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Schließe deine Augen. Atme tief ein und aus, langsam, sanft, als würdest du die Wut in dir wie einen Sturm betrachten, der sich in der Ferne zusammenbraut. Du fühlst sie in deinem Inneren, wie ein heißes Feuer, wie eine wogende Flut. Sie ist mächtig, wild, vielleicht unkontrollierbar. Doch in diesem Moment wirst du der Beobachter. Du bist nicht die Wut – du bist derjenige, der sie wahrnimmt.
Stell dir vor, du stehst an einem weiten, stillen Strand. Der Himmel über dir ist grau, und der Wind weht stark, trägt das Salz des Meeres zu dir, während die Wellen mit unbändiger Kraft gegen die Küste schlagen. Es ist, als würde das Meer deine Wut widerspiegeln – ungestüm, voller Energie, nicht zu bändigen.
Doch der Sand unter deinen Füßen ist fest, warm und beruhigend. Du spürst, wie der Boden dich trägt, dich erdet, während du das unruhige Wasser betrachtest. Der Wind peitscht dir ins Gesicht, aber du lässt es geschehen. Du musst nichts tun, außer zu stehen und zu beobachten.
Langsam atmest du ein und aus. Mit jedem Atemzug fühlst du, wie das Feuer deiner Wut sich von deinem Inneren nach außen verlagert. Es fließt von dir in das Meer, das vor dir tobt. Die Wellen nehmen es auf, tragen es fort, ohne Urteil, ohne Zögern. Du spürst, wie deine Brust leichter wird, wie dein Herz ruhiger schlägt.
Während du weiter am Ufer stehst, bemerkst du eine Veränderung. Der Wind wird sanfter, die Wellen schlagen nicht mehr so heftig. Das Meer beginnt, sich zu beruhigen, als würde es dir antworten, als würde es deine Wut aufnehmen und sie mit seiner eigenen Kraft besänftigen.
Du gehst näher ans Wasser, fühlst, wie die sanften Wellen an deine Füße schlagen. Das Wasser ist kühl, aber nicht unangenehm – es trägt eine heilende Qualität, als wolle es dir etwas geben, das du verloren hast: Klarheit, Ruhe, Verständnis.
Du schaust hinaus auf das Meer. Die Wut, die sich zuvor in dir gestaut hat, scheint sich in der unendlichen Weite des Wassers aufzulösen. Du erkennst, dass sie nicht verschwunden ist, sondern sich verwandelt hat – in etwas, das weniger scharf ist, weniger brennend. Es ist nun ein Teil des Ozeans, eines riesigen, ausgleichenden Ganzen.
Plötzlich siehst du in der Ferne eine kleine Insel, umgeben von ruhigem Wasser. Sie scheint einladend, friedlich, ein Ort, der dich ruft. Vor dir liegt ein Boot, einfach, aber stabil, bereit, dich dorthin zu bringen. Du steigst ein und spürst, wie das sanfte Schaukeln des Boots dich weiter beruhigt.
Das Meer ist jetzt still, der Himmel beginnt aufzuklaren. Die Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken, tauchen das Wasser in ein tiefes Blau und den Horizont in ein warmes Gold. Die Wut, die zuvor wie ein Sturm in dir tobte, fühlt sich nun wie ein ferner Schatten an – etwas, das du von hier aus beobachten kannst, ohne es zu fürchten.
Als du die Insel erreichst, steigst du aus dem Boot und setzt deinen Fuß auf weichen, grünen Boden. Die Luft ist warm und duftend, erfüllt von Blumen und frischen Kräutern. Es ist ein Ort des Friedens, ein Ort, der nur für dich geschaffen wurde.
Auf der Insel findest du eine Quelle. Ihr Wasser ist kristallklar und sanft plätschernd, als würde es dich willkommen heißen. Du kniest dich nieder, tauchst deine Hände in das Wasser und fühlst, wie es eine kühle, beruhigende Energie durch deinen Körper schickt. Es ist, als würde die Quelle dir sagen: „Hier kannst du alles loslassen. Hier kannst du heilen."
Du trinkst einen Schluck und spürst, wie sich dein Inneres noch weiter beruhigt. Es ist, als würde die Wut in dir endgültig weichen, ersetzt durch ein tiefes Gefühl der Ruhe und Klarheit. Du erinnerst dich daran, dass die Wut, so mächtig sie auch war, nur ein vorübergehender Zustand ist – ein Sturm, der zieht, wenn er seine Kraft verausgabt hat.
In der Mitte der Insel steht ein alter Baum, dessen Äste weit in den Himmel ragen. Seine Blätter sind von einem tiefen Grün, und seine Wurzeln scheinen das Herz der Erde zu umarmen. Du setzt dich unter diesen Baum, lehnst dich an seinen Stamm und fühlst, wie seine Stärke in dich übergeht.
Der Baum flüstert dir zu, mit einer tiefen, beruhigenden Stimme: „Wut ist eine Kraft, die in dir lebt, aber sie muss nicht dein Leben bestimmen. Sie will gehört werden, aber sie kann auch losgelassen werden. Lass mich deine Last tragen, lass mich dir zeigen, wie du Frieden finden kannst."
Während du dort sitzt, spürst du, wie sich etwas in dir öffnet. Die Wut hat Platz gemacht für ein neues Gefühl – eine sanfte Entschlossenheit, ein ruhiges Vertrauen in dich selbst. Du erkennst, dass du die Kraft hast, mit deiner Wut umzugehen, dass sie dich nicht kontrollieren muss.
Die Insel um dich herum scheint lebendiger zu werden. Die Blumen leuchten in kräftigen Farben, der Wind trägt das Lachen von Vögeln mit sich, und das Meer glitzert in der Sonne. Alles hier scheint dir zu sagen: „Du bist nicht allein. Du bist Teil von etwas Größerem. Deine Gefühle sind wie Wellen – sie kommen und gehen, aber du bleibst."
Du nimmst einen tiefen Atemzug, spürst die frische Luft in deinen Lungen, spürst den Frieden, der sich in deinem Inneren ausbreitet. Du weißt, dass die Wut wiederkommen könnte, dass es Momente geben wird, in denen sie dich erneut überfluten will. Aber du weißt auch, dass du diesen Ort in dir tragen kannst – diesen stillen, friedlichen Ort, an dem du lernen kannst, die Wut zu verstehen, anstatt ihr nachzugeben.
Langsam stehst du auf und gehst zurück zum Boot. Du blickst ein letztes Mal zurück zur Insel, zu ihrem Baum, zu ihrer Quelle, und nimmst diesen Frieden mit dir. Das Meer ist ruhig, als du zurück zum Ufer fährst, der Himmel über dir klar und weit.
Du erreichst den Strand und steigst aus. Du fühlst dich verändert, leichter, stärker. Die Wut, die dich zuvor beherrschte, fühlt sich nun wie ein Teil von dir an, aber ein Teil, den du verstehen kannst, den du lenken kannst.
Du öffnest deine Augen. Die Welt um dich herum ist dieselbe, aber in dir hat sich etwas verschoben. Du trägst den Frieden des Ozeans, die Klarheit der Quelle, die Stärke des Baumes mit dir. Du weißt, dass du, egal wie stark die Wut wird, die Fähigkeit hast, sie zu beruhigen, sie zu verwandeln, sie loszulassen.
Atme noch einmal tief ein, und fühle, wie sich deine Brust mit Ruhe und Kraft füllt. Atme aus, und lass die letzte Spur der Wut mit deinem Atem ziehen. Dies ist dein Moment. Du bist stärker, als du dachtest. Du bist der Meister deiner Gefühle, nicht ihr Gefangener.
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