𝖢𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 2
𝗠𝗮𝗿𝗰𝘂𝘀
Lachend saß ich neben Jadon, während mein Blick um einiges ernster immer wieder zu Jesse wanderte. Nach einer eigentlich harmlosen Frage, die mein Landsmann neben mir geestellt hatte, wirkte mein bester Freund in Gedanken. Ich sah – und hörte – wie er mit seinen Fingern auf dem Tisch trommelte und sich über den Nacken strich. Ich kannte ihn inzwischend schon so gut, dass ich wusste, dass er dies nur tat, wenn er wirklich nervös war.
Als auch er kurz zu mir blickte spiegelte sich eine Mischung aus Entschlossenheit und Verwirrung in ihnen; eine komische Mischung. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und bewegte meine Lippen zu einem stummen 'Alles Okay?', was Jesse nur mit einem kurzen Nicken beantwortete. Wirklich glauben tat ich ihm nicht, aber ich konnte hier jetzt nichts machen. Ich wollte keine Szene daraus machen und uns in eine unangenehme Situation bringen, nur weil ich ihm etwas nicht glaubte.
Der Abend zog sich lang und er war wirklich witzig. Irgendwann hatten wir uns dazu entschlossen einen Film nebenbei zu schauen. Und mit nebenbei zu schauen meinte ich, dass wir nur noch den Film schauten. Wir hatten uns anders hingesetzt und ich spürte schon seit zehn Minuten den Kopf von Jesse auf meiner Schulter und merkte, wie er mir regelmäßig an den Hals atmete, was der Auslöser für eine angenehme Gänsehaut war, die sich auf meinen Armen ausbreitete. Kurz flog mein Blick zu meinem besten Freund und ich beobachtete, wie er friedlich schlief. Seine dunklen Wimpern lagen auf seiner Wange, seine Gesichtszüge waren vollkommen entspannt und ich war froh, dass er jetzt schlief, da er den ganzen Tag ziemlich erschöpft gewirkt hatte.
Vorsichtig legte ich meinen Arm um ihn und spürte, wie er näher an mich heranrutschte. Beinahe sofort als er mit seinem Körper meinen Arm berührte breitete sich dort ein kribbeln aus, welches ich nicht ganz identifizieren konnte. Es war komisch aber fühlte sich erschrocken gut an.
Ich versuchte mich wieder auf dem Film zu konzentrieren, wobei das nicht wirklich gut klappte. Meine Gedanken waren eher an dem Kribbeln hängen geblieben und an Jesse; hauptsächlich an Jesse.
Was war los mit mir? War ich krank? Vielleicht hatte ich eine Grippe, obwohl es bei mir nicht wirklich üblich war, dass ich jetzt eine Grippe bekam. Normalerweise bekam ich diese im Winter oder anfang des neuen Jahres und mein Körper kribbelte dann auch nicht so, wie er es jetzt tat. Vorallem hatte das Kribbeln auch erst begonnen, als Jesse mich erührt hatte, also konnte ich die Grippe ausschließen.
Ein scharfer Schmerz zog sich durch mein Bein und ich zog dieses abrupt nach oben. Mein Blick schellte nach vorne, wo ich den grinsenden Jadon erkennen konnte und stöhnte genervt auf. „Was?", fragte ich bloß schroff, vielleicht etwas zu schroff. Der Jüngere schaute mich nur mit vorgezogener Oberlippe an und verengte seine Augen zu dünnn Schlitzen. „Ich wollte dir nur bescheid sagen, dass der Film zu Ende ist. Du warst so tief in Gedanken, dass du es offensichtlich nicht mitbekommen hast.", blaffte er zurück und verschränkte seine tätowierten Arme vorseiner Brust. „Sorry.", murmelte ich leicht kleinlaut und sah entschuldigend zu ihm. Ich hatte jetzt keinen Nerv für eine sinnlose Auseinandersetzung mit Jadon.
Der Engländer vor mir schüttelte nur seinen Kopf und lächelnte mich danach an. „Ist schon Okay.", bestätigte er und deutete danach mit seinem Kopf auf Jesse, weswegen ich sofort allamiert zu ihm sah, aber ihm schien es super zu gehen und er schlief frieldich an meiner Schulter.
