Chapter 1

(Bild: Selena Black)

Selena Black P.o.V.:

Ich beeile mich möglichst schnell in das Zimmer meines Bruders zu kommen, denn heute müssen wir unbedingt pünktlich zum Frühstück erscheinen. Ich mache mir nicht die Mühe zu klopfen und stürme einfach in sein Zimmer.

Sirius liegt wie vom Himmel gefallen, alle Viere von sich gestreckt und leise schnarchend, auf seinem Bett. Eigentlich ein lustiger Anblick, doch so etwas bin ich schon von ihm gewohnt.

Weil ich keinen Ärger von Mutter haben will und es heute Millionen von Gründe gibt rechtzeitig unten in der Kellerküche zu sein, lasse ich mich mit Schwung auf ihn drauf fallen. Ein Ächzen entfährt ihn und er reißt erschrocken die Augen auf. Um Sirius sanft aufzuwecken ist nun einmal noch keine Methode erfunden worden.

Sirius blinzelt mich verwirrt an, ich dagegen grinse breit. "Guten Morgen, Brüderchen, und alles Gute zum Geburtstag. Dein Geschenk bekommst du später. Und jetzt beeil dich, sonst bekommen wir Ärger!"

Als Sirius realisiert, dass ich es bin, die da auf ihm liegt, grinst er leicht und erwidert verschlafen:"Dir auch einen wunderschönen Morgen und Geburtstag, Schwesterchen." Dann dreht er sich so, dass ich neben ihm plumpse und legt den Kopf auf meinen Bauch. Dann schließt er einfach wieder die Augen und macht Anstalt wieder einzuschlafen.

"Sirius, verdammt, wir müssen uns beeilen, wenn wir rechtzeitig unten bei Mutter sei wollen!" Ich schlage ihn erst leicht gegen die Schulter, dann auf den Hinterkopf und er öffnet wieder seine grauen Augen.

"Von wollen kann keine Rede sein, Sel!", murmelt er, während er murrend von seinem Bett aufsteht, zu seinem Kleiderschrank geht und sich den Pyjama aus und eine schwarze Hose, eines der teuren französischen Markenshirts und einen schwarzen Umhang mit dem Black'schen Wappen auf der Brust anzieht - den gleichen, den auch ich trage.

Außerdem steckt er sich noch einen Ring an den Finger. Ein silberner mit einem schwarzen Turmalin darin. Jeder Black hat so ein Schmuckstück. Meines ist eine silberne Kette, welche ich von Mutter und Vater aus jeden Tag zu tragen habe.

Vorsichtig betaste ich den großen Stein, der dafür sorgt, dass die feinen, silbernen Glieder der Kette an meinen Nacken unangenehm in meine Haut drücken. Der Turmalin ist einfach zu schwer.

Sirius fährt sich überschwänglich durch die langen Haare und überprüft dann sein Aussehen in seinem hohen, mit silbernen Ranken verzierten Spiegel. Ich sehe, wie er eine Grimasse schneidet und halte mir die Hand vor den Mund, damit er mein Grinsen nicht sieht.

Als er mit sich zufrieden ist, geht er zu mir ans Bett und hält mir seine Hände hin. Ich ergreife sie. Sirius zwinkert, und bevor ich ihm aus einer bösen Vorahnung heraus die Hände entziehen kann, zieht er mich absichtlich mit so viel Schwung hoch, dass ich strauchle und er mich auslachen kann. Was für ein Witzbold mein Bruder doch ist! Ich werfe ihm einen mörderischen Blick zu, ehe ich ihn aus dem Zimmer ziehe.

Eilig gehen wir durch das finstere Treppenhaus der Blacks, der reinblütigsten Familie in ganz England, nach unten in den großen Speisesaal, indem wahrscheinlich schon seit 2000 Jahren ein großer, dunkler Tisch aus massiven, edlen Holz mit dutzenden Stühlen darum herum in der Mitte des vornehm dekorierten Raumes steht. An diesem Tisch sitzen schon Mutter, Vater und unser kleiner Bruder Regulus.

