Chapter 14

(Bild: Quidditchfeld)

Alexander Malfoy P.o.V.:

Die Quidditchsaison hat begonnen und wie beinahe jeden Tag in den letzten Wochen habe ich für die Zeit gleich nach Unterrichtsschluss das Quidditchfeld für das Slytherin-Team reserviert. Wir haben nur eineinhalb Stunden um für das kommende Spiel in zwei Tagen gegen Ravenclaw zu trainieren. Wir üben die grundlegenden Spielzüge und auch ein paar Fouls, die wir ab und zu unauffällig einfließen lassen können, falls es nötig werden sollte, und dann ist die Zeit auf dem Spielfeld auch schon wieder um. Wir verschwinden gut gelaunt, aber erschöpft in den Umkleiden, um möglichst schnell hinauf zum Schloss zu kommen, wo das Abendessen schon auf uns wartet. 

Als ich gerade aus dem Duschraum komme und damit beginne mich anzuziehen, spricht Adalar mich leise an:"Kennst du Laura Miller? Das blonde Mädchen aus Ravenclaw?", gespannt sieht er mich an. Ich nicke langsam. "Natürlich, sie ist in unserem Jahrgang. Wieso fragst du?" Adalar sieht plötzlich aus, als wäre er furchtbar nervös und er zuckt scheinbar gleichgültig mit den Schultern. "Ach, ich wollte es nur wissen." Ich lache als er so ausweichend antwortet, wo es doch offensichtlich ist, dass mehr dahinter steckt. Ich boxe ihm gegen die Schulter. "Na los, man. Erzähl es mir!" Ich hätte ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass sich eine leichte Röte auf seine Wangen legt und er verlegen zu Boden starrt. "Oh nein!", meine ich leise lachend. "Sag nicht, dass es dich erwischt hat, Ad." Die Röte im Gesicht meines besten Freundes vertieft sich. Mein lachen wird lauter. Die anderen Teammitglieder drehen sich schon zu uns um, damit sie uns befremdet anstarren können. "Wer hätte das gedacht? Adalar Pitres ist verliebt!" Adalar verzieht bei meinem letzten Wort das Gesicht, dann murmelt er ganz leise:"Verliebt würde ich das jetzt nicht gerade nennen. Ich finde sie eben interessant und hübsch und so etwas eben..." Ich ziehe mir erst meinen dicken Pullover über, ehe ich ihm antworte:"Für mich klingt das aber ziemlich nach verliebt!" "Du hast doch keine Ahnung!", faucht er mich plötzlich an, während er in seine Hose steigt. Offenbar hat er genug davon sich zu schämen. "Du weiß überhaupt nicht, wie es sich anfühlt ein Mädchen toll zu finden und Zeit mit ihr verbringen zu wollen und-", Adalar hält inne und sieht mich einen Moment lang verzweifelt an. "Ich will, dass das wieder weggeht, Alex. Ich will keinem Mädchen hinterherrennen und schon gar nicht, dass ich die ganze Zeit nur an sie denken kann." 

Ich kann darauf nichts erwidern. Ich bin viel zu entsetzt von dem Namen, der mit bei seinen Worten durch den Kopf geschossen ist. Welches Mädchen finde ich interessant? Selena. Welches Mädchen finde ich hübsch? Selena. Welches Mädchen finde ich einfach nur toll? Selena. Mit welchem Mädchen will ich meine Zeit verbringen? Selena. Es ist immer nur Selena! "Alles in Ordnung?", reißt Adalar mich aus meinen Gedanken und ich zucke zusammen. "Äh, ja klar.", zu mehr bin ich nicht fähig, ich bin viel zu geschockt darüber, dass ich, Alexander Malfoy, in Selena Black verliebt sein könnte.

Wenig später verlassen wir alle zusammen die Umkleide und machen uns auf den Weg ins Schloss. Es weht ein eisiger Wind und der gemächlich fallende Schnee bedeckt die Ländereien beinahe vollständig. Ich bekomme fast schon Mitleid mit der Quidditchmannschaft, die gerade aus dem Schlossportal tritt und sich stapfenden Schrittes in Richtung Quidditchstadium aufmacht. Erst als sie näher kommen, erkenne ich, dass James Potter und Sirius Black die Gruppe anführen. Automatisch halte ich nach Selena Ausschau. Und tatsächlich, sie unterhält sich gerade mit einem der Gryffindor-Jungen, mit dem sie ein paar Schritte hinter den anderen hinterher eilt. Meine Hände balle ich ohne darüber nachzudenken zu Fäusten und in mir keimt das Bedürfnis auf, den Jungen von Selena wegzuziehen und mich selbst neben sie zu stellen, um sie bis zum Spielfeld zu begleiten. Doch das geht nicht. Und es wird auch niemals möglich sein. 

