𝖯𝗋𝗈𝗅𝗈𝗀
𝗝𝗲𝘀𝘀𝗲
Vergangenheit
Meine Augen huschten auf dem Trainingsplatz umher. Mein Atem ging schnell als ich den Pass von Luke annahm und mich gezielt um Ander drehte, den Ball mit meinem Fuß aus seiner Reichweite nahm und anfing zu dribbeln. Flink lief ich nach vorne, ließ meine eigentlichen Mittspieler, die heute meine Gegenspieler im Abschlussspiel waren, stehen und schoss den Ball nach vorne, durch die Beine von Memphis und rannte zur Eckfahne. „Jesse!", kam es von Bastian und mein Blick hob sich. Der Deutsche rannte geradewegs in den fast freien Strafraum, weswegen ich den Ball leicht nach vorne passte und Anlauf nahm. Mit einer gezielten Flanke traf ich den Kopf von Basti, welcher den Ball geschickt einnetzte.
J ubeld riss ich meine Hände in die Höhe und zeigte zwei Daumen nach oben in die Richtung des Deutschen.
Plötzlich spürte ich ein Gewicht auf meinem Rücken. Erschrocken atmete ich aus und hörte das Lachen von Memphis neben meinem Ohr. „Du solltest aufhören, immer so schreckhaft zu sein, J. Das ist gefundenes Fressen für die Löwen.", grinste er und sprang wieder von meinem Rücken. Ich schlug ihm nur auf die Schulter und schüttelte grinsend den Kopf. „Ich bin nur erschrocken, weil ich dich plötzlich gesehen habe.", feixte ich zurück, was Memphis zum Lachen brachte.
Ich begab mich auf meine Position zurück und suchte noch einmal den Blick von Memphis, streckte ihm die Zunge haraus und grinste dann, während er eine andere lächerliche Grimasse schnitt. Ich scannte kurz meine Umgebung und lief mich frei. Meine Beine trabten nach vorne und ich drehte meinen Oberkörper so, dass ich nach hinten Blicken konnte. „Luke!", rief ich und hob meine Hand. Der Engländer sah sich kurz um, bis er mich entdeckte und zum Schuss ansetzte. Der Ball flog hoch und ich sprang kurz vor dem Strafraum hoch und nahm ihn mit meiner Brust an. Mit dem Ball am Fuß drehte ich meinen Kopf kurz und sah nach hinten. Phil, welcher im Gegnerischen Team war, stand dicht hinter mir, versuchte mir den Ball abzunehmen aber ich schoss den Ball schnell zurück zu Mata. Der Spanier begann mit dem Ball zu dribbel und Phil fokussierte sich nun auf ihn, was bedeutete, dass ich mich Frei laufen konnte. Ich lief zum zweiten Pfosten hob meinen Arm und schon spielte der Spanier einen gezielten Schuss zu mir. Ohne den Ball richtig anzunehmen beförderte ich ihn ins Tor und fing an zu Jubeln. Basti und Mata kamen zu mir, klatschen mit mir ab und letzterer pickste mir kurz in die Seite, weswegen ich unmännlich quieckte.
„Fünf Minuten noch!", hallte es einmal laut über den Platz. Ich nickte und bereitete mich innerlich schon auf das wohlverdiente Ende vor. Ich freute mich auf die kalte Dusche die mir bevorstand und auf den Film, welchen ich heute Morgen nicht geschafft hatte zu gucken.
Unsanft wurde ich von hinten angestoßen, aber ich achtete nicht wirklich darauf, denn ich versuchte gerade den Angriff der gegnerischen Mannschaft abzuwehrer. Ich deckte meinen Mann und sah zu, wie ein mir noch unbekannter Spieler, der vorhin vorgestellt wurde, kurz vor dem Strafraum Schoss. Er hatte sich gut und mit einer schnelligkeit durch unser Mittelfeld gedribbelt und hatte jetzt die Chance den Ausgleich zu schießen, aber zu meinem Glück traf der Ball nicht ins Netz sonder die Latte und keine Sekunde später wurde das Spiel abgepfiffen. Erschöpft sank ich in die Hocke und atmete tief durch, während meine Augen an dem Neuling klebten. Innerlich verfluchte ich mich, dass ich vorhin nicht aufgepasst hatte und deswegen auch keine Ahnung hatte, wer er war.
