Yoongi blickte uns durch Augen an, bei denen ich nicht definieren konnte, ob sie nun genervt oder müde waren – wahrscheinlich Beides.
Er saß einfach nur, wie ein Schluck Wasser, da und starrte mich an. »Yuna«, begann er und rieb sich über seine Augen. »Du machst es mir echt schwer, dich zu mögen.«
Mein Mund schloss sich und ich blickte kurz unwohl zu Boden. Was sollte man auch darauf erwidern? Klar, nicht alle mögen einen, doch wir waren doch ein Team geworden? Ich gab doch auch mein Bestes, Yoongi so zu behandeln, als wäre das Alles, vor der ganzen S-Sache, nie passiert. Ich sollte die sein, der es schwerfällt ihn zu mögen – nicht anders rum!
Gerade als ich meinen Mund wieder aufmachte, um etwas darauf antworten zu können, kam mir Nuri zuvor und fing an, die Situation erneut zu erklären. Ich war ihr dankbar dafür. Meine Worte wären so oder so wahrscheinlich nur Gestotter und Blödsinn gewesen.
»Es geht nicht darum, wer wen mag. Yoongi, mich hat eine geister - nicht Geist – Frau am Hals berührt!«
»Und Yuna hat sie mit meinem Schuh abgeworfen. Ich will mein Schuh wieder. Wie soll ich mit nur Einem laufen können?«, regte er sich auf und ließ seinen Kopf in seinen Nacken fallen. Das war wirklich gerade sein einziges Problem? Sein verfluchter Sneaker?
»Kriech doch«, murrte ich darauf hin einfach nur und wendete schnell meinen Blick von ihm ab. Mir war bewusst, dass es nicht immer einfach war, mit mir auskommen zu können, doch bei Yoongi sollte man diesem Talent einen Preis verleihen.
»Wir haben...« Yoongi schielt kurz sein Handy an, um einfach nur noch genervter aussehen zu können. »Halbvier. Ich leg mich jetzt wieder hin und ihr lasst mich endlich schlafen«, erklärte er in einem Ton, wie man mit kleinen Kindern redete.
»Aber...«, fing Nuri an, doch wurde gleich darauf auch wieder unterbrochen. Jedoch nicht von Yoongi oder mir, sondern von dem Ältesten der Gruppe, welcher aufgebracht in das Zimmer stürmte.
»Mich hat eine Frau beim Pinkeln beobachtet!« Entsetzt setzte sich Jin neben Yoongi. Seine Augen hatten durchgängig eine große Form angenommen und seine Atmung ging flach.
»Dich hat eine... Alles klar, wisst ihr was wirklich real ist? Genau, diese Tür und durch diese werdet ihr jetzt alle gehen«, fluchte Yoongi rum und zeigte auf die dunkle Holztür.
»Ich hab eine bessere Idee«, meinte Jin und es stellte sich raus, dass es die schlimmste Idee war, die es hätte sein können. Warum wir uns darauf eingelassen haben, konnte ich nicht erklären.
Wir waren verzweifelt, das musste es sein. Doch das schaute schon eher nach purer Verzweiflung aus.
Nuri, ich, Yoongi, Jin. So lautete die Reihenfolge, in der wir vier zusammen in einem Bett lagen – naja, eher war es mein und Yoongis Bett, welche aneinandergestellt wurden. Warum die beiden Jungs und Nuri und ich nicht in jeweils einem Bett schlafen konnte, musste man Jin fragen. Immerhin, war es sein Plan.
»Das«, begann Yoongi, nach dem wir uns alle unter der Bettdecke verkrochen hatten. »Wird niemand jemals erfahren, verstanden?«
Wir stimmten ihm leise zu. Den Vorschlag von Yoongi, dass er und Jin sich ein Bett -, und Nuri und ich uns jeweils zu zweit das ander Bett teilen könnten, wurde von dem Ältesten und Madam Lila abgelehnt.
Es war mir wirklich unangenehm, so nah an Yoongi gelegen zu haben. Nicht, weil ich ihn noch als mein „Feind" ansah, sondern einfach, weil mein verdammtes Herz nicht in einem gesunden Takt schlagen wollte.
Die Wärme, welche von ihm ausging, trug auch nicht gerade bei, dass es meine Umstände erleichtern würde. Es bezweckte eher das Gegenteil. Mir war so unbeschreiblich warm, dass ich am liebsten die Bettdecke von mir geschlagen hätte, damit die erfrischende Abendluft mich kühlen konnte.
Doch ich hatte zu viel Angst, die schützende Decke von mir zu entfernen. Hier spukte es immerhin – auch wenn sie kein Geist war, wie es schien.
Dank meines Adrenalins, welches durch meine Adern pumpte, obwohl ich keinerlei sportliche Aktivität nachgegangen hatte, blieb ich eine Zeitlang einfach nur wach liegen und ging die, längst überfälligen, Gedanken nach.