Wir schreiten zu unseren Plätzen und mit den knappen und gleichzeitig gesprochenen Worten:"Guten Morgen, Vater. Guten Morgen, Mutter. Guten Morgen, Bruder." lassen wir uns auf die uns zugewiesenen Stühle nieder.

Mutter nickt uns knapp zu und Vater reicht uns mit den eisigen Worten: "Möget ihr dem ehrenwerten Hause Slytherin beitreten und die Ehre der Familie Black nicht besudeln!" unsere Hogwartsbriefe, was Regulus wie vor Schmerz das Gesicht verziehen lässt.

Nach außen hin bleibt mein Gesicht ausdruckslos und ich nicke Vater bloß dankbar zu, doch innerlich fühle ich mich fantastisch. Ein Feuerwerk startet in meinem Bauch, als meine Fingerspitzen das schwere Pergament zum ersten Mal berühren.

Ich weiß, dass Sirius genau das Gleiche fühlte. Endlich können wir aus diesem Haus entkommen. Das ist unsere Chance. Denn wenn ich daran denke, wie viel Schmerz ich in diesem Haus bereits gespürt habe und noch spüren werde, wird mir übel und ich erschauere kaum merklich.

Sirius neben mir muss es trotzdem gespürt haben. Als er den Kopf dreht und mir verwirrt in die Augen schaut, gebe ich ihm mit einem Blick zu verstehen, dass ich es ihm später erklären werde, wenn wir alleine sind. Langsam und mit heftig klopfendem Herzen breche ich schließlich endlich das Siegel mit dem Hogwartswappen.

HOGWARTS-SCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI

Schulleiter: Albus Dumbledore

(Orden der Merlin, Erster Klasse, Großz., Hexemst., Ganz hohes Tier, Internationale Vereinig. d. Zauberer)

Sehr geehrte Ms Selena Cedrella Black,

wir freuen uns, ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände. Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 31. Juli.

Mit freundlichen Grüßen

Minerva McGonagall Stellvertretende Schulleiterin.

Flach atmend ziehe ich die zweite Seite hinter der ersten heraus, im Augenwinkel sehend, dass Sirius ebenfalls so weit ist.

HOGWARTS-SCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI

Uniform:

Im Ersten Jahr benötigen die Schüler:

Drei Garnituren einfache Arbeitskleidung (schwarz)

Einen einfachen Spitzhut (schwarz) für tagsüber

Ein Paar Schutzhandschuhe (Drachenhaut o. Ä.)

Einen Winterumhang (schwarz, mit silbernen Schnallen)

Bitte beachten Sie, dass alle Kleidungsstücke der Schüler mit Namensettiketten versehen sein müssen.

Lehrbücher:

Alle Schüler sollten jeweils ein Exemplar der folgenden Werke besitzen:

-Miranda Habicht: Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 1

-Bathilda Bagshot: Geschichte der Zauberei

-Adalbert Schwahfel: Theorie der Magie

- Emeric Wendel: Verwandlung für Anfänger

-Phyllida Spore: Tausend Zauberkräuter und -pilze

-Arsenius Bunsen: Zaubertränke und Zauberbräue

-Newt Scamander: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

-Quirin Sumo: Dunkle Kräfte. Ein Kurs zur Selbstverteidigung

Ferner werden benötigt:

1 Zauberstab

1 Kessel (Zinn, Normgröße 2)

1 Sortiment Glas- und Kristallfläschchen

1 Teleskop

1 Waage aus Messing

Es ist den Schülern zudem freigestellt, ein Eule ODER eine Katze ODER eine Kröte mitzubringen.

DIE ELTERN SEIEN DARAN ERINNERT; DASS ERSTKLÄSSLER KEINEN EIGENEN BESEN BESITZEN DÜRFEN.

