass du seine Hand nie wieder hältst, dann ja.", meine ich leise. Selena zieht ihre Augenbrauen nach oben und sieht mich ungläubig an. "Du meinst das ernst? Das soll kein Scherz sein?" Ich nicke. Und sie weicht einen Schritt zurück. "Tut mir leid, Alec, aber James ist mein Bruder. Ich werde bestimmt nicht aufhören ihn wie einen zu behandeln, nur weil dir das nicht passt. Ich meine, was geht dich das überhaupt an ob ich seine Hand halte? Wir sind weder-" Ich unterbreche Sela, indem ich meine Lippen sanft auf ihre presse. Es ist ein kurzer, aber heftiger Kuss, der mein inneres in Flammen aufgehen lässt. Ich habe mich schon oft gefragt, wie sich ihre Lippen wohl anfühlen. Sie sind noch viel weicher und himmlischer, als ich es mir je erträumen könnte. 

Sela schubst mich nicht weg, im Gegenteil, sie legt ihre Hände auf meine Brust und krallt ihre Hände in meinen dunklen Pullover, um mich noch näher an sich zu ziehen. Hoffentlich spürt sie nicht, wie schnell mein Herz schlägt. Ich löse mich langsam wieder von ihr, lasse aber die Augen geschlossen. Ich spüre Selas Blick auf mir, was mich nervös macht, weil ich nicht weiß, wie sie auf meinen Kuss reagieren wird. Als ich sie schließlich doch ansehe, bemerke ich etwas Fassungsloses in ihrem Blick. Ich hebe meine Hand und streiche ihr über die leicht geröteten Wangen. Sie hat echt weiche Haut. Sie ist überhaupt einfach nur wunderschön. 

"Sag was.", meine ich leise. Ihre Augen gleiten über mein Gesicht und bleiben an meinen Lippen hängen. Sie öffnet den Mund, doch kein Wort kommt heraus. "Habe ich dir etwa die Sprache verschl-" Jetzt bin ich derjenige, der von einem Kuss überrascht wird. Sela hat sich vorgebeugt und bewegt ihre Lippen ganz sanft auf den meinen. Ich reagiere ganz automatisch. Mit der Hand, die noch immer auf ihrer Wange liegt, fahre ich in ihren Nacken und ziehe sie weiter zu mir heran. Die andere Hand lege ich auf ihren unteren Rücken und presse sie damit noch näher an mich. Zwischen uns würde inzwischen kein Stück Pergament mehr passen. Ich küsse Selena mit all den Emotionen, die in mir toben, seit ich sie näher kennengelernt habe - seit ich gemerkt habe, wie unglaublich dieses Mädchen ist, und zwar in jeder Hinsicht. 

Erst als wir wieder Luft holen müssen, lösen wir uns von einander. Für einen Moment sehen wir uns direkt in die Augen, aber dann, nach einem kurzen Moment der Stille, lässt Sela ihren Kopf nach vorne auf meine Schulter fallen. Doch ich habe die Tränen, die sich in ihren Augen gesammelt haben, schon gesehen. Ich schlinge meine Arme noch fester um sie, als ich es sowieso schon tue und halte sie. Doch sie weint nicht. 

Als sie nach ein paar Minuten, in denen wir nur so dastanden, Körper an Körper und einander eng umschlungen, aufschaut, sehe ich, dass ihre Augen ein wenig feucht und rot sind, aber sie hält die Tränen zurück. Einen Augenblick lang sieht sie mir nur in die Augen, ohne sich zu rühren oder irgendeine Emotion zu zeigen. Dann weicht sie zurück, den Kopf gesenkt und mit hängenden Schultern. "Das geht nicht, Alec. Ich bin eine Blutsverräterin und ich werde dich sicherlich nicht auch zu einem machen." 

Ich blinzle ein paarmal, in der Hoffnung, dass ich mich nur geirrt habe und sie diesen Satz gerade nicht gesagt hat. Doch das hat sie. Selena weicht noch einen Schritt zurück, bis sie mit dem Rücken an einem altmodischen Schrank steht und sie nicht mehr weiter vor mir zurückweichen kann. "Was sagst du da?" Sela atmet tief ein. "Ich sage, dass wir wieder zu dem Punkt zurückkehren sollten, an dem wir uns am Ende des letzten Schuljahres befunden haben. Ich nenne dich Malfoy und du mich Black, auf dem Gängen werfen wir uns Beleidigungen an den Kopf und so etwas wie gerade eben wird nie wieder vorkommen. Nie wieder." 

Sie dreht sich um, um durch die Tür zu verschwinden und mich stehen zu lassen, aber ich halte sie am Oberarm fest. "Wieso sagst du so etwas? Nach dem Kuss ... wie kannst du so etwas nach gerade eben von mir verlangen? Und wieso verdammt?", meine Stimme ist genau zwischen Angst und Wut hängengeblieben. Ich kann nicht sagen, welche von diesen beiden Emotionen überwiegt. Die Angst Sela zu verlieren, nachdem ich doch gerade erst herausgefunden habe, wie es sich anfühlt sie zu küssen, oder die Wut darüber, dass sie das alles einfach so wegschmeißen will - und das ohne eine richtige Erklärung. 

"Ich werde dich nicht zu einem Blutsverräter machen, in dem ich mich weiter mit dir treffe. Das kann ich nicht ertragen." Sie sieht mir in die Augen und diesmal tritt eine Träne aus ihren grauen Augen heraus. Ich ziehe sie mit einem Ruck zu mir, sodass sie sich mit einer Hand an meiner Brust abfangen muss. Die Stelle, an der sie mich berührt, kribbelt sofort wie verrückt. "Aber das ist meine Entscheidung und nicht deine. Ich muss entscheiden, wie ich mein Leben leben will. Als kalter, arroganter Arsch oder als freier, glücklicher, normaler Magier. Das ist meine Sache, nicht deine." Selena schluckt schwer. 

"Das mag vielleicht sein, aber ich habe erlebt wie es ist ein Blutsverräter zu werden. Was es einen alles kostet kein kalter, arroganter Arsch zu sein, verstehst du? Meine Eltern mögen vielleicht komplett dem Reinblüterwahn verfallen sein, aber ich habe auch meinen kleinen Bruder zurückgelassen, der mir im Übrigen jetzt nicht einmal mehr in die Augen schauen kann. Ich weiß, was es kostet frei zu sein, Alec. Und genau deswegen werde ich jetzt gehen, dieses Armband abnehmen und dich dein Leben so leben lassen, wie du es leben wirst, wenn ich nicht darin vorkomme.", und mit diesen Worten löst sie sich aus meinem Griff und verschwindet mit einem letzten Blick auf mich aus dem Raum. Mich lässt sie mit halboffenem Mund, Erinnerungen daran, wie es ist sie zu küssen, und einem Herzen, das bei jedem Schlag zu schmerzen scheint, zurück. 


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(Bildquelle: https://i.pinimg.com/originals/6e/96/d7/6e96d7446d946b9ba5a5604e648aa03c.png)


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