„Bringst du ihn zu euch ins Zimmer?", fragte Jadon und ich nickte, strich vorsichtig über Jesses Hand, die auf mein gerutscht war. „Brauchst du hilfe?", fragte er und ich wollte gerade den Kopf schütteln und verneinen, als mir einfiel, dass ich tatsächlich seine Hilfe benötige und nickkte. „Ich bekomme die Türen nicht auf, wenn ih ihn trage.", musste ich bloß sagen und sofort verstand der Ex-Dortmunder, was ich meinte und stand nickend auf.
Ich stemmte mich langsam hoch, was zur Folge hatte, dass der Ältere nur noch an dem Bettgestell hinter uns lehnte. Während ich im Augenwinkel schon erkennen konnte, wie Jadon uns die erste Tür aufmachte überlegte ich noch stark, wie ich es anstellen sollte, dass ich ihn in das Zimmer bekam, ohne ihn zu wecken.
Seufzend beugte ich mich letztendlich einfach zu ihm hinunter und lehnte ihn an mich, sodass er auf meiner Höhe war. Meine Hände hob ich an seine Oberschenkel und mit einem letzten Hiefen presste ich ihn an meine Brust und hatte tatsächlich eine Position gefunden, in welcher er nicht wach wurde und ich trotzdessen noch normal laufen konnte.
Mein Körper hatte in der kurzen Zeit, in welcher ich Jesse nicht berührt hatte, aufgehört zu kribbeln aber jetzt war es umso stärker wieder da, was warscheinlich daran lag, dass er dicht an mich gepresst schlief. Ich achtete penibel darauf, dass Jesse keinen Türrahmen berührte, auch wenn ich mich unsanft mit meinem Ellenbogen daran steiß.
Geschaffen ließ ich meinen besten Freund auf sein eigenes Bett nieder und drehte mich zu Jadon, der noch immer in der Tür lehnte. „Danke, Jay.", murmelte ich und drückte ihn kurz. Auch der Jüngere legte seine Arme um mich und ich hörte sein hohes Lachen. „Kein Problem, Rashy. Schlaf gut.", löste er sich von mir und drehte sich um. Nickend schloss ich die Tür und sah wieder zu meinem betsen Freund.
Jesse trug eine kurze Jogginghose, die zu schlafen bestimmt bequem war, aber auch einen dicken Pullover, was ich vorhin schon merkwürdig fand. Aber ich glaube, dass er darunter kein Tshirt mehr trug.
Ich kam ihm näher und ließ meine Hände zu dem Saum seines Oberteils fahren. Ich wollte nicht wie ein Perverser wirken, der seinen besten Freund auszog, wenn dieser schlief, aber er würde bestimmt jämmerlich schwitzen unter dem Pullover und mir dann am nächsten Morgen die Ohren vollheulen, also strich ich es ihm kurzerhand über den Kopf und bugsierte ihn danach in seine Kissen. Mein Versuch, nicht so offensichlich auf seinen Oberkörper zu starren, scheiterte kläglich und ich musste kurz schlucken, während ich schnell eine Decke über seinen Oberkörper legte, sodass ich nicht nochmehr starren musste.
Schnell machte ich mich selber fertig und sprizte mir nocheinmal Wasser in das Gesicht, sodass die Bilder von meinem Oberkörper freien besten Freund aus meinem Kopf verschwanden.
Ich wusste wirklich nicht, was mit mir los war. Jedesmal wenn ich meine Augen schließe sehr ich das Gesicht von Jesse und ich sehne mich nach dem angenehmen Kribbeln, welches vorhin nur da war, als er mich berührt hatte.
Nachdenklich starrte ich an die Decke in unserem Zimmer, versuchte vergeblich nach einer Antwort auf die Reaktion meines Körpers zu suchen. Ich fand keine, egal wie oft ich darüber Nachdachte und wie viel ich darüber Philosophierte, es war egal. Ich bekam keine Antwort.
Meine Augen vielen zu und ich kuschelte mich nochmal richtig in die Decke, genoss die weiche Matrzae unter meinem Rücken und schlief relativ schnell auch ein. Wenn ich diesen Tag beschreiben müsste und ihm eine Überschrift geben müsste, dann würde diese warscheinlich Jesse lauten, so oft wie ich heute über ihn nachgedacht hatte.