Ich sah, wie er sich das gelbe Leibchen über den Kopf zog und ebenfalls erschöpft atmete. Meine Sicht wurde mir von Luke versperrt, der gerade auf mich zukam und mir seinen Arm um die Schulter legte. „Du hast gut gespielt, Jesse.", pflichtete er mir bei. „Danke, Luke.", sagte ich etwas Geistesabwesend und suchte wieder den Spieler, der kurz zuvor fast das Gegentor geschossen hatte.
Ich entdeckte ihn erst wieder, als wir alle nach und nach in die Kabine trottelten. Er stand nicht mal so weit von meinem Platz entfernt und unterhielt sich gerade mit Memphis. Innerlich schrieb ich eine Notiz in meinem Kopf. Neben -herausfinden wie der Neue heißt stand jetzt auch - den Neuen googlen.
Vielleicht – mit hoher warscheinlichkeit – ist es etwas übertrieben ihn zu googlen, ich könnte ihn schließlich auch einfach fragen, aber ich wollte mich zuerst über ihn schlau machen, nicht das ich etwas sage was total bescheuert ist.
„Jesse kommst du heute auch?", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Mein Kopf schoss hoch und ich sa verwirrt in das Gesicht von Phil. „Worum ging's?", lächelte ich ihn entschuldgend an. Augenverdrehend kam Mata auf mich zu und legte seinen Arm um meine Schultern. „Ach J, wo bist du nur mit deinen Gedanken?", schüttelte er den Kopf und piekste mir in die Seite. Ich zuckte zurück und stieß seinen Arm weg, bevor ich nur mit dem Kopf schüttelte. „Ich wollte nur wissen, ob du heute auch ins Oklahomas' kommst?", wiederholte Phil seine Frage nochmal. Ich überlegte, eigentlich hatte ich null Bock drauf, anderseits könnte ich die anderen vielleicht über den braunhaarigen Neuling ausquetschen oder womöglich selber auch mal mit ihm reden.
„Ja klar, schreib einfach wann.", bestätigte ich schließlich und griff nach meiner Tasche. Ein letztes Mal glitt mein Blick zu meinem Platz, ich überprüfte, dass ich nichts vergessen hatte und danach fiel mein Blick noch ein letztes Mal auf einen gewissen dunkelhaarigen Spieler, der in dieser Sekunde auch zu mir schaute. Seine braunen Augen waren wie Schokolade und sie strahlten eine gewisse Wärme aus, aber noch größer war die Unsicherheit in ihnen, die er zwar versuchte zu überspielen, ich aber dennoch sehn konnte. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich sah wie sich auch sein Mund zu einem Lächeln verzog.
Ich löste meinen Blick von ihm. Wahrscheinlich stand ich schon viel zu lange einfach nur in der Kabine rum und starrte ihn an und ich wollte nicht, dass es noch komischer wird, also drehte ich mich um und verließ die Kabine.
Das Lächeln war bis zu meinem Auto noch immer nicht von meinem Gesicht verschwunden und ich bekam die dunklen Augen von ihm nicht mehr aus dem Kopf. Mein Lächeln sah warscheinlich etwas dümmlich aus und ich musste auf die anderen, die mich sahen, warscheinlich etwas verwirrt wirken, aber mir war das herzlich egal.
- - -
Der kühle Wind pfeifte um meine Ohren, als ich mich abends auf den weg in das Oklahomas' machte. Der kleine, unauffällige Pub war in einer friedlichen und ruhigen Gegend hier in England, der eigentlich viel zu weit von mir zu Hause entfernt war um zu laufen, aber ich musste meinen Kopf frei kriegen.
Seit vorhin habe ich dunkle Augen in meinem Kopf, ein schüchternes Lächeln und eine unsichere Körpersprache. Ich wusste nicht einmal wie unser Neuzugang hieß, aber trotzdem tiegerte er mir seit Stunden im Kopf herum. Ich wusste nicht genau was, aber irgendetwas an ihm fasziniert mich an ihm.
Ob es nun seine Schokoladenbraunen Augen waren oder sein Lächeln, wie sich seine Gesichstmuskulatur entspannt hatte oder seine Ausstrahlung. Es gab viele Faktoren die man berücksichtigen könnte.
