𝖢𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟣𝟧
𝗝𝗲𝘀𝘀𝗲
Sanft legte ich meine Arme um den bebenden Körper von Marcus. Zart drückte ich ihn an mich und ließ ihm Zeit bis er mir endlich sagte, was los war.
Es war schon Mitte November so, dass Marcus sich komisch verhielt, dass Marcus sich anders verhielt, aber er wollte mir damals nicht sagen worum es ging. Aber heute war es anders. Heute war Marcus vollkommen aufgelöst zu mir gekommen und hatte sich in meine Arme geschmissen. Seitdem waren wer weiß wie viele Minuten vergangen, aber mich störte es nicht, dass er hier leise in mein Shirt weinte. Das einzige was mich störte war, dass ich vollkommen hilflos war, ich wusste nicht wie ich ihm helfen sollte. Ich wusste nicht, was genau ich machen sollte, sodass er aufhörte zu weinen, aufhörte mein Herz in tausend Teile zu sprengen.
Es war schrecklich Marcus so aufgelöst zu sehen. Es tat mir in meinem Herzen weh und ich versuchte ihm irgendwie Kraft zu spenden, indem ich beruhigende Worte in sein Ohr flüsterte.
„Ganz ruhig atmen, Rashy. Tief ein...", sagte ich und atmete tief ein, „...und tief aus.", beendete ich meinen Satz, atmete zusammen mit Marcus, bis dieser sich beruhigte und mich mit rot verquollenen Augen ansah. Allein dieser Anblick hätte mich auch fast zum weinen gebracht.
„Erzählst du mir was los ist?", fragte ich vorsichtig und strich sanft über seine Wange. Er setzte sich leicht aufrechter auf meinen Schoß, sodass er mir besser in die Augen sehen konnte. Ich erkannte den inneren Kampf in ihnen und ich wusste, dass er mit sich Ring, ob er es mir sagen wolle oder nicht. Ich kannte Marcus über Jahre nun schon und auch sehr gut, weswegen ich genau wusste, dass er mit sich ring, weil er dachte, dass er mich damit auch belastete und das seine Probleme nicht so schlimm waren.
„Ich kenne dich, Rashy. Ich kenne dich besser als jeder andere. Ich kenne dich in und auswendig und ich kenne auch deine Gedanken. Und eines kannst du ganz schnell vergessen. Du kannst mir nämlich immer von deinen Problemen erzählen und du belastest mich damit nicht. Ich würde gerne wissen wie du die fühlst, sodass ich für dich da sein kann. Und wenn dich diese Probleme belasten, dann sind sie wichtig und keineswegs unwichtig.", sah ich ihn streng an und hatte meinen Zeigefinger an seine Brust gelegt. Ich wollte nicht, dass er denkt, dass seine Probleme nicht wichtig waren, denn sie waren wichtig, vor allem wenn sie ihn belasteten.
„Ich komm einfach mit dem ganzen Druck nicht klar.", versuchte er es mir zu erklären, aber wirklich glaubhaft war er nicht. „Marcus?", fragte ich nochmal nach, wusste das es nicht die ganze Wahrheit war.
Geschlagen atmete er aus und ich strich ihm Vorsichtig die Tränen von den Wangen, welche wieder begonnen hatten zu laufen. „Ich... Der Hate, die ganzen Nachrichten die ich bekomme, in denen ich wegen meiner Hautfarbe oder wegen meiner Spielleistung beleidigt werde oder mir gedroht wird. Das ist zu viel für mir Jesse.", öffnete er sich mir und schluchzte einmal. Sein Gesicht war in meine Brust gedrückt und ich verstand was er meinte und war froh, dass er sich mir geöffnet hatte.
„Wir schaffen das Marcus. Wir beide zusammen. Ich tue alles dafür, dass es dir wieder besser geht. Und ich kann dir eins sagen, du bist perfekt so wie du bist. Jeder einzelne der diese Nachrichten schreibt, will nur Hass verbreiten und du hast das alles gar nicht verdient. Du hast es nicht verdient und es stimmt auch nicht. Du bist ein Weltklasse Spieler und noch ein besserer Mensch, egal ob du eine dunkle oder helle Haut hast. Du könntest sogar eine blaue Haut haben und du wärst ein perfekter Mensch.", sagte ich und meine Worte sorgten dafür, dass er mich mit glänzenden Augen ansah und leicht nickte.