Noch immer mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck, aber leuchtenden Augen schaue ich auf und frage mit einem kühlen Ton, wann wir die Schulsachen besorgen werden.

Mutter antwortet mürrisch:"Ihr werdet heute noch mit Kreacher in die Winkelgasse apparieren. Und sollte ich auch nur ein Wort über Gespräche mit Schlammblütern oder andere Schandtaten, die der Ehre der Familie Black schaden, hören, könnt ihr mit Schmerzen rechnen! Und ich erwarte, dass ihr zu eurer Unterrichtsstunde mit Professor Leonardo wieder im Haus seid."

Ich und Sirius nicken knapp, was Mutter mit Adleraugen zur Kenntnis nimmt, und essen dann unser Frühstück, während Regulus uns neidische Blicke zuwirft.

Er wird erst in zwei Jahren den Hogwartsbrief erhalten und ich weiß, dass er in der Zeit, in der Sirius und ich weg sein werden, alles abbekommen wird. Die Schläge, die Beleidigungen und natürlich den Folterfluch und den Wahnsinn.

Er wird alleine sein, und ich habe verdammte Angst davor, dass Mutter und Vater es schaffen werden, dass sie es schaffen werden ihn zu einer herzlosen Marionette zu machen. Regulus wird schwach werden - Und auch wenn ich es nicht wahrhaben will, so weiß ich es doch.

Sirius Black P.o.V.:

Zwei Stunden nach dem ereignisreichen Frühstück stehen Sel und ich neben Kreacher in der Winkelgasse. Das letzte Mal, als wir beide hier waren, ist schon mehrere Jahre her. Damals hatten wir uns kurz mit einer muggelstämmigen Verkäuferin unterhalten, und als Mutter das sah, sind wir sofort in das Anwesen der Blacks zurück disapperiert. Dabei hatten wir nur nach Fortescues Eissalon gefragt.

Sie haben uns damals mehrere Wochen lang in ein Zimmer eingesperrt. Wir bekamen nur einmal am Tag etwas Suppe und trinken mussten wir im anliegenden Bad am Wasserhahn. Außerdem kam entweder Mutter oder Vater jeden Tag in das Zimmer und folterte oder schlug uns abwechselnd so lange, bis wir bewusstlos zusammenbrachen.

Das waren die schrecklichsten Wochen in meinem bisherigen Leben. Das Schlimmste waren allerdings nicht die Schmerzen, sondern zuzusehen, wie sich Sel vor Schmerzen krümmte und schrie und ich nichts tun konnte um ihr zu helfen.

Seitdem haben wir uns nie wieder mit Muggeln oder Muggelstämmigen unterhalten, was aber hauptsächlich daran liegt, dass wir das Anwesen nur verlassen dürfen wenn ein Familienfest ist. Und auf diesen sind nur Reinblutfanatiker, die, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben, als über muggelstämmige Zauberer zu schimpfen - oder wie sie sie nennen: Schlammblüter.

Sel und ich haben es schon immer vermieden dieses Wort zu sagen, auch wenn es uns bereits ein paar Mal Schmerzen eingebracht hat. Wir verstehen einfach nicht, was der Unterschied zwischen magischen und nicht-magischen Menschen ist. Wir sind doch alle Menschen, oder?

Ich schaue mich um. Es sieht immer noch so aus wie vor 5 Jahren: Die Läden Flourish & Blotts, die Apotheke, Florean Fortescues Eissalon, Eeylops Eulenkaufhaus, Ollivander, Madam Malkins und viele weitere säumen die gepflasterte Straße. Ganz hinten die große, weiße Zaubererbank Gringotts.

Aber der wohl wichtigste Laden, der hier zu finden ist, ist Qualität für Quidditch, bei dem wir unbedingt vorbeischauen müssen. Einige Leute tummeln sich vor den Schaufenstern und bewundern wahrscheinlich einen der neusten Besen, den man auf dem weltweitem Markt finden kann.

