𝖢𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟣𝟦

𝗝𝗲𝘀𝘀𝗲

Von einem leises Husten neben mir wurde ich am 31.10 wach. Sofort schaute ich alarmierend zu Marcus, welcher sich leicht gekrümmt hatte und sich in die dicke Decke eingekuschelt hatte. Er hatte sich mit dem Rücken zu mir eingekugelt und zitterte an seinem Körper. Noch immer leicht verpeilt setzte ich mich auf und legte meine Hand auf seinen erhitzen Körper. „Beans?", fragte ich leise und mit rauer Stimme. „Ist alles gut?", fragte ich weiter und ich vernahm hohes Niesen seinerseits, was sich eigentlich wirklich süß anhörte, aber gerade war ich viel zu besorgt um das eigentliche Geburtstagskind.

„Alles bestens.", schniefte er und drehte sich zu mir um. Erschrocken musterte ich sein Gesicht. Schweiß stand auf seiner Stirn und sein sonst so makelloses und warmes Gesicht sah eingefallen und Müde aus. „Scheiß Marcus.", flüsterte ich leise und legte meine Hand sanft und vorsichtig an seine Stirn und bemerkte, wie sie glühte.

„Dich hat's ziemlich erwischt.", stellte ich erschrocken fest und jetzt wurde mir klar, dass es keine gute Idee war, vorgestern Abend einen nächtlichen Spaziergang bei Minusgraden zu machen. Natürlich hatte ich damals schon darauf bestanden, dass wir es nicht machten aber wenn Marcus einen Wunsch hatte und mit seinen schokoladenbraunen Augen klimperte, konnte man ihm keinen Wunsch verweigern. Und so war es auch in dieser Nacht gewesen, als wir uns in Eiseskälte zu einem kleinen Spaziergang aufgerappelt hatten.
Ich wusste noch genau wie Marcus lachen musste als ich mit dicker Winterjacke, einen dicken Schal und einer Wollmütze fertig angezogen war und er lediglich eine Jacke und eine Mütze auf gehabt hatte. Natürlich war er nach wenigen Minuten draußen total am bibbern gewesen und jetzt war er Krank.

Hustend schüttelte Marcus seinen Kopf. „Mir geht's gleich wieder gut.", sagte er, doch seine dünne Stimme ließ mich wissen, dass es nicht die Wahrheit war und das wusste Marcus auch eigentlich.

„Marcus.", legte ich meine Hand vorsichtig an seine Schulter und sah ihn wieder in die Augen. „Du wirst dich heute ausruhen. Du bist krank und musst jetzt erst gesund werden.", platzierte ich meine Lippen auf seinem Handrücken und lächelte ihn sanft an. 
Ich konnte ja verstehen, dass Marcus den Tag nicht im Bett verbringen wollte, immerhin war es sein Geburtstag und Marcus wollte sich mit Hope verkleiden und ein paar Kinderfreundliche Halloween Filme schauen, aber jetzt musste ich meiner Kleinen Tochter wohl erklären, dass wir Marcus erst einmal wieder gesund machen mussten, aber ich war mir sicher, dass Hope mir helfen würde.

„Aber wir wollten uns doch heute einen schönen Tag machen...", fing er an, doch wurde von seinem eigenen Husten unterbrochen. Es war wirklich nicht schön mit anzusehen, wie Marcus sich hier neben mir verkrampfte und sich seine Seele aus dem Leib hustete. „...und Hope.", krächzte er zwischen den Hustern.
„Oh Marcus, Babe. Weißt du, es ist nicht schlimm. Du bist jetzt krank und musst jetzt erstmal gesund werden. Und mach dir keine Sorgen wegen Hope, die Kleine wird es dir nicht übel nehmen. Und heute Abend wird sie doch von ihren Freunden abgeholt.", lächelte ich ihn beruhigend an, strich ihm seine verschwitzten Locken aus seinem Gesicht und war froh über das verständnisvolle Nicken, welches von Marcus als Antwort kam.

„Okay.", hauchte er und lächelte leicht dümmlich, was wirklich sehr knuffig aussah.

„Ich geh jetzt runter und mach dir einen Tee. Willst du schon was zu essen haben?", fragte ich ihn leise und sah mit großen, aufmerksamen Augen zu ihm. Leicht nickte mein Freund und ich stand leise auf. „Okay, dann mach ich dir jetzt unten einen Tee und Frühstück, bringe es dir hoch und du kannst nochmal versuchen zu schlafen.", erklärte ich ihm den Plan und war froh darüber, dass er zum wiederholten Male nickte und ich jetzt nicht mit ihm diskutieren möchte. „Ach, und Happy Birthday Baby.", lächelte ich ihn sanft an und hörte sein leises Lachen.
Ganz sanft legte ich meine Lippen auf seine Stirn und strich kurz über seine Wange, bevor ich mich aufrappelte und leise das Zimmer verließ.

