Chapter 140
(Bild: James and Lily)
James Potter P.o.V.:
Das Bettlaken ist kalt unter meiner Haut und ich frage mich, ob Lily diese Räume auch so fremd und leise vorkommen. Ob sie noch wach ist? Oder schläft sie schon seit Stunden und ist im Gegensatz zu mir am Morgen topfit?
Der erste Schultag ist wie im Flug vergangen. Nach der anfänglichen Aufregung aufgrund der umherstolzierenden Ritterrüstungen hat sich alles relativ schnell wieder wie immer angefühlt. Nur an das Abzeichen auf meiner Brust muss ich mich noch gewöhnen. Es verging keine Stunde, ohne dass mich jemand nach dem Weg gefragt hat - was ich bei den jüngeren Schülern natürlich verstehe. Es war mir aber nicht bewusst, dass man als Schulsprecher zur wandelnden Auskunftsperson wird. Über alles mögliche.
Während ich den heutigen Tag gebraucht habe, um überhaupt zu sehen, was auf mich zukommt, ist Lily bereits voll in ihrer Rolle aufgegangen. Sie wusste immer sofort die richtige Antwort auf die absurdesten Fragen und war die Souveränität selbst. Sie hatte allerdings auch die letzten zwei Jahre als Vertrauensschülerin, um sich darauf vorzubereiten.
Ich fahr mir durchs Haar und fühle mich mal wieder schrecklich unvorbereitet.
Hinter meiner Zimmertür, die einen unübersehbaren Spalt breit auf ist, knarzt eine Bodendiele und leichte Schritte nähern sich dem Badezimmer, was mich abrupt innehalten lässt. Lily ist noch wach. Kann sie auch nicht schlafen? Ich widerstehe dem Drang aufzustehen und sie abzupassen, ehe sie die Badtür schließt. Mal sehen, was sie macht. Ob sie meine offene Zimmertür als die subtile Einladung sieht, die sie darstellen soll.
Natürlich bin ich zu neugierig, um einzuschlafen, bevor Lily im Badezimmer fertig ist. Und so liege ich eine gefühlte Ewigkeit lang wach - die in Wirklichkeit wahrscheinlich nur ein paar wenige Minuten gedauert hat - ehe endlich das Schloss aufgesperrt wird und Lily die Galerie betritt.
Das Geländer knarzt einmal kurz und ich hebe den Kopf aus meinen Kissen, damit ich besser lauschen kann. Die Bewegung reicht, um meinen Zauberstab, der offenbar zu nah an der Bettkante lag, auf den Boden rollt und mit einem unüberhörbaren Geräusch auf dem Fliesenboden aufkommt.
"James?", Lilys Flüstern verrät, dass sie direkt vor der Tür steht.
Sofort lasse ich meinen Kopf zurück ins Kissen sinken und versuche entspannt auszusehen.
Es folgt Stille.
Dann fällt ihr Schatten ins Zimmer und ich drehe ganz leicht den Kopf, um ihr dabei zuzusehen, wie sie in den Raum späht. Sie dreht den Kopf in die Richtung, in der ihr Zimmer ist.
"Schläfst du schon?" Sie sieht einige Male zwischen unseren Zimmern hin und her.
"Ja", meine ich mit einem Grinsen.
"Haha" Ich kann ihr Augenverdrehen förmlich vor mir sehen.
Stille senkt sich wieder über die Dunkelheit zwischen uns.
"Willst du ausprobieren, ob unsere Betten gleich weich sind?", frage ich schließlich. Dabei bin ich mir nicht sicher, wie die Dinge zwischen uns stehen. Einerseits geht es ihr zu schnell, andererseits steht sie mitten in der Nacht vor meiner Tür und betritt nach diesem grottenschlechten Spruch mein Zimmer.
Nachdem sie durch die Tür getreten ist und sie hinter sich geschlossen hat, kann ich nur noch hören, was passiert. Das Licht, das mehrere Wandleuchten in den Gemeinschaftsraum werfen, ist vollständig erloschen.
Ihre Schritte nähern sich und sobald sie am Bett angekommen ist, senkt sich die Matratze.
Plötzlich streift ihre Hand meine und wir halten beide inne.
"Komm her.", flüstere ich, und Lily legt sich zurückhaltend mir gegenüber.
