34 | Das Labyrinth
Durch große Augen beäugten wir die zerbrochene Glasflasche und den dazugehörigen Zettel, welcher nun offen zugänglich war.
Jungkook fasste sich als erster und griff vorsichtig nach dem Papier, auf welchem groß „S" stand.
»Schneide dich nicht!« Jin betrachtete alles sehr skeptisch und atmete erleichtert aus, als Jungkook unbeschadet zurückkam. In seiner Hand hielt er den weißen Brief.
Er klappte den Zettel auf und überflog die ersten paar Wörter, ehe er laut vorlesen wollte.
Yoongi machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung, indem er ihm den Zettel entriss und Namjoon reichte, was in uns allen Verwunderung aufrief.
»Er kann besser lesen als du«, meinte er dazu einfach nur und ließ einen verdatterten Jungkook zurück. Ok, Yoongi, das war gemein.
»Ist Yuna tot, oder lebt sie noch? Ach, das ist alles so interessant«, begann Namjoon vorzulesen. »Es werden noch einige Aufgaben auf euch zukommen. Freut ihr euch auch so sehr wie ich? Dann ist ja gut. Wie versprochen, wurde eine Aufgabe gestrichen. Wenn ihr nach Süden blickt, erkennt ihr ein Labyrinth. Was zu machen ist, werdet ihr dort erfahren.«
Wir drehten uns im Kreis - da keiner so richtig wusste, wo hier Süden war. Und tatsächlich waren, sehr weit weg, Abschnitte von Zäunen zu sehen. Das musste das Labyrinth gewesen sein. Zu behaupten, es käme Vorfreude dabei jedoch auf, wäre gelogen. Ich musste ja froh sein, nicht als Marmelade am Wegesrand verendet zu sein.
Nichts desto trotz machten wir uns auf den Weg. Wir schwiegen alle und liefen im langsamen Tempo. Dementsprechend zog sich der Weg um so länger. Alle waren noch müde von dem Hotel. Und die Aktion gerade war auch nicht gerade entspannend.
Das Labyrinth war riesig. Drahtzaun ersetzte das Klischee mit den Hecken. Von hier aus konnte ich bis zum Ende durchblicken, doch trotzdem verwirrte es mich. Man erkannte absolut nichts. Es war einfach nur viel Zaun.
Taehyung fand ein altes Diktiergerät, welches am Zaun befestigt wurde. Dieses Teil hatte schon bessere Zeiten gehabt.
Schwarzes Klebeband hielt das kleine Gerät, so gut es ging, zusammen und die Tasten wiesen deutliche Gebrauchspuren auf.
Der Blonde drückte auf eine der Tasten, welche zum Abspielen fungierte. Ein Rauschen ertönte aus dem kleinen Gerät, ehe man wieder -S' Stimme hören konnte.
»Das Labyrinth. Eure Aufgabe: Ihr habt 10 Minuten Zeit, um in diesem Labyrinth zehn Stoffbänder zu finden und mitzunehmen. Wenn ihr sie gefunden habt, kommt ihr hier her zurück und gibt demjenigen das Band, dessen Name darauf steht. Bindet sie euch irgendwo an eurem Körper um. Eure Zeit, startet jetzt.«
Stoffbänder suchen? Erst ließ er uns aus einem Hubschrauber fallen und nun sollten wir einfach nur Stoffbänder finden?
Kam das schlimmste nicht immer zum Schluss?
Doch in Ordnung. Keine Fragen stellen, sondern einfach das machen, was -S von uns verlangte.
Wir alle rannten los und versuchten an die Stoffbänder zu gelangen. Gefunden wurde diese gleich, da man gut durch den Zaun hindurch blicken konnte - doch dort hinzukommen, stellte sich als schwierig raus.
»Nicht sein Ernst!«, brüllte Jin plötzlich rum. Wir alle drehten uns zu ihm. Zwar hatten wir uns alle aufgeteilt, doch, wie schon erwähnt, konnte man durchblicken.
»Der hat das Band mit 'ner Kette befestigt. Ich komm nicht an den Knoten von dem Band, da die Kette im Weg ist - wie soll ich dieses Teil dann da weg bekommen?!«
Taehyung begann plötzlich zu lachen und zeigte auf Jimin. »Hyung, deine kleinen Finger werden gebraucht!«
Ich erkannte ein weißes Band, welches um Jimins Handgelenk gewickelt wurde. Er hatte also schon ein Band gefunden.
Jimin nickte einfach nur stolz und suchte einen passenden Weg, um zu Jin zu gelangen.
»Hab eins!«, schrien Nuri und Jungkook zeitgleich und hoben ihre Hände in die Luft. Die weißen Stoffbänder wirbelten dabei wild in der Luft umher.
Ich konzentrierte mich jedoch auf meine eigene Sache. Das Band hatte ich gesehen, doch ein passender Weg war nicht in Aussicht.
Die Zeit lang uns im Nacken.
»Ich hab auch eins aber ich- «, stoppte Jade abrupt.
Lachend blickte ich zu ihr runter, wie sie ihr Kopf festhielt und lautstark jammerte.
