4 | Wasserschlacht

»Jetzt noch mal von vorne.«

Professor X – so nannte ich ihn, da ich mir sein Name einfach nicht merken konnte – schaute zwischen Yoongi und mir her.

Das Wasser tropfte mir von den Haaren und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, würde ich behaupten, man könnte in der entstandenen Pfütze bis zu fünf Fische mit Wasser versorgen.

Mein Blick wanderte unauffällig zu meinem Nebenmann, dessen Kleidung zwar noch nasse Flecken zeigte, jedoch an den Haarspitzen nur noch etwas, von der Wasserschlacht zu sehen war. Erneut verfluchte ich meine langen Haare. So wie jeden Morgen nach dem aufstehen.

»Ich wollte – wie befohlen - die Büsche gießen, als diese verrückte Frau um die Ecke kam, und mich nass machte«, erklärte mein neuer Feind seelenruhig und verschränkte provokant seine Streichholzarme vor seiner Brust.

Würde Professor X nicht in dem Moment uns gegen über sitzen, wäre ich über Min Yoongi hergefallen – nicht im romantischen Sinne wie sich versteht.

»Ich bitte sie, Mr. ...« Ja ganz toll, Yuna. Du kennst seinen Namen doch nicht!

»Sir.« Innerlich feierte ich gerade eine Party, da ich mit so schnell rausreden konnte. »Es ist genau anders rum passiert. Ich – ja ich – habe bisher jede noch so kleine Aufgabe erledigt. Während er – ja er – nichts gemacht hat.«

Ich zeigte mit meinem Finger bei jeder Aussage entweder zu mir oder zu meinem Feind – einfach der Dramatik zu liebe.

Yoongi zischte kurz genervt aus, ehe er sich tiefer in den Stuhl rutschen ließ. »Das ist ja wie bei einer Ermittlung bei euch beiden. Na gut. Ms. Kim, erzählen sie.«

»Liebend gern.« Ich setzte mich gerade auf und streckte gedanklich meinem Sitznachbar meine hübsche Zunge raus.

»Also, es begann so...«

»I wanna know, know, know, know. What is love? I wanna know!« Ich beendete mein Once-Konzert und machte mich weiter daran, das Gebüsch zu gießen.

„Die Büsche sind dank des Sommers total ausgetrocknet. Wenn du alle bewässerst, fällt der Putzdienst für heute aus", diese Worte sprach Professor Namenlos und nun lag es in meiner Hand, dem Gebüsch neues Leben ein zu hauchen.

Mein Handy vibrierte erneut. Es konnte entweder Jade, Lucas oder dieser komische S sein. Mehr Freunde hatte ich nicht. Trauerminute? Danke.

Tatsächlich war es der zuletzt Genannte.

3, 2, 1, dein Feind erscheint. -S"
Ich verdrehte meine Augen und steckte mein Handy zurück in meine rechte Hosentasche. Der konnte mich mal kreuztweiße. Traute sich nur uns über Nachrichten zu kontaktieren und verbirgt sich hinter einem Kürzel. Nicht sehr heldenhaft. Oder in seinem Fall; Schurkenhaft?

»Stray Kids everywhere all around the - « Meine fangirl Zeit wurde durch kaltes Wasser, welches sich auf meinem Rücken breit machte, unterbrochen.

Vor Schreck ließ ich meinen Wasserschlauch auf den Boden fallen, dieser entwickelte spontan ein Eigenleben und so bekam ich ihn nur schwer wieder zu fassen.

Als ich seinen Willen wieder stoppen konnte, drehte ich mich zu dem Gelächter hinter mir um. S hatte recht; mein Feind ist erschienen. Min Yoongi stand mit dem zweiten Wasserschlauch bewaffnet vor mir und lachte sich schlapp.

»Was ist dein Problem?!«, fuhr ich ihn an und spürte, wie sie das Wasser den Weg zu meinem Hintern bahnte. Mein Handy! Schnell packte ich danach und legte es auf eine der Bänke.

»Ich dachte du hättest einen Anfall, wollte dir nur helfen.« Er zuckte mal wieder nur gleichgültig mit seinen Schultern und ließ einen kleinen Wasserstrahl aus dem Schlauch laufen. Der kostbare Rohstoff tropfte ziellos auf den Steinboden und trocknete sofort, dank der heißen Sonne.

»Min Yoongi -«, begann ich, doch Mr. Unfreundlich unterbrach mich.

»Kannst du aufhören, mich mit vollem Namen anzusprechen? Das Nervt.«

»Warum sollte ich?« Kurz war Ruhe.

»Weil ich nicht mal mehr deinen Vornamen weiß und du hast dir beides gemerkt. Das ehrt mich sehr.« Schadenfroh grinste er und drehte sich um, um zu gehen. Doch dieses Mal würde ich ihn nicht so einfach gehen lassen.