Als ich sie zudecke, platziere ich gleichzeitig meine Hand hinter ihr und rücke näher.
Lily zieht scharf die Luft ein und verspannt sich. Eine Sekunde später rückt auch sie näher.
Der Duft ihres Shampoos liegt mir deutlich in der Nase und ihre Körperwärme ist mir so vertraut, dass es mir nicht schwer fällt, die Augen zu schließen.
"Süße Träume, Lady Lily."
"Dir auch." Die Bettdecke raschelt, und dann tastet sie zaghaft mit ihrer Hand nach meiner Wange. Sobald sie sie gefunden hat, hebt sie den Kopf und drückt einen federleichten Kuss darauf. Stromschläge blitzen durch meine Nervenbahnen und meine Mundwinkel heben sich zu einem Lächeln.
"Aufwachen ihr Ausgeburten der Streberhaftigkeit. Schulsprecher müssen heutzutage früh auf den Beinen sein. Pflichten und all sowas. Vielleicht steht heute eine superwichtige Sitzung an. Oder eine Katastrophe, die ihr in den Griff bekommen müsst... Vielleicht ein Erdbeben und ihr müsst die oberen Stockwerke evakuieren. Schulsprecher sind ja soo wichtig. Und James, dein Verantwortungsbewusstsein... Ich muss schon sagen - Hut ab. Nur, dass ich davon nie viel gesehen habe... Was ich als bester Freund jetzt schon ein bisschen seltsam finde.", Sirius fährt noch fort mit seinem frühmorgentlichen Geplapper, was aber nur wage bei mir ankommt.
Mit einem tiefen Stöhnen rolle ich den Kopf zur anderen Seite - in der Hoffnung, dort weniger von meinem besten Freund zu hören - und ziehe Lily näher an mich, ehe ich kleine Kreise auf ihren Rücken zeichne.
Sirius ist noch am Eingang zu den Schulsprecherräumen. Vorsorglich greife ich aber dennoch mit meiner freien Hand nach der Bettdecke, damit er sie nicht wegziehen kann. Das macht er viel zu gerne.
Ich öffne blinzelnd die Augen einen Spaltbreit als Lily den Kopf von meiner Schulter nimmt und verschlafen auf mich herabsieht.
"Verstehst du, was er labert?", fragt sie mit ein bisschen Morgenmundgeruch und mit einer sexy rauen Morgenstimme, die mir bewusst macht, wie nah wir uns gerade sind. Ihr Bein liegt angewinkelt auf meinen Oberschenkeln, ihr Arm ist um meinen Oberkörper gelegt und wenn mich nicht alles täuscht, sind es ihre Brüste, die sich an meine Seite drücken. Merlin.
Ich stelle mein Streicheln ein und ziehe sie stattdessen näher an mich.
"Kein Wort."
Ihre Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln. Dann, von einem Moment auf den anderen, reißt sie die Augen auf und springt förmlich aus dem Bett.
Mein Arm fällt auf die Matratze und ich seufze leise. Ich weiß, was jetzt passiert.
Lily sieht von der geschlossenen Zimmertür, hinter der Schritte auf der Wendeltreppe zu hören sind, zu mir und der hilflose Blick lässt meine aufkommende Genervtheit weiterziehen.
Ich krame meine Schulspielkünste heraus, greife das Kissen unter meinem Kopf und werfe damit Lily ab. Sie stolpert einen Schritt zurück und sieht fassungslos von dem Kissen zu mir.
"Lass mich weiterschlafen, Evans, und geh zurück in dein eigenes Zimmer! Du hast hier nichts verloren. Ich will schlafen!", die letzten Worte betone ich demonstrativ - ehe ich Lily zuzwinkere und mich zurück in mein Bett fallen lasse.
Es dauert nur einen Augenblick, dann landet mein Kissen mit Wucht direkt neben mir, sodass sogar mein Kopf ein Stück weit in die Höhe geschleudert wird. Lily schlägt sich erschrocken die Hände vor den Mund, bemüht, nicht zu lachen.
Sobald sie einmal durchgeatmet hat, erhebt sie allerdings todernst das Wort:"Dann weck ich dich eben nicht auf! Deine Entscheidung! Aber beschwer dich ja nicht, wenn du mal verschläfst!", damit stampft sie zur Tür und reißt sie auf.
