Chapter 12

(Bild: Sirius Black)


Lily Evans P.o.V.:

Hastig halte ich mir meine Hand vor den Mund, um mein Kichern vor Professor Zankov, unserem Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer, zu verbergen. Also echt, wie kommt Sel nur immer auf solche schwachsinnige Ideen? Sie ist mindestens so schlimm wie ihr Bruder und Potter wenn es um Streiche geht. Aber dafür liebe ich sie auch.
Auch meine beste Freundin verbirgt ihr Kichern hinter ihrer Hand, aber das scheint nicht besonders viel zu bringen. "Miss Black, Miss Evans. Wenn Sie wohl so freundlich wären dem Unterricht zu folgen. Oder legen Sie es auf Konsequenzen an?", fragt unser Lehrer und hastig schütteln wir beide den Kopf. "Entschuldigung, Professor.", meine ich schnell. Es ist nicht Klug auf Kriegsfuß mit einem Lehrer zu sein - schon allein wegen der Noten -, doch sobald Professor Zankov sich wieder umgedreht hat, bricht schon wieder ein, durch ihre Hand gedämpftes, Kichern aus Selena heraus. Sirius, welcher wegen wiederholten unangebrachten Bemerkungen und Aktionen bereits am Anfang des Jahres einen Platz in der ersten Reihe bekommen hat, dreht sich um und grinst seine Schwester spitzbübisch an. Das macht er immer wenn Selena glücklich ist. Er ist automatisch auch bester Laune. Es ist fast so, als kann er dann gar nicht anders. Er kann noch so schlecht gelaunt sein, sobald er seine Zwillingsschwester lächeln oder Lachen sieht, tut er es auch. "Miss Black!", herrscht unser Lehrer und Sel zuckt zusammen. "Ähm, ja?" Selena versucht es gar nicht erst zu verbergen, dass sie dem Unterricht noch immer nicht gefolgt ist. Professor Zankov kommt zu unserer Bank in der dritten Reihe und beugt sich zu uns herunter. "Vielleicht sollte ich sie zu jemanden setzten, bei dem sie nicht so viel Spaß haben." Erst sieht er mich an, wobei er spöttisch den Mund verzieht, dann wandert sein Blick durch das Klassenzimmer. An einer der hintersten Bänke hält er inne. Oh nein, in den letzten Reihen sitzen die Slytherins. Das will er doch nicht wirklich machen, oder? Doch unser Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer ist der einzige Zauberer den ich kenne, dem die Häuser-Rivalitäten relativ egal sind. Ihm ist es nur wichtig, dass wir etwas lernen - was ich im Allgemeinen richtig gut finde -, aber dann muss er doch nicht ausgerechnet Selena Black neben einen Slytherin setzen. Selbst er muss doch wissen, wie sehr sie von den Reinblutfanatikern gehasst wird. "Mir ist schon aufgefallen, dass Miss Parkinson und Mr Malfoy gerne in meinem Unterricht in Gespräche vertieft sind, die hier nichts zu suchen haben." Er dreht sich auf dem Absatz um und geht wieder zu seinem Pult. "Miss Black, Miss Parkinson, sie tauschen." Selenas Kopf ruckt hoch. Ungläubig starrt sie auf den Mann vor uns. "Professor", meldet sich die Slytherin aus der letzten Reihe zu Wort. "Ich kann nicht neben Evans sitzen. Sie ist ein Schlammblut." Selena springt auf die Beine und wirbelt herum. Auch einige andere Griffindors wirken verärgert, sind aber nicht so impulsiv, um direkt vor einem Lehrer einzugreifen. Es macht mir nicht wirklich etwas aus, dass ich von den Slytherins so genannt werde. Mir ist wichtiger, wie mich meine Freunde sehen. Professor Zankov wendet sich direkt an Parkinson. "Und genau wegen ihrer Mittelalterlichen Meinung gegenüber anderen werden sie sich dort hin setzten. Ich bin sicher, dass sie von nun an meinen Unterricht nicht mehr als Mittagspause ansehen werden." Selena scheint angesichts des verdatterten Ausdrucks, welcher jetzt in Parkinsons Gesicht getreten ist, etwas besänftigt zu sein. Dennoch ist ihr ihre gute Laune vergangen - genauso wie mir. Von nun an werden die Stunden in diesem Klassenzimmer langweilig und voller angeekelten Blicken - sowohl von Parkinson, als auch von Malfoy - sein. Eigentlich hätte ich erwartet, dass Sel sich mehr wehrt, neben Malfoy zu sitzen, aber überraschenderweise sagen weder sie, noch Malfoy in der restlichen Stunde ein Wort.