Der helle Boden unter meinen Füßen war angenehm warm und ich musste, trotz der wahrscheinlichen Kälte draußen, mir keine anderen Sachen anziehen, obwohl ich lediglich eine Boxershorts und darüber noch eine kurze Jogginghose an hatte.
Vorsichtig hatte ich auch einen Blick in Hopes Zimmer geworfen, doch mein kleiner Wirbelwind schlief noch friedlich in ihrem Bett und ihre wilden Locken schauten über der Decke hervor.

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Vorsichtig lief ich mit einem kleinen Tablett in der Hand in unser Schlafzimmer und stellte es leise auf den Nachttisch neben der Bettseite von Marcus ab.

Mein Freund schlief zwar wieder, aber er wälzte sich hin und her und sein Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es kein schöner Traum oder Schlaf.
Sanft rüttelte ich an seiner Schulter und strich ihm über seine leicht stoppelige Wange. „Marcus?", fragte ich und er wurde tatsächlich langsam wach. Seine braunen Augen waren zu kleinen Spalten geöffnet und er schaute kurz wie ein begossener Pudel, doch dann wurde sein Blick klarer und er legte seine Hand leicht zittrig auf meine. „Ich hab dir einen Pfefferminztee gemacht und ein Brötchen.", erklärte ich ihm und musste leicht schmunzeln wegen des Tees. Es war nämlich so, dass Marcus nur Pfefferminztee und schwarzen Tee trank. Ich hatte ihm einmal einen Kamillentee gemacht und diesen hatte mein kleiner Sturkopf einfach nicht anrühren wollen.

„Danke Jess.", krächzte er leise und ich nickt nur sanft. „Kein Problem, Beans.", strich ich durch seine braunen Locken.

Ich legte mich zu ihm in mein Bett und machte den Fernseher an, welcher gegenüber an der großen Wand hing. Es lief eine Folge Friends und Marcus lachte bei jedem kleinen Witz, was wirklich schön war aber leider löste dieses Lachen auch meistens ein Hustkrampf aus.

Es war inzwischen ein paar Wochen her, seitdem wir Marcus' Familie von unserer Beziehung erzählt hatten und in der Zwischenzeit hatte uns seine Mom auch einmal besucht. Sie wollte Hope unbedingt richtig kennenlernen und meine Mom hatte sie auch kennengelernt. Es war ein wirklich schöner Tag und Hope hatte ihn auch sehr genossen und natürlich hatten unsere Familien versprochen öfter zu kommen und öfter Zeit mit uns und Hope zu verbringen.

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„Daddy?", hörte ich die helle Stimme von Hope und drehte mich um meine eigene Achse. Meine kleine Tochter lief leicht wackelig auf mich zu und lächelte mich an, während sie ein kleines, eingepacktes Paket in ihren Händen hielt.. „Was hast du denn da?", fragte ich sie und ging leicht in die Hocke, sodass sie mich erstmal umarmte.

„Das ist für Rashy.", erklärte sie mir stolz und sofort schlich sich ein glückliches Grinsen auf mein Gesicht. „Hast du das ganz alleine gemacht?", fragte ich sie erstaunt und lächelte sie mit großen Augen an. Stolz fing sie an mit ihrem Kopf zu nicken. „Ich hab alles alleine gemacht aber Granny hat mir beim Einpacken geholfen.", erklärte sie mir und ich nickte leicht.

„Hör zu, Hope. Rashy ist krank geworden, deswegen fällt euer Make-Over heute leider aus. Aber du kannst ihm gerne dein Geschenk geben.", erklärte ich ihr leicht, dass die Pläne heute anders werden würden.

Ich lief also mit Hope hoch zum Schlafzimmer und Klopfte leise. „Ja?", kam es rau von meinem Freund auf der anderen Seite. Ich öffnete die Tür und trat, gefolgt von Hope, hinein. Marcus lächelte erschöpft und sein Lächeln wurde noch breiter, als Hope auf ihn zulief. Sofort rutschte er etwas etwas in die Mitte des Bettes, sodass Hope sich auf seine eigentliche Seite setzten konnte. „Alles gute zum Geburtstag, Paps.", lächelte sie und kurz erstarrte ich. Mein Herz hämmerte plötzlich schnell gegen meine Rippen und ich sah mit glänzenden Augen zu Marcus, welcher mich auch so ansah. Paps. Meine Kleine hatte ihn Paps genannt. So hatte ich meinen Vater als ich klein war auch genannt und jetzt tat sie es bei meinem Freund.