"Oh. Hey Leute." Anscheinend stehen unsere Freunde schon davor.
Ich hebe den Kopf und sehe alle Rumtreiber neugierig ins Zimmer linsen. Sie machen vor Neugier kaum Lily platz, als sie sich aus dem Raum drängt. Sobald sie für einen Moment hinter Remus zum Stehen kommt, schenkt sie mir ein winziges Lächeln, ist aber fast sofort verschwunden.
"Ich dachte, zwischen euch läuft was?", meint Sirius verwirrt, sich eine Bertie-Botts-Bohne in den Mund schmeißend.
"Wieso das denn?" Ich greife nach meinem Kissen und klopfe es auf seinem Platz zurecht.
"Beweis Nummer eins", fängt Remus mit einem viel zu selbstsicheren Grinsen an. "Euer Verhalten im Sommer natürlich. Beweis Nummer zwei wär das Gerücht gestern im Zug, wonach ihr im Schulsprecherabteil auf dem Tisch rumgemacht habt und Beweis numero drei", er hält inne und deutet neben mich. "Da ist ein Kopfabdruck und am Boden stehen Lilys Hausschuhe."
"Echt jetzt?" Ich beuge mich über den Bettrand, sehe aber nichts.
"Nein, nicht echt, aber dass du es für möglich hältst, verrät, dass sie hier geschlafen hat. Neben dem unübersehbaren Kopfabdruck natürlich."
Demonstrativ lasse ich mich so auf die Kissen fallen, dass dieser Beweis verschwindet. "Ich weiß nicht, wovon du redest."
Meine Freunde sehen sich den Schulsprecheraufenthaltsraum genauer an, während ich meine Schuluniform überwerfe. Lily ist noch im Badezimmer und so werfe ich erst die Bücher für den heutigen Tag in meine Umhängetasche, bevor ich mich ratlos umsehe. Ohne meine Zähne zu putzen und meine Haare zu kämmen will ich eigentlich nicht im Unterricht sitzen.
Mit einem Seufzen kämme ich mir mit den Fingern durchs Haar und schnapp mir eine Dose mit Kaugummis, bevor ich mich zu meinen Freunden gesellen will. Als ich meine Tür hinter mir zuziehe, fällt mir aber auf, dass die Tür zum Badezimmer einen Fuß breit auf ist, und nach einem schnellen Blick zu den mit Albernheiten beschäftigten Rumtreibern, schiebe ich mich durch den Spalt, ehe ich die Tür leise hinter mir schließe.
Lily ist umgezogen und stellt gerade ihre Zahnbürste zurück in einen Becher, der gestern noch nicht auf dem Waschbeckenrand stand. Es gefällt mir, wie sich die Räume immer mehr mit ihren Sachen füllen. Ihre bunte Kuscheldecke auf dem Sofa, eine Tasse mit dem Logo eines Sportteams in der Küche. Vielleicht kann ich sie doch noch für Quidditch überzeugen. Oder für mich.
Lily sieht mich kurz an, wobei ihr Blick an meinen Haaren hängen bleibt. Ihr Lächeln wird breiter, doch sie dreht sich wieder dem Waschbecken zu, bevor ich es wirklich interpretieren kann. Um sie nicht nur wie ein Idiot anzugaffen, greife ich nach meinem Kulturbeitel und stelle mich neben sie. Für einige Minuten stehen wir schweigend nebeneinander. Ich Zähne putzend, sie spritzt sich erst Wasser ins Gesicht und trägt dann eine Feuchtigkeitscreme auf. Es hat etwas friedliches, normales. Als würden wir das schon immer so machen.
Ich lasse unser Spiegelbild kaum aus den Augen, vor allem nicht, als sie einen Schritt zurück macht, den Haargummi aus ihrem Haar löst und den Kopf mit geschlossenen Lidern schüttelt, sodass die roten Wellen über ihre Schultern bis zu ihrer Taille fallen. Der Geruch ihres Shampoos füllt meine Lunge und ich öffne schnell den Wasserhahn, um die Zahnpasta auszuspucken, ehe ich etwas Dummes mache.
