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Der Kampf, bei dem Dylan ums Leben gekommen war, war nur wenige Wochen her. Die Lovegoods hatten Blair und Joy ohne zu Zögern aufgenommen und ihre Hilfe angeboten; Luna war Blairs beste Freundin aus Kindertagen, die Mütter der beiden Mädchen waren früher zusammen zur Schule gegangen und ebenfalls beste Freundinnen gewesen, bevor Pandora Lovegood gestorben war.

Viele bezeichneten Luna als 'sonderbar' oder 'merkwürdig'. Blair nicht. Luna war eben etwas anders als die meisten anderen, aber das hieß ja nicht, dass das etwas Schlechtes war. Sie fand, ihre Freundin war ein unglaublich kluger und freundlicher Mensch und wäre ohne sie vermutlich verloren. Ihr müsst wissen, dass Blair außer Luna und Dylan keine Freunde hatte. Sie war nie öffentlich zur Schule gegangen, sondern hatte - wie ihr zwei Jahre älterer Bruder früher auch - Hausunterricht erhalten.

Dieses Jahr änderte sich jedoch alles, denn Blair sollte auf Lunas Schule wechseln - Hogwarts. Ihre Mutter fürchtete, sie nicht beschützen zu können, und fand, dass das der einzige sichere Ort war, zu dem sie ihre Tochter schicken konnte, immerhin wäre sie dort nicht auf sich allein gestellt.
Blair wollte das Amulett mitnehmen. Sie nahm an, dass der Todesser es eher bei den Lovegoods und ihrer Mutter finden würde, als in Hogwarts. Es kostete viel Überredungskraft, bis Joy schließlich zustimmte.

Blair konnte nur hoffen, ins selbe Haus wie Luna zu kommen, da sie sich schwertat, neue Freunde zu finden. Eigentlich wollte sie auch keine neuen. Seit Dylans Tod war sie überzeugt, Beziehungen würden nur weitere Schwachpunkte für sie bedeuten; weitere geliebte Menschen, die aus ihrem Leben gerissen werden konnten. Ihre Mutter riet ihr jedoch, es einfach auf sich zukommen zu lassen.

Dementsprechend schlecht gelaunt war sie, als sie sich von Xenophilius und Joy verabschiedete, versuchte aber, das zu überspielen. Sie musste zugeben, dass sie ein wenig aufgeregt war, als sie sich, gemeinsam mit einem ihrer neuen Lehrer, einem Halbriesen namens Rubeus Hagrid, auf den Weg nach Hogwarts machte. Dort wurde sie zunächst zum Büro der Schulleiterin gebracht, einer streng aussehenden, älteren Hexe namens Minerva McGonagall.

Da sie über Blairs Familiensituation und die kürzlichen Ereignisse Bescheid wusste, machte sie eine Ausnahme und ließ die Siebzehnjährige der Schule beitreten, obwohl das neue Jahr bereits vor ein paar Wochen begonnen hatte.

Als der formelle Kram erledigt war, legte Professor McGonagall die Unterlagen zur Seite und sah Blair, welche die ganze Zeit so wenig wie möglich geredet hatte und ausdruckslos vor sich her starrte, durch ihre Brille hinweg an. "Miss Hale."

Widerwillig wandte Blair sich der Lehrerin zu.

"Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass es sicherer wäre, Ihre... Situation vorerst für sich zu behalten?"

Blair unterdrückte ein Schnauben. "Keine Sorge, Professor, das hat meine Mutter schon zu genüge immer wieder betont." Dann fragte sie: "Wer, außer Ihnen, weiß denn Bescheid?"

"Nur Miss Lovegood und ihr Vater. Ich werde allerdings das Kollegium einweihen müssen, ansonsten wird keiner davon erfahren. Nun ist nur noch eines zu tun..." Sie stand auf und holte etwas aus einem Regal. Es war ein alter, zerlumpter Hut. "Ich werde Ihnen jetzt den sprechenden Hut aufsetzen, der sortiert Sie in Ihr Haus. Es gibt Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Jedes dieser Häuser hat seine eigenen, positiven Eigenschaften..."

Blair sparte sich, die Lehrerin zu unterbrechen und ihr zu sagen, dass sie all das bereits wusste. Stattdessen hörte sie mit halbem Ohr zu, wie McGonagall ihr von den Hauspunkten erzählte, wie man sie gewann oder verlor. Als ihr der Hut schließlich aufgesetzt wurde, erschrak Blair doch etwas darüber, dass er zu sprechen begann.

"Eine Hale, hm? Reichlich spät, um dich einzusortieren... Ich weiß noch, wie ich deine Mutter nach Ravenclaw geschickt habe. Eine sehr gute Wahl und ich glaube, auf dich würde sie auch zutreffen." Der Hut hielt kurz inne, als würde er darauf warten, dass Blair sich äußerte. Ja, dachte sie daher. Das wäre perfekt.

"Nun gut, dann soll es so sein - Ravenclaw!" Das letzte Wort rief er laut aus, sodass auch Professor McGonagall es hören konnte. Sie nickte, nahm den Hut an sich und brachte ihn zurück zu seinem Platz im Regal, bevor sie sich Blair gegenüber wieder an den Schreibtisch setzte. "Der Hauslehrer von Ravenclaw ist Professor Flitwick. Er wird Sie heute in der Schule herumführen und Ihnen Ihren Schlafsaal zuweisen. Normalerweise machen das die Vertrauensschüler, aber die sitzen gerade im Unterricht."