„Und wenn es dir wirklich zu viel wird, dann können wir ein paar Tage Pause machen, einfach wegfahren und einmal Abschalten. Sozusagen unser erster Urlaub als Paar.", fügte ich noch hinzu, was Marcus leise lachen ließ. Braune Augen strahlten mir entgegen, rosa Lippen hatten sich zu einem herzerweichenden Lächeln verzogen und ich spürte und konnte in seinen Augen sehen, dass ihm meine Worte viel bedeuteten.
„Danke Jesse. Wirklich.", legte er ganz kurz seine Lippen auf meine. Es war ein kurzer, salziger Kuss aber ich spürte die Emotionen von ihm ausgehend und wie wichtig es ihm war.
„Und ich glaube ein kleiner Urlaub würde und gut tun, aber erst nachdem wir die Saison als erster beendet haben.", grinste er und da war er wieder. Da war mein Marcus wieder.
Mein kleiner Kampfzwerg, der mir immer ein Lächeln auf die Lippen zauberte, aber auch in den dunkelsten den Momenten für mich da war und ich war froh, dass ich für ihn da sein konnte. Ich bin froh, dass ich ihm diese Sicherheit vermitteln konnte und das er mir vollkommen Vertraute.
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Leicht drückte ich meine Lippen auf die von Marcus, löste mich aber relativ schnell wieder und drehte mich zum Herd hin. Ich wartete gerade, bis die Nudeln kochten und wir endlich essen konnten. Die Soße, welche Marcus gemacht hatte, war wirklich super lecker und sie war schon fertig und wurde sicherlich langsam kalt, während die Nudeln noch vor sich hin brodelten.
„Hast du schon was für Morgen geplant?", fragte Marcus leise in mein Ohr hinein und sofort bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen, die zum Glück von einem dicken Pulli von Marcus bedeckt wurden.
Es war kalt geworden in England und auch in dem Haus. Es war Anfang Dezember, übermorgen würde Nicolaus sein und bald hatte ich Geburtstag. Der Schnee lag gestern Morgen schon auf den Straßen und Hope hatte glücklich mit Marcus gespielt, bis sie über das Wochenende bei meiner Mom schlafen würde.
„Nein, warum? Hast du was vor?", fragte ich grinsend und strich leicht über seine Wange. Grinsend verengten sich seine Augen kurz. „Ich wollte mit dir zum Weihnachtsmarkt.", erklärte er mir und meine Augen wurden groß. Mein Freund wusste wie sehr ich alles rund um Weihnachten liebte, was nicht mindern daran lag, dass ich in dieser Zeit Geburtstag hatte. In den letzten Jahren waren wir auch als Freunde immer wieder zum Weihnachtsmarkt gegangen, wobei ich ihn jedes Jahr gezwungen hatte. Aber im Nachhinein war es immer ein wirklich schöner Abend geworden, der dominiert von Glühwein und gebratenen Mandeln war.
„Wirklich?", fragte ich mit großen Augen und mein Freund nickte grinsend. „Ja, ich dachte das du dich freuen würdest und das wir mal abschalten können.", erklärte er sein Vorhaben und ich nickte wild. „Oh Ja! Das wäre super.", quickte ich erfreut auf und spürte kurz darauf auch schon Marcus' Lippen auf meinen, was mich wohlig seufzen ließ.
Es war ein schöner Kuss, doch er wurde leise von Wasser unterbrochen, welches auf die Herdplatte tropfte und ein zischendes Geräusch von sich gab. Erschrocken atmete ich aus, löste mich von Marcus und kümmerte mich fluchend um die Nudeln.
„Was musst du mich auch immer so ablenken?", fragte ich genervt und räumte die Teller ins Esszimmer. „Ich?", fragte er fassungslos. „Ja du!", antwortete ich und zeigte zusätzlich noch mit meinem Zeigefinder auf seinen Körper. „Ne, ne, ne mein Lieber. Ich habe dich definitiv nicht abgelenkt. Ich habe lediglich meinen fantastischen Freund geküsst.", erklärte er grinsend und auch ich musste leicht lachen.
