(Bild: Brennendes Haus der Potters)
Lucius Malfoy P.o.V.:
Er wusste, dass es diesmal glücken würde. Diesmal würden sie ihnen nicht entkommen.
Die Todesser hatten den Fidelius-Zauber schon vor Stunden überlistet. Ihr Beschluss, erst in der Nacht in Marlburough einzumarschieren, kam jedoch vom Dunklen Lord persönlich.
Er mochte es, im vermeindlichen Schutz der Dunkelheit Angst zu verbreiten.
Lucius dagegen glaubte, die Naivität und Vertrauensseligkeit der Potters reichte, damit die Todesser im Kampf die Oberhand erlangen würden.
Hatten sie wirklich geglaubt, es wäre schlau, einen Zettel mit der Adresse rumliegen zu lassen? Hatten sie tatsächlich nicht bedacht, dass jeder damit Zugang zum Haus haben würde?
Wieder einmal bestätigte sich Lucius Glaube daran, dass man niemanden vertrauen sollte. Schon gar nicht einer Ministeriumsbeamten, die bereits seit Tagen unter dem Imperius-Fluch stand. Hatten sie damit gerechnet, dass Gabriella Brooks den Zettel mit Moodys Handschrift entsorgt hatte? Wahrscheinlich.
Das Schicksal war nicht auf ihrer Seite. Jetzt waren sie endlich fällig. Ihre Zeit war abgelaufen und die des Dunklen Lords war gekommen.
Mit eingeübten Bewegungen näherten sie sich der Haustür, die auf sein Handzeichen hin aufgesprengt wurde. Sie hatten sie nicht einmal verschlossen, er hätte sie genauso gut einfach öffnen können. Im Nachhinein wäre ein leiser Angriff aus dem Hinterhalt womöglich effektiver gewesen.
Doch wohin sollten sie jetzt noch fliehen?
Lucius' eingeübte Truppe war bereit und bestens ausgebildet. Vieles hatten sie vom Dunklen Lord selbst gelernt.
Im Flur brannte trotz der späten Uhrzeit Licht. Ein verstaubter Kronleuchter warf warmes Licht auf die sich in alle Richtungen verstreuenden Todesser.
Lucius sah seinen Kollegen nach. Ihre schwarzen Umhänge waren eindrucksvoll und die Masken mit den silbernen Verzierungen würden jeden in Angst und Schrecken versetzen, der sie zu Gesicht bekam.
Er freute sich bereits auf das Entsetzen in den Augen aller hier wohnenden. Es würde ihre letzte Stunde sein.
Seinen Informationen zufolge waren nicht nur Potter Junior und die beiden Blutsverräter hier. Auch Fleamont Potter und seine Frau hatten vor zwölf Stunden ihre Posten verlassen - Und wo würden sie eher auftauchen als hier?
Damit lag die Wahrscheinlichkeit, heute Nacht das Auktionbuch zu finden, dass sich Orion und Walburga haben stehlen lassen, so hoch wie nie zuvor. Mit der Wiederbeschaffung würde er nicht nur bei den Blacks einen Stein im Brett haben, sondern auch Narzissa, die eine geborene Black war, glücklich machen.
Lucius musterte das Stillleben mit abstrakten Elementen neben sich. Wie konnte man sich nur eine so entstellte Blumenwiese an die Wand hängen?
Er rümpfte die Nase und ging einige Schritte ins Haus hinein.
Bis jetzt hörte er nur die Schritte der Zweierteams, die das Haus durchsuchten. Wo sie sich wohl versteckt hatten? Vielleicht im Schrank? Unterm Bett?
Apparieren konnten sie nicht, das Flohnetzwerk war blockiert; seine Männer waren überall.
Lucius betrat die Küche. Sie war größtenteils aufgeräumt. Einzig eine Schale mit Cornflakes stand auf der Theke. Daneben eine halbleere Flasche Milch.
Er legte seine Hand an das Glas. Es war noch kühl.
Derjenige, der sie aus der Kühlung nahm, konnte noch nicht weit sein.
Mit einem letzten zweifelhaften Blick auf die Einrichtung verließ Lucius die Küche und spähte ins Wohnzimmer.