Ich grinse Selena an, denn ich weiß genau, dass sie mindestens genauso gerne den Laden von innen sehen möchte, den wir das letzte Mal nicht besuchen durften.

Sie sagt freundlich zu Kreacher, der während wir uns staunend umgesehen haben nur mürrisch daneben gestanden hatte und die Augen forschend über die um uns herum eilenden Magier und Geschöpfe gleiten hat lassen:

"Könntest du unsere Bücher und Zaubertrankzutaten besorgen, dann gehen Sirius und ich derweil zu Ollivander und Madam Malkins? Ist das in Ordnung für dich?", Sel ist immer schon so freundlich zu Kreacher, ganz im Gegensatz zu mir. Wieso sollte ich freundlich zu ihm sein, wenn er immer nur mürrisch oder unhöflich ist?

Als Kreacher den Vorschlag hört, schaute er uns misstrauisch an, meint dann aber doch: "Wir treffen uns vor der Apotheke." Er drückt uns noch ein paar Geldstücke in die Hand, dreht sich dann aber endlich um und verschwindet in der Menge von Zauberern, Hexen und anderen Wesen.

Sels Augen leuchten, als sie sich zu mir umdreht und ein überdimensionales Grinsen ziert ihr Gesicht - das erste Mal seit Jahren haben wir ein Stückchen Freiheit! - was auch mich breit lächeln lässt. Ich nehme sie an der Hand und zusammen gehen wir mit großen Schritten auf Qualität für Quidditch zu.

Im inneren des Ladens sind vor allem Rennbesen ausgestellt, ganz vorne auf einem Podest der nagelneue Lotus 1000. An der einen Wand hängt die Ausrüstung für Qudditchspieler, wie Hüterhandschuhe oder Schienbeinschoner. An der anderen hängen dutzende der drei verschieden Ballarten: Quaffel, Klatscher und Schnatze.

Staunend drehe ich mich auf der Stelle, so in den Anblick des Ladens und der vielen quidditchvernarrten Zauberer versunken, dass ich mit einem Jungen zusammenstoße.

Er ist ziemlich groß, aber nicht älter als wir, hat verwuschelte schwarze Haare, braune Augen und auf seiner Nase sitzt eine Brille mir runden Gläsern. Er lächelt, obwohl er sich die Schulter reibt.

"Entschuldige", sage ich schnell und fasse mir ebenfalls an die Schulter. "Schon okay. Ich bin James Potter und ihr seid..." Fragend blickt er uns an, dabei fährt er sich cool durch die an den Spitzen etwas lockigen Haare.

Potter. Ich habe von der Familie gehört. James muss reinblütig sein – auch wenn mich das solange niemand aus meiner Familie sieht, dass Sel und ich mit ihm sprechen, nicht interessiert – doch die Potters stehen bei den anderen älteren Familien nicht gerade sehr hoch im Ansehen, da sie inoffiziell schon lange als Blutsverräter gelten.

Sie arbeiten als Auroren und behandeln Muggel und muggelstämmige Hexen und Zauberer ganz normal – als wären sie so viel wert, wie sie selbst. Etwas, was meinen Eltern niemals auch nur einfallen könnte.

"Sirius und Selena Black", antwortet Sel ihm. Bei dem Namen Black werden die Augen des Jungen etwas größer, genauso wie sein Grinsen. "Ihr seht überhaupt nicht aus wie arrogante Schnösel!" Innerhalb eines Sekundenbruchteils beschließe ich, dass ich diesen Jungen mag. Er ist zweifellos mutig und auf jeden Fall kein langweiliger Zeitgenosse.

"Was daran liegt, dass wir uns unser Gehirn nicht waschen lassen.", antworte diesmal ich mit einem ebenso breitem Grinsen. Auch Selena grinst.