Nachdem Sel und ich auch noch alte Runen hinter uns gebracht haben, machen wir uns auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, um gleich mit den Hausaufgaben anzufangen. Zwei Stunden später brummt mir der Kopf und ich seufze vernehmlich. Selena ist wie so oft vor mir fertig. Sie muss sich nicht einmal anstrengen, und doch schafft sie alle Aufgaben wahnsinnig schnell. Ihr Bruder und Potter sind genauso. Es wirkt fast so, als beherrschen sie jeden Zauber schon bevor wir ihn im Unterricht besprechen, selbst die Runen, die wir beide heute erst gelernt haben, kann Selena problemlos übersetzen. Allerdings könnte es auch daran liegen, dass - wie Sel mir einmal anvertraut hat - Reinblüter oft Privatlehrer bekommen ehe sie nach Hogwarts kommen. Die beiden Blacks jedenfalls konnten sämtliche Zaubersprüche, Runen und Sprachen noch vor unserer ersten Begegnung. Selena klopft mir sanft auf den Rücken, als sie sieht, wie missmutig ich aus dem Fenster starre. "Du könntest natürlich von mir abschreiben - aber das willst du ja nicht!" Sie hat es mir schon so oft angeboten, und immer habe ich abgelehnt. Ich bin eine muggelstämmige Hexe, und ich will allen beweisen, dass ich mindestens so gut bin wie die reinblütigen. Und dass kann ich nicht wenn ich Hausaufgaben abschreibe. "Trotzdem danke, Sel." Sie späht über meine Schulter, wobei ihr Haar meinen Hals kitzelt. "Du hast es ja eh gleich geschafft, Lils. Nur noch diesen einen Absatz." Ja, ich habe es tatsächlich bald fertig. "Ich bringe dieses Buch nur kurz in die Bibliothek. Bin gleich wieder da, dann können wir zusammen zum Abendessen gehen." Ich nicke, bereits wieder vollkommen in den Verteidigung gegen die Dunklen Künste Aufsatz vertieft. 


Selena Black P.o.V.:

Gemächlich schlendere ich zur Bibliothek. Ich bin nicht der Typ Mensch, der gerne dicke Romane liest oder stundenlang an Bücherregalen entlanggehen kann um in Büchern zu stöbert, aber seit ich Lily kenne, die nichts lieber macht als das, habe ich die Atmosphäre in diesem Raum zu lieben gelernt. Die Stille, den Frieden, die Geschichten, die in jedem Buch verborgen sind. Ich grüße die junge Madam Pince fröhlich, als ich durch die hohe Tür eintrete, und bekomme dafür einen lautes "Ssssch" von ihr zu hören. Unschuldig lächelnd zeige ich ihr das Buch in meiner Hand, damit sie es aus der Liste der ausgeliehenen Bücher austragen kann und mache mich dann auf den Weg um es in das richtige Regal zurückzustellen. Die Muggelromane sind ganz hinten und langsam mache ich mich auf den Weg dorthin. Ich sehe Charlotte Smith, Olivia Anderson und Oscar Martin an einem der Tische arbeiten und ich lächle sie strahlend an. Die drei sind Ravenclaws in meinem Alter und echt nett. Wir, also Lils, Grace und ich, haben oft mit ihnen gelernt, aber seit Gracies Tod ist der Kontakt weniger geworden. Vielleicht sollte ich Lils mal fragen, ob wir uns nicht mal wieder zu ihnen setzten wollen? So wie früher.

Doch es wird nie wieder wie damals sein. Ich weiß jetzt schon, dass wenn wir beiden uns zu den Ravenclaws setzten werden, dass ein Teil fehlen wird, und dass der Schmerz mich dann wieder mitten ins Herz treffen wird. Also verwerfe ich den Gedanken vorerst. Ich habe nicht wirklich auf den Weg geachtet, weswegen ich früher als erwartet bei dem letzten Bücherregal angekommen bin. Um mich abzulenken suche ich nach dem Buchstaben F, welcher der Anfangsbuchstabe von dem Nachnamen des Autors meines Buches ist. 