Potter und Black haben uns inzwischen entdeckt und sie deuten nun lachend auf uns. Ich kann mir denken, dass sie einen Witz über uns gerissen haben, denn auch die anderen Gryffindors stimmen in ihr Gelächter mit ein. Auch Selena, die den Blick gehoben hat und mich direkt anschaut, doch ich kann sehen, dass es nicht bis zu ihren Augen reicht, welche langsam zu meinen geballten Fäusten wandern. Sie runzelt die Stirn und sieht mich dann fragend an. Ich schüttle unauffällig den Kopf und blicke dann absichtlich zu ihrem Bruder, welcher inzwischen nur noch ein paar Schritte von uns entfernt ist, anstatt sie anzusehen. Es ist mir peinlich, dass ich es nicht mag, wenn sie mit einem anderen Jungen so vertraut redet. Erstens bin ich normalerweise nicht der eifersüchtige Typ und zweitens habe ich überhaupt kein Anrecht darauf, es zu sein. 

 "Und wie fühlt es sich an, zu trainieren, obwohl man genau weiß, dass man das Spiel verlieren wird?", spottet Black laut und die Gryffindors brechen nochmal in ausgelassenes Gelächter aus. Ich kann nicht sagen, ob Selena dieses Mal mit einem echten Kichern mit einstimmt, aber das, was im Lärm der Jungen untergeht, stammt eindeutig von ihr. Eine eigenartige Wärme und Ruhe durchströmt mich bei diesem Geräusch, doch den schlechten Scherz, der gerade auf unsere Kosten gemacht wurde, kann ich nicht einfach ignorieren. "Wir haben nicht die geringste Ahnung, Black, aber wie wäre es, wenn ihr es uns sagt?" Black verzieht den Mund und auch die anderen verstummen. "Wir werden weder gegen die Hufflepuffs verlieren, noch gegen euch oder die Ravenclaws. Jetzt wo Sel wieder spielen darf, sind wir stärker als je zuvor!", meint der Junge neben Selena und die anderen stimmen ihm zu. Ich hätte ihm am liebsten einen Fluch auf den Hals gehetzt, dafür dass er sie an meiner Stelle verteidigt - und dann auch noch gegen mich! Um nicht aufzufallen, stecke ich meine Wut und Eifersucht zurück und werfe stattdessen Selena einen überraschten Blick zu. Sie darf jetzt schon spielen? Ist das Madam Pomfreys Ernst? Mir wäre es lieber, wenn sie sich noch etwas schonen würde, doch als ich sehe, wie glücklich Selena bei dem Gedanken, wieder auf einem Besen fliegen zu dürfen, aussieht, verwerfe ich meine Zweifel. Sie lächelt breit und dieses Mal reicht es bis zu ihren strahlenden, grauen Augen. 

Ich bin so von ihr abgelenkt, dass mir keine passende Antwort einfällt. An meiner Stelle ergreift Adalar die Chance den Gryffindors eine reinzuwürgen:"Wir werden ja sehen, ob ihr gegen uns gewinnen könnt oder ob ihr bloß eine Bande aus dreckigen Schlammblütern und Blutsverrätern seid!", und er spuckt vor den beiden Rumtreibern auf den Boden. Innerhalb von nicht einmal einer Sekunde haben sie ihre Zauberstäbe in der Hand und die kleine Streiterei scheint zu eskalieren. Doch noch ehe sie sie heben können, ist Selena neben ihnen und umfasst ihre Handgelenke. Ich habe gar nicht bemerkt, wie sie sich nach vorne geschoben hat. "Ich denke, es ist besser, wenn wir uns damit beeilen mit dem Training zu beginnen. Wir haben das Feld schließlich nur für eineinhalb Stunden. Danach sind die Huffelpuffs dran." Einen Augenblick lang schauen sowohl Potter, als auch Black zwischen uns und dem Quidditchfeld hin und her, dann, beinahe synchron, lassen sie ihre Zauberstabhand sinken. "Na kommt. Sie hat Recht.", meint James, als Kapitän des Teams, und schiebt sich an uns vorbei, darauf bedacht uns nicht zu nahe zu kommen. Der Rest der Mannschaft folgt ihm wie Entenbabys - auch Selena. Sie wirft mir allerdings im vorbeigehen noch einen Blick zu, den ich nicht so richtig deuten kann. 

Der Samstag kommt schneller als mir lieb ist und am liebsten würde ich jetzt wieder zurück in die große Halle gehen und wie alle anderen fröhlich Quatschend Vermutungen über das kommende Spiel anstellen, als hinunter zum Spielfeld zu gehen und die Verantwortung für die Slytherinspieler zu tragen. Wieso musste ich auch zusagen, dass ich Kapitän sein will? Das ist mein erstes Spiel als Mannschaftskapitän und ich hasse die  Erwartungen und die Verantwortung, die auf mir ruhen schon jetzt.