"Sehr vorbildlich.", James nickt gespielt ernst. "Kommt ihr auch nach Hogwarts?", fragt er dann ehrlich interessiert. "Ja, endlich. Wir warten schon seit Jahren auf den Brief.", erzähle ich bereitwillig.

Vom anderen Ende des Ladens ruft eine Frauenstimme nach James, wahrscheinlich seine Mutter. James Grinsen wird - was ich nicht für möglich gehalten hätte - noch breiter: "Ich hoffe, dass ihr die letzten Wochen noch übersteht und wir uns im Hogwartsexpress sehen, würde mich freuen", dann winkt er uns zu und taucht in der Menge unter.

Auch wenn ich ihn gerade erst kennengelernt hatte, hoffe ich, dass wir ihn in Hogwarts wiedersehen werden.

Sel schaut auf ihre Armbanduhr und ihre Augen weiten sich. "Wir müssen uns beeilen.", ist das Einzige, was sie sagt, bevor sie mich hastig aus dem Laden zieht. Schade, dass wir nicht die Zeit hatten, uns im Quidditchladen richtig umzusehen und vielleicht sogar heimlich etwas zu kaufen.

So schnell wir können eilen wir zu Madam Malkins - Anzüge für alle Gelegenheiten, wo wir zum Glück nicht warten müssen. Als wir unsere Hogwartsumhänge haben, beeilen wir uns zu Ollivander zu kommen.

In dem Laden spürt man richtig die Magie, die in der Luft hängt und ich bekomme eine Gänsehaut, die glücklicherweise von meinem langen Reiseumhang verdeckt wird.

Der ältere Mann mit langem und schmutzigem grauen Haar, der hinter der Ladentheke steht, blickt mit Glubschaugen auf, als die Glocke über der Tür läutet.

"Mister und Miss Black. Ich dachte mir, dass sie mir in diesen Tagen einen Besuch abstatten würden.", seine Stimme klingt so wie er ausschaut, alt und etwas abgedreht, seine großen Augen mustern uns eingehend.

Nachdem Sel und ich ein paar Sekunden reglos dagestanden sind, tritt meine Schwester vor und streckt Ollivander mit einem leicht verunsicherten Lächeln die Hand hin. Es ist ein echtes, dass bemerke ich sofort, denn es ist selten, dass man es sieht.

"Guten Tag, Mister Ollivander, wir haben schon so viel Gutes über Sie und Ihre Arbeit gehört." Ollivander sieht kurz überrascht aus - klar, wir sind nun einmal Blacks! -, ergreift dann aber offensichtlich erfreut ihre Hand.

Auch ich schüttle kurz seine Hand, während er mit geheimnisvoller Stimme sagt:"Nun es wird gemunkelt, dass Sie beide sonderlich sind, und ich freue mich immer meine Zauberstäbe an Andersdenker zu verkaufen."

Ich blicke Selena erstaunt an. Wer sollte den bitte munkeln, dass wir beide anders sind? Und was meint er mit sonderlich? Doch sie schaut Mister Ollivander weiter an, direkt in die Augen. Unwillkürlich frage ich mich, wie sie diesem Blick standhalten kann, und das auch noch ohne zu blinzeln.

Nachdem ich ein paar Mal zwischen den beiden hin und her geschaut habe, räuspere ich mich kurz. Beide zucken zusammen.

"Mit wem fangen wir an?", Ollivander eilt hinter die heruntergekommene Theke zurück und sieht uns fragend an, so als hätte das Blickduell zwischen ihm und meiner Schwester nie stattgefunden.

"Ladys first", ist meine trockene Antwort darauf. Selena tritt vor und Ollivander misst mit einem schwebenden Maßband den Abstand ihrer Schultern, den ihrer Augen und sogar den ihrer Nasenlöcher.