Ich war froh, dass von der traurigen Einstellung von heute Morgen keine Spur mehr war und Marcus wieder so gut gelaunt war wie immer.
Wir konnten auch ernste Gespräche führen, ernste Momente miteinander erleben und den anderen Trösten, aber da waren mir dann doch die lieber, in denen wir uns einfach nur liebten, und das musste nicht mal auf Körperliche Art stattfinden. Wenn Marcus mich einfach nur hielt, wir dabei wie jeden Abend einen schönen Film schauten und glücklich waren, würde mir es auch vollkommen reichen.
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Mein Gesicht war unter einer dicken Wollmütze vergraben, mein Oberkörper wurde von einer dicken Jacke beschütz und meine Hand war mit der von Marcus verbunden, welche trotz der Eiseskälte Wärme durch meinen Körper sendete.
Wir beide waren gerade auf den Weg zum Weihnachtsmarkt und ich freute mich wirklich sehr darauf, ich war den ganzen Tag schon wirklich hibbelig und Marcus tat mir wirklich leid.
Es war zwar wirklich voll hier, aber wahrscheinlich war genau das auch einer der Gründe, weswegen wir uns so offen zeigten. Weil hier so viel los war, dass niemand auf uns achten würde. Jadon hatte mir erzählt, dass er gestern von niemanden angesprochen wurde, als er auf dem exakt gleichen Weihnachtsmarkt war, also vertrauten wir auf ihn.
„Was wünscht du dir zum Geburtstag?", fragte Marcus mich irgendwann, weswegen ich mein Blick von den Menschenmengen vor mir wand und zu meinem jüngeren Freund sah. „Du hast noch nichts für mich?", fragte ich gespielt fassungslos und fasste mir an mein Herz. Theatralisch sah ich ihn an, musste wirklich aufpassen nicht einfach loszulachen, was auch tatsächlich klappte. Aber Marcus antwortete nicht darauf, sondern schüttelte nur grinsend seinen Kopf.
„Mir würde es einfach reichen mit dir und Hope Zeit zu verbringen.", lächelte ich ihn dann doch an und freute mich wirklich auf meinen Geburtstag. Ich freute mich auf jedes großes Ereignis, welches ich mit Marcus neu verbringen konnte. Ich liebte es und ich liebte ihn.
Leicht musste ich wirklich über die unzähligen Menschen hier staunen und drückte kurz die Hand von Marcus, was diesen leicht Lächeln ließ. Unentdeckt von allem schlenderten wir durch den Weihnachtsmarkt und der Schnee knirschte leicht unter meinen Füßen.
Es sah wirklich wunderschön hier aus. Nicht nur, dass es viele, unterschiedliche Stände gab, es war auch wirklich atemberaubend geschmückt. Es wurden goldene Lichterketten aufgehängt und ein Feuer brannte auch bei einigen Stehtischen. Es sah wirklich wunderschön aus und die Schlittschuhbahn war auch voll besucht.
Mit einem Glühwein in der Hand, lehnte ich leicht an Marcus und wir beobachteten die Menschen, die im Kreis um auf der Schlittschuhbahn fuhren und manchmal auch kleine Tricks machten.
Leicht nippte ich an meinen Glühwein und drückte kurz Marcus' Hand. „Danke, dass du heute mit mir hin wolltest.", lächelte ich in liebevoll an und drehte mich, sodass ich tief in seine wunderschönen, braunen Augen sehen konnte. „Kein Problem. Ich weiß doch, was für ein Weihnachtself du bist.", legte er seine Stirn gegen meine und ich musste grinsen.
Ohne noch ein Wort zu sagen, legte ich meine Lippen ganz sanft auf seine. Ganz sanft übte ich Druck auf seine aus und spürte, wie er den Kuss sofort erwiderte.
Das wir in der Öffentlichkeit waren, war mir vollkommen egal. Und hatte hier bis jetzt eh noch niemand erkannt und selbst wenn, dann wäre es mir wirklich egal. Ich liebte Marcus, dass könnte ruhig jeder wissen. Und ich würde Marcus auch vor allem Beschützen, dass hatte ich mir gestern schon vorgenommen.
[1788 Wörter]
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