Blair nickte nur und wartete geduldig, als Professor McGonagall den Raum verließ und ein paar Minuten später mit Professor Flitwick zurückkehrte. Auf dem Weg hatte sie ihn über die vergangenen Ereignisse aufgeklärt. Wie sie bereits erwähnte, hatten die anderen Lehrer von einer neuen Schülerin gewusst, sich aber gefragt, wieso sie erst jetzt auf diese Schule wechselte. Blair war unglaublich erleichtert, als Flitwick sie nicht mitleidig betrachtete, wie es bisher geschehen war, wenn jemand vom Tod ihres Bruders erfuhr, sondern sie bloß freundlich anwies, ihm zu folgen.

Während sie durch die Flure von Hogwarts schlenderten, erzählte Flitwick ihr am laufenden Band etwas über das Schloss: Anfangs hauptsächlich über Ravenclaw, dann auch über die anderen Häuser und die Gründer der Schule.

Sie waren gerade an Professor McGonagalls Klassenzimmer vorbeigekommen und eine Treppe nach unten gegangen, liefen nun durch einen Flur. "Ich habe gehört, Sie seien eine sehr begabte Hexe", plapperte Flitwick. "Ich freue mich schon darauf, mir im Unterricht ein eigenes Bild darüber zu machen. Natürlich könnte es anfangs etwas viel Unterrichtsstoff sein, den Sie nachholen müssen, aber ich bin sicher, das kriegen Sie hin..."

Er bemerkte gar nicht, wie zwei Jungen beinahe in ihn reinliefen, und setzte seinen Weg einfach fort. Schmunzelnd folgte Blair dem Zauberer. Sie spürte, dass jemand sie beobachtete, und sah zu den beiden Schülern zurück, die in einem der Gänge standen. Einer von ihnen hatte dunkle Haut und schwarzes Haar, schien sich nicht wirklich für sie zu interessieren. Der andere jedoch, ein blonder, dünner Junge mit blasser Haut, sah ihr neugierig hinterher. Beide trugen dieselbe Uniform, welche mit Grün und Silber gespickt war und eine Schlange auf der Brust zeigte. Slytherins, dachte Blair. Sie lächelte dem blonden Jungen, der sie beobachtete, kurz zu, dann sah sie wieder nach vorn.

-

Professor Flitwick hatte ihr die große Halle, die Bibliothek, den Astronomieturm und die meisten anderen Klassenräume (zumindest von außen) gezeigt. Was Hagrids Hütte, das Quidditchfeld und die Gewächshäuer betraf, so beschrieb er ihr nur den Weg dorthin, da der Zauberer es eilig hatte, in seine Klasse zu kommen. Er würde gleich eine Gruppe Gryffindors und Hufflepuffs aus dem zweiten Jahrgang unterrichten.

Doch bevor er das tat, führte er Blair noch zum Ravenclawgemeinschaftsraum, der sich in einem der Türme von Hogwarts befand. An der Tür zum Gemeinschaftsraum befand sich ein goldener Türknauf in Form eines Adlerkopfes, der Blair und Flitwick ein Rätsel stellte, als der Professor anklopfte.

"Was hat Wurzeln, die keiner sieht, ragt höher als Bäume und Wipfelsäume und treibt nicht, und doch reicht es ins Licht?"

Blair hob eine Braue. "Berge."

Kurz darauf sprang die Tür auf. Professor Flitwick lächelte. "Gut gemacht, meine Liebe. Kommen Sie." Er führte sie durch die Tür, auf deren anderer Seite befand sich ein kreisrunder Raum, der größtenteils in Blau gehalten und von Licht, das durch große Fenster schien, erleuchtet wurde. An die Decke waren verschiedenste Sternbilder gezaubert worden, die leicht schimmerten und langsam über die Decke glitten. Gegenüber der Eingangstür stand eine Steinstatue zwischen einem hohen Bücherregal und einem blaubronzenen Sofa. Einen Moment lang sah Blair sich staunend um, da rief Flitwick: "Kommen Sie, Miss Hale?"

Sie ging ihm nach zu einem Bogen in der Wand, hinter dem sich zwei Gänge offenbarten. "Links sind die Schlafsäle der Jungen, rechts die der Mächen", erklärte Flitwick und zeigte jeweils in die entsprechenden Richtungen. Er sagte ihr, welches ihr Zimmer war und dass man ihr Gepäck bereits dorthin gebracht hatte, dann verließ er sie, um zu seiner Klasse zu gehen.

Blair ließ sich Zeit beim Suchen ihres Schlafsaals. Sie hatte den restlichen Tag frei, um sich in der Schule umzusehen, und morgen war Samstag. Sie würde das Wochenende nutzen, um den Stoff, den sie verpasst hatte, so weit es ging nachzuholen. Während sie beschloss, das in der Bibliothek zu tun, weil es ihr dort sehr gut gefallen hatte, betrat sie ihren Schlafsaal. Darin standen drei Betten, auf einem davon - dem ganz rechts - lagen ihre Koffer, eine schwarzblaue Uniform und ein Käfig.

Ein kleiner, weißer Kater mit grauen Flecken, in denen schwach dunkle Streifen zu erkennen waren, lag darin und schlief. Lächelnd ging Blair auf ihn zu, setzte sich aufs Bett und öffnete den Käfig, wodurch der Kater aufwachte.

"Hallo, Smoky."

Freudig schnurrend ließ er zu, dass Blair ihn aus dem Käfig hob und auf ihren Schoß legte. Während sie den Kater streichelte, dachte sie über ihren Bruder nach. "Er wäre sicher auch ein Ravenclaw gewesen", murmelte sie.

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Tut mir leid, wenn ich beim Ravenclawgemeinschaftsraum irgendwelche Fehler gemacht habe. Sollte das der Fall sein, dürft ihr die gern kommentieren.

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