„Danke Cookie.", strahlte Marcus sie an und und öffnete vorsichtig das Geschenkpapier. Marcus holte ein kleines Kuscheltier heraus, was fast genauso aussah wie ihr eigenes. Es sah beinahe so aus wie ihr liebstes Kuscheltier, nur das der kleine Plüschbär keine rosa Sachen sondern hellblaue an hatte. Hope war das Kuscheltier immer besonders wichtig gewesen und ich hatte es damals nicht mal waschen dürfen. Niemand außer sie durfte es anfassen und ich fand es wirklich niedlich von ihr, dass sie Marcus eins geschenkt hatte, welches fast genauso aussah.
Mein Freund strahlte hell und ich erkannte wie seine Augen zu glänzen begannen, als er danach noch ein Blatt Papier herauszog. Kurz musterte er es, bevor er die Sachen provisorisch auf den Nachttisch von mir legte und Hope an sich zog. Entzückt quietschte Hope auf und kuschelte sich auch an meinen Freund heran. „Ich hab dich auch lieb, Cookie.", flüsterte mein Freund so laut, dass ich es hören konnte und es ließ mein Herz höher schlagen und ich hatte das Gefühl, dass ich ihn jetzt noch mehr liebte als davor sowieso schon.

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„Also, Hope wurde jetzt abgeholt. Und ich kümmere mich jetzt um dich.", sagte ich zu meinem Freund, welcher mich aus kleinen Augen ansah und leicht nickte.
Sein Fieber war herunter gegangen und er fühlte sich schon besser. Die Mannschafts-Halloween-Party mussten wir heute trotzdem ausfallen lassen, denn er war definitiv noch nicht so gesund, um dort mit den anderen zu Feiern.
„Kannst du mir noch eine Tasse Tee machen und ein paar Snacks holen? Dann mach ich uns einen schönen Film an.", fragte mein Freund und ich nickte, also stand ich auf und lief mit seiner angefangenen Teetasse herunter in die Küche. Ich goss ihm Tee ein und machte auch eine kleine Schüssel mit Brezeln und Gummibärchen. Nachdem ich die drei Sachen irgendwie in das Zimmer transportierte, was wirklich nicht leicht war, schaute ich noch kurz zu Marcus, welcher mich glücklich angrinste.

„Warte noch ganz kurz.", sprach ich etwas nervös und lief zu einer kleinen Kommode, und dort ein kleines Päckchen herauszuholen. „Ich hab hier noch dein Geschenk.", erklärte ich ihm und übergab ihm, tief durchatmend, das kleine Päckchen.

Die schokoladenbraunen Augen meines Freundes schauten mich verblüfft an. „Jesse, ich hab dir doch gesagt, dass du mir nichts schenken musst.", sagte er und schaute mich mit undefinierten Blick an. „Ich weiß, aber ich hätte es dir früher oder später eh gegeben.", versuchte ich mich zu erklären und setzte mich im Schneidersitz gegenüber von ihm auf die weiche Matratze.

Marcus öffnete sie und holte einen silbernen Schlüssel heraus. „Das ist der Schlüssel zu dem Haus. Ich... Ich dachte, da du ja sowieso schon hier wohnst, können wir es offiziell machen und richtig zusammenziehen?", fragte ich leicht nervös und stotterte am Anfang leicht. Aus großen Augen schaute mich mein Freund an und er fing plötzlich an wie wild zu nicken. „Natürlich möchte ich mit dir zusammenziehen!", rief er und viel mir mit so viel Schwung um den Hals, dass ich nach hinten in die Matratze flog.

Glücklich drückte ich mich an Marcus und strich ihm leicht durch sein Haar. „Ich liebe dich.", murmelte ich in sein Ohr und er löste sich sanft von mir.

Nachdem Marcus den Film angemacht hatte, drückte er seinen Kopf an meine Brust und wir kuschelten weiter. Ab und zu griffen wir nach den Snacks und ich malte Kleine Kreise auf seinen Rücken.

„Danke Jesse.", sagte er plötzlich und schaute mit seinen Rehaugen zu mir hoch. Verwirrt runzelte ich die Stirn und  stoppte in meiner Bewegung.

„Wofür?".

„Dafür, dass du immer für mich da bist. Und vor allem heute. Es war wirklich der beste Geburtstag den ich je hatte, und das obwohl ich krank war. Die Zeit mit dir und Hope ist wunderbar und ich liebe dich so sehr.", lächelte er mich an und ich grinste Glücklich.

Ohne noch ein Wort zu sagen verband ich kurz unsere Lippen miteinander und ignoriere dabei vollkommen, dass er krank war. Gott, ich liebte diesen Jungen!

[1959 Wörter]

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