Ich zielte auf seinen Rücken und ließ das Wasser den Rest erledigen. Durch große Augen blickte er mich an, als er sich langsam umdrehte. Ich zeigte ihm nur meine hübsche Zunge und machte mich weiter daran, das Gebüsch mit Nässe zu versorgen. Jetzt kann er gehen.

Doch so kam es nicht.

Eine Wasserschlacht entstand. Wir beide trieften nur so vor uns hin doch an Frieden zwischen den Fronten war nicht zu denken. Trotz der warmen Sonne wurde mir langsam etwas kühl – doch ich ließ mir nichts anmerken.

Um so dankbarer war ich, als der Hausmeister sich zu uns gesellte und wissen wollte, was wir uns dabei dachten, das kostbare Wasser so zu verschwenden.

»Und so landeten wir hier. Also wie sie gehört haben, habe ich mich nur gewährt.«

Professor X schaute von seinem Tisch auf. Nervlich war er am Ende, dafür musste man nicht mal ein Psychiater sein, um dies erkennen zu können. »Mir hätte auch eine Zusammenfassung in Länge von einem Satz gereicht«, meinte er und fügte nuschelnd hinzu: »Den Gesang hätten sie nicht nachstellen müssen.«

Er schrieb irgendetwas auf einen Zettel und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, welcher dank seinem Gewicht nach hinten kippte – jedenfalls die Rückenlehne.

»Dann wäre ja alles geklärt. Schönen Tag noch.«

Yoongi – ja, ich habe mich dagegen entschieden, ihn mit vollem Namen anzusprechen – stand von seinem Platz auf und setzte an zu gehen.

»Stopp!« Beide schaute mich an.
»Er bekommt gar keine Strafe?«

»Sie haben doch auch mit gemacht«, meinte Herr X einfach nur und machte eine Handbewegung, dass ich endlich die Fliege machen sollte.

Yoongi prustete belustig Luft aus, als ich ergeben aus dem Büro ging. Ich hob meinen Finger, als sich die Tür hinter mir schloss und zeigte auf meinen Feind.

»Das wird ein Nachspiel haben«, drohte ich ihm. Er hingegen steckte seine Hände in die hinteren Hosentaschen, zuckte mit seinen Schultern und lief den Gang entlang, ehe er hinter der nächsten Ecke verschwand.

»Ich freue mich euch kennen zu lernen. Mein Name lautet Bang Si Hyuk – ihr könnt mich aber ruhig mit meinem Vornamen, Si Hyuk ansprechen. Ich bin dieses Jahr für die Erstsemester zuständig. Mein Büro ist immer für euch geöffnet.«

Der – ich schätze ihn auf ende 40 – Mann verbeugte sich leicht und verschwand wieder aus der Tür. Er sollte unser Vertrauens- und Nachhilfelehrer sein. Ebenfalls soll er einige Stipendien finanziert haben.

Mein Blick ging zu meinem Gegenüber, welcher verzweifelt versuchte, die Minenspitze aus seinem pinken Spitzer zu bekommen, den ich ihm in der Grundschule geschenkt hatte als ich unbedingt seinen blauen haben wollte. Meiner ist - nach einem Aufenthalt bei Jade - spurlos verschwunden. Doch Luca passte auf seinen pinken Spitzer auf, als sei seine Seele darin gefangen.

»Hast du zu gehört?« Luca blickte mich an und schüttelte seinen Kopf. Ich grinste leicht und schlug meine Beine übereinander.

Es war nur noch diese eine Vorlesung, dann war die erste Woche mit meiner Putzarbeit geschafft. Yoongi wird mir fehlen - nicht. Auch wenn er mir oft den letzten Nerv geraubt hatte, war es doch ziemlich amüsant mit ihm - glaubte ich.

Doch gleichzeitig würde ich am Abend eine Party schmeißen, dass ich ihn höchstens nur noch in den Vorlesungen bei Professor X sehen würde.

Meine gute Laune verschwand genau in den Sekunden, als mein Handybildschirm dank einer neuen Nachricht aufleuchtete.

Yuna! S hatte mir geschrieben, ich solle heute nach Sonnenuntergang hinter das Café Moccatorium kommen und mir meine erste Aufgabe abholen. Ich erwarte Rückendeckung von dir!
– Jade
14:35

-
Ich ließ, nach dem lesen der Nachricht, mein Bildschirm wieder dunkel werden und sofort kamen mir zwei Sachen spanisch vor.

1. Der Fakt, dass Jade niemals so gehobene Wörter wie „solle" benutzte.
2. Hatte sie noch nie am Ende einer Nachricht ihren Namen angekündigt.

War das eine versteckte Botschaft? Mir war klar, dass dort etwas nicht stimmen konnte also war es für mich geklärt. Auf jeden Fall würde ich zu dem Café gehen. Wer weiß, vielleicht war es ja was Ernstes?

W Ö R T E R: 1300

Die Kapitel mit dem eigentlichen Thema dieses Buches starten!! Lasst die Spiele beginnen. 😎🔜

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