Zwei seiner Männer standen in der Terassentür und wechselten Zeichen mit denen, die sich die Grundstücksränder vorgenommen hatten. Anscheinend waren auch draußen noch keine Blutsverräter entdeckt worden.
Lucius wendete sich gerade um, um das Haus weiter zu begutachten, als ihm ein eingerahmtes Bild auf dem Kaminsims auffiel. Es zeigte alle fünf hier lebenden. Die Potters und die Zwillinge am Esstisch. Er vermutete, dass es an einem Geburtstag aufgenommen wurde, denn Sirius und Selena Black trugen lächerliche Papierkrone und bliesen die Kerzen auf einem Quidditchstadion-Kuchen aus.
Lucius trat näher. Die Figuren auf der Fotografie bewegten sich nicht. Er klopfte mit seinem Zauberstab dagegen, doch es tat sich nichts.
Die Einrichtung der Potters war wohl genauso hinterher wie ihre muggelfreundliche Einstellung.
Er sah sich um. Besen lehnten an den Wänden, Kissen lagen auf dem Boden als wären sie durch den Raum geschleudert worden. Auf dem niedrigen Beistelltisch der Sofagarnitur standen mehrere Schüsseln, in denen getrocknete Cornflakes klebten und unter dem nächsten Sessel lag ein Paar Socken.
Wie widerlich. Es war ihm schon immer schleierhaft gewesen, wie man ohne Hauselfen Ordnung wahren sollte. Jetzt hatte er den Beweis, dass es nicht ging.
Die selbsternannten und überkorrekten Blutsverräter lebten wohl lieber in Dreck und Chaos als sich einen Hauselfen zu halten. Vielleicht waren sie auch einfach nur gierig.
"Lucius!" Endlich.
Er wandte sich ab und stampfte die Treppe hinauf. Wie oft er ihnen schon gesagt hatte, dass sie keine Namen verwenden sollten!
"Was?", fuhr er den Todesser hinter der Maske an. Sie standen im Flur und hier war weit und breit keine Spur eines Blutsverräters.
"Das hier ist ein Verschwindekabinett.", er deutete auf den altmodischen Schrank vor ihnen.
Lucius wirbelte herum. Tatsächlich. Man sah es nicht auf den ersten Blick, aber auf den zweiten war es eindeutig.
Er öffnete es und erblickte Leere.
Kurzerhand griff er in seinen Umhang und holte sein faltenfreies Taschentuch heraus.
Er legte es in den Schrank, schloss die Tür, trat zurück, dachte Evanesco und war sich sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er den Blutsverräters gegenüberstehen würde.
Als er die Schranktür öffnete, war das Stofftaschentuch allerdings nicht in das Gegenstück des Verschwindekabinetts gereist; Es war zu Asche zerfallen.
Lucius übermannte die Wut, er holte aus und verpasste dem alten, viel zu unschuldig aussehenden Holz einen Fluch, der ein Loch in dessen Mitte brannte. An den unsauberen Rändern tanzten kleine Feuer und schienen ihn zu verhöhnen.
Mit einem Knurren wandte er sich ab.
Sie hatten das Gegenstück bereits zerstört.
Doch wie war das möglich? Sie waren vermutlich zu fünft und waren bereits alle aus diesem Haus geflohen noch bevor sie es überhaupt betreten hatten? Nein, das konnte nicht sein! So schnell konnte niemand reagieren!
Entweder hatten sie Milchflaschen mit einem Dauerkühlzauber in der Küche stehen und das Licht im gesamten Haus brennen lassen, bevor sie schon vor längerem das Haus verlassen hatten...
Oder sie waren gewarnt worden, flüsterte eine leise Stimme in seinem Hinterkopf.
"Sucht nach Warnungen. Sie waren weg bevor wir überhaupt hier waren. Und wer das schwarze Buch findet, das ich euch beschrieben habe, bekommt eine Belohnung ausgehändigt!", schrie er durch das ganze Haus. Seine Stimme hallte von den Wänden wider.
Er wollte sich gerade selbst noch einmal gründlicher umsehen und sich aus auch von den anderen Räume ein Bild machen, als ihm etwas am Boden ins Auge fiel. Es war ein weißer Zettel, der zwar unter das Verschwindekabnett gerutscht war, doch jetzt, wo er einige Schritte entfernt war, gut zu sehen war.