Ich vernachlässigte die Uni. So viele Jahre hatte ich für diese Universität stundenlang vor den Büchern gehangen und nun... nun erinnerte ich mich nicht mal mehr daran, was wir als Letztes in der Vorlesung besprochen hatten.
Das schlechte Gewissen meinen Eltern gegenüber, welche jeden Monat so viel Geld zahlen mussten, nur damit ihre undankbare Tochter, ihre Gedanken in irgendein Escape-Game investierte, anstatt von Schulbüchern, gerat bei mir immer wieder in Vergessenheit.
So wie auch zu dieser Zeit, in der ich hier lag und mir erneut überlegte, wer das Gehirn hinter unseren Aufgaben war.
Ich konnte mir schwer vorstellen, dass einer der neun Anderen, S war. Doch nun, als ich hier im dunkeln lag und vor mich hindöste, gingen meine Gedanken immer öfters zu Nathaniel, den Angestellten im Café Moccatorium.
So gesehen, fing alles in diesem Café an; Jade fand diese Anzeige im Internet, Nuri arbeitete dort, ich wurde an diesem Ort betäubt und wir sind alle, nach unserem ersten, gemeinsamen Aufeinandertreffen, in der Nähe des Cafés rausgekommen.
Bisher hatten nur Jade und ich Nachrichten von S bekommen. Nathaniel hatte unser Handynummern, da wir eigentlich in einem guten Kontakt zueinanderstanden. Nuri würde bestimmt die Nächste sein, welche eine Nachricht bekommen würde - immerhin wurde auch damals ihr Handy mitgenommen.
Warum eigentlich? Was hatte S mit unseren Handys vorgehabt?
Eine große Lücke gab es in meiner Theorie: kannte Nathaniel die sieben Jungs? Wenn nicht, warum waren sie auch bei diesem Game dabei? Was dachte sich S, als er uns zusammengetan hatte?
Ich atmete schwer aus und drehte mich zu Nuri um.
Ich musste mir eingestehen, dass ich für einen kurzen Moment sie verdächtigt hatte. Warum genau konnte ich mir im Nachhinein selbst nicht so recht erklären. Doch es war dumm von mir. Sie war eine so nette und unterhaltsame Person, dass man sie einfach ins Herz schließen musste.
Was hatte S geplant? Was war sein Ziel? Worauf wollte er hinaus? Und vor allem: Was würde noch kommen?
Das Alles bereitete mir Kopfschmerzen.
Doch es war nichts gegen das Brennen, welches sich in meinem Körper verbreitete, als ich Yoongis Fuß direkt an meinem spürte. Wie war es möglich, dass seine kalte Haut so viel Hitze erzeugen konnte? Und wie konnte er so schnell einschlafen?
Mein Herz setzte kurz aus, als sein Fuß so schnell verschwand wie er gekommen war.
Es wurde plötzlich so stickig in diesem kleinen Zimmer, dass ich Schwierigkeiten beim Atmen bekam. Gerade, als ich mich doch dazu entschied, die Zudecke von mir zu entfernen, schlang sich ein Arm um meinen Bauch.
Ich erstarrte. Traute mich nicht zu bewegen. Hörte auf zu Atmen.
Langsam blickte ich auf den Arm, welcher schlaff auf mir lag und folgte dessen Weg, bis zum Torso des Besitzers. Ich entspannte mich sofort, als ich feststellte, dass der Arm Nuri gehörte.
Wie konnte sie, trotz der Sache von vorhin, ebenfalls so schnell einschlafen?
Diese ganze Escape-Game Sache brachte mich komplett aus dem Konzept. Ich hoffte, es endete bald – auch wenn ich gestehen musste, dass dieses Experiment endlich etwas mehr Spannung in mein Leben brachte.
Die Schule hatte damals die meiste Zeit meines Lebens bestimmt. In Korea war das Schulsystem ohnehin schon sehr streng, doch ich hatte mich selbst noch extra unter Druck gesetzt. Auch wenn meine Eltern immer meinten, dass sie, egal welchen Weg ich in meinem Leben einschlagen wollte, stolz auf mich sein würden, wollte ich sie nicht enttäuschen.
Doch nun kam S mit seinem Experiment und mit ihm kamen auch acht Menschen, welche ich, ohne dass Alles, niemals kennen gelernt hätte – außer Yoongi wahrscheinlich.
Ich sollte mich freuen, hierdurch die Möglichkeit zu erlangen, endlich mal etwas Neues erleben zu dürften.
W Ö R T E R: 1301
Ich finde, ich hab bisher zu wenig Charakter in Yuna gesteckt, daher dieses Kapitel...
Sie war wie ein Roboter ohne Gefühle und ich hasse es ~_~
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top