Ich wusste nichtmal seinen Namen oder wie ich ihn ansprechen sollte. Warscheinlich hätte ich vorhin Memphis anrufen und ihn fragen sollen, aber ich hatte es nicht getan. Ob es nun daran lag, dass ich mich nicht getraut hatte, aus Angst er würde es den anderen erzählen oder das es mir Peinlich war, dass ich vorhin nicht bei der Sache war, wusste ich auch nicht. Alles in allem könnte man sagen, dass ich nichts wusste und nur alles falsch machte.
Wobei nichts wissen auch falsch ist, immerhin weiß ich wo das Oklahomas' ist und vor genau diesem stand ich jetzt.
Ich rieb kurz meine kalten Hände aneinander, denn obwohl es ein eigentlich warmer Frühlingstag war, war es hier in der Nacht ziemlich Heruntergekühlt.
Ich trat die Steintreppe nach oben und kurz nachdem ich die schwere Holztür geöffnet hatte, stieg mir der Geruch von Alkohol in die Nase. Es war ein ziemlich penetranter Geruch, den ich noch nie wirklich mochte. Natürlich hatte ich schon Alkohol getrunken, hatte auch nichts dagegen mal ein Bier zu trinken, aber ich war definitiv kein Fan davon, wenn man sich vollaufen ließ und sich am nächsten Morgen nichtmehr erinnerte was passiert war.
„Jesse.", legte sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter. Erschrocken zischte ich und drehte mich panisch um, bis ich Phil erkannte. Der Engländer grinste mich nur an und führte mich dann zu den anderen. Tatsächlich waren fast alle hier und als mein Blick durch die Leute schwang merkte ich, dass auch der mysteriöse Neuling hier war. „Hey Leute.", hob ich einmal meine Hand und grinste in die Runde.
Ich ließ mich auf den einzig Freien Platz neben Basti fallen. Der Deutsche saß fast am Ende von dem langen Tisch und verzog gerade angewiedert das Gesicht, nachdem er eine Snack Nuss gegessen hatte.
Er lächelte mich an als er mich bemerkte und sofort verfingen wir uns in einem Gespräch. Während er mir von Deutschland erzählte, erzählte ich ihm von meiner Kindheit hier in England. Ich blickte zu dem Neuen und musterte ihn kurz. Er strahlte keine solche Unsicherheit mehr aus, die er vorhin hatte und er lächelte. Er lächelte wunderschön.
„Was guckst du so zu...", flüsterte Basti mir in mein Ohr, wurde allerdings von meinem aufzischen unterbrochen. „Wow, ganz ruhig Kleiner.", legte er eine Hand auf meine Schulter und beruhigte mich. „Sorry.", murmelte ich Peinlich Berührt. „Aber weißt du, wie er heißt?", fragte ich leise und sah mit großen Augen zu ihm. Der Deutsch nickte. „Das ist Marcus Rashford. Er kommt direkt aus der U-19 zu uns.", erklärte er mir. Marcus Rashford. Der Name passte irgendwie zu ihm.
Irgendwann, ich wusste nicht genau wie viel Zeit zwischen dem Gespräch von Basti und mir an Zeit vergangen war, stand ich auf und Entschuldigte mich kurz. Die Luft in dem vollen Pub war schlecht, weswegen ich erleichtert ausatmete, als sich die frische, kühle Luft um meinen Körper schlung.
Tatsächlich spielte ich mit dem Gedanken mein Handy zu nehmen um ihn zu googlen, aber ich wurde aufgehalten von einer sanften Stimme hinter mir. „Hey.", hörte ich und ich drehte mich um.
Ich sah in die zwei braunen Augen, die ich seit heute Nachmittag nicht mehr aus dem Kopf bekommen hatte. „Hey.", stotterte ich leicht und Lächelte.
Der Größere streckte mir seine Hand entgegen, welche ich grinsend annahm. „Ich glaub, wir wurden uns noch nicht offiziell Vorgestellt. Ich bin Marcus Rashford.", grinste er mich auch an.
„Jesse Lingard.", nickte ich langsam und schüttelte seine Hand.
[1764 Wörter]
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