"Accio" Er ließ den Zettel vor seinem Gesicht schweben und drehte ihn bis die Buchstaben vor ihm einen Sinn ergaben.
Sie kommen.
Mehr nicht.
Lucius fuhr mit dem Daumen über die Rillen, die die Feder hinterlassen hatte.
Da war er wieder. Der leise, schleichende, hinterhältige Verdacht, einer aus den eigenen Reihen könnte die Seiten gewechselt haben.
Es gab schon lange den Verdacht, ein Todesser würde dem Ministerium und dem Orden des Phönix Informationen zuspielen.
Nicht selten waren genau die richtigen Leute vor Ort, um Angriffe abzuwenden.
Auroren und Beamte, die einfach nicht unter den Imperius-Fluch zu setzen waren, Ordensleute, manchmal auch Dumbledore selbst.
Von Gabriella Brooks und einigen anderen kontrollierten Beamten wussten sie, dass immer wieder anonyme, nicht zurückverfolgbare Zettel im Ministerium eintrafen.
Ein Zettel genau wie dieser hier. Klein, kurz gehalten, mit Zauber anonymisiert.
Lucius betrachtete die Buchstaben der Warnung vor sich, bereits sicher, dass keiner den Urheber enttarnen würde können.
Aber eines hatte der Verräter bereits verraten: Er kannte und mochte die Potters, denn keiner zuvor war direkt gewarnt worden.
Nachdem sie das Haus in Brand gesetzt hatten, apparierten alle Todesser zum selben Ort. Das Anwesen des Dunklen Lords.
Abgeschieden, privat, finster, doch nicht heruntergekommen; edel, aber ohne viel Dekoration.
Für Lucius Geschmack, war das große Haus zu schlicht, zu unauffällig. Doch es lag nicht an ihm, den Dunklen Lord für seinen Möbellierungsstil zu beratschlagen.
Das Tor passierten sie dank des Dunklen Mals ohne eine Sekunde zu verlieren und die Haustür, bestehend aus massiven Holz mit einem schlangenförmigen Türklopfer, war offen.
Der ausladende Flur führte direkt in eine Art Salon, in dem eine lange Tafel mit abgezählten Stühlen stand. Dies war der einzige Raum, zu dem den Todessern der Zutritt gewährt war. Alle anderen, besonders das obere Stockwerk, war einzig für den Dunklen Lord zugänglich.
Eine hinter der Tapete versteckte Tür ging zu, gerade als sie zu zwölft den Salon betraten. Lucius wusste, dass es ein Hauself oder ein Diener des Dunklen Lords war, der die strikte Anweisung hatte, sich keinem zu zeigen, also beachtete er es nicht weiter und nahm auf seinem Stuhl platz.
Je näher man am Dunklen Lord saß, desto höher wurde man von ihm geschätzt.
Lucius musste nur noch zwei Stühle aufrücken, um zu seiner rechten zu sein.
Doch Gegensätzlich zu seinem Ehrgeiz, empfand er eine Art Umbehagen. Die Stühle rechts und links von dem des Dunklen Lords wurden so häufig neu besetzt .... und niemans aus guten Gründen.
Lucius bevorzugte es fast schon, hier drei Stühle weiter verhältnismäßig sicher zu sitzen, als ganz oben, hoch angesehen, doch bald schon tod oder in Askaban.
Nachdrückliche Schritte näherten sich auf der Treppe und Lucius erhob sich, eine Hand in seinem Umhang, um das schmale Buch herauszuziehen, das sie gefunden hatten. Ebenso legte er die Warnung auf den Tisch vor sich.
Seine Männer hielten die Köpfe gesenkt, sich bewusst, dass sie nicht die Nachricht überbrachten, die der Dunkle Lord hören wollte.
Lucius Hände waren schweißnass, doch er beherrschte sich, zeigte Ärger und Ehrgeiz auf seinen Zügen.
Der Dunkle Lord betrat den Salon ohne einen von ihnen mit einem Blick zu würdigen. Sein Umhang umgab ihn als würde um ihn herum selbst die Luft stillstehen.