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Ich fuhr hoch aus meinem Schlaf, als ich den sterilen Klingelton meines Weckers wahrnahm. Wie von einer Tarantel gestochen versuchte ich ihn auszuschalten und fuchtelte wild mit meinem Arm umher. Als ich den Wecker endlich ausgeschaltet hatte, war ich leider endgültig wach aber auch Jesse schien endgültig wach zu sein, denn ich hörte ein leises seufzed aus seiner Richtung und sah dann mit halbgeschlossenen Augen, wie er sich Aufsetzte. „Wie spät ist es?", frage Jesse leise und mit einer so rauen Morgenstimme, dass sich Gänsehaut auf meinem Rüchen bildete.
Schluckend drehte ich mich auf meinen Bauch und griff nach meinem Handy. Ich war wirklich froh, dass ich die Bildschrimhelligeit runter gemacht hatte. „Es ist kurz nach acht.", brummte ich leise und ließ mein Handy zusammen mit meiner Hand sinken und mein Kopf fiel zurück auf das Kopfkissen.
Erst als ich eine warme Hand auf meinem nackten rücken spürte, zuckte ich hoch. „Komm Marcus, wir stehen jetzt beide auf.", hört ich die Stimme von meine besten Freund. Ich brummte nur wieder auf und genoss das warme Gefühl, welches von seiner Hand ausging.
Murrend stemmte ich mich hoch und setzte mich nun vollkommen auf uns lehnte mich leicht an Jesse, welcher lächelnd einen Arm um mich legte. Ganz langsam strich er mir über meinen Arm und ich musste versuchen mir ein Seufzen zu unterdrücken. „Morgen.", grinste ich ihn leicht an und streckte mich einmal ausgiebig.
„Morgen Beans.", grinste er mich an und legte ganz kurz seine Arme um mich. Ich erwiderte die kurze Umarmung und strich kurz durch die Locken meines besten Freundes, bevor er dich von mir löste und fragend zu mir sah.
„Wie bin ich hergekommen?", fragte Jesse, als ich aufstand und mir ein neues Oberteil aus dem Schrank nahm. Ich spürte wie leichte Hitze in meinen Kopf stieg. „Du bist gestern eingeschlafen und da ich dich nicht wecken wollte, habe ich dich in unser Zimmer getragen.", erklärte ich ihm und stand noch immer mit dem Rücken zu ihm und suchte mir frische Klamotten raus.
„Danke.", hörte ich Jesse noch sagen, als ich mich auf den Weg in das Badezimmer machte. Lächelnd drehte ich mich noch einmal um zu ihm. „Kein Problem.", erwiederte ich und verschwand keine Sekunde später hinter der Badezimmertür. Nachdem diese ins Schloss gefallen war, lehnte ich meine Stirn an die helle Tür und seufzte einmal. Mein Herz klopfte schnell seitdem er mich umamrmt hatte und mein Kopf pochte leicht aber angenehm. Mein Körper kribbelte und meine Gedanken waren ausgestellt.
Erst als das kalte Wasser auf mich prasselte, nachdem ich die Dusche angemacht hatte, konnte ich wieder klare Entscheidungenn treffen. Was war denn nur los mit mir?
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Ich sah fast in Zeitlupe, wie Jesse den Ball annahm und sein Blick danach sofort meinen suchte. Ich verstand meinen besten Freund in diesem Moment auch ohne Worte und ich fing an Tempo aufzubauen. So schnell es mir möglich war sprintete ich über den grünen Rasen und lief Harry aus, welcher in diesem Abschlussspiel der Verteidiger der Gegnerischen Mannschaft darstellte.
Ich stand super vor dem Tor, brauchte nur noch einen Ball und als ob Jesse meine Gedanken gelsen hatte, rief er meinen Namen und passte mir scharf den Ball zu. Alles was ich nach dieser grandiosen Vorlage noch machen musse war den Ball ins Netz zu befördern und genau das tat ich auch.
Sofort drehte ich mich um und sah Jesse, welcher mit einem riesen Grinsen auf mich zulief und keine Sekunde nachdem er bei mir angekommen war, an mir hochsprang und seine Beine an meine Hüfte presste.
Ebenfalls lachend legte ich meine Arme an seinen Rücken und Paul, welcher auch in unserem Team war, kam auf uns zu und legte grinsend seine Arme um uns.