Als ich wieder auftauche und mir mit dem Handtuch übers Gesicht fahre, macht sie gerade Anstalten, ihr Haar in einem hohen Zopf zusammenzubinden.
"Lass sie offen.", rutscht es mir heraus, bevor ich mir auf die Zunge beißen kann.
Lily sieht überrascht auf und lässt die Hände langsam sinken.
"Wirklich?", meint sie zweifelnd, dabei fällt ihr eine Strähne ins Gesicht, die sie hastig hinters Ohr steckt. Sie fällt gleich wieder zurück. "Ich mag's nicht so gerne, wenn sie mir beim Lernen im Weg sind." Sie wirft einen Blick in den Spiegel und legt den Kopf schief.
Ich nicke langsam. "Hast du nicht so kleine dunkelgrüne Klammern?"
Ihr Blick im Spiegel fixiert mich erstaunt, dann nickt sie und öffnet eine der Schubladen vor uns, in der eine ganze Schachtel mit Haargummis und Klammern ist.
Ich greife nach einer der dunkelgrünen Klammern und drehe mich zu ihr. "Darf ich?"
Lily nickt, und sanft nehme ich die Strähnen, die ihr Gesicht auf beiden Seiten umrahmen, und stecke sie auf ihrem Hinterkopf fest. Dann hebe ich ihr restliches Haar über ihre Schultern, sodass ihr vorne nichts mehr im Weg umgeht.
Mir fällt eine bezaubernde Röte auf ihren Wangen auf und ich schlucke hart. Langsam, Potter.
Rasch mache ich einen Schritt zurück.
"Und?", frage ich ein bisschen heißer.
Testend dreht sie den Kopf in beide Richtungen, doch die Klammer bleibt.
"Ich wusste nicht, dass du Ambitionen hast, Styling-Berater zu werden.", meint sie mit einem Lächeln, dass mir automatisch auch eines entlockt.
Ich salutiere mit einem Zwinkern. "Immer zu Ihren Diensten, Mylady."
Die Röte auf ihren Wangen vertieft sich und für einen Moment wandert mein Blick zu ihrem Mund. Dabei kann ich schwören, dass sie es mir nachmacht und die Luft im Raum lädt sich auf, bis es um uns herum zu knistern scheint.
Reiß dich zusammen!
Mir gehen ihre Worte im Hogwartsexpress nicht mehr aus dem Sinn und deswegen habe ich den Entschluss gefasst, es noch langsamer anzugehen.
Ich wende mich ab und schnappe mir meine Haarbürste. Lily zögert, räumt dann aber ein paar herumliegende Sachen zurück in die Schubladen. Dabei entgeht mir ihr verwirrter Blick nicht, der immer wieder kurz auf mir landet.
Wir werden zeitgleich fertig und für eine Sekunde herrscht fast so etwas wie peinliches Schweigen zwischen uns, als wir beide nach der Türklinke greifen und beide die Hände wieder zurückziehen.
Ich fasse mich schnell wieder und öffne ihr mit einer angedeuteten Verbeugung die Tür. "Nach dir."
Ihre Wangen werden wieder eine herrliche Nuance dunkler bevor sie mit einem geflüsterten "Danke" und fliegenden roten Haaren in ihr Zimmer eilt. Grinsend folge ich ihr aus der Tür - und erinnere mich schlagartig an die vier Rumtreiber in unserem Wohnzimmer. Ups.
Alle vier Augenpaare schauen zu mir auf. Sirius zieht anzüglich die Augenbrauen hoch, Peter neben ihm, schaut zwischen mir und Lily, die mir ihrem Rucksack in der Hand zurück in die Galerie tritt, hin und her. Remus seufzt tief, irgendwie besorgt, und Selena hat ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
"Was?", frage ich, als ich mir meine Tasche wieder über die Schulter werfe und die Treppenstufen hinabspringe. "Wir teilen uns ein Bad, kommt drüber weg!"
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Hey hey :)
Ich dachte, ich melde mich auch mal wieder^
Leider weiß ich nicht, wie oft ich Posten kann, auf jeden Fall wird es erstmal nicht regelmäßig sein :/
Liebe Grüße & ein verspätetes Happy new year <3
(Bildquelle: https://i.pinimg.com/736x/00/55/50/00555075728e02d6a24cb80f6ce95341.jpg )
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