"Ich rühme mich damit, Gedanken nicht nur lesen, sondern auch ... verändern zu können. Ich kann Erinnerungen einpflanzen, den Ausgang eines vergangenen Ereignisses manipulieren. Selbst vollkommen löschen stellt für mich keinerlei Schwierigkeiten dar." Die eisigen Augen des Dunklen Lords wanderten über seine Todesser.
Lucius stand starr und hielt den Blick zwar gesenkt, doch den Kopf aufrecht.
"Doch um von eurem Versagen zu wissen, muss ich nicht einmal im gleichen Raum sein wie ihr!", setzte der Dunkle Lord nach und bei der Wut in seiner Stille zuckten alle Anwesenden zusammen.
"Lucius", mit einem Mal war er wieder die Ruhe selbst. Der Dunkle Lord lies seinen Stuhl zurückschweben und setzte sich ans Tischende. Er machte eine schlichte Handbewegung und die Todesser setzten sich.
"Berichte mir, was geschehen ist."
Unter dem gnadelosen Blick des Dunklen Lords bagann er zu erzählen. Von dem Verschwindekabinett, der Warnung, das Auktionsbuch erwähnte er nur am Rande. Er war viel zu erpicht darauf, die Aufmerksamkeit des Dunklen Lords auf den Verräter zu lenken, der eng mit den Potters verknüpft sein musste.
Doch der Dunkle Lord wollte von seiner Theorie nichts hören, er winkte ab und Lucius verstummte schon nach wenigen Sätzen.
"Das ist ein Problem, dem ich mich bereits widme.", verrät der Dunkle Lord mit einem Blick, der Lucius einen Schauer über den Rücken jagte. "Nun sagt mir, was mit den Auroren und ihren Kindern geschehen ist, nachdem sie fliehen konnten."
"Wir sind uns nicht sicher, Herr. Aber was haltet Ihr von der Möglichkeit, dass sie ins Ausland geflohen sind? Sie wären sehr dumm, zu bleiben oder sogar nach Hogwarts zurückzukehren."
Der schmale Mund des Dunkle Lords hob sich. "Dumm ... Ja. Doch sie halten auch große Stücke auf ihren muggelliebenden Dumbledore." Er sah in die Runde. "Es ist nicht gut, wenn unsere Gegner es über die Grenze schaffen. Denn in ein paar Jahren, wenn wir erst einmal den Muggel unsere Existenz verkündet haben und sie auf der ganzen Welt beherrschen, Dann müssen wir auf die, die uns jetzt entkommen, erneut Jagd machen."
Ein Zustimmendes Nicken der Todesser folgt seinen Worten.
"Im Ministerium werden bereits Ein- und Auswanderungen überwacht, doch ich werde in Kürze einige Posten zur ... externen Unterstützung an effizienten Punkten im ganzen Land abstellen. Bald schon werden die Grenzen vollständig von uns überwacht werden und für Schlammblüter und Blutsverräter geschlossen sein. Was die Familie Potter betrifft...", fährt der Dunkle Lord fort. "Durch das magische Feuer wird es dem Ministerium schwerfallen, Leichen zu finden. Oder irgendetwas. Wir äußern uns nicht zu dem Vorfall. Unwissenheit schürt Angst, und die wird uns in den nächsten Monaten nur zugute kommen. Lucius", er wendete sich an ihn.
Lucius hob den Kopf.
"Du suchst weiter nach ihnen. Ich will diesen Auroren- und Blutsverräterabschaum endlich beseitigen. Spätestens am ersten September, wenn sie ihren naiven Herzen zu ihrem Hirten Dumbledore folgen, hast du eine Spur zu den Eltern. Verstanden?"
"Ja, Herr."
Der Dunkle Lord legt seinen Kopf schief und plötzlich wirkt er fast schon so etwas wie freundlich:"Wie steht es im Übrigen um deinen Bruder? Ist er bereit?"
"Ja, Herr, Alexander ist willig, sich Euch und unserer Sache anzuschließen. Er würde sich geehrt fühlen, die Todesser in Hogwarts zu vertreten."
"Gut gut", der Dunkle Lord nickte, "Wollen wir doch einmal sehen, wie der naive alte Dumbledore reagiert, wenn in seinem geliebten Balg Todesser sind."
****************************************
(Bildquelle: https://i.pinimg.com/originals/46/b2/b6/46b2b68ed283a6df9446b5acecbdd9ec.jpg)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top