Alle Zäune in ihrer Umgebung wackelten rasant. Dieses Mädchen war wirklich gegen einen Zaun gerannt.
»Du bist so schon blind wie ein Maulwurf, warum rennst du dann? Spaten«, meinte ich zu ihr und entfernte lachend das Stoffband, welches sie sich eigentlich holen wollte.
Nach und nach fanden wir alle Stoffbänder und in entspanntem Tempo machten wir uns auf den Weg nach draußen – dabei ließen wir jedoch den Countdown total außer Acht.
Ein lautstarkes, schrilles Piepen ertönte und wir alle hielten uns die Ohren zu.
Dann entpuppte sich alles wie ein schlechter Film.
Zwei große, schwarze Vans kamen angerast und bleiben, mit quietschenden Reifen, abrupt stehen.
Viele Männer kamen aus den zwei Autos raus. Zwei öffneten die Schiebetüren beider PKWs und die Restlichen kamen zu uns gestürmt. Sie trugen weiße Masken mit goldenen Verzierungen und ihre Körper waren in schwarze Kutten umhüllt.
Wir hatten die vorgegebene Zeit überschritten. Sollten wir dafür nun bezahlen? Würde sich das alles jetzt zu einer Saw-Scheiße entwickeln? Ich bereute es, die Filme nie gesehen zu haben, vielleicht hatte das Wissen uns hier ja weiter geholfen...
Es passierte alles zu schnell. Keiner konnte so recht realisieren, was sich hier abspielte. Wir sahen nur, wie die Menschen auf uns zu rannten. Erst als Nuri, welche ganz in der Nähe des Ausgangs war, von zwei Männern geschnappt und zum Auto gezerrt wurde, löste sich unsere Starre.
Nuri begann zu schreien und versuchte sich kläglich gegen die zwei Männer zu wehren.
Jungkook, welcher ohne zu zögern losrannte und ihr helfen wollte, wurde sogleich ebenfalls gepackt.
»Yah! Lasst los!«, schrie dieser und obwohl Jungkook, als auch Nuri, Kampfsporterfahrungen hatten, kamen sie nicht gegen die maskierten Männer an. Wir waren also geliefert.
Jade begann ebenfalls aufzuschreien. Mit ihren beiden Händen wurde sie nach vorne gezerrt, während sie versuchte, mit ihren Füßen dieses Vorgehen zu stoppen.
Schnell rannte ich zu ihr rüber und versuchte die Männer wegzudrücken. Doch natürlich scheiterte ich kläglich. Ehe ich mich versah, packten mich zwei Arme von hinten am Bauch und hoben mich nach oben.
Ich begann ziellos meine Beine und Hände zu bewegen, um mich von der Person befreien zu können, doch auch hier versagte ich.
Mein Herzschlag ging schnell und unregelmäßig. Mir war immer noch schwindelig von dem Fallschirmsprung. Der Mensch rannte mit mir aus dem Labyrinth. Ich sah, wie keiner von uns den Kampf gewonnen hatte.
Jeder wurde mitgezerrt. Wie hätten wir auch gegen so vielen in einem Labyrinth ankommen können? Es war von vorneweg aussichtslos.
Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Was soll ich machen?
Die Idee überkam mich. Sie war so simpel, und trotzdem hatte ich nicht daran gedacht. Ohne mir auszumalen, welche Konsequenzen mein Handeln haben konnte, biss ich in den Unterarm dieses maskierten Bastards.
Nichts. Er zischte nicht mal auf. Mein Kiefer tat schon weh - so fest biss ich zu. Doch es schien, als ob diese Kutte, welche auch seinen Arm und die Hälfte seiner Hand verdeckte, dicker als erwartet war.
Vereinzeltes Gebrülle erfüllten binnen weniger Sekunden den ganzen Platz. Die Anderen waren weiterhin zu geschockt, um auch nur ein Ton aus ihren Lippen zu bekommen.
Unsanft wurde ich in einen der Vans geworfen. Die Sitze waren ausgebaut, daher flog ich auch auf den harten Untergrund.
Zischend hob ich mir meinen Kopf, welcher unsanft an das Metall krachte. Trotzdem hievte ich mich schnell hoch und versuchte aus dem Van zu kommen. Doch die Schiebetür wurde vor meiner Nase zugezogen.
Ein leises Klicken ertönte. Abgeschlossen.
Mit der einen Hand immer noch an meinem Kopf drehte ich mich nach vorne. Eine Wand trennte den Fahrer von dem hinteren Bereich.
So schnell der Van zum Stehen kam, fuhr er auch wieder los. Ich verlor das Gleichgewicht und knallte erneut gegen das Metall.
Das alles war zu viel Aufregung auf einmal. Mein Gehirn konnte die ganzen Reize nicht ausblenden und es fühlte sich so an, als hätte es sich einfach abgeschaltet.
Mein Schmerz verschwand, ich nahm das Ruckeln des Vans nicht mehr wahr und hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Eine Stimme schrie immer wieder meinen Namen, doch zuordnen konnte ich diese nicht mehr.
Ich wurde ohnmächtig.
-S hatte recht; diese Aufgabe, wurde das große Finale.
W Ö R T E R: 1370
See ya!💜
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