Ich will gerade triumphierend das Buch in die kleine Lücke in der richtigen Reihe schieben, als jemand neben mich tritt. Wie konnte ich nicht bemerken, dass mir jemand hier hinter, in die letzte Ecke der Bibliothek, gefolgt ist? Ich weiß bereits, noch ehe ich aufschaue, wer sich da angeschlichen hat. Der Duft von diesem Jungen ist einfach so typisch Alexander. Er riecht nach Minze und auch auf eine gute Art einfach nach ihm. Ich lächle ihn offen an, weil ich mir sicher bin, dass wir alleine sind. "Hey, Alec." Ein breites Lächeln tritt auf sein Gesicht, als er diesen Spitznamen hört. "Hey, Sela. Was machst du?" Ich zucke mit den Schultern und stelle endlich das Buch ins Regal. "Ich räume ein Buch auf, was denkst du denn?" Ich sehe etwas in seinen Augen auffunkeln, was mich an den Ausdruck in Sirius' Augen erinnert, bevor er eine Missetat begeht. "Was-", fange ich an, aber da hat Alec bereits das Buch in der Hand. "Na dann wollen wir mal sehen, was die Rebellin Selena Black so liest." Grinsend dreht er den Roman, um den Klappentext lesen zu können. Oh nein. Ich beiße mir auf die Unterlippe und kneife die Augen zusammen, während ich beobachte wie Alec's Augenbrauen immer weiter nach oben wandern. "Kommen sie am Ende zusammen? Leila und Hunter, meine ich." Verdutzt sehe ich ihn an. Ich hätte schon erwartet, dass er mindestens einen Kommentar zu den großgeschriebenen Wörtern am oberen Rand hören lässt. 'Erotik-Roman' prangt dort in roter Schriftfarbe und gut lesbar. Er hat es bestimmt gesehen. Außerdem ist auch der Titel des Buches ein deutlicher Hinweis darauf, von was es größtenteils handelt: 'Dark DesireIch hoffe, dass ich nicht zu verdutzt aussehe und erwidere schnell etwas auf seine Frage:"Ich werde dir niemals sagen, wie ein Buch endet. Das wäre eine Beleidigung gegenüber dem Menschen, der es mit viel Mühe und Arbeit geschrieben hat." Ich grinse Alec frech an. "Du wirst es wohl selbst lesen müssen..." Der Slytherin wirft einen weiteren Blick auf das Schriftstück in seiner Hand. "Ist es das denn wert?" Hastig nicke ich. Auf jeden Fall ist es das. Doch dann halte ich abrupt inne. Habe ich Alexander Malfoy gerade ein Buch empfohlen, in dem viele heiße Szenen vorkommen. Oh Merlin, bitte lass es ihm nicht lesen. Bitte, bitte. Doch Merlin scheint mein Flehen nicht zu hören, denn Alec steckt den Roman lächelnd in seine Schultasche, die ihm wie immer lässig über die Schulter hängt. "Na gut, ich will wissen, ob der böse, kriminelle Hunter es schafft, die langweilige und verwöhnte Leila herumzukriegen." Er grinst mich an, doch ich weiche seinem Blick aus. Ich weiß nicht was ich davon halten soll, dass mein Magen Purzelbäume schlägt, sobald er mich so direkt anschaut. "Ich, äh, muss dann mal los. Lily wartet bestimmt schon auf mich. Wir sehen uns.", versuche ich mich aus der Affäre zu ziehen, doch Alec hält mich sanft am Arm fest, als ich mich an ihm vorbeischieben will. Er zieht mich näher zu sich und blickt mir unverwandt in die Augen. "Ist alles in Ordnung, Sela? Du siehst zwar glücklich aus und wieder wie die alte Selena, aber irgendetwas stimmt nicht, oder?" Ich kann ihm nicht länger in die blauen Augen sehen, und so sehe ich einfach auf seine Schulter. "Es ist alles bestens, Alec. Wirklich." Ich lächle, aber in die Augen kann ich ihm nicht sehen. Ich spüre, wie er die Hand von meinem Arm nimmt, und ich will mich schon erleichtert zum gehen wenden, als ich seine Hände an meiner Taille fühle. Er zieht mich behutsam näher zu sich, und mir ist klar, dass er mir nicht glaubt, und dass ich hier nicht wegkomme, ohne ihm eine richtige Erklärung gegeben zu haben."Ist es wegen deiner Freundin, Grace?", seine Stimme ist ganz leise und behutsam. Ich schüttle den Kopf und versuche zu ignorieren, dass die Stellen, an denen mich Alec berührt wie wild kribbeln und er von dort aus Stromschläge durch meinen ganzen Körper schickt. Was ist denn plötzlich anders, wenn ich ihn berühre? Ich bemühe mich klar zu denken. "Nein, ich denke, dass ich es langsam... akzeptiert habe.", sage ich stockend und lasse dann meinen Kopf gegen seine Schulter sinken, weil dieser Satz so unglaublich falsch klingt. "Das klingt schrecklich. Wie kann ich so etwas nur sagen?", murmle ich an Alec's Schulter und ich spüre, wie er eine Hand von meiner Seite nimmt und stattdessen beruhigend über meinen Rücken fährt. Ich fühle mich sofort ein Stückchen besser. Er sagt nichts, während ich so nah an ihm verharre und keine Anstalt mache mich wieder zurückzuziehen, und dafür bin ich ihm unheimlich dankbar. Es gibt nämlich nichts, dass er sagen könnte. Nichts, was mir helfen könnte.