Mein kleiner Treffer hatte uns zum Sieg des Abschlussspiels befördert und deswegen war die Stimmung in unserem Team besser als zuvor. Jadon sprang grinsend auf Jesse und jubelte lachend mit uns.
Ich war völlig kaputt. Meine Beine und Arme waren schwer und der Schweiß tropfte von meiner Stirn, während ich das Lächeln nicht mehr von meinem Gesicht bekam. „Das war Klasse!", hörte ich die Stimme von Jesse neben mir. Leicht drehte ich mich nach rechts, um meinen besten Freund zu sehen, welcher mich anstrahlte, wie die Sonne, was meine Gedanken über alles andere völlig in den Hintergrund rücken ließ.
„Danke, aber du hast eigentlich den Großteil gemacht.", lächelte ich und strich kurz durch seinen braunen Locken, welche unfassbar weich waren. Jesse schüttelte nur Grinsend den Kopf und lief mńeben mir in die Kabine.
„Wie geht es Hope?", fragte ich nebenbei und musste lächeln bei dem Gedanken an die kleine Tochter meines besten Freundes. Die Kleine war Jesses ganzer stolz und auch ich liebte den kleinen Wirbelwind über alles. Ich war ihr 'Onkel Marcus' wie sie mich immer so liebevoll bezeichnete und manchmal überlegte ich, ob ich nicht einfach bei Jesse einziehen sollte, nur sodass ich Hope immer bei mir hatte. Eine unglaubliche Fähigkeit, die mir schon von verschiedenen Menschen bestätigt worden waren war nähmlich, dass ich unfassbar gut mit Kindern konnte.
„Hope geht es blendend. Sie ist gerade bei meiner Mom und wir wollen heute telefonieren. Sie hat neulich übrigens nach dir gefragt.", erklärte er und ich spürte, wie sich ein fettes Grinsen auf mein Gesicht schlich. Ich konnte mich noch gut an den Tag erinner, an dem Jesse mir erzählt hatte, dass er Vater wird. Ich hatte mich total für ihn und seiner damaligen Freundin, Rebecca, gefreut, aber ihre Beziehung war schon vor der Geburt der kleinen Hope gescheitert. Die beiden waren Freunde geblieben, hatten sich aber darauf geeinigt, dass Hope bei Jesse bleibt, da Rebecca beruflich öftermals Reisen musste; und das unregelmäßig und oft auch wirklich lang.
„Dann heißt das wohl, dass Onkel Marcus heute auch mal mit Hope spricht.", sprach ich von mir in der dritten Person und grinste überschwänglich zu meinem besten Freund. „Da wird sie sich bestimmt freuen.", bestätigte Jesse und öffnete die Tür zu unserer improvisierten Kabine vor uns.
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Geschaft vom heutigen Tage lag ich in meinem Bett und spürte, wie die Müdigkeit meine Knochen hochkroch. Meine Gedanken waren ausgeschalten und meine Beine steckten unter der Decke. „Beans!", hörte ich die laute Stimme von meinem besten Freund, was der Anlass dazu war, dass ich allamierend meinen Kopf hob und zu ihm sah. Der Ältere hatte sein Handy in der Hand und hielt dieses vor sein Gesicht. Sofort war mir klar, dass er gerade mit seiner Tochter telefonierte und ich setzte mich sofort auf.
„Guck mal wer hier ist.", kam Jesse auf mich zu und drehte die Kamera so, dass man mich nun gut erkennen konnte. Ich sah, wie sich die braunen Kulleraugen von Hope vergrößerten und hörte, wie sie freudig aufqitschte. „Onkel Marcus!", rief sie aufgeregt und ich erwiederte ihren Blick. „Hope!", rief ich und stibitzte Jesse sein Telefon aus der Hand.
„Na, wie geht es meinem lieblings Mädchen?", fragte ich interessiert und sah ihre braunen Augen durch das Telefon leuchten. Sie zeigte mit ihren kleinen Händen zwei Daumen nach oben, weswegen ich grinsen musste. „Wann kommst du uns wieder besuchten, Onkel Rashy?", fragte sie und ich meinte leichte Trauer in ihrer Stimme wieder zuerkennen. Mein Herz zog sich zusammen und ich fühlte mich gleich um einiges schlechter. „Weißt du Was?", fasste ich einen Entschluss und wusste, dass ich es warscheinlich zuerst mit Jesse absprechen sollte. „Wenn dein Dad und ich wieder in Manchester sind, dann holen wir dich zu zweit ab und dann machen wir uns einen schönen Tag.", sagte ich und spürte ein kribbeln in meiner Magendgegend, als ich ihr hohes und ehrliches Lachen hörte. „Ja!", jubelte sie und riss ihre kleinen Fäuste in die Höhe. Tatsächlich war es bei Hope ähnlich wie bei Jesse, denn ich fühlte mich schlecht und manchmal auch schuldig, sollte es einen von ihnen nicht gut gehen.