Da ich nicht weiß, was ich machen soll während das Maßband weiter um sie herumschwebt, gehe ich langsam an den überquellenden Regalen entlang, behalte dabei aber Selena - und vor allem Ollivander - immer im Blick. Ich traue dem alten Zauberstabmacher nicht.

Nun, zugegeben, ich habe seit Jahren nicht mit einem Zauberer oder einer Hexe außerhalb der Reinblüter-Familien geredet, doch dieser Mann bereitet mir Unbehagen. Nachdem sie mehrere der von Mister Ollivander gereichten Zauberstäbe ausprobiert hat, scheint Selena ihren gefunden zu haben. Es wird plötzlich ganz warm im Raum und die Gänsehaut auf meinen Armen ist zurück. Sel lächelt erleichtert.

"12 Zoll, Einhornhaar und als Holz: Eiche, welche für Schutz, Kraft und Standhaftigkeit steht, außerdem gilt sie als heilig." Ollivanders Augen strahlen als er sich zu mir umdreht:"Nun zu ihnen Mister Black."

Mein Herz rast vor Aufregung. In ein paar Minuten werde ich meinen Zauberstab in der Hand halten. Meinen eigenen Zauberstab. Ich gehe auf den alten Mann zu und bleibe dann vor der Ladentheke stehen.

Ollivander nimmt auch meine Maße, und als das Maßband aufhört um mich herumzufliegen, bin ich nervöser als ich es je in meinem ganzen Leben gewesen bin.

Er drückt mir viele verschiedene Zauberstäbe in die rechte Hand und murmelt dabei Wörter wie:"Weide", "Einhornhaar", "Esche" oder "Der passt nicht!"

Der Zauberstabmacher legt mir zum gefühlten hundertsten Mal einen Zauberstab in die Hand und ich gebe schon beinahe die Hoffnung auf, als ich es fühle - dieser ist anders.

Eine Empfindung, die ich noch nie gespürt habe, strömt durch meinen ganzen Körper. Es fühlt sich an, als wäre ich endlich vollständig, als wäre ich endlich ich.

"Weißdorn, Einhornhaar, auch 12 Zoll, wie ihre Schwester, was bei Zwillingen häufig ist. Das Holz steht für die Abwehr böser Mächte, ist aber gleichzeitig offensiv und verletzend.", dringt Ollivanders Stimme dumpf in mein Bewusstsein. Ich habe ihn gefunden, ich habe meinen Zauberstab gefunden. Oder er mich, wie man es nimmt.

Ich kann nicht anders als zu strahlen, als wir die Stufen, die aus dem Zauberstabladen herausführen, hinter uns bringen. Den Zauberstab in meiner Umhangtasche und die Hand fest darum geschlossen, gehen wir schweigend vor Glück auf die Apotheke zu.

Kreacher wartet schon und sagte schneidend:"Sie haben sehr lange gebraucht. Mrs Black wird nicht erfreut sein, wenn Kreacher ihr das berichtet!" Sel beugt sich zu ihm hinunter und legt ihm das übrige Geld in seine ausgestreckte Hand.

"Tut uns leid, dass du warten musstest, Kreacher, aber bei Madam Malkins standen so viele Hogwartsschüler an, wir mussten uns anstellen und warten bis wir an der Reihe waren. ", lügt sie ohne rot zu werden oder irgendeinem anderen Zeichen dafür, dass sie nicht die Wahrheit sagt.

Kreachers strenger Gesichtsausdruck entspannt sich merklich und er meint zu Sel:"Nun, dass ist jetzt auch nicht mehr von Bedeutung. Mrs Black hat ausdrücklich verlangt, dass ich sie so schnell wie möglich in das Anwesen der ehrenwerten Familie Black zurückbringen soll."

Er hebt den Arm und seufzend ergreifen wir ihn beide. Das Glücksgefühl in meinem Bauch scheint verschwunden.


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(Bildquelle: http://ilarge.lisimg.com/image/3518276/1026full-pretty-little-liars-screenshot.jpg )


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