"Ich habe in den letzten Tagen so angestrengt versucht, allen zu zeigen, dass mich die Sache mit meiner Mutter nicht großartig runtermacht, dass ich jetzt einfach keine Kraft mehr habe stark zu sein." Alec's Hand auf meinem Rücken hält inne. "Ich dachte, dass es dir besser geht. Du hast immer so glücklich gewirkt." Ich seufze kaum vernehmlich. "Es geht mir auch besser. Zumindest was die Verletzung angeht. Es versteht nur keiner, dass ich..." Von meiner eigenen Offenheit überrascht und erschrocken, verstumme ich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Alec alles erzählen will. Er ist immer noch ein Slytherin. "Was versteht keiner?", fragt der Junge, den ich beinahe so lange kenne, wie meinen Zwillingsbruder. Seine Stimme ist sanft und nicht drängend, während er mich noch näher zu sich zieht. Langsam drehe ich den Kopf, sodass mein Ohr nur knapp über seinem Herzen ist und meine Arme lege ich ihm um die Hüften. Alec legt sein Kinn auf meinen Scheitel und zieht mich so nah an sich, dass kein Blatt Pergament zwischen uns passen würde. Wir sind wieder in einer Umarmung gelandet. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht genieße. Ich fühle mich sicher und beschützt, und die Worte rutschen mir einfach auf dem Mund:"Niemand versteht, dass ich enttäuscht bin!", meine ich heftig, aber dennoch mit leiser Stimme, damit mich keiner hört. "Alle glauben, dass ich schon so oft von meinen Eltern verletzt worden bin, dass diese letzte Verletzung auch nicht mehr so schlimm ist. Sie sind alle viel zu froh darüber, dass wir nie wieder zu den Blacks zurück müssen, als dass sie verstehen, was es bedeutet, von der eigenen Mutter eine tödliche Stichwunde beigebracht zu bekommen. Sie verstehen einfach nicht, dass es einen riesen Unterschied macht, ob man bloß den Crutiatus-Fluch und andere schwarz-magische Zauber abbekommt oder ob man mit einem Dolch lebensgefährlich verletzt wird." Ich schnappe nach Luft. Die Worte sind ohne Halt aus mir herausgebrochen, und plötzlich schäme ich mich, dass ich Alec so viel Persönliches anvertraut habe. Sein Daumen, der begonnen hat kleine Kreise auf meinen Rücken zu zeichnet, lässt Schmetterlinge in meinem Bauch flattern und unwillkürlich vergrabe ich meinen Kopf noch tiefer in seiner Halsbeuge. Ich sollte so etwas nicht fühlen. Nicht bei ihm. Und ich sollte ihm nicht vertrauen. Keine Sekunde lang.

"Ich denke, dass du Unrecht hast. Wenn du Sirius das erzählst, was du mir gerade erzählt hast, wird er dich nur zu gut verstehen. Er liebt dich. Und ich glaube, dass er bis zu jenem Tag immer noch die leise Hoffnung hatte, dass eure Mutter fähig ist zu lieben. Dass sie fähig ist, euch so zu lieben wie ihr seid.", meint Alec leise. "Oder hast du ihm schon gesagt, was du fühlst?" "Nein, habe ich nicht.", antworte ich heiser. "Dann solltest du es tun, Sela. Sirius wird dich verstehen, da bin ich mir sicher." Er hat recht. Schnell löse ich mich von ihm. "Du hast recht, Alec." Er grinst mich übermütig an. "Natürlich habe ich das, Sela. Du kennst mich doch." Er fährt sich arrogant durchs Haar und leise lachend schlage ich ihm gegen die Schulter. Ich mag es, wie mir warm wird, wenn ich mit Alec spreche oder mit ihm lache. Es fühlt sich an, als würde jemand eine warme, flauschige Decke um mich legen und, als wäre diese Decke auch gleichzeitig ein Schutzschild vor Schmerz jeglicher Art. Ich habe das Gefühl, dass mich nichts verletzten kann, solange ich bei ihm bin. Die Welt scheint dann still zu stehen.


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(Bildquelle: https://d923nd0vztdg2.cloudfront.net/blog/wp-content/uploads/2017/10/sirius-black-574x600.jpg)


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