„Ich geb dir jetzt mal deinen Dad zurück und wir sehen uns Morgen.", sagte ich letztendlich und verabschiedete mich noch kurz von ihr, bevor ich Jesse sein Telefo wiedergab. Der Ältere sah mich schmunzelnd an und nickte kurz, bevor er sich seinem Telefonat wand und ich ins Badezimmer verschwand, um mich fertig zu machen. Ich machte mir meine Zahnbürste fertig und ging mit dieser im Mund wieder aus dem Badezimmer. Während ich meine Zähne putzte beobachtete ich Jesse offensichtlich beim Telefonieren. Als sein Blick meinen fing, sah er grinsend zu mir und zog fragend eine Augenbraue hoch, aber ich schüttelte nur meinen Kopf und machte wieder auf dem Absatz kehrt, als ich spürte, wie der Schaum langsam an meinenn Mundwinkeln herunterlief.
Ich spülte meinen Mund aus und wusch mein Gesicht, während ich aus meiner Hose schlüpfte und schließlich nur noch in Boxershorts bekleidet aus dem Bad kam. Jesse hatte inzwischen das Telefonat beendet und saß auf der Bettkante meines Bettes.
„Du willst also Zeit mit Hope und mir verbingen?", fragte er grinsend und wackelte grinsend mit den Augenbrauen. „Eigentlich wollte ich nur Zeit mit Hope verbingen. Du bist dann halt auch noch da.", grinste ich ihn fies an und sah, wie er seine Augenbrauen zusammenzog. Innerhalb von wenigen Sekunden sprang er auf und flitzte auf mich zu. Abwehrend hielt ich meine Hände hoch, ich es war zu spät und Jesse begann mich durchzukitzeln. Ich versuchte seine Hände wegzuschlage, doch ich schaffte es nicht.
Ich krümmte mich vor lachen, versuchte immer wieder ordentliche Sätze rauszubekommen, aber es kam nichts. Nur vereinzelte Wörter kamen heraus, bis ich seine Hände zu fassen bekam und sie hochdrückte.
„Bitte Jesse, ich kann nicht mehr.", keuchte ich und bettelte schon fast, dass er aufhörte. „Aber nur weil du es bist.", zwinkerte er ließ seine Hände locker, sodass ich seine Hände losließ.
„Du bist echt scheiße manchmal.", lachte ich und schug ihn leicht mit meiner flachen Hand auf seinen Hinterkopf. Jesse lachte nur und schüttelte den Kopf, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und ins Bad verschwand. Ich sah ihm mit einem breiten Grinsen nach und spürte ein Kribbeln in meinem Körper. Ich dachte eigentlich, dass es von dem Kitzeln kam, aber langsam wurde mir klar, dass es an seinen Berührungen lag. Oh Gott, er machte mich verrückt und ich verstand noch nichtmal warum.
Ich lief langsam zu meinen Bett und scrollte durch die Nachrichten, die mir angezeigt wurden und es war alles normal bis mir eine Unwetterwarnung angezeigt wurde. Mein Herz setzte kurz aus und mein Atem zitterte leicht, als ich mich ins Bett legte. Ich wurde deutlich nervöser und wusste, dass ich die Nacht irgendwie überstehen musste, denn niemand wusste vor meiner Angst. Niemand, nichteinmal Jesse wusste von meiner Angst vor Gewittern und das sollte auch so bleiben, denn es war mir unangenehm.
Die Decke hatte ich mir über mein Ohr gezoge und mich ganz tief drinn eingemurmelt, während ich mein anderes Ohr in das Kissen drückte und versuchte die Donner, welche von draußen zu hören waren, zu ignorieren. Was nebenbei gesagt nicht leicht war.