Mit laut klopfendem Herzen halte ich meine erste Motivationsrede vor dem Team, ehe wir auf das Quidditchfeld treten. Ich vermeide es die Menge an Schülern anzusehen, doch der Stimme des Moderators kann ich nicht entkommen:"Und da kommen die Slytherins. Als Teamkapitän und Jäger spielt heute Alexander Malfoy. Die anderen Jäger sind Gerrick Mulciber und Joshua Roberts und als Hüter ist heute Rodolphus Lestrange auf dem Platz. Als Treiber spielen Adam Hughes und Callum Baker und die Position des Suchers wird von Noah Jones besetzt. Wie jedes Jahr ist es eine reine Jungenmannschaft - aber das war ja klar!" Unter dem tosenden Applaus der Slytherins erreichen wir die Mittellinie und auf Madam Hoochs Pfiff steigen wir auf unsere Besen. Sie öffnet die Kiste mit den Bällen und wir warten geduldig auf ihren zweiten Pfiff, der das Spiel beginnen lässt, als ich den Fehler mache, doch in die Zuschauerränge zu sehen. 

Die Schüler kreischen und wedeln mit den Armen vor Aufregung. Ich kann es ihnen nicht verdenken, die Spiele zwischen Ravenclaw und Slytherin waren schon immer lange und endeten meistens mit einem spektakulärem Kopf-an-Kopf-Rennen. Doch anders als bei ihnen wird mir übel wenn ich an ein solches Ende denke. Denn wenn wir verlieren sollten, würde mein Vater auf jeden Fall davon erfahren - anders als wenn ich mein Team zum Sieg führe! - und er würde bestimmt nicht begeistert davon sein. dass ich die Ehre und das Ansehen der Malfoys durch mein Versagen in den Dreck gezogen hätte. Bevor ich genauer darüber nachdenken kann, lasse ich meinen Blick weiter über die Ränge gleiten. Die Slytherins und Ravenclaws kreischen am lautesten und fuchteln am wildesten mit den Armen. Die jeweiligen Hausfarben leuchten mir entgegen, genauso wie die verschiedensten Banner mit Schlangen oder Dachsen oder Sprüche wie Schnatz für Slytherin, für unser gewinn'

Doch die Gryffindors und Huffelpuffs halten sich nicht zurück. Größtenteils tragen sie blaue Ravenclaw-Schals und machen damit ihre Unterstützung für unsere Gegner deutlich. Es ist nicht gerade schön, dass nur das eigene Haus für mein Team ist, aber das sind wir alle gewöhnt. Als mein Blicke auf lange, schwarze Haare fällt, schlägt mein Herz noch schneller als eh schon. Selena hat mit dem Rest der Gryffindor-Quidditchmannschaft einen Platz ganz vorne ergattert - was bedeutet, dass sie jeden meiner Spielzüge genauestens verfolgen kann. Mir fällt auf, dass sie als einzige der Mannschaft keinen blauen Schal trägt und auch keine blaue Farbe in Form von zwei Strichen auf den Wangen hat. Hat das etwas zu bedeuten? Ist sie in diesem Spiel vielleicht gar nicht für die Ravenclaws, sondern für die Slytherins? Für mich? Sie trägt zwar keine grünen Sachen, aber das kann sie ja auch schlecht machen unter dem aufmerksamen Blick ihres Bruders. In mir keimt das Bedürfnis auf, sie zu beeindrucken und ihr für das weglassen des Ravenclaw-Schals etwas zurückzugeben, und das kann ich nur, wenn ich fair und nach den Regeln spiele, das weiß ich. Sie mag es, wenn man gerecht ist. In diesem Moment, als die junge Madam Hooch den Schnatz und die Klatscher freilässt und den Quaffel in die Luft wirft, schwöre ich mir selbst, dass ich das gesamte Spiel über kein einziges Foul begehen werde. 

Mit einem breiten Lächeln stoße ich mich mit den anderen Spielern vom Boden ab. Ich bin der Erste, der den Quaffel in die Finger bekommt und sofort fliege ich damit auf die Torringe der Ravenclaws zu. Neben mit tauchen zwei gegnerische Jäger auf, und schnell werfe ich den Quaffel zu Gerrick, der gerade eben gar nicht erst versucht hat den Quaffel zu ergattern, sondern stattdessen gleich wie verabredet nach vorne geflogen ist. Er fängt den Quaffel problemlos auf und weicht geschickt einem Klatscher aus. Wenige Sekunden später hat er den Quaffel an der  Hüterin der Ravenclaws Charlotte Smith vorbei und in den linken Ring geworfen. Das Jubeln und Stöhnen des Publikums dringt selbst durch die eisigen Februar-Wind zu mir durch. Der Stadionsprecher brüllt die ganze Zeit "Zehn Punkte für Slytherin", während Gerrick zu mir fliegt und mir grinsen seine Hand hinhält. Ebenfalls grinsend schlage ich ein, ehe wir uns beide wieder auf die Jagd nach dem Quaffel machen.

Zwei Stunden später ist der Spielstand 330 zu 310 für Ravenclaw, doch das wird nicht mehr lange so sein. Ich bin kurz vor den Torringen meiner Gegner und hole schon aus, um den Quaffel in meiner Hand hindurch zu werfen, als ein Raunen durch die Zuschauermenge geht. Ich drehe meinen Kopf und sehe die beiden Sucher Besenstiel-an-Besenstiel rasend schnell nebeneinander herfliegen. Vor ihnen kann ich etwas kleines, goldenes im schwachen Sonnenlicht funkeln sehen. Derjenige, der den Schnatz jetzt fängt, holt den Sieg für seine Mannschaft. Und obwohl ich weiß, dass die Zehn Punkte am Ergebnis nicht viel ändern werden, konzentriere ich mich im Gegensatz zu allen anderen darauf den Quaffel durch einen der Ringe zu bekommen. Irgendwie muss ich mich ja von meiner Aufregung ablenken. Die Ravenclaw-Hüterin ist von den beiden Suchern so abgelenkt, dass es für mich keine Meisterleistung ist, den Ball durch den mittleren Torring zu werfen. Ich wende mich wieder Noah und dem anderen Sucher zu, welche jetzt nur noch ganz knapp hinter dem Schnatz herfliegen. Der Stadionsprecher sagt ganz nebenbei das "Zehn Punkte für Slytherin! Alexander Malfoy hat den Quaffel mal wieder an Smith vorbeigekriegt." und Charlotte und ich bekommen nur vereinzelt Blicke oder gar Applaus. Die Magier auf den Tribünen sind viel zu abgelenkt.

Ich habe keine Lust mehr auf so ein leichtes Spiel, also lehne ich mich auf meinem Besen zurück und betrachte auch das Kopf an Kopf-Rennen. Beide Sucher haben einen Arm ausgestreckt und selbst aus dieser Entfernung sehe ich, dass es nur noch weniger als eine Armlänge ist, die einen von beiden von den 150 Punkten trennt. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als es so aussieht, als hätte der Ravenclaw den Schnatz in seiner Hand, doch dann reißt Noah plötzlich den Arm in die Luft und ich kann den kleinen funkelnden Schnatz zwischen seinen Fingern sehen. In halsbrecherischer Geschwindigkeit fliege ich zu meinem neuen Lieblings-Teammitglied. Er hat dafür gesorgt, dass mein erstes Spiel als Kapitän nicht in einer Blamage für meinen Vater endet - und damit hat er mir ein paar sehr unschöne Stunden erspart. Und Schmerzen. 

Noch in der Luft umarmen wir Noah alle und landen schließlich als riesiges Bündel aus Zauberern, Besen und grün-silbernen Quidditchumhängen auf dem Rasen des Stadions. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen wie die Ravenclaws deprimiert und erschöpft und ohne viel Aufsehen zu erregen vom Feld verschwinden, doch es ist mir egal. Wir haben gewonnen. Der Stadionsprecher dringt nur schwach durch die lauten Jubelrufe der Slytherins zu mir durch, als er laut unseren Sieg verkündet:"Slytherin hat mit 470 Punkten das erste Quidditchspiel des Jahres gewonnen. Das nenn' ich mal einen spektakulären Sieg, findet ihr nicht? Die beiden Sucher Austin Walker und Noah Jones haben sich da gerade eine spanendes Wettfliegen geliefert, ganz zu schweigen von...", ich höre nicht weiter zu, ich bin viel zu beschäftigt damit Noah immer wieder auf die Schulter zu klopfen und in die Runde zu strahlen. In diesem Moment ist mir egal, dass ich ein Malfoy bin. Dass ich eigentlich nur stolz nicken sollte und sonst keine Regung von Gefühlen zeigen sollte. Dass mich gerade hunderte von Schülern sehen können wie ich glücklich bin. Das alles ist in diesem Moment so unglaublich unwichtig, weil mein Team gewonnen hat. Mein Team. Das hört sich gut an.

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(Bildquellehttps://vignette.wikia.nocookie.net/harrypotter/images/8/80/Quidditch_field.jpg/revision/latest?cb=20111105171343)u

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