Immer lauter waren sie zu hören und ich zuckte immer wieder zusammen. Mein Herz hämmerte schnell gegen meine Rippen und das Blut rauschte in meinen Ohren. Kalter Schweiß stand auf meiner Stirn und ich zitterte am ganzen Leib.
Ein leises Wimmern entwich mir, als der Donner so laut zu hören war, sodass ich mir sicher sein konnte, dass das Gewitter nun fast direkt über uns war. „Marcus?", fragte Jesse plötzlich leise. Oh Gott, hatte er es etwa gehört?
„Ja.", murmelte ich leise und versuchte mir nichts anmerken zu lassen, doch als ich wieder zusammenzuckte und mir dieses mal ein leises schluchzen entwich, hörte ich, wie Jesse ein Licht anknipste. Ich hörte leise Fußtapsen die auf mich zukamen und wusste, dass ich es Jesse jetzt sagen müsste.
Seine warme Hand legte sich auf meine schweißnasse Schulter und brachte mich dazu, meinen Kopf nach hinten zu ihm zu drehen. Seine braunen Augen funkelten mich besorgt an und als ich beim nächste Donner laut aufschluchzte, zog Jesse mich sofort in seine Arme. Spätestens jetzt waren alle Dämme gebrochen und ich schluchzte hämmungslos an seine nackte Schulter. Immer wieder zuckte ich zusammen und drückte meinen Kopf gegen die Brust von meinem besten Freund, welcher sich zu mir in mein Bett gelegt hatte und mir immer wieder beruhigend über den Rücken strich.
„Es wird alles gut, Marcus.", beruhigte er mich und ich spürte, wie er einen sanften Kuss auf meine Schläfe drückte. Allein schon wegen dieser Geste fing mein Herz noch schneller an zuschlagen und mein Körper kribbelte plötzlich wie verrückt.
„Astraphobie.", murmelte ich irgendwann nur.
„Astra-Was?", fragte Jesse leise und hörte sich so verpeilt an, dass ich leise lachen musste. „Astraphobie. Das ist die Angst vor Gewittern.", erklärte ich und sah nah oben. Jesse nickte und ich sah, wie er kurz nachdenklich wirkte.
„Warum hast du mir nichts davon erzählt?", fragte er und sah mir durch die Augen in meine Seele. Ich erwiederte seinen Blick, traute mich nicht unseren intensiven Blickkontakt abzubrechen. Meine Schultern zuckten nach oben, ohne das ich wirklich Kontrolle über meinen Körper hatte.
„Ich hab's niemanden erzählt.", gestand ich nun und merkte, wie ich verlegen wurde. „Ich dachte, dass wir uns alless erzählen.", sagte er und ich konnte leichte trauer aus seinem Satz heraushören. Klar, ich würde es auch nicht so toll finden, wenn ich meinen besten Frend total verängstigt finde und er mir nie etwas von seiner größten Angst erzählt hatte.
„Es tut mir Leis, Jesse. Es war mir nur so Peinlich.", gestand ich und drückte meinen Kopf gegen seine Brust. Ich lauschte seinem Herzschlag, welcher mich aufgrund der Schnelligkeit etwas verwirrte. Meine Hand strich über seine Brust und ich spürt, wie sich eine Gänsehaut auf seinen Bauchmuskeln bildete und meine rauen Finger kleine Kreise malte und ich auch leicht über seine Tattoos fuhr, auch wenn das eher unbewusst passierte.
Meine Atmung wurde langsam wieder regelmäßig und ich gähnte einmal herzlich. „Schlaf, Marcus. Ich passe auf dich auf.", hörte ich die leise Stime von Jesse an meinem Ohr und sein Bart kitzelte mich leicht am Hals. Und tatsächlich fühlte ich mich vollkommen sicher bei ihm und konnte mich fallen lassen, ich wusste, dass ich ihm komplett vertrauen konnte.
Ich war nicht in der Lage einen ordentlichen Satz herauszubringen, weshalb ich nur nickte und meine Augen schloss.
Ich spürte noch ein allerletztes Mal seine Lippen auf meiner Schläfe, bevor ich in einen tiefen Schlaf abdriftete. Der Sturm war völlig vergessen und ich spürte, wie mein Körper von einem unbeschreiblichen Kribbeln heimgesucht wurde. Was macht Jesse nur mit mir?
[3572 Wörter]
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